Hinfahrt 2010

Date:    5 Jan 2010 14:48
Tags:    Blog, China, Reise, Reiseberichte
Location:    Kunming, Kunming, Yunnan, China

Busverdruss

​5. Januar 2010

Der Zug ist pünktlich am Montag Mittag in Kunming.

Schnell fahre ich ins Youth Hostel und packe meine Sachen. Morgen nehme ich Abschied von Kunming und fahre mit dem Nachtbus nach Jinghong! Ich verspüre eine deutliche Vorfreude.

Als ich am nächsten Morgen an der "Long Distance Bus Station" ankomme, werde ich am Schalter kurz und knapp abgewiesen. Mei you- es gibt kein Bus nach Jinghong! Ich protestiere und bekomme nach ewigem Hin und Her eine Nummer sowie diverse chinesische Schriftzeichen auf ein Blatt Papier gekritzelt.

Bedröppelt verlasse ich die Wartehalle. MANN! Alles umsonst "bus-optimiert" gepackt (3 anstatt 6 Taschen)!

Als ich meine Packtaschen vor der Halle wieder umpacke, sammelt sich die gewohnte Menschentraube um mich herum. Aus dem ewig gleichen chinesischem Gemurmel über meine Landkarte, Reifen, Packtaschen und so weiter, hören meine genervten Ohren plötzlich eine sympathische Frauenstimme fragen: "May I help you?!" - weil so selten nochmal: "May I help you?!"

JA! Ich erkläre ihr meine Not und erhalte weitere wichtige Eckdaten:

  1. Die Busse Richtung Laos fahren nun von der Südstation ab. Diese liegt weit weit entfernt vom Bahnhof und ist auf meiner (veralteten) Karte gar nicht drauf.
  2. Auf dem Zettel ist die Busnummer notiert, der mich zu dieser neuen Station hin bringt. Eine recht nutzlose Information, da ich ja mit dem Rad dorthin fahre - so scheint es.

Ich folge ihrer "Webbeschreibung" worauf ich am Hauptbahnhof strande. Beim besten Willen kann ich hier keinen anderen Weg finden. In solchen Situationen kommt man sich ganz schön dämlich vor.

Also frage ich mich mit Hand und Fuß weiter, erhalte von einem Polizisten eine aktuelle Stadtkarte von Kunming und fahre damit zurück zum englisch-sprechenden Engel.

Kaum bin ich auf dem Busbahnhof, sehe ich zwei große, Hilfesuchenden Augen auf mich zulaufen: Ben aus Canada. Er ist vor wenigen Minuten aus Peking eingetroffen, hat rissige Hände von der Eiskälte dort und irrt - ebenso wie ich kurz zuvor - auf dem übervollen Busbahnhof umher: Auf der Suche nach jemanden, der Englisch sprechen kann!

Ich kläre ihn über die hiesige Situation auf und führe ihn dann zum Bus-Engel. Dank rudimentärster English-Kenntnise kommen wir ein ganzes Stück weiter und erhalten alle nötigen Informationen. Wie schön wenn man sich versteht!

Bevor ich mich auf die lange Tour zum Busbahnhof mache, gehen wir noch einen Happen essen und quatschen übers Reisen und Radfahren. Ben plant auch eine längere Radtour und ist sehr interessiert.

Ein paar Tipps später trete ich den Weg ins Ungewisse an.

Es geht am Flughafen vorbei durchs Industriegebiet, dann kommen Autobahnbrücken und wieder ein Industriegebiet. Fast gebe ich die Hoffnung auf und kehre um. Ich habe trotz Karte die Orientierung verloren. Hier kann unmöglich noch was konstruktives bei herauskommen!

In Dunst der Abgase erkenne ich ein paar Meter vor mir eine Bushaltestation: 154. Also bin ich richtig und fahre einfach weiter, bis ich irgendwo rauskomme...

Der Plan geht auf. Plötzlich ändert sich die Umgebung wieder, es erscheinen große Messehallen (?) und die Straßen werden breiter. Auf der linken Seite sehe ich tatsächlich Reisebusse stehen!

Zwanzig Minuten später sitze ich im Sleeper-Bus nach Jinghong. Rondolf ist sicher im Bauch des Buses unter und es geht pünktlich los.

Bin ich erleichtert! Und nun husch husch in den Süden!

Date:    6 Jan 2010 10:02
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Jinghong, Jinghong, Yunnan, China
Weather:    27° Partly Cloudy

Nachtbus Trauma

Inside a Sleeper Bus // Im Sleeper-Bus

Der Motor läuft schon, da drängt sich eine Mutter mit ihrem Baby in den Bus. Klar, dass sie direkt neben mir Platz nimmt... Schrei!

Der Busmotor ist sehr laut, alles vibriert, die Betten sind für Chinesen optimiert und an Schlaf ist kaum zu denken. Es ist eher so, dass mir vor Erschöpfung irgendwann die Augen zufallen und ich wenige Minuten später durch Krämpfe in den Beinen, den nächsten Busstopp (Alle Lichter an!) oder das Babygeschrei neben mir unsanft ins Jetzt geholt werde.

Um kurz nach fünf Uhr stoppt der Motor und ich schrecke hoch: viele steigen aus, ein paar bleiben liegen. Sind wir da? Die Busfahrer verstehen kein Wort Englisch, schauen stumm auf die Karte und nicken sich nur gegenseitig an. Ich beschließe, einfach zurück zum Bett zu gehen, dort liegen zu bleiben bis mich jemand rausschmeißt. Vielleicht kann ich so noch etwas schlafen.

Wie ich später sehen ist es tatsächlich so, dass der Bus in Jinghong eingetroffen ist. Wer mag, kann im Bus schlafen bis es hell ist.

Um kurz nach acht Uhr ist es hell genug und ich wage den Schritt nach Draußen. Es ist schon spürbar warm und wesentlich schwüler als in Kunming.

Ruhig rolle ich durch die Stadt zur Brücke, wo mir der erste Blick auf den Mekong den Atem verschlägt. Die Morgensonne bildet mit den Wolken ein tolles Bild! Trotz der anstrengenden Fahrt hier her bin ich froh, dass ich den Bus gewählt habe.

Nach kurzem Frühstück und Einkauf geht es gut gelaunt Richtung Mengla. Die Straße rollt gut und die Landschaft lässt alle Strapazen vergessen.

Date:    9 Jan 2010 18:11
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Jinghong, Jinghong, Yunnan, China
Weather:    11° Clear

Bye bye China!

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623194584644

Bis zur Grenze sind es nur noch wenige Kilometer. Morgen verlasse ich China.

Mir geht es gut, die Fahrt durch die neue Landschaft ist unglaublich. Sehr grün und gerade im Vergleich zum ewig gleichen Betongrau der letzten Wochen beeindruckend abwechslungsreich.

Die Straßen werden spürbar ruhiger und das Radeln in der neuen Umgebung macht richtig Spaß! Auch die Leute sind spitze, feuern mich auf ihren Mopeds an, wenn ich sie überhole oder sie an mir vorbei brausen. Stichwort: ansteckendes Lachen - hab ich das vermisst!

Gerade sind es milde 20 Grad, tagsüber um die 30 und ich habe wieder etwas Rot im Gesicht.

Die letzten Wochen waren an neuen Eindrücken kaum zu überbieten - China ist wirklich unglaublich abwechslungsreich, ganz zu schweigen vom Landschafts- und Klimawechsel zwischen Kunming, Guilin, Yuangsho und Xishuangbanna!

Schon die Zugfahrt nach Guilin wäre ein eigenen Bericht wert. Sobald ich in Laos ein Internet-Cafe finde, schreibe ich ausführlicher.

Date:    12 Jan 2010 08:45
Tags:    Blog, Laos, Reise
Location:    Louang Namtha, Louang Namtha, Laos
Weather:    26° Partly Cloudy

Schweres Datenbeben in Luang Namtha, Laos

Um 12:48 Uhr Südostasienzeit ereignete sich in Luang Namtha, Nordlaos, eines der schwersten Datenbeben in der Geschichte des laotischen Internetzes. Wichtige Internetdienste wie Facebook oder Flickr waren minutenlang nicht mehr erreichbar.

Die aktuellsten Geo-Messungen lokalisieren das Epizentrum in der Muang Sing Straße 18a. Augenzeugen berichten von einem weißen, bärtigen Mann mit typisch westlichem Wuschelkopf, der in einem Internetcafe verschwand und dort Bilder auf eine so genannte Fotosharing-Site hochlud. Sekunden später brach das Netz zusammen und das digitale Leben der Region kam zum Stillstand.

In der darauf einberufen Pressekonferenz gestand der Mann: "Ich wollte nur ein paar Bilder hochladen und plötzlich ging gar nix mehr!".

Rettungskräfte arbeiten momentan fieberhaft daran, die Leitungen von dem angehäuften Datenmüll freizuschaufeln. Die flirrende Mittagshitze erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich.

Wann der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt ist, bleibt unklar.

Der vermeintliche Verursacher sitzt zur Zeit unter Beobachtung im Manychan Restaurant und wird mit Beerlao ruhig gestellt.

(cpt)

Date:    13 Jan 2010 17:48
Tags:    Blog, Laos, Reise
Location:    Louang Namtha, Louang Namtha, Laos
Weather:    15° Overcast

Luang Namtha bei Nacht

Die Horrormeldungen aus Laos brechen nicht ab:

Beim nächtlichen Spaziergang durch die Gassen klemme ich mir fast die Beine ein, als die Bürgersteige unerwartet um kurz vor zehn hochgeklappt werden und beim anschließenden Besuch auf dem Nachtmarkt falle ich in eine tiefe, gähnende Leere, aus der ich mich nur mühsam befreien kann.

Kurz: ich fühle mich hier sauwohl und genieße die ruhigere Gangart der Laoten in vollen Zügen.

Dennoch: obwohl ich von vielen Reisenden "vorgewarnt" wurde ist der Kontrast zu Chaos-China echt heftig.

Wenn ich mir mal die Nase hochziehe oder beim Essen leise schmatze, komme ich mir schäbig, ja fremd vor.

Hier wird mit Besteck gegessen - Essstäbchen gibt es nur für spezielle Speisen - und der Esstisch sieht nach dem Mahl meist sauberer aus als vorher (kein chinesisches Rotz-Knochenspuck-Schlachtfeld).

Und es wird in der Regel viiiiel leiser gesprochen. Musikalische Belästigungen mit Technoschrott sind bisher auch Fehlanzeige.

Das sind meine ersten Eindrücke von Laos, 80 Kilometer hinter der Grenze zu China, aus der Provinzhauptstadt Luang Namtha.

Date:    15 Jan 2010 22:25
Tags:    Blog, Laos, Reise, Reiseberichte
Location:    Ban Houayxay, Ban Houayxay, Bokeo, Laos
Weather:    17° Mostly Cloudy

Einmal Robbie Willjens und zurück

Zwei Tagesetappen plane ich für Luang Namtha nach Huay Xai.

Am ersten Tag geht es locker flockig die rund 60 Kilometer durch sanfte Hügel nach Vieng Phoukha. Dort kehre ich gegen 17 Uhr hübsch angeschwitzt in einem schönen Guesthouse unter und genieße bei offenem Fenster die Abendstimmung auf meiner Holzterrasse. Vom Hügel hat man einen tollen Überblick auf das Dorf.

Der nächste Tag startet mit einem grandiosen Frühstück: 4 Spiegeleier mit Speck, 4 Marmeladenbrote und viel Tee.

Hochmotiviert trete ich die nächste Etappe an: Heute geht es über 120 durch die Berge. Der erste Anstieg geht nach 20 Kilometern los und überwindet gut 400 Höhenmeter. Dann folgen bei Kilometer 60 und 80 mehrere Wellen mit zwei beeindruckenden Spitzen von nochmal je 200 bis 300 Höhenmetern.

Das Streckenprofil ist auf der Landkarte schon beeindruckend. In der Praxis ist das aber nochmal beeindruckender, denn es geht ständig bergauf und bergab und auch die kleinen Hügel zwischendurch summieren sich.

In jedem Dorf werde ich frenetisch empfangen und fühle mich kurzzeitig groß wie ein Rockstar. Wie schön!

Ich fahre meist langsam durch die Dörfer, denn sie liegen entweder am Ende in der Talsenke oder auf dem Gipfel.

Schon lange vor meiner Ankunft schallt schon von überall "Sabei-Dii!". Mit der Sonne kommt im Matsch-Kopf irgendwann nur noch Schallbrei an. Mit der Zeit wird mir das Gejubel auch wieder zuviel. Manche Kinder wollen mich anhalten – in meinem Zustand eine seeehr schlechte Idee. Irgendwann nervt es dann doch. Trotzdem versuche ich sooft wie möglich zu lächeln oder wenigstens zu winken, obwohl mir hundeelend zumute ist. Nach einiger Zeit spüre ich die trockene Kehle kaum noch. Alles brennt. Dann wechselt der Straßenbelag auch noch von OK zu sehr schlecht.

Bei Kilometer 65 packt mich der Ehrgeiz / Wahnsinn, am Berg mit dem heranschleichenden thailändischen LKW ein kleines Wettrennen zu veranstalten. Das Rennen gewinne ich, aber danach verliere ich auf voller Strecke. Die Beine werden immer schwerer und am letzten Hügel schiebe ich.

Obwohl ich Gänseschritte mache pocht es mit jedem Schritt mehr in meinem Kopf. Der ganze Kopf besteht nur noch aus Adern - von Gehirn keine Spur - und ich denke nur: wenn jetzt da oben ein Äderchen platzt! Wer macht die Sauerei dann weg?

Die Straße schraubt sich immer weiter um den Berg. Kurz vor dem Gipfel fahre ich links auf eine kleine Feldfläche und falle vor Erschöpfung ins Gras.

Auch die sonst so erfolgreiche Injektion von Sprite hilft nicht weiter. Es ist zuviel. Ich mache eine längere Pause und versuche die Aussicht mit romantischem Grillengezirpe zu genießen. Das Endziel werde ich wohl wieder im Dunkeln erreichen.

Wie lange ich da sitze weiß ich nicht mehr. Einige Mofafahrer fahren vorbei und jubeln mir zu. Wow tut das gut! Und plötzlich rolle ich wieder bis es endlich bergab geht.

Bei der Abfahrt holen mich die Endorphine ein und ein Urschrei entspringt. Mit hochgerissenen Armen rase ich die Steigung runter. So was hartes habe ich seit Kirgistan nicht mehr erlebt!

Die Straße ist wieder super. Ein paar versteckte Bodenwellen machen aber auch die Abfahrt riskant. Ein total verbeulter LKW im Graben in einer halbenengen Kurve holt mich schlagartig wieder auf den Boden zurück. Sieht übel aus.

Im nächsten Dorf sehe ich zwei Backpacker am Straßenrand sitzen. Ich halte an und starte einen kleinen Plausch. Sie kommen aus Italien und warten auf den Bus, der jeden Moment eintreffen soll. Und so ist es: als ich mich umdrehe fährt auch schon der Pick-Up-Bus an.

Die Fahrt kostet umgerechnet 80 Cent. Kurzentschlossen springe ich auf und fahre die letzten 40 Kilometer zusammen mit Rondolf auf der Ladefläche mit (die beiden anderen sitzen vorne beim Fahrer).

Die warme Abendluft tut gut und ich schaue fasziniert dem Landleben zu. Mein Tunnelblick hatte diesen schönen Anblicke leider zu sehr verschleiert. Ab und zu wecken mich Krämpfe in den Beinen aus meinen Tagträumen und ich versuche so gut es geht auf der engen Fläche zu dehnen. Ansonsten macht es einfach nur Spaß so der Sonne entgegen zu fahren.

Glücklich und sehr erleichtert komme ich in Huay Xai an. Es ist noch hell und ich finde etwas ab vom Touristenzentrum ein gutes Guesthouse. Der Herbergsvater empfiehlt mir sein laotische Lieblingsrestaurant, wo ich mit sehr leckerer Suppe Elektrolyte nachtanke.

Morgen lege ich einen Ruhetag ein und kümmere mich um die Weiterfahrt nach Luang Prabang.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623227566842/

Date:    16 Jan 2010 21:26
Tags:    Blog, Laos, Reise, Reiseberichte
Location:    Ban Houayxay, Bokeo, Laos
Weather:    18° Clear

Chaotische Fingerübungen

​16. Januar

Früh am Morgen erkundige ich mich beim Herbergsvater um die Weiterfahrt nach Luang Prabang.

Dabei halte ich mich streng an eine Lektion, die ich gelernt habe: bei der Suche nach echten Insider-Tipps - frag die Einheimischen! Bevor man sich auf eigene Faust mit vielen anderen Reisenden auf der Straße ins Getümmel stürzt, kann man in einem kleinen Plausch mit "Hiesigen" oft mehr in weniger Zeit erfahren (gilt nicht beim Weg erfragen auf dem Land).

Zumal das Gespräch erquickend sprachfreudig ist: er - seines Zeichens Lehrer - kann neben Englisch auch Französisch und lockt mir sogar eins zwei klitzekleine frankophile Bröckchen aus dem Sprachzentrum hervor (ich kann ja bekanntlich "gut" französisch).

Indes schweift mein Kopf immer wieder zurück in den China-Smalltalk-Modus (hahahau hau, eh eh!) und so weiter.

Es dauert immer so zwei Wochen, bis ich mich sprachlich akklimatisiere und auf die neue Sprache und Gesprächsform einlassen kann bzw. meine Hand-Mund-Koordination auf das neue Land umgestellt ist.

Am Ende erfahre ich tatsächlich, wie es um die Bootsfahrt nach Luang Prabang bestellt ist. Außerdem erkundige ich mich über die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme auf den Speedboats, die die Strecke in 6 Stunden anstatt 2 Tagen abfahren.

Denn für die Fahrt nach LP habe ich klare Anforderungen: schnell soll sie sein (keine zwei Tagestour) und ohne viel thailändisches Backpacker-Beiwerk, das mir schon nach wenigen Minuten in der Stadt deutlich auf den Geist ging.

Sein Vorschlag: wir fahren mit seinem Jeep auf dem Landweg nach Luang Prabang City. Das ist 100% sicher und viiiel günstiger. Zudem kann er mir während der Fahrt einiges über Land und Leute erzählen UND ich kann noch hübsche Bilder vom unberührten Landesinnern machen.

Ich akzeptiere seinen Vorschlag und genieße anschließen meine Entspannungsfahrt um den Block, wo ich Beine, Seele und Zunge mal so richtig baumeln lasse.

Am Abend laden wir das Rad ins Auto und fahren gleich weiter: We go Party! Dabei war ich gerade schön am Papaya schlemmen!

Eine halbe Stunde später reihe ich mich mit ihm und seiner Frau in eine lange Menschenschlange ein: er führt mich auf eine laotische Hochzeit (Holländerriese nimmt halb so große Laotin zur Frau). Die ganze Stadt scheint sich hier zu treffen, um zu gratulieren.

Wir nehmen - klar - in der ersten Reihe Platz. Und ja: jeder muss tanzen. Mit Schweißperlen auf der Stirn gehe ich im Geiste die mir abrufbaren Grundschritte durch. Nichts! Oh nein! Angstblockade, Blackout - Totalblamage!

Zum Glück bleibt mir noch etwas Zeit, denn obwohl die Musik ohrenbetäubend laut ist, scheint keiner dem Treiben um die Bühne geschweige denn dem Animateur Gehör zu schenken und sich nur aufs Essen zu stürzen.

Bei uns undenkbar: vorne am Eingang empfängt das Brautpaar noch Gäste und hinten werden schon gierig die Folien vom Gedeck gerissen (Fliegenschutz) und geschlemmt was das Zeug hält.

Irgendwann sitzt dann auch endlich das Brautpaar. Zehn Sekunden später das obligatorische Gruppenfoto und drauf gleich der Eröffnungstanz.

Ein traditioneller, laotischer Tanz, bei dem vor allem die Hände mit gespreizten Fingern gedreht werden. Hüftbewegungen sind nur schwach zu erkennen. Ebenso Drehungen und Partnerkontakt. Wirkt auf mich recht steif und emotionslos.

Nach und nach folgen die Eltern und nahe Verwandte dem Paar, bis ein geschlossener Kreis entsteht.

Dann geht das Paar Tisch für Tisch ab und jeder Gast trinkt einen Schnapps auf ihr Wohl. Dazwischen huscht geduckt ein weiterer Schnapps-Anbieter durch die Menge und schenkt kräftig aus (ein laotischer Stimmungsanheizer?).

Das Ende vom Lied: Nach einer Stunde habe ich gut einen Sitzen, denn offenbar kommt der Huscher verhältnismäßig oft an meinen Platz. Zu guter letzt bittet mich die Frau des Fahrers zum Tanz und da gibt es kein pardon:

Es geht paarweise im Kreis, die Hände immer drehend, schrittweise um den großen Blumenstrauß, der vor der Bühne steht. Zaghaft wackle ich mit den Hüften und versuche mir dabei irgendetwas orientalisch-mystisches vorzustellen.

Als ich kurz die Augen schließe, um mich völlig der Musik hinzugeben, zwickt mich meine Partnerin und es folgt ein Seitenwechsel mit Drehung. Wow!

Nach dem Tanz verlassen wir schlagartig mit hunderten von anderen Gästen den Ort und fahren nach Hause. Das sind mir mal Sitten. Lustig war's auf jeden Fall! Dank an den (mir noch immer unbekannten) Gastgeber!

Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich nicht noch mehr trinken muss. Die Dauerpenetration von allen Seiten ist dann doch eher doof als amüsant. Beispiel: Mein strategisches Wasser wird einfach ohne Kommentar weggeschüttet und mit warmen Bier nachgefüllt...

Sei's drum: Morgen wird es trotz VIP-Service und Stoßdämpfer sehr anstrengend und ruckelig. Bin gespannt auf das "neue" reisen.

Bilder

Date:    17 Jan 2010 12:00
Tags:    Blog, Laos, Reise, Tagebuch
Location:    Luang Prabang, Luang Prabang, Louangphabang, Laos
Weather:    24° Overcast

Houei Xai -> Luang Prabang

Im VIP Jeep

Fühle mich beschissen. Die Fahrt hier her hat über 200 EUR gekostet und war unterm Strich sau nervig. Klar hatte es auch was für sich, mit dem Jeep durch die Gegend gefahren zu werden.

Aber gerade fühle ich mich derbe übers Ohr gehauen, denn es war keines Wegs viel günstiger (!) und sicherer als auf den Speed-Boats!

Lirum, larum: Ich bin wieder drauf reingefallen, dass mir jemand "was Gutes, einfach so" gibt, weil ich so toll bin.

Ach, was mache ich mir denn für Gedanken. Warum ist mein Gemüt so zugeklebt von doofen Gedanken_ Ich habe einen Plan und den halte ich gerade super ein. Geld ist dabei eher Nebensache. Dafür sehe ich abgefahrene Dinge und erhalte spannende Einblicke ins Land, die 99,9% der Besucher verwehrt bleiben.

So muss man das doch mal sehen.

Am Donnerstag könnte ich einen Flug nach Savannakhet nehmen oder Pakxe? Das werde ich morgen klären und mir nebenbei noch die Stadt angucken.

Guesthouse werde ich auch wechseln.

Date:    19 Jan 2010 14:11
Tags:    Blog, Laos, Reise, Reiseberichte
Location:    Luang Prabang, Luang Prabang, Louangphabang, Laos

Mal eben kurz – Nagelpflege und mehr in Luang Prabang

Luang Prabang gefällt mir so gut, dass ich vier Tage dort verbringe. Eine angenehme Mischung aus Lebhaftigkeit und "Easy-going" schwebt durch die Gassen und die Zeit vergeht wie im Flug.

Zudem treffe ich am zweiten Tag Oliver wieder. Unser erstes Treffen hatten wir an meinem ersten Tag in Laos an der ersten Wegkreuzung vor Luang Namtha, wo wir die kleine laotische Gaststätte kurzerhand zu einem zünftigen Gelage umgewandelt haben.

Zusammen erkunden wir Luang Prabang, den lebhaften Markt und die faszinierende Seidenweberei in der Umgebung. Am 19. feiern wir gemeinsam mit Jimmy, dem lustigen Taiwanesen, meinen achten Monat "on tour". Schön!

Die abwechslungsreichen Restaurants der Stadt laden zum ausgiebigen Verweilen in der Sonne ein. Leidenschaftlich geben wir uns dieser Versuchung hin und genießen nebenbei die gute laotische Küche.

Zum Abend hin mache ich Berührung mit laotischer Fuß-Massage und Nagelpflege. Massage ist gut, die anschließende Nagelpflege erweist sich jedoch als weitaus radikaler als gewünscht.

Schnippschnapp sind alle Fingernägel bis auf die Haut gekürzt, so dass ich am Abend Schwierigkeiten habe meine Reifen zu wechseln und die Radtaschen zu packen.

Morgen geht es Richtung Pakse im Süden Laos.

Date:    22 Jan 2010 14:24
Tags:    Blog, Laos, Reise, Reiseberichte
Location:    Pakxe, Pakxe, Champasak, Laos
Weather:    27° Clear

Kanu fahn!

Oh nein: Das Wetter schlägt um! Trotz Trockenzeit zieht kräftiger Regen übers Land. Die Straßen werden spiegelglatt und mehrfach fliegen laotischen Mofaroller aus der Kurve. Auch das Radfahren wird dadurch schwieriger.

Im Gegensatz zu Luang Prabang ist es in Paksé noch schwüler und auch lauter und voller.

Nach ungewöhnlich langer Suche finde ich im Hotel Paksé endlich eine Unterkunft. Das Zimmer ist erschwinglich und hübsch eingerichtet. Auch der Blick auf den Mekong und die Berge ist durchaus reizvoll.

Am nächsten Morgen buche ich eine Kayakfahrt auf dem Mekong. Drei Tage langt geht es den mächtigen Strom entlang Richtung Süden. Rondolf wird am Tag drei inklusive Gepäck nachgeschickt und ich fahre per Rad weiter nach Cambodia - Fernziel Phnom Penh.

Soweit der Plan. Ich bin erstmal sehr gespannt, wie mir meine Paddel- Premiere gefällt.

Date:    23 Jan 2010 04:46
Tags:    Blog, Laos, Reise
Location:    Pakxe, Pakxe, Champasak, Laos

Mit allen Wassern gewaschen

Der erste Kayak-Tag beginnt um sieben Uhr in der Früh. Zackzack sind die Taschen auf dem Rad damit ich mich in Ruhe dem Frühstücksbuffet widmen kann. Frühstücksbuffet - ein Luxus, den ich seit Monaten (Delingha, China) nicht mehr hatte (und auch wenig vermisst habe).

Keine Frage: die Energiespeicher müssen für das kommende Abenteuer randvoll sein!

Drei Tage mörderische Stromschnellen, kraftzehrende Felsumschiffungen und meterlange (und dadurch potentiell gefährliche) Irrawaddy- Süßwasserdelfine. Womöglich müssen wir auf irgendeiner der 4000 Inseln notlanden, weil uns die Puste ausgeht oder das Boot undicht wird. Das alles bei dieser Affenhitze!

Mit diesen Gedanken rolle ich um kurz vor acht beim Reisebüro ein, stelle Rondolf in eine sichere Ecke und warte kugelrund und aufgeregt auf die Abfahrt.

Im Minibus sitzen noch drei andere Reiseteilnehmer. Ein Pärchen aus Südtirol und ein Mann aus Heidelberg.

Wenige Minuten später bricht der Heidelberger endlich das frühmorgendliche Schweigen und wir verfallen alle vier auf englisch in heiteren Smalltalk übers Reisen. Hauptthema – wie so oft – China!

Mit fast mehr als drei Monaten Aufenthalt und delikaten Weggeschichten kann ich da durchaus erfreulich tief aus dem Nähkästchen plaudern.

Irgendwann fällt bei irgendeinem von uns irgendein deutscher Wortfetzen und wir stellen unter schallendem Gelächter fest, dass wir alle auch der deutschen Sprache mächtig sind. Selbiges passiert häufig und ist immer wieder lustig.

Im Galopp geht es dann erzähltechnisch als auch mit dem Bus über Stock und Stein und viel zu früh erreichen wir den Hafen. Der Heidelberger fährt weiter, Manu, Tobi und ich wandern weiter zum Strand.

Gerade noch Herr über alle Radwege der südlichen Halbkugel schrumpfe ich beim Anblick der Boote, Schwimmwesten und knallgelben Sturzhelme auf Springmausgröße zusammen.

Aber alles halb so schlimm: die Schwimmweste passt und nach kurzer Sicherheits- und Fahranweisung wackeln wir dann auch schon übers ruhige Wasser. Vorerst ohne Helm.

Bis zum Mittagstisch sind die Bewegungen mit dem Paddel noch etwas unstet. Danach geht es immer besser voran und macht richtig Spaß.

Manu und Tobi fahren im eigenen Zweier und erweisen sich als sehr sympathische Gefährten. Die anfängliche Angst ist wie weggeblasen und wir gleiten ruhig durch atemberaubende Flusslandschaft zu den 4000 Inseln.

Am Ende erreichen wir pudelnass, aber entspannt und angenehm erschöpft unseren Zielhafen auf Don Khon, einer sehr ruhigen und recht ursprünglichen Insel.

Dort geht es nach gutem Abendessen und Kurz-Briefing für die morgige Tour in die Bambushütte, wo ich ganz schnell ganz tief einschlafe.

Der zweite Tag beginnt mit einer Zeitreise in die Tage der französischen Kolonialisierung. Danach besuchen wir die Orte des Geschehens zu Fuß und setzen nach dem großen Wasserfall in einer ruhigen Bucht unser Kayakfahrt zur Delfinbucht fort.

Hier heißt es zum ersten Mal "Helme aufsetzen", denn die ersten Stromschnellen warten auf uns.

Den Abend lassen wir auf einer winzigen Felsinsel ausklingen, wo wir mit großer Spannung nach den Süßwasserdelfinen Ausschau halten.

Ein paar Mal sehen wir die Rückenflossen der Säuger, dann heißt es Abschied nehmen. Tobi und Manu haben nur zwei Tage gebucht und fahren nun zurück zum Guesthouse. Ich steche mit Tae, meinem Guide, nochmal hinaus - näher zu den Delfinen.

Schön, aber scheu sind diese Tiere. Leider hört man oft nur das Schnauben beim Luftholen und schon sind sie wieder abgetaucht. Eine echte Begegnung (wie zum Beispiel damals beim Tauchen im Roten Meer) sucht man hier vergebens.

Bei den vielen laut knatternden Motorbooten auch kein Wunder! Kaum sieht man andeutungsweise einen Delfin, schon dröhnen die Weißbrot beladenen Boote in die neue Richtung... Da hätte ich als Delfin auch kaum mehr Lust als ab und zu mein Hinterteil aus dem Wasser zu strecken. Eat this!

Bevor es zum Abendmahl geht, kühle ich mich nochmal im klaren, weichen Mekong-Wasser ab und schwimme eine Runde zu einer kleinen Insel im Fluss.

Leider ist das Abendessen im "Homestay" weniger gut und der halb-gare Fisch schlägt mir ziemlich auf den Magen. Zusätzlich beschallt ein Dorfbewohner die ganze Nacht das Dorf mit laotischer Trauermusik aus der Heimorgel.

Der Guide erklärt mir den laotischen Trauerbrauch: der oder die Tote wird vor der Verbrennung drei Tage im Haus aufgebahrt. Jeder Familienfreund und Dorfbewohner kann sich so nochmal stilvoll verabschieden. Je mehr Leute, desto besser. Die Musik soll auf den Trauerfall aufmerksam machen und gleichzeitig zum Vorbeikommen einladen.

Nachdem wir die Familie besucht haben kann ich etwas besser schlafen. Dennoch ist das Gefühl ähnlich wie damals in der Tschechischen Republik (s. Trauer für einen Unbekannten) und die Bilder und die sich meditativ wiederholenden Melodie werden mir lange in Erinnerung bleiben.

Am Tag drei wache ich zerknautscht und mental ziemlich durchgeschreddert auf. Mir ist heute überhaupt nicht nach Halligalli auf dem Wasser und ich sage die Kanufahrt durch die Stromschnellen zum großen Wasserfall mit hängendem Kopf ab.

Das darauf folgende Ziehen im Bauchbereich zeigt mir jedoch, dass ich damit absolut richtig liege. Schade, aber in dieser Verfassung hat das keinen Wert.

Ich möchte nur noch so schnell wie möglich zu meinem Rad beziehungsweise dem dortigen Arzneikasten, mit dessen Hilfe ich mich für die Weiterfahrt nach Phnom Penh in Cambodia präparieren kann.

Denn höchste Priorität hat für mich, in eine möglichst große Stadt zu kommen, um eventuell einen kompetenten Arzt aufsuchen zu können, falls sich mein Zustand verschlechtert.

Und so sitze ich um kurz vor 12 Uhr im Bus zur kambodschanischen Hauptstadt und verlasse leicht gehetzt und total durchgeschwitzt Laos. Das Land, das mir durch seine entspannte Atmosphäre so viel Freude am Reisen (zurück) gebracht hat.

Auf der kambodschanischen Seite wartet der Bus, wo Rondolf unsanft hineingestopft und unter kiloschweren Rücksäcken begraben wird. Der tapfere Rondolf begraben unter meterhohen Backpacker-Ballast – welch Schmach!

Geplante Ankunft ist 19:30 Uhr. Ich ergattere den letzten Sitzplatz und hoffe einfach, dass bis dahin alles gut geht und dicht bleibt.

Date:    25 Jan 2010 19:53
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Phnom Penh, Phnom Penh, Phnom Penh, Cambodia

Pfui Spinne! Neeee, lecker!

Statt der erwarteten Ankunft in Phnom Penh gibt es um 19:30 Uhr einen längeren Busstop zum Essen fassen.

Tatsächlich hat sich bei mir seit der letzten Rast in Katie stetig das Hungergefühl verbessert.

Ich tippe daher auf den klassischen Sonnenstich, der trotz Sonnenhut, viel Wasser und Abkühlung im Fluss Einzug im Kopf genommen (das Essen im Homestay war trotzdem unbekömmlich).

Wie dem auch sei: die Fahrt im klimatisierten Bus bekommt mir gut und ich lerne dabei noch meinen Sitznachbarn Stephan aus Argentinien kennen.

Gemeinsam probieren wir die frittierten Heuschrecken und Vogelspinnen, die uns am Nachtmarkt angepriesen werden.

Essanleitung: Stephan empfiehlt, bei den Heuschrecken den hinteren Unterschenkel abzutrennen, da diese mit kleinen Widerhaken versehen sind, die sich gerne mal in den Zahnspalten festsetzen. Die Einheimischen nehmen sie aber auch gern auf einmal in den Mund.

Die Vogelspinnen gleich ganz in den Mund und schnell (!) kauen, bevor sie versuchen wieder raus zu krabbeln!! :D

Die Heuschrecken sind mir etwas zu ölig und fade, aber dennoch schmackhaft. So Richtung Speck-Chips. Sehr knusprig.

Vogelspinnen sind gehaltvoller und mehr nach "meinem Geschmack". Eher vergleichbar mit einem guten Stück weichen Rauchschinken.

Als Dessert erstehe ich eine herrlich erfrischende Mango (hier beginnt gerade die Mangosaison und die kleinen Leckerbissen gibt es für kleines Geld an jeder Straßenecke).

Nach diesem kulinarischen Intermezzo geht weiter. Nur noch 75 Kilometer bis zur Hauptstadt!

Der Busfahrer nutzt nun zur Straßenkommunikation tendenziell eher die Lichthupe als das Horn. Wenn ich nicht gebannt das mir unerklärliche Lichtspiel auf der Straße verfolge (Licht an, Licht aus, Fernlicht), kann ich sogar auch mal ein Auge zumachen.

Es geht weiter durch recht öde Landschaft und ich bin froh, das im Bus an mir vorbei rauschen zu sehen.

Date:    25 Jan 2010 23:30
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Phnom Penh, Phnom Penh, Phnom Penh, Cambodia
Weather:    25° Partly Cloudy

Ankunft in Phnom Penh

Es ist kurz nach 23 Uhr - wir sind endlich da!

Die Stadt empfängt mich mit einer mächtigen Schwüle und einer Menge TukTuk-Fahrern, die mich zum besten Hotel der Stadt bringen wollen.

Möglichst gelassen versuche ich im fahlen Laternenlicht das Rad wieder zusammenzubauen (ich musste das Vorderrad abmontieren) und die Schutzbleche gerade zu ziehen. Irgendwas scheint sich auf der Fahrt verzogen zu haben.

Die Ursache suche ich morgen bei Tageslicht. Mir tropft der Schweiß von der Stirn und Stephan hat derweil einen Mofafahrer "gefunden" der uns kostenlos zu einem Guesthouse mit Seeblick führt. Die Preise klingen fair und wir können uns die Zimmer unverbindlich anschauen.

Ich folge möglichst unauffällig dem Mofa. Die Gassen sind eng und verschlungen. Finstere Gestalten lugen alle paar Meter aus der Dunkelheit hervor und machen noch finsterer Angebote.

Das Zimmer hat tatsächlich Seeblick und ist wirklich recht ruhig, obwohl das Guesthouse direkt im Falang- (=Ausländer) Zentrum liegt.

Für Kritik fehlt mir auch jegliche Kraft. Ich bin froh, endlich meine Beine ausstrecken zu können und genieße, wie der Ventilator kühle Luft über meine durchgeschwitzte Hose weht und mein Shirt langsam trocknet. Wohl temperiert geht's Sekunden später ins Träumeland.

Date:    2 Feb 2010 05:17
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Siemreab, Siemreab, Siem Reap, Cambodia

Kurzer Zwischenstand

Ihr lieben,

bin gerade in Siem Reap Angkor und habe mir zwei Tage lang Tempel angeschaut.

U N G L A U B L I C H umschreibt es vielleicht am besten.

Das ist schwer zu beschreiben und in Bilder zu fassen.

Angkor - Ta Prohm https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623387143358/ Angkor - Bayon https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623262545817/ Angkor - Angkor Wat https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623387191342/

Gleich geht's mit dem Bus zurück nach Phnom Penh wovon ich dann mit dem Rad Richtung Süden fahre.

Wenn alles gut geht, bin ich in zwei Wochen in Bangkok.

Bis die Tage!

Christian

Date:    2 Feb 2010 23:28
Tags:    Blog, Essen, Kambodscha, Reise
Location:    Phnom Penh, Phnom Penh, Phnom Penh, Cambodia

Eier Eier Eier

​2. Februar 2010

Noch nie habe ich mich vor, nach und während einer Mahlzeit so ekelhaft und mies gefühlt:

Glücklich und übervoll mit Eindrücken aus Angkor komme ich nach Phnom Penh zurück.

Der Bus hält in der Nähe vom Flussufer. Das Guesthouse ist mir zu weit weg, also suche ich mir eine Unterkunft in der Nähe.

Bei der Suche werde ich von Manfred abgefangen. Er betreibt in Phnom Penh ein Restaurant und lädt mich zu ihm an den Tisch ein.

Ich akzeptiere meine Skepsis für solche Einladungen, sehe aber kein Risiko und setze mich zu Christian und Willi. Der Kartoffelsalat mit Nürnberger Würstchen schmeckt lecker und die Gespräche sind kurzweilig.

Mein Namensvetter Christian zeigt mir anschließend noch sein Lieblings-Pub um die Ecke. In angenehmer Atmosphäre quatschen wir uns fest, bis sich um kurz vor Mitternacht ein mächtiger Hunger bei mir breit macht.

Verzweifelt suche ich auf der Straße nach einem Imbissstand. Nichts! Alle packen entweder schon ein oder sind bereits abgezogen. Ich wünsche mich spontan nach China zurück.

Mit etwas Glück erhalte ich dann doch noch ein hartgekochtes Ei. Die Bedienung vom Pub lacht laut auf, als sich mich damit sieht und fragt mich mit sonderbarer Miene, ob ich das wirklich lecker finde.

Ich sage: na klar! Ich mag Eier und danke ihr für Teller, Salz und Pfeffer.

Gespannt starren sie mich an. Ich werde etwas unsicher und frage, was es denn mit dem Ei auf sich hat.

Sie erklärt, dass ich eine kambodschanische Spezialität in den Händen halte: ein halb ausgebrütetes Enten-Ei.

Schlagartig ändert sich mein Hungergefühl. Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. So was hatte ich zuletzt im Bio-Studium gesehen. Undenkbar, das auch noch zu essen!

Ich mag plötzlich nicht mehr. Mein Hunger ist weg, war nie da und beschämt versuche ich, der Bedienung das Ei zu schenken.

Beleidigt schnauzt mich die Bedienung spaßhaft, aber bestimmt an, und öffnet mir das Ei letztendlich ohne mit der Wimper zu zucken.

Sie schlägt dabei mit dem Messer die Schale kaputt, worauf braune Flüssigkeit austritt. Dann plumpst ein kleiner Klumpen auf den Teller. Ekelhaft. Da sieht man ja schon alles! Ich kann das so nicht essen!

Alles rebelliert und meine Abmachung, alles wenigstens einmalzu probieren, was mir auf den Tisch kommt, schlage ich vehement aus. Pfeif doch drauf! Merkt doch eh keiner.

Letztendlich überwiegt doch die Neugier beziehungsweise der Gruppenzwang. Zaghaft zerteile ich den Klumpen erstmal grob und trenne das kopfähnliche vom Rest. Alles was mir zuwider erscheint, bleibt auf dem Teller. Der Rest wird geschluckt.

Es ist so wie damals beim ersten Gang auf das Zehnmeterbrett. Hoch ist recht einfach, doch dann - spätestens wenn man über die Plattform runter aufs Wasser schaut - kommt das Muffensausen. Die Beine werden klein und alle Augen sind auf den Turmspringer gerichtet. Wieder runter gehen ist DAS SCHLIMMSTE! Und so springt der erste klitzekleine Happen letztendlich dann doch auf den Löffel und - nach letzter Prüfung - schließlich in meinen Mund.

Schmeckt und riecht wie… normales Ei, wenn da nicht diese kleinen Splitter (Knochen) wären. Der Schnabel? Die Zehen? Oh Gott! Ich brech' gleich ins Essen. Weg mit diesen Gedanken!

Irgendwann habe ich genug probiert. Das schlimmste daran: Jetzt ist mir schlecht UND ich habe noch größeren Hunger!

Als das Pub schließt, ziehen wir uns zurück ins Hotel, wo wir bis zum Sonnenaufgang auf dem Balkon sitzen und die Ruhe genießen.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/4342571803/

Date:    4 Feb 2010 09:45
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Phnom Penh, Phnom Penh, Phnom Penh, Cambodia

Von Phnom Penh nach Koh Kong in drei Tagen

​2. bis 4. Februar

Die Abfahrt aus Phnom Penh fällt mir schwer.

Als ich von Siem Reap zurück nach Phnom Penh komme, treffe ich zufällig Christian.

Gemeinsam verbringen wir in einem Pub unweit vom Mekong gesellige Stunden und sitzen anschliessend bis zum Sonnenaufgang auf dem Balkon von unserem Hotel. Die Zeit verstreicht so schnell. Unglaublich.

Dennoch: Das laxe rumhängen macht mich mürbe und ich reise am 4. Februar, einen Tag später als geplant, ab Richtung Thai Grenze.

Drei Tage plane ich für die Strecke "Phom Penh - Kirirom - Sre Ambel - Koh Kong".

Als erste Station habe ich ein Hotel beim knapp 100 Kilometer entfernten Kirirom im Auge. Mal sehen, ob's klappt und wie sich das Radfahren nach so langer Pause anfühlt.

Voller Tatendrang mache ich mich gegen 11 Uhr auf den Weg. Endlich wieder radeln!

Date:    5 Feb 2010 10:18
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Kampong Speu, Kampong Speu, Cambodia
Weather:    31° Partly Cloudy

Wie man sich bettet

​4. bis 5. Februar

Endlich reiße ich mich von Phnom Penh los!

Die Fahrt durch die Stadt ist laut, heiß und rasant. Wie erwartet säumen außerhalb der Stadtgrenzen weite Felder den Wegesrand. Keine Spur von Schatten. Die Sonne kann volle Kraft senkrecht auf meinen Kopf einwirken.

Die Strasse Nummer 4 ist schmal, stark befahren und laut, aber in gutem Zustand. Die ersten 70 Kilometer rollen gut - auch ohne Frühstück.

Als dann aber auch im dritten Anlauf nichts essbares auf meinem Tisch steht, werde ich dann doch ungehalten. Eine Nudelsuppe oder andere gehaltvollere Mahlzeiten sind selbst nach hartnäckigem Nachfragen (mit Hand und Fuss) Fehlanzeige.

Statt dessen stehen irgendwelche Innerei-Eintöpfe zur Auswahl, die in der Hitze vor sich hin gedeihen. Angesichts der Temperaturen verzichte ich auf alle Experimente und versuche meine Energiespeicher mit Lychee-Wasser und der bestens bewährten Sprite aufzufüllen.

Gegen 14 Uhr bette ich mich unter einem Baum zum Mittagsschlaf. Doch schon eine halbe Stunde später schrecke ich hoch. Jemand spricht mich mit einer stimmbrüchigen Stimme an. Verdammt!

Es ist der Junge, der mir schon seit einigen Kilometern mit dem Moped "folgt" und mir vom ersten Augenblick unsympathisch ist. Immer wieder überholt er mich mit seiner ollen Knatterkiste und glotzt mich dabei dumm-grinsend an. Dann wartet er im Schatten des nächsten Baumes, bis ich an ihm vorbei fahre. Dann fängt das Spiel wieder von vorne an und geht mindestens sechs Mal. Ich weiß manchmal wirklich nicht, was in den Köpfen mancher Menschen steckt...

Nun hat er sich angeschlichen und versucht mit mir ein Gespräch anzufangen. Wer mich beim Mittagsschlaf stört braucht gute Gründe und er hat keine. Er brabbelt irgendwas (wahrscheinlich den selben, unverständlichen Mist, wie alle anderen).

Ich ignoriere ihn und schließe wieder die Augen. Oder Moment mal: was hat er gesagt? "Do you want to ... fuck?" Hab ich mich verhört?

Langes Schweigen. Dann wagt er noch einen Versuch. Meine Ohren sind trotz der Huppenetration offenbar noch recht gut und ich habe recht mit meiner Vermutung. Ich setze mich auf, schaue ihn böse an und versuche ihn wegzuscheuchen. Er ist hartnäckig und bleibt stehen. Angenervt fahre ich weiter. Er bleibt noch eine Weile dort stehen und knöttert dann zurück. Was war denn das bitte?

An jeder Ecke stehen hier Hinweistafeln, die darauf aufmerksam machen, dass "Sex mit Kindern" - natürlich auch in Kambodscha - verboten ist. Bei Sichtung eines solchen "Pärchens" soll man eine Nummer anrufen. Zivilcourage wird verlangt.

Irgendwann komme ich in eine Stadt (Stadtschilder gibt es keine) und biege auf die Nebenstrecke ab, in der Hoffnung, die Straße Nummer 48 zum Hotel erwischt zu haben. Das Hotel ist tatsächlich wenige Meter weiter ausgeschildert: Fahren Sie bei der zweiten Brücke rechts ab.

Ich tue wir mir befohlen und folge der ruhigen Straße. Es wird deutlich entspannter. Die Abendsonne legt ihr sanftes Licht über die grünen Felder und es wird bergiger. Als ich bei der zweiten Brücke ankomme, stehen tatsächlich schmucke Häuser am Wegrand. An einem Kontrollposten frage ich nach dem Preis: 50 Dollar für eine Übernachtung. Der Beamte erklärt mir, dass weiter oben noch ein günstigeres Hotel sei und ich fahre weiter.

Nun geht es steil bergan. Mein Trikot und die Handschuhe sind so nass, als wäre ich damit geschwommen. Um mich herum flirrt und schwirrt es wieder. Toll! Irgendwann kann ich nicht mehr und hänge an einer kleinen Holzhütte am Wegrand mein Moskitonetz auf.

Die Nacht ist sehr laut und unruhig. Meine Sachen bleiben nass und das Netz müsste viel höher hängen... so verheddere ich mich immer wieder darin und ziehe es weg.

Irgendwann schlafe ich dann doch - praktisch ohne Mückenschutz - ein und wache um kurz nach 6 Uhr wieder auf. Ich bin sehr zerknautscht, aber dennoch froh, dass die Nacht vorüber ist. Mückenstiche habe ich keine. Dafür aber allerhand Ameisenbisse, denen das Authan offenbar egal ist.

Erinnerungen an die letzte große Fahrt in den chinesischen Bergen kommen hoch. Nur diesmal ist es knuffig warm. Selbst in der Nacht kühlt es kaum ab und ist mindestens genauso schwül wie am Tag.

Nach weiteren steilen Kilometern erreiche ich besagtes Hotel, an dem ich bis zum Gipfel vorbeifahre. Am Gipfel endet die Straße und ich genieße den Blick ins Tal. Das Naturschutzgebiet ist wirklich toll!

Da es keine weiterführende Straße gibt, kehre ich um und fahre über die 4 weiter nach Sre Ambel. Dort soll es laut Karte auch ein Hotel geben.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623262644615/

Date:    6 Feb 2010 10:34
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Koh Kong, Koh Kong, Cambodia
Weather:    31° Partly Cloudy

Bergetappe durch die duftenden Kardamon-Berge

​6. Februar

Die Fahrt nach Sre Ambel war lang und heiß. Aber ich finde ein Hotel mit Dusche und sauberem Bett.

Leider ist die größte Schwierigkeit immer noch die Versorgung mit Essen.

In einem Restaurant muss ich eine meiner Tütensuppen in die Küche geben, damit diese mit heißem Wasser zubereitet werden kann. Ansonsten hätte ich mit Khmer-Rohkost Vorlieb nehmen müssen.

Abends finde ich in einem kleinen Restaurant unweit vom Hotel endlich Nudelsuppe, ohne meine Notration anzufassen - zumindest sieht es danach aus. Auf dem Teller habe ich anschließend drei Packungen Fertignudeln mit etwas Grünzeug. Mit ordentlich Chili-Sauce aufgepeppt kann ich es dann letztendlich doch essen. Kulinarische Einöde.

Dabei brauche ich für morgen jedes verfügbare Kohlenhydrat, denn es sind 140 Kilometer geplant! Die letzte Etappe nach Koh Kong durch die Kardamon-Berge.

Die Abfahrt in Sre Ambel geht am nächsten Morgen schleppend voran. Ich verpasse die Abzweigung zur Hauptstrasse und fahre statt dessen querfeldein durch kambodschanische Siedlungen. Auch mal wieder schön!

Nach ein paar netten Gesprächen mit den Dorfbewohnern rolle ich dann gemütlich auf die Strasse Nummer 48. Sie ist hervorragend ausgebaut und sehr wenig befahren. Die Sonne wird von ein paar Wolken bedeckt, so dass es bis 11 Uhr recht kühl ist. Außerdem gibt es in jeder Stadt kleine Einkaufsläden und sogar richtige Restaurants, wo ich endlich meine verdiente Nudelsuppe erhalte!

Bei jeder Versorgungsstation mache ich Halt, denn das Streckenprofil kann sich sehen lassen. Es geht ständig bergauf und dann wieder etwas bergab, was äußerst kräftezehrend ist. Ich trinke an dem Tag fast 8 Liter Wasser.

Trotzdem überwiegt die Schönheit der Natur und die Ruhe. In tiefster Finsternis kämpfe ich mich die letzten Berge hoch und rolle dann erleichtert und überglücklich in Koh Kong ein.

Date:    8 Feb 2010 11:00
Tags:    Blog, Kambodscha, Reise
Location:    Koh Kong, Koh Kong, Cambodia

Abschalten in Koh Kong

​6. bis 8. Februar

Die Tage in Koh Kong sind vor allem der Regeneration gewidmet. Ich bin trotz regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr ziemlich ausgetrocknet und fühle mich mau.

Aber von wegen abschalten! Eindeutiges Highlight dieser Tage sind (überraschenderweise) das Lokalfernsehen RTV-Germany, dass von deutschen zusammengestellt wird. Es gibt tatsächlich am Sonntag Abend Tatort - sogar drei hintereinander!

Anschließend sorgen "Zurück in die Zukunft I" und "12 Monkeys" bis in die Morgenstunden für gute Stimmung im Zimmer.

Sehr seltsam sind die Werbepausen zwischen den Filmen. Dort werden Strandbars und Discos im typischen Kino-Bewerbungsstil "beworben". Wer die "Kinowerbung" für die Theke in Darmstadt kennt, kann sich ungefähr das Ausmaß vorstellen.

Date:    9 Feb 2010 11:20
Tags:    Blog, Reise, Thailand
Location:    Khlong Yai, Khlong Yai, Trat, Thailand
Weather:    30° Partly Cloudy

Bye bye Kambodscha! Sawaadi Krap Thailand!

Am 9. Februar fahre ich in aller Ruhe nach Thailand. An der Grenze klappt alles reibungslos.

Da ich mir das Thailand-Visum in Kunming besorgt habe, erhalte ich ohne Rückfragen eine Aufenthaltsgenehmigung bis Mitte April.

Die Straßennummer ändert sich von 48 nach 318. Ansonsten ändert sich wenig. Es bleibt leicht hügelig und der Verkehr nimmt nur wenig zu.

Knapp 20 Kilometer weiter erreiche ich die erste größere Stadt Ban Khlong Yai, wo ich nach langer Suche und kommunikativen Verwirrspielen endlich eine Unterkunft erhalte:

Ich: Do you have a free room? Sie (mit finsterer Miene): NO! tritt dann ohne ein weiteres Wort ab nach draußen Ich: Nu gut… als ich aufs Rad steige, sehe ich, dass Sie mich zu einem Zimmer winkt. Ich: Na also! Bezahle und verziehe mich in mein Zimmer zurück

Der erste Eindruck ist daher eher bescheiden:

  1. Keiner spricht Englisch (hätte ich gerade im touristisch erschlosseneren Thailand weniger erwartet)
  2. Strassenschilder nur auf Thai. Bisher war in Asien immer alles zweisprachig (wusste ich aber vorher schon!).
  3. Internet-technisch mau. Super-restriktive und VERALTETE Internet-Cafes (IE6, keine deutsche Tastatur, kein USB-Zugriff) HILFE!

Ich erwarte von Thailand wirklich nix dolles und gehe so weit es geht unverblümt rein. Mal sehen, was passiert.

Aber die Leute sind natürlich insgesamt nett und auch interessiert (wobei mir die Kambodschaner irgendwie sympathischer waren).

Die Landschaft ist ziemlich langweilig. Ja, da ist Meer und ja, da sind Palmen, ABER das ist halt nix besonderes mehr wie zum Beispiel auf der Krim, wo jede Kurve ein WOW ausgelöst hat.

Kurz: MIR FALANGT'S EBEN EIN BISSCHEN! (siehe dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Falang)

Date:    10 Feb 2010 19:56
Tags:    Blog, Reise, Thailand
Location:    Trat, Trat, Thailand

Trat

Von Ban Khlong Yai rolle ich gemütlich nach Trat. Die Hügel verschwinden und es wird flach.

Gegen Mittag erreiche ich leicht angeschwitzt die Stadt und bin erstmal etwas schockiert: halb zerfallene Betonklötze säumen die Straße und kaum etwas lädt zum Verweilen ein. Schnell suche ich mir ein Internet-Cafe, in dem ich in Ruhe beschließen kann, wie es weiter geht. Auf der Straße ist es zu laut und heiss. Soll ich weiter fahren nach Chantaburi oder hier ein Guesthouse suchen?

Ich entschließe mich, erstmal noch etwas die Stadt zu erkunden, vielleicht einen Happen zu essen und dann weiter zu sehen.

Wenige Meter weiter biege ich in eine Seitengasse ein und mit einem Mal verstummt der Verkehr, Kinder spielen auf der Strasse und von irgendwoher schwingt seichte Musik in mein Ohr. Schlagartig breitet sich vor mir eine ruhige, entspannte Café-Bar-Landschaft auf.

Wahnsinn! So schnell geht das. Die Stadt ist nicht mehr wieder zu erkennen! Ich stoppe, um zu begreifen, da spricht mich auch schon eine nette Dame an, ob ich ein Zimmer suche. Zwei Minuten später beziehe ich mein Zimmer.

Als ich am schnellen und modernen Computer meine Bilder hochlade, spricht mich André aus Deutschland an. Die Bilder können warten - das Bier und vor allem die Geschichten nicht! Und so sitzen wir lange im kühlen, urgemütlichen Biergarten vom Guesthouse und plaudern übers Reisen. Er kommt von Vietnam und ist in Kambodscha die selbe Strecke gefahren wie ich. Was für ein Zufall! Wir müssen uns um einen Tag verpasst haben.

Abends gehen wir dann gemeinsam zum Nachtmarkt. Es ist angenehm warm und der Markt ist mir sofort sympathisch. Es herrscht geordnetes Chaos, überall wuseln Menschen rum und es gibt so viel unterschiedliches zu essen! Es ist sauber, nicht zu laut. Genau richtig. Ein Traum!

Wir essen Nudelsuppe und frittiertes Hähnchen. Als Dessert gibt es frischen Fruchtshake und süsse Reisbällchen.

Endlich mal wieder richtig satt falle ich ins Bett und schlafe super.

Date:    17 Feb 2010 08:54
Tags:    Blog, Reise, Reiseberichte, Thailand
Location:    Long Beach Resort, Thailand

Kurzurlaub am Long Beach

​12. bis 16. Februar

Am 12. Februar setze ich mittags mit der Fähre rüber auf die Insel Koh Chang. Dort angekommen schlage ich meinen Weg Richtung Ostküste ein. Die Westküste ist mir mit den vielen Hotels und Diskotheken sehr suspekt. Außerdem ist übermorgen chinesisches Neujahrsfest und laut Auskunft meiner Guesthouse-Mutter die Hölle los - wahrscheinlich sind alle Hotels ausgebucht.

Frohen Mutes, auf der Ostküste dennoch eine gemütliche Unterkunft zu finden, trete ich die ersten Hügel hoch zur Südspitze. Dort ist auf der Karte sogar eine Tauchflagge eingezeichnet. Vielleicht ist ja mal endlich ein Tauchgang drin!

Die Straße ist super ausgebaut, aber sehr hüglig. Es ist etwas schwüler als auf dem Festland, aber durchgehend grün und interessant.

Mit einem Mal wird die Straße zur kleinen Gasse durch ein Dörfchen. Die Nähe zur Bevölkerung nimmt zu und ich kann oft direkt in die offenen Holzhütten reinschauen. Viele Kinder und Hunde spielen auf der Straße und Musik liegt in der Luft. So richtig Thailand, denke ich bei mir, als sich wie ein Hammerschlag ein Schild vor mir auftut: Thai-German: Unterkunft saubillig! Ich traue meinen Augen kaum und muss vor lachen vom Rad steigen.

Eine Thailänderin kommt aus dem Haus und schaut mich verblüfft an. Dann lachen wir beide.

Kurz darauf sitze ich unter dem Sonnenschirm und schenke mir ein gepflegtes, dunkles Hefeweizen ein. Ein Traum.

Leider ist die Unterkunft weder saubillig noch ruhig. Draußen bellen nachts die Hunde, das Moskitonetz ist löchrig wie ein Fischernetz und um 6 Uhr in der Früh zündet der Feuerwerksmeister vom Dorf die erste Matte Böller - vor meinem Fenster. Ich stehe senkrecht im Bett und bin schlagartig wach. Frohes Neues!

Das zünftige Frühstück entschädigt die Strapazen etwas, dennoch verlasse ich den verträumten Ort und fahre wieder ein Stück zurück. An der nächsten Wegkreuzung biege ich dann zum Long Beach ab. Dort gibt es unter anderem ein Denkmal, das ich mir als Zielpunkt für die heutige Etappe ausgesucht habe.

Mein Plan wird von den heftigen Steigungen platt gemacht, die sich etwa zwei Kilometer weiter vor mir auftürmen. So was hab ich selbst auf den verrückten Bergpisten in Kirgistan noch nicht gesehen (jedenfalls nicht so oft :)). Die "Straße" geht steil nach oben und dann wieder senkrecht bergab. Dann wiederholt sich das ein paar Mal. Die Kurven sind sehr spitz und der Belag - falls vorhanden äußerst brüchig.

Ich quäle mich die erste Steigung hoch, muss zwischen drin verschnaufen, und fahre anschließend in die Arme eines Mannes, der oben auf der Kuppe mit breitem Grinsen auf mich wartet. Mit einladenden Armbewegungen deutet er mir an, dass ich doch bitte mein Rad auf die Ladefläche heben soll. Er fährt mich bis zum Strand, dort hat er auch freie Zimmer... wenn ich möchte.

Anfangs protestiere ich noch, irgendwie geht mir das zu schnell und ich hab ja Zeit! Dann lasse ich mich aber doch von seinen stichhaltigen Argumenten erweichen. Er mag für den Transport kein Geld und deutet mir nochmal eindrucksvoll an, wie schlecht die Straße wird. Ich kann mich ja immer noch auf dem Rückweg quälen, wenn ich so scharf drauf bin.

Wie gut, dass ich meinen Stolz (und meine Angst vor dem Unbekannten) überwunden habe, denn die Strecke ist mehr als abenteuerlich.

Völlig verstaubt und durchgeschüttelt komme ich fünft eindrucksvolle Kilometer weiter an seiner Bungalow-Siedlung an. Der Preis für die Hütte ist fair und ich ziehe mich nach erneuter Dankesbekundung zurück, um kurz darauf mit gezielten Angriffen auf die Speisekarte zu kontern.

Die kommenden Tage vergehen wie im Flug. Der Tagesinhalt beschränkt sich dabei konsequent auf

  • Aufstehen
  • Frühstücken
  • zum Strand schlendern
  • Baden
  • Mittag essen
  • Baden
  • Mittag essen
  • Trocknen
  • Sonnenuntergang gucken
  • Abend essen
  • Schlafen

Zuerst ist mir dieser Ablauf völlig zuwider und ich habe echte (!) Schwierigkeiten mit dem "Nichts-tun". Eine kleine Erkundungstour mit dem Rad verstärkt meine Befürchtungen sogar noch: Es gibt hier außer Strand, Meer und Urwald NICHTS weiter zu sehen… das Denkmal ist – nuja – langweilig. Ich eingekesselt von spitzen Bergen, fernab der Zivilisation… Panik oder "Ab-Chillen"? Ich akzeptiere meine Lage und am zweiten Tag geht es mir schon viiiiel besser.

Am Strand gibt es tolle Thai-Massage unter Palmen und mit natürlicher Meditationsmusik: leichter Wellengang und Vogelgezwitscher begleitet meine Folter. Sagenhaft, was die alles mit einem anstellen. Bildlich: ok... sie stehen jetzt auf meinem Oberschenkel!? Die Massage geht tief und entspannt genau richtig. Am nächsten Tag habe ich leichten Muskelkater.

Beim Abendgetränk treffe ich auf interessante Menschen aus aller Welt. Mein Rad ist und bleibt eine Attraktion. So was hat man hier noch nicht gesehen (die meisten fahre mit dem Schnellboot, Motor-Roller oder Sammeltaxi an).

Dennoch: nach fast einer Woche langt´s mir dann doch. Außerdem treffe ich am Wochenende Ralph in Bangkok. Da muss ich so langsam mal wieder in die Puschen kommen. Morgen geht es zurück aufs Festland!

Date:    26 Feb 2010 19:28
Tags:    Bangkok, Blog, Couchsurfing, Reise, Reiseberichte, Thailand
Location:    Bangkok, Bangkok, Bangkok, Thailand

Couchsurfing in Bangkok oder Süd-Thailand?

​24. bis 26. Februar

Kurz nachdem das Ticket Richtung Surat Thani in der Tasche liegt, flattert via E-Mail eine Einladung zum "CouchSurfing-Stammtisch Bangkok" ein.

Die Abfahrt des Zuges ist morgen Abend und ich beschließe, mir das Treffen bzw. die Couchsurfer (CS) mal anzuschauen.

Der Treffpunkt liegt nur wenige Meter vom Hotel entfernt und ich mache mich gespannt auf den Weg zu meinem ersten CS-Event.

Auf dem Stammtisch treffe ich - wie erwartet - viele Reisende und Einheimische. Es wird - wie erwartet - der bekannte Smalltalk abgespult.

Weitaus überraschender ist, dass ich dann irgendwann irgendwie morgens nach einer sehr lustigen Nacht im Hotel "eintreffe". Schön!

Am nächsten Tag versammeln wir uns vor dem Bangkok International Museum, um uns japanische Künstler anzuschauen.

Dort treffe ich dann zufällig Toom, der mich anschließend mit zum Gemeinschaftsessen in einem Restaurant einlädt.

Meine ersten Erfahrungen mit CouchSurfing könnten nicht besser sein. Das Essen ist famos und die Gespräche in der kleineren Gruppe tief und gut. Anfangs bin ich noch etwas unsicher, aber es wird immer schöner.

Toom lädt mich auf seine Couch ein und ich folge ihm in tiefster Nacht irgendwo hin. Er beherbergt in seinem Haus neun Couchsurfer, wie ich am nächsten Morgen sehe.

Das gemeinsame Frühstück mit den vielen Reisenden aus aller Welt im kleinen Thai-Restaurant an der Straße wird - vor allem verglichen mit dem einsamen, aufgesetzt wirkenden Frühstück im Hotel - ein wahres Festessen.

Kurz nach dem Frühstück liegt das Zugticket zerrissen im Abfall und gegen Abend erkunden Toom, Matthew, Ward, Eny und ich das BBQ am Shopping-Center.

Mein Entschluss steht: ich bleibe noch hier.

Date:    13 Mar 2010 18:57
Tags:    Bangkok, Blog, Reise, Reiseberichte, Thailand
Location:    Bangkok, Bangkok, Thailand

One Night in Bangkok – von wegen!

Mein Aufenthalt in der thailändischen Hauptstadt geht nun in die vierte Woche. Wahnsinn! Und selbst für mich eine unerwartete Wendung meiner Reise.

Warum denn bluß? Schwer zu beschreiben. Die Stadt an sich ist eigentlich gar nicht so überwältigend. Es ist chaotisch, dreckig, laut. Verstörend?

Gleichzeitig entspannend, interessant, lebendig. Inspirierend!

Seit meiner Ankunft rätsele ich darüber, warum mich die Stadt so anmacht Vielleicht ist es der Kontrast aller Eindrücke. Ich weiß es nicht.

In keiner anderen Stadt habe ich mich bisher so vollständig verlaufen, so sehr im Verkehr das Adrenalin gespürt und um meinen Platz kämpfen müssen.

Nicht im Traum hätte ich mich in einer anderen Stadt so selbstverständlich in eine Straßenkneipe gesetzt und das wilde Treiben vor meiner Nase bestaunt. Bis zum Morgengrauen. Ohne jede Angst, dass mir auch nur ein Haar gekrümmt wird.

Dabei habe ich mich so sehr amüsiert wie schon seit Monaten nicht mehr. Und das alles ohne Bar-fine-Quatsch oder irgendwelchen Mädels ständig Getränke auszugeben.

In keiner anderen Stadt habe ich bis jetzt so viel und gerne gelächelt, Wais gemacht, solche Körpersprache und Wärme gespürt, wie hier.

Auch wenn es nicht das tiefste, ehrlichste Lächeln ist - es ist ein Lächeln und es tut gut.

Gleichzeitig habe ich mich bis jetzt mit keinem Land so intensiv auseinander gesetzt wie mit Thailand. Auch wenn ich mit so wenige Erwartungen wie möglich angereist bin - die Wunsch-Bilder und Traum-Vorstellungen sind einfach da und wurden kräftig um- bzw. weggespült.

Ich habe hier das tiefste Emo-Tief seit Monaten bewältigt und wenige Stunden später wundervolle Menschen getroffen, die meine Reise tief bereichert und beeinflusst haben.

Von Trat fahre ich am 18. Februar mit dem Bus nach Bangkok. Radreisende, die ich in Trat treffe, raten mir dringend von der Radtour dorthin ab. Es sei uninteressant und durch den starken Verkehr äußerst unangenehm. Außerdem habe ich am Freitag eine Verabredung mit Ralph und muss zwangsläufig den Bus als "Lift" nehmen.

Der erste Kontakt mit Bangkok ist die Radfahrt vom Bus-Terminal weit im Norden zum Hotel am Fluss weit im Süden. Besonders spannend wird dieses Unterfangen dadurch, dass meine Stadtkarte von Bangkok nur den innersten Stadtkern zeigt (wie ich später herausfinde). Ich folge daher meinem Gefühl und dem Kompass.

Wie so oft beim Radfahren durch die Stadt sehe schon viele der Sehenswürdigkeiten und bekomme auch einige einmalige Eindrücke mit - neben dem gigantischem Verkehr bekomme ich die Polizei bei der Arbeit zu spüren.

Für irgendein wichtiges Staatsmitglied wird die Straße in allen Richtungen für fast eine halbe Stunde abgesperrt, dann fährt das VIP-Auto mit (für meine Ohren) sehr lustige Hup-Melodie auf die Straße und verschwindet schnell hinter der ersten Kurve. Dann brausen alle weiter.

Nach fast 20 Kilometern schweißtreibenden Stadt-Kilometern komme ich im River View Guesthouse an.

Dort verbringe ich das erste Wochenende: Tagsüber meist am Flussufer und in Chinatown. Abends gehen Ralph und ich rund um Sukhumvit / Asoke Station aus. Das Nachtleben ist bunt, neu, einen Tick zu aufbrausend.

Nach über neun Monaten on-tour tue ich mir spürbar schwer, mich in das laute, künstliche Treiben einzulassen.

In der zweiten Woche ziehe ich in ein Hotel an der Asoke Station, um näher an genau diesem Geschehen zu sein. Obwohl ich durch das ständige "Verlaufen" in Chinatown sehr interessante Ecken von Bangkok kennen lerne, wird mir das Pendeln nach Sukhumvit zu zeitaufwendig. Nichtsdestotrotz war es sehr schön, mal wieder das lieb gewonnene chinesisches Treiben zu spüren.

Das neue Hotel ist sehr komfortabel eingerichtet: es gibt neben Massage eine Sonnenterrasse mit Schwimmbecken, ein Fitness-Raum und sogar eine Sauna. Ganz genau: standesgemäß.

Die Fitness-Einheit über den Dächern Bangkoks tut unglaublich gut. Der warme Wind umspielt mich sanft, während ich auf dem Elipsentrainer meine Runden drehe. Beinarbeit mal ganz ohne Verkehrslärm.

Nach dem Workout geht es in die eigens für mich temperierte Sauna, wo der Aufguss diesmal vom besten Aufguss-Meister Asiens höchstpersönlich durchgeführt wird: mir selbst! Außer mir ist keiner auch nur in der Nähe der Sauna und ich kann mich völlig ungeniert austoben.

Sauna in Bangkok - ist das, ähm, nötig? Ich kann nur sagen, dass es mir nach den Saunagängen wesentlich besser geht und der Schweiß weit weniger unkontrolliert fließt. Außerdem reinigen die ätherischen Öle sichtbar die Atemwege von allem möglichen angesammelten Dreck der letzten Wochen.

80 Grad Celsius bei fast 60% Luftfeuchte machen überall auf der Welt Spass. :)

Wie auch immer: nach der Sauna ist die Lust auf ein doppelt-dreifaches Radler-Maß noch größer als sonst. Also geht es nach den Höllenqualen zum Gaumenschmaus ins deutsch-stämmige Restaurant "Otto" um die Ecke. Dort genieße ich feinen Kartoffelsalat und Paulaner vom Fass.

Anschließend schlendere ich über die Soi Cowboy und trinke einen Absacker in der Easy Bar an der Straße, bevor ich zurück in die Hotel Lobby falle, wo mich der junge Mann von der Rezeption ganz aufgebracht vor den Fernseher zieht: Jedermann! Jedermann! Fussball!

Ah! Champions League! Während ich meine Heuschrecken knuspere, spielt auf dem riesigen Bildschirm der VFB Stuttgart gegen FC Barcelona. Schön anzusehen (zumindest die erste Halbzeit, danach gehe ich aufs Zimmer und schlafe sofort ein)!

Das Zimmer ist ruhig und ich habe endlich mal Zeit, die Eindrücke zu sortieren und zu mir zu kommen.

Mein Entschluss steht wie folgt: Ende der zweiten Woche kaufe ich ein Zugticket Richtung Surat Thani (Süd-Thailand) und von dort fahre ich dann mit dem Rad weiter zur malaysischen Grenze und weiter.


Die Easy-Bar ist zwei Jahre später völlig verändert und ich werde um 800 Baht erleichtert. Jeder Moment ist einzigartig.

Date:    1 Apr 2010 18:43
Tags:    Blog, Reise, Reiseberichte, Thailand
Location:    Poseidon, Thailand

Ko Tao – In sieben Tagen von Wow! zu Au!

Mein erster Eindruck von der "Schildkröteninsel" ist überwältigend:

Vom Bungalow habe ich einen herrlichen Blick auf die Tanote Bucht, im Hintergrund schlagen sanft die Wellen, Vögel zwitschern allerorten und der Himmel ist strahlend blau. Wow!

Im Gegensatz zu Koh Chang ist es hier auch sauberer und viel ruhiger. Und es gibt eine deutsche Tauchbasis! Die Hauptaktivität der nächsten Tage steht also fest: Tauchen, tauchen, tauchen!

Wenige Minuten nach dem Check-In schwimme ich am Hausriff mit den Meeresbewohnern um die Wette, schnorchle durch die Weichkorallengärten und bestaune die Unterwasserwelt. Das Wasser hat teilweise Badewannentemperatur und so kann man es dort extra lange aushalten, bis die Haut schön verschrumpelt ist. :)

Am zweiten Tag geht es dann mit vollständiger Tauchausrüstung ins Wasser. Der erste Tauchgang ist der so genannte Check-Dive, bei dem die wichtigsten Handgriffe geprüft und falls notwendig aufgefrischt werden.

Bei meinem Tauchbuddy und mir läuft alles völlig problemlos und die anschließende Entdeckungstour durchs Hausriff ist mit Abstand der entspannendste und gleichzeitig interessanteste Tauchgang, den ich je erlebt habe.

Es ist schon nochmal ein riesiger Unterschied, ob man auf den Grund schnorchelt und dann wieder nach kurzer Zeit zurück zur Oberfläche muss (oft gerade dann, wenn es am interessantesten ist), oder ob man in Ruhe schwebend dem bezauberndem Treiben unter Wasser zuschauen kann, zum Beispiel dem der bildhübschen Weihnachtsbaumwürmer. Auch schön: die gediegene Fortbewegung von Seegurken.

Die Geschwindigkeit des Tauchgangs ist genau nach meinem Geschmack. Werner führt uns ruhig durchs Wasser und zeigt uns viele interessante Tierchen (sehr lustig: schunkelnde Langnasengarnele an Peitschenkoralle).

Die Tauchtiefe beträgt maximal 15 Meter, das bedeutet oft volles Farbspektrum und viel Luft. Dennoch sind die Tauchgänge jedes Mal zu kurz...

Insgesamt mache ich in fünf Tagen neun Tauchgänge - bis mein rechter Kiefer nach dem Tauchgang schmerzt und auch das rechte Ohr plötzlich "zufällt" - ich höre praktisch nichts mehr. Au!

Drei Tage lang kann ich vor Schmerzen kaum schlafen. Der Besuch beim Arzt bringt etwas Erleichterung: Trommelfell ist intakt, aber gerötet. Schmerzmittel verhelfen mir für ein paar Stunden zu etwas Schlaf.

Der Schmerz sollte laut Arzt in den nächsten Tagen rasch abklingen nimmt jedoch rapide zu und wird wirklich unerträglich. Ich hatte noch niemals solche Schmerzen im Kopf.

Daher fahre ich früher als geplant zurück nach Bangkok und gehe sofort in die Ohrenklinik. Dort erhalte ich Antibiotika und stärkere Schmerzmittel. Ergebnis: Die Schmerzen sind nach wenigen Stunden weg, das Hörvermögen bleibt unverändert.

Es scheint wohl eine Entzündung des Kiefergelenks zu sein, die durch die Arbeit mit dem ungewohnten Mundstück, kombiniert mit Druckausgleich und Meerwasser im Stirnhöhlenbereich ordentlich angefeuert wurde. Dadurch kann die Gewebsflüssigkeit nicht abfließen, was zu dem eingeschränkten Hörvermögen führt. Es fühlt sich auch so an, als wäre ständig Wasser im Ohr.

Fazit nach nochmaligem Besuch im Krankenhaus: Tauchverbot für mindestens fünf Wochen, Bettruhe und nur leicht-zerkaubare Mahlzeiten - KEIN Fleisch. Wenn die Flüssigkeit abfließen kann, sollte das Hörvermögen wieder voll hergestellt sein.

Tja, das sind herbe Tage kann ich euch sagen, aber ich versuche es mit Fassung zu tragen. Es ist ja nicht so, dass ich mich schon seit über zehn Monaten aufs Tauchen hier gefreut habe... :-(

Vorfreude ist wohl wirklich die schönste Freude. Und Gesundheit das höchste Gut.

Wünsche euch schöne, gesunde Ostern!

Tags: Reise, Reiseberichte, Thailand

Date:    10 Apr 2010 09:03
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Classic Inn Budget Hotel, Kuala Lumpur, Kuala Lumpur, Malaysia

Helo Malaysia!

Bin gut in Kuala Lumpur angekommen.

Mein Flug in die malaysische Hauptstadt geht um 13:10 Uhr vom Flughafen Suvarnabhumi. Vor mir liegen knapp 50 Kilometer durch Bangkok. Kein Spass - und selbst wenn alles glatt geht und ich den geplanten Weg beibehalte wird es ziemlich anstrengend.

Daher starte ich sicherheitshalber schon um 6 Uhr. Auf der Fahrt gibt es nämlich allerhand Tuecken für Radfahrer: Overbridges, die über Kreuzungen führen, Shortcuts, die an Ampeln vorbei leiten. Dazu trotz der frühen Uhrzeit eine Menge Verkehr. Ausserdem würde ich gerne die Sonne vermeiden, die schon morgens erstaunlich heiss ist.

Selbst beim Nichtstun rinnt der Schweiss. Lustiger Nebeneffekt: Die Thais versuchen beim Laufen über die Strasse jeden noch so kleinen Schatten zu nutzen (Mauern, Strassenschilder, Werbetafeln). Oft in geduckter Körperhaltung. Das ergibt interessante Zick-Zack-Laufmuster.

Auch beliebt ist, mit irgendwelchen Gegenständen (meist Zeitungen, Planen oder manchmal sogar Sonnenschirmen) den Strahlen Paroli zu bieten. Sonnenstrahlen sind hier - im Gegensatz zu unseren Gefilden - sehr sehr unbeliebt.

Kleiner Vorteil: Als Farang habe ich dadurch unter anderem oft leere Gehwege und kann mein gewohntes Schritttempo anwenden (Wiesel).

Ja, die Fahrt zum Flughafen ist sehr anstrengend, aber ich erreiche mein Ziel, inklusive einer kleinen Verschnaufpause und ohne mich einmal zu verfahren, nach guten zwei Stunden… total nass geschwitzt und fertig ABER in guter Verfassung.

Gerade als die Sonne richtig einheizt, rolle ich in den klimatisierten Hallen ein.

Der Flughafen ist erstaunlich ruhig und entspannt. Der Stress der Grossstadt kaum spürbar. Ich mache mich erst Mal im Bathroom im Erdgeschoss in aller Ruhe frisch, wechsle meine Kleider und begebe mich dann via Travelator mit Rondolf zum CheckIn-Schalter von AirAsia (Tipp: auf Aufzüge verzichten, da meist völlig überfüllet!).

Meine Recherche ergab, dass die Fahrradmitnahme auch bei AirAsia recht problemlos ist. Dennoch bleibt ein kleines Restrisiko, denn gerade am Flughafen Bangkok soll es irgendwelche Sonderregeln geben… ich bin gespannt. Hoffentlich klappt alles.

Am Schalter erhalte ich von einer recht ruppigen Dame die Ansage, dass ich mein Rad für 200 Baht in Folie einpacken muss und das Rad nochmal 530 Baht extra kostet. Auf meine Frage, warum das alberne Einpacken sein muss kommt nur: nicht fragen, machen! Und damit widmet sie sich dem nächsten Kunden.

Aha! Auf den Schreck gehe ich erstmal ordentlich Dim Sum frühstücken und versuche es danach einfach nochmal. Satt und lächelnd. :)

Der Drachen ist verschwunden und diesmal bedient mich ein junger Mann und: alles ist gut. Ich brauche das Rad nicht einzuwickeln und erhalte sogar eine kostenlose Pappe um meine Pedalen. Alle sind sehr hilfsbereit und freundlich. Lektion 1: Essen hilft!

Danach das übliche Flughafen-Prozedere: Sicherheitscheck, Duty-Free-Klimm-Bimm, Warten aufs Boarding. Wer mag, kann sich noch eine Last-Minute-Fuss-Massage für 600 Baht (!) für 45 Minuten (!!) geben lassen (das ist SEHR teuer).

Kaum sitze ich im Boarding-Bereich, holt mich die kurze Nacht und die anstrengende Fahrt ein. Ich falle in einen tiefen Schlaf. Als ich hochschrecke blinkt das "Boarding"-Zeichen. Flieger noch da. Glück gehabt.

Das Flugzeug ist nur halb voll / angenehm leer. Ich habe eine Sitzreihe für mich alleine und einen wunderbaren Ausblick auf die Wolken. Minutenlang bestaune ich riesige Elefanten-Türme, kilometerlange Seidenschals aus feinstem Eis und putzige Schäfchenwolken. Schön! Dann schliessen sich wieder meine Augen.

Landung in Kuala Lumpur ist sanft. Immigration freundlich und schnell. Binnen Minuten habe ich mein Rad und die Taschen zusammen und rolle dann erstmal zum FoodCourt.

Trotz leckerem Essen fühle ich mich schlecht. Bis nach Kuala Lumpur ist es noch weit (min. 50km) und es wird langsam dunkel. Ich entschliesse mich, den Shuttle-Bus von AirAsia zu nehmen und meinen CO2-Fussabdruck für heute noch etwas zu vergrößern.

Die Radmitnahme ist überhaupt kein Problem. Die jungen Männer legen dabei eine Routine an den Tag, die mich überrascht. 1-2-3 ist das Rad im Bus und wir rollen los. Sehr gut!

Kaum habe ich Platz genommen, schlafe ich auch wieder ein. Dann wieder Augen auf, wieder zu. So geht das, bis ich die strahlende Skyline von Kuala Lumpur sehe. Und dann die Petronas-Türme! Dahinter erleuchten Blitze den Nachthimmel. Echt beeindruckend!

Der Bus hält am Zentralbahnhof in Kuala Lumpur. Von dort fahre ich dann durch die Stadt. Das Gewitter hat sich verzogen und es ist angenehm warm.Die Fahrt über die ruhigen Strassen von Chinatown, Little India und KLCC tut gut und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Der Unterschied zu Bangkok ist riesig.

Als mein Blick über die Wolkenkratzer schweift, spricht mich ein Mofafahrer an. Oh nein - wieder einer dieser lästigen Mofa-Taxifahrer!

Wie sich aber herausstellt ist dies selbst ein aktiver Radfahrer und wir kommen kurz darauf ins Gespräch. Er weiht mich in die Radlerszene in KL ein und mag mir seine Stadt zeigen.

Er holt sein Rad und wir radeln gemeinsam durch die ruhige Nacht. Anschiessend finde ich ein angenehmes Hostel im Goldenen Dreieck der Stadt und wir verabschieden uns wieder.

Nach der langen Zeit als CouchSurfer ist nun endlich mal wieder Einzelzimmer (und Einzelgänger) angesagt. Ich geniesse die Ruhe und befinde mich Sekunden später auch schon im Tiefschlaf.

http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623803297220

Fakten zum Radtransport mit AirAsia in Bangkok

  • Das Rad muss nicht mit Folie oder im Karton verpackt werden. Es sollte genügen, wenn die Pedalen und andere abstehende und / oder sensible Teile geschützt sind.
  • Das Rad fliegt als Sportequipment mit und kostet bis 15 Kilo genau 530 520 Baht extra.
  • Das Rad kann nicht auf das Freigepäck aufgerechnet werden.
  • Nutzt anstatt der Aufzüge den Travelator / Fahrsteig im Bereich E (?). Die Aufzüge sind sehr eng und oft überfüllt.

Tags: Malaysia, Reise, Reiseberichte, Tipps, Umlaute

Date:    10 Apr 2010 09:17
Tags:    Blog, Reise, Thailand
Location:    Bangkok, Bangkok, Bangkok, Thailand
Weather:    36° Mostly Cloudy

Das Paradies neu aufgedeckt

Wer sich beim Betrachten meiner Bilder von Ko Tao oder Ko Chang dabei ertappt, dies als paradiesisch, traumhaft oder idyllisch zu bezeichnen oder wenn gar Neid aufkommt, dem mag ich mit meinem Erfahrungsbericht etwas Erleichterung verschaffen:

Es ist nicht so toll, wie es aussieht!

Am Strand und in den Restaurants wimmelt es von Mücken und Moskitos. Schon morgens muss ich die Chemiekeulen auspacken und mich von oben bis unten einschmieren.

Da das Wasser oft aus einem zentralen Sammelbecken gespeist wird, können sich Krankheiten wie zum Beispiel Brech-Durchfall-Epidemien oft schneller ausbreiten als auf dem Festland. Mangelnde Trinkwasserqualität führt auch zu schlechteren Hygiene beim Geschirr-Abwasch und beim Duschen. Vor allem auf Ko Tao habe ich nach dem Duschen weitaus unangenehmer gerochen als vorher.

Die Strände sind vermüllt mit Bierflaschen, Plastik-Dreck, Öl- und Teerklumpen. Auch im Innern der Insel habe ich viele Müllhaufen gesehen. So wird man ständig daran erinnert, in welcher Zivilisation man lebt - egal wie weit man vom Festland weg ist oder wie klein und abgeschieden die Insel auch sein mag.

Das Essen ist oft überteuert, was durch den Inselstatus nachvollziehbar ist. Alles muss schließlich von weit her an-geschifft werden. Aber das Essen ist auf Dauer langweilig und kann qualitativ mit dem Stadtessen nicht mithalten. Ich hab' unterschiedlichstes Insel-Essen ausprobiert, auch lokale "Spezialitäten", aber spätestens nach dem vierten Restaurantbesuch wiederholte sich das Geschmackserlebnis. Es war ohne Frage gutes Essen, aber Festessen wie auf dem Festland waren Fehlanzeige.

Die Menschen sind ... anders. Touristen sind entweder überheblich, aggressiv und rücksichtslos (ich will jetzt das totale Inselerlebnis! ... und Kühe!! ... und dies und das!) oder schon so gefrustet beziehungsweise ab-isoliert, dass sie - meist ungefragt - andere mit irgendeinem Schmonsens zu quatschen, in der Hoffnung, endlich etwas Abwechslung im Tagesablauf zu erhalten.

In der Strandbar bei seichter Musik und leichtem Wellengang dem Vollmond zu bestaunen ist romantisch. Dabei das ständige - meist englische - Gelaber am Nachbartisch über irgendwelche abstrusen Weltanschauungen und alternativen Lebensstrategien ertragen zu müssen ist hingegen sehr unromantisch und lästig.

Es gibt natürlich auch angenehme Gesprächspartner - meist deutsche! Vorsicht jedoch von den in Seidentüchern eingewickelten, langsam dahin-schlurfenden Halbzeit-Full-Moon-Party-Ravern, Strandnixen oder älteren Herren mit Macbook, die jeden Tag am selben Fleck sitzen und nur darauf warten, Neuankömmlinge für ihren nächsten Monolog zu gewinnen!

Die Einheimischen sind - egal auf welchem Fleckchen der Insel - auf den Tourismus fixiert. In der Stadt hört man auf Schritt und Tritt die Frage "Where you go my friend? Need Taxi?". Einheimische im Innern der Insel sind offensichtlich - und vielleicht auch zurecht - genervt, den Tourist im eigenen Rückzugsgebiet zu sehen "Nun kommen sie auch noch hier her...". (Die Einheimischen im jeweiligen Ressort sind natürlich sehr freundlich!)

Ein ähnliches Phänomen der Abneigung konnte ich übrigens beim Zusammentreffen von Tourist und Tourist beobachten. Wann immer sich andere Touristen weitab von den touristischen Hauptpfaden getroffen haben, war die erste (instinktive) Reaktion eine Mischung aus "verdammt, was macht der denn hier?" und "bloß nicht sehen und gesehen werden." Dann beim - auf dem schmalen Trampelpfad unausweichlichen - Zusammentreffen: kurzer Blickkontakt, Nicken und vielleicht ein schnelles "Hallo!".

Dies sind nur ein paar Beispiele aus meinem bisherigen Inselleben.

Ich stelle fest: Nach spätestens fünf Tagen Inseldasein fällt mir die Decke auf den Kopf. Offenbar bin ich doch mehr Stadtmensch, als ich dachte. Jedenfalls kein Inselmensch. Auf der Insel bekomme ich schneller Platzangst, als auf dem lebendigsten Nachtmarkt oder im grössten Einkaufszentrum.

Das Inselleben wird meiner Meinung nach zu schnell trostlos und ich kann nur jedem raten, sich keiner Illusion von Werbebroschüren aus dem Reisebüro oder gar Fotos aus dem Internet hinzugeben. Tipp eins: die gewählte "Trauminsel" vorab nur für ein paar Tage testen!

Tipp zwei: Auf jeden Fall Ausgleichsaktivitäten wie zum Beispiel Tauchen einplanen. Dann kann man es dort auch länger aushalten. :)

Die dem Text zugrundeliegenden Erfahrungswerte basieren auf den streng analytisch gesammelten rein subjektiven Empfindungen meiner Besuche auf den thailändischen Inseln Ko Chang und Ko Tao. Meinungsänderungen durch weitere Inselbesuche in Malaysia vorbehalten.

Date:    14 Apr 2010 12:19
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Classic Inn Budget Hotel, Kuala Lumpur, Kuala Lumpur, Malaysia

Unfreiwilliges Sonnenbad in Kuala Lumpur

​14. April

Frohen Mutes und wieder einigermaßen hergestellt mache ich mich auf den Weg Richtung Ostküste. Ziel: Kota Bharu. Geplante Dauer: eine Woche.

Einzig das Wetter könnte mir noch einen Strich durch die Rechnung machen und die Abfahrt verzögern denke ich am Vorabend.

Die Wolkenbrüche in KL sind heftig und der Donner, der durch die Hochhausschluchten dröhnt, lässt alles vibrieren und sogar gestandene Männer auf der Straße zusammenzucken. Bei jedem Blitz zähle ich mit: fast jeder ist ein Einschlag und näher als "vier Sekunden".

Das Naturerlebnis wird nur dadurch getrübt, dass meine Kleidung trotz Unterschlupf in einer Bushaltestelle und trotz Regenjacke binnen fünf Minuten bis auf die Haut durchnässt ist. Unwahrscheinlich, dass das bis morgen trocknet; wahrscheinlich, dass dadurch wieder die ganze Tasche nach Reise-Mief stinkt.

Da hilft auch keine Seifenschnellwäsche: feuchte Kleider – insbesondere Schuhe! – in wasserdichten Radtaschen stinken nach spätestens einer Stunde, mit intensiver Sonneneinstrahlung noch schneller. Dagegen ist der Geruch von überreifer Durian wahrscheinlich wohlriechend.

Gegen die hohe Temperatur in den Taschen kann man nichts machen, außer evtl. sensible Dinge einzuwickeln und so oft es geht im Schatten fahren.

In China hat zum Beispiel mein Fieberthermometer wegen der zu hohen Temperatur in den Taschen schon den Geist aufgegeben, obwohl es "geschützt" war. Einzig verlässliche Lösung: Digitales Thermometer mitnehmen. Und Salben laufen aus - wasserdicht einpacken!

Dafür weiß ich jetzt, dass es selbst im Kern der Taschen weit über 44 Grad Celsius heiß werden kann.

Meine Maßnahmen gegen den Gestank sind:

  • Feuchtigkeit wo es geht vermeiden; wenn Regen in Sicht: unterstellen und warten!

  • die Taschen so oft lüften wie möglich

  • jeden Sonnenstrahl zum Trocknen nutzen; die Sachen wieder einpacken sobald die Sonne verschwindet, denn dann fängt sich wieder Feuchtigkeit!

  • nasse Sachen wenn möglich auf die Hintertasche binden und im Fahrtwind trocknen lassen (bei starkem Stadtverkehr vermeide ich das jedoch)

  • nasse Sachen von trockenen Sachen isolieren, da sonst auch die trockenen Sachen sofort mit stinken

  • Schuhe und Socken einpudern und so die gröbsten Dämpfe binden

Dass ich mir am nächsten Tag eine solche Abkühlung von oben mit jeder Faser meines Körpers sehnlichst herbeiwünsche zeigt eindrucksvoll, wie brutal die Sonne im Großstadtdschungel gegen einen arbeitet:

Der Abschied aus der Stadt ist so zäh wie noch nie und eine einzige Irrfahrt durch pralle Sonne, lärmenden Verkehr und sonstigem Großstadt-Chaos.

Die Verkehrsführung ist - wenn vorhanden - sehr ungewohnt und durch Einbahnstraßen und mir äußerst Sinn frei erscheinenden Parallelstrassen-Systemen, die dann doch plötzlich in unterschiedliche Richtungen führen, einfach frustrierend. Spontane Spur- oder Richtungswechsel werden durch massive Betonwände unterbunden, so dass oft mehrere Kilometer Umweg bis zum nächsten U-Turn nötig sind (in Gegenrichtung zu fahren ist durch den geringen Platz oft viel zu gefährlich).

Das Ende vom Lied: Ich finde erst nach vier Stunden völlig entkräftet aus der Stadt heraus.

Über den sechsspurigen Highway gelange ich schließlich kurz vor der Maut-Station auf die Landstrasse Richtung Kota Bharu.

Es wird schlagartig ruhiger und ich kann endlich etwas verschnaufen … etwa hundert Meter bis zur nächsten Siedlung, wo mich direkt eine Gruppe junger Machos empfängt und auf dem Mofa und Fahrrad lustige Wettrennen um mich herum veranstaltet.

Nachdem auch alle anderen Dorfbewohnern über meine Ankunft informiert sind, lassen sie wieder von mir ab und ich arbeite mich weiter konzentriert den Berg hoch.

Nach den ganzen Anstrengungen endet der Tag zum Glück recht entspannt: per Zufall finde ich einen kleinen Campingplatz, wo ich in einer Hütte mein Moskitonetz aufspannen kann.

Bis spät in die Nacht sitze ich mit dem Besitzer zusammen, esse leckere Nudeln und plaudere über Malaysia und den Rest Welt.

Als Nachtisch legt er für mich "Stirb langsam Teil 4" ein und verschwindet zu seiner Frau an den Nachbartisch. Ich bin schlagkaputt, mag aber nicht unhöflich sein und tue so, als ob ich den Film genieße. Sofort fallen mir die Augen zu.

Vom mächtigen Bruce bekomme ich daher allerhöchstens das Getöse im Halbschlaf mit. Die "Story" wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben...

Als der Abspann läuft, schleiche ich mich schnell in meine Hütte. Auch das wäre überstanden.

Es kann nur besser werden, denke ich und lausche dem Zirpen und Pfeifen im Wald, bis ich einschlafe.

PS: Wer Schwierigkeiten hat, sich die Eindrücke einer solchen Fahrt vorzustellen, dem "empfehle" ich eine Gedankenreise (!) im Feierabendverkehr über die A5 von Frankfurt nach Langen: beginnend an der Konstabler Wache an der Messe vorbei bis zum Frankfurter Westkreuz vorarbeiten und dann auf die A5 immer geradeaus bis zur Abfahrt zur 486. Der Landstraße folgen und locker bis zum Bahnhof ausrollen.

Wer mag, kann sich auch noch zusätzlich gedanklich ein Clownkostüm überziehen und eine Extrarunde in Griesheim drehen. :)

Date:    15 Apr 2010 12:23
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Raub Pahang, Raub, Pahang, Malaysia
Weather:    31° Mostly Cloudy

Raub - Kopie eines chinesischen Albtraums

​15. April

Wenn ich meinem malaysischen Herbergsvater glauben darf, führen die kommenden Kilometer über sehr gute Straßen durch herrlichen Urwald.

Leider sind die Einschätzungen von Einheimischen was die "Radtauglichkeit" von Straßen angeht meist eher fragwürdiger Natur. Doch diesmal gibt es wirklich viele gute Voraussetzungen ihm zu glauben:

Die Strecke ist in Insiderkreisen auch bekannt durch das alljährliche Radrennen "Le Tour de Langkawi" (http://www.ltdl.com.my/2010/therace/stage6.asp), wo sich auch internationale Fahrer messen. Das lässt mich auf ein radfreundliches Umfeld hoffen.

Der meiste Verkehr fließt über den neuen Highway im Tal entlang. Die Chancen auf ungestörte Momente in den Hügeln der "alten Strecke" stehen also ganz gut.

Schon gestern ist mir der hervorragende Straßenbelag aufgefallen. Perfekt!

Und dann kam mir ja noch Vater und Sohn auf dem Rennrad entgegen. Und beim Frühstück fahren auch prompt zwei Rennfahrer an uns vorbei.

Die Quälerei von gestern ist vergessen, ich bin hochgespannt auf das heutige Raderlebnis und trete mit einem guten Gefühl in die Pedalen.

Es ist angenehm mild, der Wald wacht auf: ein guter Tag beginnt!

Die Steigung ist stetig, aber angenehm. Ich finde schnell in meinen Tritt und genieße jeden Meter. Einzig die wunderschöne Ausblicke zwingen mich zur Rast. Sonst ist alles im Fluss.

Sogar der Verkehr ist kaum wahrnehmbar. Die Anzahl der Autos kann ich an einer Hand abzählen und wenn eins an mir vorbei fährt, gibt es kein sinnloses Gehupe sondern ich erhalte im Gegenteil respektvolles Lächeln, wohlwollendes Klatschen oder einen kurzen anfeuernden Plausch aus dem Seitenfenster.

Oft halte ich aber auch einfach nur inne und lausche ins Grün hinein.

All das Klopfen, Zirpen, Pfeifen, Brummen und Summen unterlegt mit dem Rauschen des Flusses und der Bäume ist wahrlich atemberaubend!

Es erfordert einige Konzentration, die einzelnen Klänge aus dem dichten Klangteppich zu erkennen und der audiovisuellen Flutung standzuhalten.

Es ist hochinteressant, wie sich das Gewusel plötzlich ordnet und Muster beziehungsweise einzelne Tiere erkennbar werden. Gepaart mit der frischen, klaren Luft sind das sehr intensive und vor allem sehr seltene Momente tiefer Naturverbundenheit.

Wie sehr ich das vermisst habe! Und wie langweilig, monoton und dumm sich dagegen der immergleiche Lärmteppich der Großstadt anhört.

Leider kommt der Gipfel, und damit der Abschied von den Genting Highlands, viel zu schnell.

Danach geht es immer weiter abwärts. Die Abfahrt ist zwar auch schön und recht ruhig, ich spüre aber, wie der Verkehr und Lärm zurückkommt und schließlich in Bentong wieder vollständig dominiert.

Dort mündet die Straße in den Highway Nummer 8 und alles was Räder hat und Richtung Kota Bharu möchte sammelt sich auf dieser Straße.

Die Landschaft wird unbedeutend. Es völlig egal, wie das Drumherum aussieht, denn die Straße erfordert ab sofort meine ganze Aufmerksamkeit. Es gibt weder Baum-Schatten noch sonst irgendwelchen Schutz vor der Sonne.

Dafür sind die schwarzen Rußwolken, das lästige Knattern defekter Auspuffe und allen voran das unnötige Hupen wieder da!

Völlig egal, wie nett oder aufmunternd das Hupen gemeint ist: ein einfaches Hupen, wie es hier von 99% der Autofahrer gebraucht wird, ist und bleibt für mich ein Warnsignal und ist instinktiv mit Gefahr und den entsprechenden Körpereaktionen verbunden.

Und vielleicht ist es ja auch genau das: eine Warnung, den Wahnsinn endlich zu beenden.

Doch so einfach ist das leider nicht: Mein Tagesziel ist die Stadt mit dem charmanten Namen Raub. Und der Weg dorthin zieht sich.

Wie sich herausstellt ist der Name der Stadt Programm: endlich dort angekommen, empfängt mich eine völlig trostlose, betongesättigte Stadt, die mir die letzte Hoffnung auf einen ehrwürdigen Abschluss des Tages raubt.

Ich hab schon viel gesehen, aber die Hotels hier sind an Hässlichkeit kaum zu überbieten: beim "Hotel Raub" habe ich ernsthaft Angst, hineinzugehen. Der verschimmelte Betonkasten mit seinem Schlund sieht einfach abstoßend aus. Wie es darin wohl aussehen mag?

Wahrscheinlich genauso wie in jedem der drei anderen "Hotels", die ich mir danach anschaue.

Alle sind gleich aufgebaut, unter chinesischer Leitung und praktischerweise auch direkt nebeneinander: massiver Beton-Bau-Fassade mit klapprigen Fenstern und schmalem Eingang mit einem noch schmalerem Gang nach oben in den ersten Stock. Dort wartet dann eine alte Chinesin (auf Kundschaft?).

Im Fernseher dröhnt in voller Lautstärke das übliche chinesischen Soap-Opera-Gesäusel. Die Kommunikation ist - auch mit meinem Chinesisch Wörterbuch - sehr schwerfällig.

Ich erhalte von der unfreundlichen Dame sofort die zwei eindeutige und wie mir scheint urchinesischen Signale:

  1. Verdammt was machst Du hier? Ich hoffe, Du hast einen wichtigen Grund mich zu stören!
  2. Nur wenn ich gnädig bin, werde ich Dir Nichtsnutz meinen letzten freien Raum geben und Du wirst mir dafür den Preis zahlen, den ich Dir nenne. Keine Diskussion. Du hast eh keine Wahl mehr.

Ich weiß schon unten, wie schrecklich die Zimmer sind und werde immer bestätigt.

Und egal wie freundlich und ruhig ich bleibe: Meine Verhandlungsversuche werden alle abgeschmettert. Beim dritten Anlauf akzeptiere ich meine Lage zähneknirschend.

Es ist mies, es ist zu teuer, aber ich mag einfach nur noch schlafen.

Zum Glück erhalte ich im Laden nebenan noch einen Betthupferl: meine Lieblings-Schokomilch, die mich rasch besänftigt und dann satt in den Schlaf schickt.

Bilder

http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623879253436

Tags: Malaysia, Reise

Date:    16 Apr 2010 07:22
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Kuala Lipis Pahang, Kuala Lipis, Pahang, Malaysia

Eine würgevolle Kotzparade – Frustabbau von Raub nach Kuala Lipis

​16. April

7:30 - die perfekte Uhrzeit für ein gepflegtes Brecherchen unter meinem Fenster!

Noch bevor die Dämpfe zu mir aufsteigen habe ich im Halbschlaf meine Taschen gepackt. Als es in meiner Nase kribbelt kann ich Gott sei Dank die Tür hinter mir schließen und das Hotel verlassen.

Was für eine schreckliche Nacht geht hier zu Ende: die Klimaanlage rattert auf Hochtouren und dennoch bleibt es schwül, heiß und stickig im Zimmer. Die einzigen die sich in der klebrigen Luft richtig wohlfühlen, sind die Moskitos, die munter um meinen Kopf summen.

Unterm Vordach paaren sich laut quietschend zwei Vögel, in der Ferne pellt sich nach langem Kampf endlich das Wollknäul aus dem Hals einer Katze.

Geht es schlimmer? Ja! Auf der Straße röhren alle paar Minuten Autos mit defektem Auspuff um die Wette.

Das scheint hier Volkssport zu sein. Jedenfalls habe ich bisher in keinem anderen Land so viele Motoren so laut und erbärmlich knöttern hören wie hier.

Das tiefe, scharfkantige, ganz und gar hässliche Gluckern der unzufriedenen Motoren dröhnt durch die Nacht und reißt mich jedesmal aus dem Schlaf.

Spontan taufe ich das Land um in "Mach mal leiser, ja?!".

Wie es der Zufall will, wohnt der Kotzheimer mit mir im Hotel und legt gerade auf der Etagentoilette nach, als ich runter zum Ausgang flüchte.

Es ist das erste Mal, dass ich meinen Mundschutz aus China ernsthaft zum Schutz vor einer Infektion aufsetze. Ach, vielleicht auch zum Schutz vor irgendwie allem hier.

Ich bin heilfroh, die Stadt zu verlassen und fahre müde, enttäuscht und voll mit Wut im Bauch die ersten zwanzig Kilometer im Stechschritt.

So habe ich mich zuletzt glaube ich in Kirgistan am Song Köl See nach der Nacht in der Jurte gefühlt.

Als ein Schild zur Landstraße C144 zeigt, fasse ich all meinen Mut und Hoffnung zusammen, verlasse die hektische Schnellstraße und folge der Abzweigung auf die Landstraße.

Der Unterschied ist überwältigend und direkt spürbar. Kein Spruch: Die Menschen, die Landschaft - ich selbst bin plötzlich komplett verändert. Ich taue regelrecht auf, sehe wieder Natur und freundliche Menschen!

Spätestens am ersten Berg ist wieder alles in Butter und ich schwitze mir den ganzen Frust von der Seele. Da bleibt keine Energie für den Miesepeter übrig.

Kurz vor der Abfahrt ins Tal treffe ich die LKW-Fahrer wieder, die mich vorher überholt hatten. Mit allerhand Grimassen und Sprüchen feuern sich mich am und bringen mich sogar wieder zum Lachen. Zudem warnen sie mich vor der Baustelle, die weiter unten in einer scharfen Kurve lauert. Danke dafür!

Die Moral von der Geschichte: Radfahrer such Deinen weiten Weg weiter weg von den Hauptstraßen!

Im Tal empfängt mich neben gut gelaunten Bauarbeitern leider auch die Schwüle wieder.

Grandios, wie direkt die Leistung runter geht. Es ist unglaublich anstrengend und der "Leistungsabfall" durchaus mit dem in großen Höhen vergleichbar: Trotz vollem Einsatz kommt man kaum voran.

Ich stecke mir kleinere Ziele, mache so oft Rast wie möglich, kühle mich in klimatisierten Tankstellen-Shops runter und trinke Unmengen Tee, Wasser, Säfte und Iso-Getränke.

Zum Radfahren bleibt nur noch ein schmales Zeitfenster:

Ab 11 Uhr ist es eigentlich schon zu heiß. Wenn möglich, suche ich mir dann ein Restaurant, wo ich die Zeit bis 17 Uhr überbrücken kann.

Danach fahre ich betont ruhig weiter, bis ich am Ziel bin.

So auch heute. In einer Raststätte schaue ich das WM- Qualifikationsspiel (?) zwischen Dänemark und Portugal an. Schön, wie die Malays mitfiebern und sich über Tore freuen!

Anschließend gibt es noch eine Dokumentation über die Austragungsorte in Afrika. Man, was freu ich mich auf die WM!

Frisch und gestärkt mache ich mich auf die letzten Kilometer Richtung Kuala Lipis.

Dort finde ich schnell ein Hotel mit warmer Dusche, AirCon, WiFi und schönem Nachtmarkt in der Nähe.

Es ist ruhig und ich habe Hoffnung auf einen erholsamen Schlaf – OHNE UnterBrechungen ;)

Tags: Downer, Malaysia, Reise, Reiseberichte

Date:    19 Apr 2010 00:44
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Kota Bharu Kelantan, Kota Bharu, Kelantan, Malaysia

Rumble in the Jungle - Von Kuala Lipis nach Kota Bharu

​17. bis 19. April

Einundzwanzig Kilometer - soviel gebe ich der Strecke noch, um interessant und spannend zu werden. Danach kann mich Malaysia mal kreuzweise.

Von den Eindrücken ist es ein verstörend leeres Vakuum. Ein schlechter Scherz und all die Mühe einfach nicht wert.

Im kleinen Örtchen Padang Tengku finde ich zum Glück kurz nach der Abfahrt vom Highway ein Toilettenhäuschen, das Schatten spendet und Aussicht auf eine erfrischende Mini-Dusche stellt.

Leider ist das Wasser abgedreht. Egal! Der Schatten genügt mir und ich bin froh, aus der Sonne zu sein.

Der Blick auf die Uhr zeigt: Es ist erst kurz vor elf Uhr!!

Ein paar Meter mehr und ich wäre umgefallen oder - wahrscheinlicher - zerschmolzen, verpufft oder in irgendeinen anderen (metaphysischen) Aggregatzustand übergegangen.

Hätte ich mir in auf dem tibetischen Plateu in Qinhai, China, kein Gelübde auferlegt, dass es niemals zu heiß sein kann, würde ich jetzt zugeben, dass es zu heiß ist.

So bin ich einfach nur schlagkaputt und überlege, wie ich aus dem Dilemma am besten wieder herauskomme.

In dem Tempo komme ich heute allerhöchstens fünfzig Kilometer weit. Leider ist keine Stadt auf der Landkarte zu erkennen. Irgendwas wird sich schon finden.

Meine Gedanken kreisen derweil über eine ganz andere Idee: Im Reiseführer habe ich gestern einen interessanten Bericht über den "Dschungel-Express" gelesen. Das ist ein Zug, der gemütlich durch den Urwald tuckert und an jedem Bananenblatt hält.

Das hört sich genau nach meinem Geschmack an, denn vom Urwald ist hier - außer auf der Landkarte - nicht wirklich was zu sehen.

Die Bahnschienen für den Zug müssten laut Karte genau hier sein. Ich sehe jedoch weit und breit keine Anzeichen eines Schienennetzes.

Nachdem die Kekse fast aufgebraucht sind, versuche ich mein Glück weiter auf Abwegen und folge der Landstraße bis zum Stadtkern.

Dort ist Markt und es riecht herrlich nach Früchten und frittiertem Allerlei. Zeit für ein drittes Frühstück.

Wie üblich gibt es ein Gebäude mit vielen Essständen, wo man im Schatten in Ruhe essen kann.

Unabhängig von der Tageszeit ist immer was los. Ein paar Stände haben immer geöffnet.

Tags: Malaysia, Reise

Date:    19 Apr 2010 09:20
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Kota Bharu Kelantan, Kota Bharu, Kelantan, Malaysia
Weather:    32° Mostly Cloudy

Rumble in the Jungle – Von Kuala Lipis nach Kota Bharu Teil 2

Vom 17. bis 19. April

Das dritte Frühstück besteht aus Hühnchencurry mit Reis und viel Soße.

Das Essenfassen läuft in Malaysia oft wie folgt ab:

Es gibt in dem Wartehallen-ähnlichen Gebäude mehrere Läden (Kiosk, Garküche/kleines Restaurant). Alles ordentlich durchnummeriert und sauber. Eine Art Dorf-Mensa. An langen Tischen kann man an Plastikstühlen Platz nehmen. Es ist recht funktional eingerichtet, aber dennoch (oder dadurch?) gemütlich.

Das aller-aller-wichtigste ist sowieso, dass man im Schatten essen kann und dank der Ventilatoren eine leichte Briese geht. Ruhe ist weniger wichtig. Einrichtung völlig nebensächlich. Zum Essen trinke ich "Tea Tarik". Das ist schwarzer Tee mit viel Kondensmilch. Kann man heiß oder mit Eiswürfel erhalten. Schmeckt immer lecker.

Als ich so da sitze und am Tee nippe, vibriert plötzlich der ganze Saal und nach einigem Getöse macht es einen Rums und ein Zug hält wenige Meter entfernt vor meinen Augen.

Der gesuchte Bahnhof befindet sich direkt vor mir (er sieht halt anders aus, als ich ihn mir vorgestellt habe). Ich mag an dieser Stelle nochmal betonen, dass sich die Methode "Tee trinken und warten" gerade in Situationen größter Verzweiflung erstaunlich oft bewährt hat!

Derweil ist auch mein Entschluss gefestigt, wieder zurück nach Kuala Lipis zu fahren und dort in den Zug nach Kota Bharu einzusteigen.

Die Rückfahrt zeigt mir, dass ich mich richtig entschieden habe: zum Einen geht hinter mir (in meinem ursprünglichen Zielgebiet) ein heftiges Gewitter runter, das mich fast einholt. Zum Andern sind meine Beine leer und mein Kopf voll mit Sonnenschmodder. Ich bin heilfroh, als ich auf bekannten Terrain das Hotel beziehe und mich im klimatisierten Zimmer ablegen kann.

Am nächsten Mittag klappt alles wunderbar: Die Fahrradmitnahme ist völlig problemlos. Der Schaffner freut sich regelrecht, mit anzupacken und der Zug fährt pünktlich los und macht seinem Namen alle Ehre. Für umgerechnet fünf Euro fahre ich gemütlich durch tiefgrünen Urwald. Oft ist kaum eine handbreit Platz zwischen Zug und GRÜN!

Der Zug hält alle paar Kilometer an, dann steigen Leute aus oder ein, verschwinden oder kommen irgendwo aus dem Busch. Eine tolle Erfahrung.

Als angenehmen Nebeneffekt bekomme ich sogar richtig (!) Lust, die Strecke (irgendwann) mal mit dem Rad abzufahren. Mein Entdecker-Instinkt ist geweckt und ich bin schon deshalb total glücklich, den Zug gegenüber den öden Highway gewählt zu haben.

Kota Bharu erreiche ich in bester Verfassung und komme in einem sehr netten Guesthouse unter. Der Herbergsvater erklärt mir, wo ich am besten Durian kaufen kann. Außerdem erhalte ich auf dem Nachtmarkt ein tolles Willkommensgeschenk: einen "Special-National-Double-Deluxe-Burger".

Hier bieten auffallend viele Straßenstände Burger für kleines Geld an: 70 Cent für die Superduper-Version – Top!

Die nächsten Tage mache ich mich auf Richtung Perhentian Islands. Es gibt dort weder Straßen noch Autos. Nur Strand, Dschungel und Meer.

Bin ebbes Uffjerescht und hoffe, dass es angenehmer als in Thailand wird.

Tags: Malaysia, Reise, Reiseberichte

Date:    19 Apr 2010 11:16
Tags:    Blog, erfolg, Essen, Malaysia, Reise, Reiseberichte
Location:    Kota Bharu Kelantan, Kota Bharu, Kelantan, Malaysia
Weather:    31° Mostly Cloudy

Durian Durian!

​19. April

Kota Bharu ist spitze. Das Wetter ist angenehm mild und ich kann die Stadt entspannt mit meinem Rad erkunden.

Auf dem Fruchtmarkt lade ich meine Taschen voll: für kleines Geld erhalte ich ein Kilo super-saftige Mangos, eine kleine Wassermelone und zwei frische Durian.

Zum ersten Mal kaufe ich Durian auf eigene Faust und als ganze Frucht (sonst immer abgepackt).

Der Durian-Kauf ist eine Wissenschaft für sich und es braucht etwas Übung. Wie ich es in Bangkok gelernt habe, prüfe ich Duft, Festigkeit und den Bereich am Stengel: sieht alles gut aus. Auch die Verkäuferin nickt zustimmend - wenn auch etwas verstört. Ich glaube, sie hat noch nie einen Westler beim Kauf einer Durian beobachten dürfen.

Tatsächlich ist Durian bei Westlern eher unbeliebt, was aber sehr wahrscheinlich daran liegt, dass deren Durian-Erfahrung durch mangelndes Qualitätsbewusstsein abführend bzw. abschreckend war. Am besten man kauft (und genießt!) Durian mit einem Einheimischen und fernab der Touristenmeilen!

Meine Premiere ist ein voller Erfolg: die Frucht ist dank Opinel mit wenigen Handgriffen geöffnet und gibt den Blick auf herrliches Fruchtfleisch frei.

Die Kerne sind nur klein bis mittelgroß und das Geschmackserlebnis durch das reichhaltige Fruchtfleisch wieder unbeschreiblich. Auch die Frucht an sich riecht frisch fantastisch.

Stolz wie Oskar träume ich mich satt in den Schlaf. Durian, Du bist toll und ich werde Dich sehr vermissen!

Date:    20 Apr 2010 21:33
Tags:    Blog, Malaysia, Reise
Location:    Kota Bharu Kelantan, Kota Bharu, Kelantan, Malaysia
Weather:    27° Mostly Cloudy

T-1000 im Kampf gegen die Sonne

​20. April Von Kota Bharu nach Kota Besut

Die Fahrt von Kota Bharu zum Hafen von Kota Besut ist ein Höllentrip. Kein Schatten, nur Sonne und wie immer viel Verkehr.

Dazu etwas Zeitdruck, denn die letzte Fähre setzt um 16:30 Uhr vom Festland auf die Insel über.

Das einzig schöne während der Fahrt: wenn keine Häuser die Sicht versperren, scheint ab und an das hellblaue Meer und der weiße Sandstrand durch die Palmen.

Dann wird mir wieder bewusst, wo ich eigentlich gerade mit meinem Rad rum fahre und dass das eigentlich ganz schön ist - hätte ich keine 50 Grad unterm Helm.

Bei der Rast im Schatten eines großen Baumes hupt und quäkt es munter um mich herum weiter.

Wie ich da so in der kleinen Holzhütte unterm Baum sitze und meine Wassermelone verspeise muss urkomisch aussehen.

Zumindest halten zahlreiche Roller in etwas Entfernung an oder verlangsamen beim Vorbeifahren ihr Tempo. Dann Beobachten / Glotzen, und zum Abschied ein Hupen, bevor sie dann weiter knattern.

Ein Roller fährt sogar ganz nahe an mich heran. "Good afternoon my friend!". Ich hebe langsam meinen Blick und sehe zu meiner eigenen Überraschung ein westliches Gesicht.

Augenblicklich sind Gestik und Akzent analysiert und ich antworte schmunzelnd auf deutsch: "Guten Tag!".

Volltreffer!

Eduard kommt aus Österreich und wohnt mit seiner Frau in Malaysia. Er gibt mir den Tipp, für die nächsten Kilometer einen Radweg zu nutzen. Dieser verläuft parallel zur lauten Hauptstraße und ist um einiges angenehmer.

Gesagt getan. Und ich rolle für gut eine Stunde gemütlich auf schattigen Wegen gen Süden.

Schneller als mir lieb ist geht's wieder zurück auf die Schnellstraße und damit auch zurück in den alten Trott: alle paar Kilometer Kühl-Stop, Verschnaufpause, Moral machen. Dann weiterkämpfen.

Drei Kilometer vor dem Zielort dann der finale Hitze-Kollaps.

Zum Glück finde ich unweit der Straße ein Kiosk. Reichlich Eis, Notdusche mit gekühltem Wasser und ein Decken-Ventilator verhindern weiteres Zerschmelzen.

Dass ich dadurch die letzte Fähre verpasse ist mir gelinde gesagt schnurzpiepe.

Zwei Liter Wasser später fahre ich betont gemütlich der Abendsonne entgegen und finde sogar am Straßenrand kurz vor Kota Besut einen Durian-Verkäufer, wo ich meine wohlverdiente Belohnung überglücklich in die Tasche packe.

In Kota Besut empfangen mich die üblichen alten "Freunde". Mofa-Taxi-Fahrer, die plötzlich aufgebracht und breit grinsend um mich herumfahren und mit den immergleichen Fragen bombadieren: "Hey Friend, where from? Where you go? Need Ticket? Need Hotel?" und so weiter.

Oft schreit auch jemand einfach laut auf, so dass ich erschrecke und manchmal sogar denke, dass mich wirklich jemand erkannt hat. Wäre nicht das erste Mal, dass ich irgendwo unerwartet auf alte Schulkameraden stoße (vorzugsweise aus der fünften bis siebten Klasse). "Mensch Christian, was machst Du denn hier?!…"

Während ich mich orientiere, beobachten mich mindestens zehn Augen auf frisierten Zweirädern.

Jetzt bloß keine Schwäche zeigen! Ich winke leicht lächelnd ab. Sie verfolgen mich jedoch weiter.

Das Dorf ist überschaubar: es gibt zwei Hotels, ein Gästehaus, zwei Cafés und den Hafen.

Sobald ich auch nur eine Andeutung mache, die Richtung zu einem der Hotels einzuschlagen, steht einer der Fahrer schon neben mir, quatscht mich mit irgendwas (!) voll und wartet darauf, mich ins Hotel zu begleiten.

Für Auseinandersetzungen fehlt mir jegliche Kraft.

Ich gucke daher "Freund 66" ruhig an, lächle und sage mit einer leichten Verbeugung: "Thank you my friend. I'm fine!". Er lächelt zurück, wünscht mir einen guten Abend und fährt weg.

Auch die anderen lassen mich danach, wie durch einen magischen Zauber gebannt, in Ruhe.

Wer diese "Lästigkeit" nachempfinden möchte, kann sich im Sommer für eine halbe Stunde neben einen Altglascontainer in seiner Nähe stellen und versuchen, die Fliegen und Wespen zu verscheuchen. Dieses Gefühl kann noch gesteigert werden, indem man vorher eine halbe Stunde Dauerlauf im dicken Baumwollanzug absolviert.

Kurz darauf liege ich im Zimmer und peitsche die Klimaanlage auf 24 Grad runter.

Was für ein Tag. Meine Augen brennen und ich hab trotz Anstrengung absolut keinen Appetit.

Als ich so da liege und die erste Schlafwelle über mich wellt, summt es hell an meinem Ohr. Moskitos!

Die ganze Wand ist voll mit den kleinen Blutsaugern. Und sie sind clever - und viel zu schnell.

Dennoch schaffe ich es, ein paar zu erwischen. Dann schnappe ich meine Durian und verlasse hastig das Zimmer Richtung Strandpromenade.

Der Tag ist kaum wieder zu erkennen: aus der Sonnenhölle ist ein lauer Abend geworden. Im Hintergrund säuselt ruhiger Wellengang, ein leichter Wind weht und der Mondschein über der nahen Insel taucht alles in ein silbriges Licht.

Eine ehrwürdige Kulisse für einen kleinen Durian-Snack.

Voller Vorfreude suche ich mir eine ruhige Sitzbank möglichst weit weg von der Straße und mache mich dran, den König der Früchte festlich zu öffnen.

Aber irgendwas fehlt... Richtig: Kaum habe ich die Vorarbeit beendet und die Frucht leicht geöffnet, rauscht auch schon ein Mofa an und hält hinter meiner Bank. Dann Stille.

Eine Bierdose wird geöffnet. Ab und zu ist lautes Aufstoßen zu vernehmen.

Die zwei großen malaysischen Augen starren mich minutenlang aus dem Dunkeln an, während der Mund gierig an der Dose schlürft.

Ich bleibe möglichst unbeirrt und sondiere mit peripheren Blick die Lage. Keine Gefahr, dennoch bloß keinen direkten Blickkontakt herstellen!

Zu spät. Der Mann steht plötzlich mit einem freundlichen "Hello!" neben mir und greift direkt ungefragt ins Geschehen ein.

Er mag mir beim Öffnen der Frucht helfen, fuchtelt zwischen meinen Händen herum, was fast zu ernsthaften Schnittverletzungen führt und brabbelt unverständliche Tipps auf Malay vor sich hin.

Ja, ich weiß, wo man Durian am besten anschneidet! Und ja, ich weiß auch, dass Durian stachelig ist - ein Grund, warum ich meine Handschuhe anhabe!

Da auch nach mehreren Anläufen keine echte Kommunikation stattfindet, bitte ich ihn mit möglichst ruhiger Stimme zu gehen.

Bedröppelt knattert er in die Nacht davon. Kurz darauf entert eine Gruppe Jugendlicher den nahen Spielplatz. Sie bleiben fern, unterhalten sich aber plötzlich lautstark und lachen unnatürlich verstärkt. Das einzige Wort, das ich verstehe: Durian. Es könnte sein, dass es dabei um das fremde Wesen auf der Bank geht…

Es schmeckt trotzdem, aber ich bin froh, als ich die Tür von meinem Zimmer hinter mir schließe.

Während ich in der Nacht von Trillionen Moskitos verspeist werde, träume ich, wie ich als T-1000* zu flüssigem Metall schmelze und beliebige Formen annehme.

Es ist herrlich, zum Beispiel als Reiszwecke unter den Reifen meiner zweirädrigen Freunde, für Ruhe auf den Straßen zu sorgen.

Ich freue mich auf die Überfahrt morgen früh und die hoffe auf ruhigere Momente am Strand.

I'll be back!

* siehe IMDb: Terminator 2 - Tag der Abrechnung

http://www.imdb.de/title/tt0103064/

"T-1000" bedeutet übrigens "Trabold-1000". Leider ist das im Netzt oft unsauber recherchiert ;)

Tags: Malaysia, Reise, Reiseberichte

Date:    29 Apr 2010 22:40
Tags:    Blog, Malaysia, Reise, Singapur

Perhentian Islands Dance!

Die Tage auf den Perhentian Islands sind kurz und gut.

Das Inselleben gefällt mir dort etwas besser als auf Ko Tao. Es ist (noch) weniger aufregend, die Musik dezenter und - von den chinesischen Reisegruppen am Esstisch abgesehen - ruhiger und etwas "organisierter". Leider ist die Tauchbasis nur mäßig und die Sicht unter Wasser sehr reduziert.

Nach einer Woche Inselleben fahre ich zurück nach Kota Bharu, wo ich den Nachtzug nach Singapur nehme.

Als ich im Bahnhofsrestaurant meine Mahlzeit nachschärfe, höre ich mich summen:

Tanke Sambal mit mir, Sambal die ganze Nacht...

Ähm ja... Es wird höchste Zeit, dass ich aus der Sonne komme! Die Hitze der letzten Tage hat deutliche Spuren hinterlassen.

Wenige Stunden später rolle ich im klimatisierten (Tiefkühl-) Wagen durch die Nacht nach Süden.

Das Abteil ist voll, offenbar raucht jemand direkt vor dem Einsaugstutzen der Klimaanlage und auf dem riesigen LCD-Bildschirm metzeln sich ganz harte Jungs nieder. Der Film "The Tournament" begeistert vor allem die Kleinkinder, die jeden Blutschwall gespannt auf dem Fernseher verfolgen. Die Erwachsenen dösen vor sich hin, tauschen über intensiven Blickkontakt Zärtlichkeiten aus oder betreiben Nestpflege (Decke über den Partner legen, Kopfkissen zurechtlegen. Niemals habe ich in Malaysia "Haut auf Haut" gesehen).

Der Film nervt. Eine miese Kopie von "The Running Man". Echt billige Action. Das einzig schöne: Die Hauptperson spielt auch im Dawn of the Dead Remake mit, was mich daran erinnert, dass ich den Film unbedingt anschauen muss, wenn ich wieder zu hause bin.

Noch jemand Lust?

Date:    2 May 2010 06:41
Tags:    Blog, Malaysia, Reise, Singapur
Location:    Singapore, Singapore
Weather:    32° Mostly Cloudy

Bye bye Malaysia! Hello Singapore!

Ich bin gesund und munter in Singapur angekommen.

Meine Reise endet hier. Leider? Endlich? Beides.

Der erste Eindruck von der Stadt ist gut. Grün, sauber, mit vielen ruhigen Ecken. Bestens geeignet, um sich auf die Rückkehr nach Europa vorzubereiten und wieder umzugewöhnen. Genau wie ich es mir vorgestellt und auch gewünscht habe.

Schon seit Monaten drehen sich auffällig viele Gedanken ganz intensiv über das "nach Hause kommen". Nun liegt "der letzte Schritt" direkt vor mir. Der Rückflug ist gebucht, die Wäsche gewaschen und die Ausrüstung ausgemistet. Alles ziemlich unromantisch, aber notwendig und auch irgendwie schön.

Das "große Endziel" kommt genauso wie jedes andere Ziel. Es gibt kein Empfangskomitee, keine Sektdusche am Ortsschild, kein Konfetti. Der Verkehr lärmt und fließt wie immer. Die Leute reagieren erschreckend normal, wenn sie mich sehen. Und der Wolkenbruch kurz nach meiner Ankunft zeigt mir, dass selbst Petrus gerade mit etwas anderem beschäftigt ist.

Auch nach über 10 000 Kilometern im Sattel läuft alles ganz normal weiter, das wusste ich vorher schon durch Reiseberichte anderer Radler. Aber zwischen selbst wissen und selbst spüren liegen Welten.

Die Freude spielt sich – wie so oft bei großen Momenten – nur in mir ab:

Ein kleiner Freudenschrei, Faust in die Luft reißen und anschließendes Schulterklopfen. Dann wieder auf den Weg konzentrieren. Alles weit entfernt von der explosiven Euphorie, die man zum Beispiel beim Flussball sieht, wenn etwas großartiges passiert. Toooooor!

Ich genieße statt dessen, wie ich durch die ruhigen, kleinen Gassen mit hübschen, alten Häusern ausrolle und die Atmosphäre dieser Stadt einatme. Das ist schön.

Sobald ich die Augen schließe, kommen die Bilder der letzten Monate: Tagträume. Echt heftig. Hab ich das wirklich alles erlebt? War ich das, der durch all die Länder gefahren ist? Und wie schnell die Zeit vergangen ist!

Eine Beispiel-Frage-Matrix:

Habe **ich** das wirklich alles erlebt?
Habe ich **das** wirklich alles erlebt?
Habe ich das **wirklich** alles erlebt?
Habe ich das wirklich **alles** erlebt?
Habe ich das wirklich alles **erlebt**?

Wie wird es zuhause werden? Meine Eindrücke aus den Ländern werden im Vergleich zu Deutschland nochmal weiter "ausgearbeitet" und deutlicher. Das war bis jetzt bei jedem Wechsel in ein anderes Land so. Ich werde mich bei euch melden, sobald ich mich gesammelt habe.

Etwas ganz wichtiges möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen: Ohne die Unterstützung meiner Steuerzentrale zu Hause wäre vieles sehr viel schwieriger geworden. Danke für eure Geduld und Zeit! Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Ein ganz ganz großes "Danke" dafür!

Danke auch an meine Hosts in China, Bangkok und Singapur! Schön, dass es mit dem Treffen geklappt hat.

Danke auch für eure aufmunternden E-Mails und Kommentare! Ich freue mich, euch wieder zu sehen und blicke gespannt nach vorne.

Auf den vergangenen Metern habe ich viele interessante Menschen kennen gelernt – meist in unglaublichen Situationen. Durch euch habe ich viel gelernt. Auch wenn viele den Blog nie lesen werden: Von Herzen alles Gute!

Date:    14 May 2010 15:08
Tags:    Blog, Reise, Singapur
Location:    Singapore, Singapore
Weather:    27° Mostly Cloudy

Buntes Singapur

Die Tage in Singapur vergehen unglaublich schnell.

Vielleicht weil der Abflugtermin unweigerlich näher rückt und die Anspannung mit jedem Tag steigt. Diese Mischung aus Vorfreude und Abschiedschmerz ist unglaublich schwer zu beschreiben und stellt meine Geduld oft sehr auf die Probe.

Gut dass es in Singapur genug Ablenkung gibt:

Es ist immer angenehm warm, überall duftet es nach Jasmin und Patchouli-Bäumen. Das Nachtleben ist angenehm und ich erlebe intensive Nächte in den Clubs der Stadt. In der Wohnsiedlung von Ralph plätschern die Delfin-Fontänen im Pool. Im Fitness-Raum und Sauna tobe ich mich richtig aus.

Tag für Tag fahre ich den "Reisemodus" etwas mehr runter und bereite mich mit Wohnungssuche und anderen organisatorischen Aufgaben auf meine Rückkehr vor.

Am Abreisetag bin ich erstaunlich gefasst. Nachdem ich stundenlang versuche mein Rad in eine Bike-Box zu packen, stelle ich fest, dass die Box doch zu klein ist. Mit ölverschmierten Händen schraube ich es wieder zusammen und bestelle mir dann ein MaxiTaxi.

Rondolf kommt dann ganz normal im Kofferraum mit. Wie immer! Mit dem Taxifahrer gehe ich nochmal im Schnelldurchgang die Höhepunkte meiner Reise durch.

Am Flughafen ist das alles kein Problem. Das Rad wird von einem netten Sicherheitsbeamten abgeholt und kommt kostenfrei mit (da leichter als 15 Kilo). Auch mein Gepäck ist mit 19 Kilo noch genau unterhalb der Freigepäck-Grenze.

Reibungslos wird hier neu definiert.

Zudem ist der Flughafen Changi wirklich sehr ruhig und entspannt. Perfekt ausgeschildert, keine Menschenschlangen, freundlicher Sicherheitscheck erst kurz vor dem Abflug. Und ich habe noch genug Zeit um einen Super-Suhi-Snack einzulegen.

Als ich Abhebe bin ich gefasst - weit mehr, als bei allen anderen Abflügen bisher. Ein neuer Reiseabschnitt bricht an. Und ich akzeptiere das.

In den letzen Tagen habe ich nochmal alles gegeben und bereue nichts. Insgeheim freue ich mich vielleicht sogar auf etwas mehr Ruhe und mehr Fassung im Leben.

Ich bin gespannt.

Date:    16 May 2010 16:15
Tags:    Blog, Deutschland, Reise
Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany
Weather:    16° Partly Cloudy

Dumpfes Deutschland

Vor der Landung durchdringen wir drei dichte Wolkendecken. Erst dann ist deutscher Boden sichtbar. Überall Nebel, Autobahn, Betonbauten. Für die Sonne keine Chance.

Als dann kurz vor der Landung Frankfurts Skyline erscheint, muss ich kurz auflachen. Hach wie putzig!

Die Durchsage vom Kapitän bestätigt meine Vorahnung zu den vorherrschenden Temperaturen: über 20 Grad Celsius Temperaturunterschied.

Gelassen ziehe ich mir meinen dicken Fleecepulli an, den ich seit der eiskalten Rutschpartie in Chinas Bergen (vor Xichang) nicht mehr an hatte, und bereite ich mich so gut es geht auf den nahenden Kälteschock vor.

Ein ruhiger Flug geht zu Ende - schneller als ich erwartet habe. Nur selten gibt es leichte Turbulenzen.Ansonsten fliegen ich durch tiefe Nacht nochmal einen kleine Strecke meiner Reise ab (Schwarzes Meer, Ukraine, Slowakei, Polen).

Während alle schlafen, versuche ich mich schon an die Uhrzeit in Deutschland zu gewöhnen und halte tapfer die Augen auf, höre Musik und beobachte aus dem Fenster, wie in weniger Entfernung riesige Wolkentürme aufblitzen. Wenn mir die Augen zufallen, schlafe ich tief und ruhig und wache ausgeruht auf.

Am Flughafen holt mich das kurze "Moin" vom Zollbeamten endgültig zurück nach Deutschland. Nachdem ich mein Rad in Empfang genommen habe, gibt es einen herzlicher Empfang von meinen Liebsten. Das Wiedersehen ist großartig und mir ist plötzlich gar nicht mehr kalt. Danke!

Nach einer lustigen Autofahrt ("Die fahren ja alle falsch!") mit Stadtrundfahrt-Einlage ("Ist ja alles beim alten") dann endlich die heiße Dusche zuhause: mein Haarschampoo, mein Duschgel. Alles wieder da! Und endlich endlich – nach 12 Monaten – eine eigene frische Jeans und ein normales T-Shirt anziehen! Ein ganz besonders tolles Gefühl!

Wir frühstücken bis in die späten Abendstunden. Lecker Brot, Käse und Wurst federn den kulinarischen Wechsel ab. Der Champagner regt den Kreislauf an und ich komme gut durch die Hochs und Tiefs des Jetlags.

Dennoch: ein großer Teil meines Herzens hängt noch viel Stunden und Kilometer hinterher. Die ganze Woche ist eine einzige Achterbahnfahrt der Gefühle und wirklich unbeschreiblich.

Ich freue mich, euch wieder zu sehen, freue mich auf meine neue Wohnung, spannende Projekte und und und.

Date:    24 May 2010 10:00
Tags:    Blog, Deutschland, fun, Reise
Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany

Pudding Pudding Sanduhr

Eine Woche Deutschland geht zu Ende. Hier das wichtigste kurz zusammengefasst.

Toll ist:

  1. Ich habe eine neue Wohnung in Frankfurt
  2. Es gab drei ausgedehnte (bzw. ausdehnende) Grill-Feste mit meinen liebsten bei schönstem Wetter!
  3. Der Kölner Dom steht noch am rechten Platz. Habe mich persönlich vergewissert. Zudem können die Kölner auch noch ordentlich feiern. Sehr beruhigend! Danke für das tolle Wochenende!
  4. Es gibt wieder echte gute Bücher! Bücher! Bücher! Danke für den herzlichen Empfang @ O'Reilly-Verlag!
  5. Pudding! ... ja, es gibt doch einige Dinge, die ich erst wieder probieren muss, um zu merken, wie sehr ich sie vermisst habe.
  6. Meine alte Laufstrecke ist noch genauso toll wie damals! JP Morgan ick komm Dir!

Was ich die letzten Monate gar nicht vermisst habe:

  1. die alberne Qualmerei in den Clubs und Restaurants und vor allem das unvorsichtige Handhaben der Glimmstängel auf der Tanzfläche.
  2. die Sanduhr bei meinem Computer. Freut er sich denn gar nicht, dass ich wieder da bin? =:-O
  3. mit Fußgängern überfüllte Radwege. Wenn schon, denn schon.
  4. ach ja: und Junggesellenabschiede :)

Der Schlaf ist wieder gut und ich fühle mich wohl in der alten Heimat. Läuft!

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