Hinfahrt 2009

Date:    4 Apr 2009 18:41
Tags:    Blog, Deutschland, Reise

Wo ist Christian ab Mai?

Im Mai werde ich eine länger geplante Reise antreten.

Einige von euch haben's ja schon mitbekommen. Hier noch ein paar Details:

Abfahrt ist für Anfang Mai geplant.

Wenn alles gut geht, werde ich ein Jahr unterwegs sein und mit meinem Rad die Welt erkunden - es geht von Deutschland aus immer gen Osten. Soweit ich eben komme.

Hier im Blog werde ich euch auf dem Laufenden halten. Bilder und Videos lege ich auf Flickr ab: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/

An alle, die ich vorher nicht mehr sehe: Tut mir leid, aber ich musste viel organisieren.

Ich hoffe auf ein gesundes Wiedersehen!

Date:    27 Apr 2009 01:00
Tags:    Blog, Reise

Vis a vis mit Visa-Bestimmungen, Viren und der Auslandskrankenkasse

Langsam wird's spannend:

Die letzte Impfung ist intus, die Ausrüstung komplett und die Visa-Bestimmungen von Ukraine, Russland, Indien etc. gelesen und verstanden (wirklich). Die Bestätigung der Auslandskrankenkasse (AKV) ist auch da.

Bei den Visa-Anträgen muss man ziemlich aufpassen, was man wie wo reinschreibt. Außerdem benötigt man mindestens ein Passbild pro Antrag. Jedoch komme ich besonders bei den beiden Feldern "Ein- und Ausreise-Datum" massiv ins Stocken, denn:

Woher soll ich denn jetzt schon mein genaues Einreisedatum wissen?

Nach Rücksprache mit einer Visa-Agentur müssen die Angaben auch sehr präzise sein. Zirka-Angaben sind nicht möglich...

Wie ich das genau organisiere, werde ich mit der Visa-Agentur besprechen (und hier berichten).


TODO ct 2011-10-10 Leider erweist sich die Zusammenarbeit mit der Visa-Agentur als sehr mühsam und ich muss alles selbst organisieren.

Schlimmer noch: sie stellen mir für China ein falsches Visum aus. (siehe QV China:Chengdu)

Date:    1 May 2009 18:00
Tags:    Blog, erfolg, Reise
Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany
Weather:    21° Partly Cloudy

Erste Testfahrt erfolgreich abgeschlossen

Es ist vollbracht. Heute konnte ich meine erste Testfahrt mit voll bepacktem Rad antreten.

Bei super Maiwetter habe ich mit Freunden eine Runde um Dieburg gedreht und dabei (neben ein paar kühlen Bier) auch das neue Fahrgefühl genossen.

Die Taschen sind ausgewogen gepackt und mit knapp 20 Kilogramm bin ich gut im Gewicht (Werkzeug und Ersatzteile kommen noch dazu).

Dennoch fühlt sich das Fahren erstmal ungewohnt und etwas schwammig an. Die Low-Rider (Vordertaschen) machen das Lenken träge, die Hintertaschen absorbieren jeden noch so kraftvollen Antritt.

Wie es sich für eine ordentliche Testfahrt gehört, habe ich auch noch hier und da Punkte entdeckt, die optimiert werden können.

Daher empfehle ich jedem Radreisenden, die Testfahrt so früh wie möglich zu machen, um mit dem gepackten Rad "warm" zu werden. Es ist ein großer Unterschied, das Rad nur im Kopf bzw. "auf Checklisten" zu packen oder das ganze dann in Echt zu sehen. Erst dann wird das eigentliche Ausmaß richtig greifbar. Erst dann fängt das Packen richtig an.

Date:    3 May 2009 02:16
Tags:    Blog, Deutschland, Reise
Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany
Weather:    10° Partly Cloudy

Luft – der Feind des Packens

Ich habe immer gedacht, dass Flüssigkeiten und schwere Dinge beim Packen unbedingt vermieden werden sollten. Das stimmt auch. Viel schlimmer finde ich jedoch: Luft!

Sie schleicht sich in jede noch so kleine Ritze und die wasserdichten (luftdichten) Packtaschen machen das Ganze dann zu einem richtigen Problem: Sie blähen sich unnötig auf und verschwenden somit unglaublich viel Platz. Auch bei luftdurchlässigeren Beuteln bildet sich immer eine Luftblase, obwohl ich schon viele Stopf- und Packtechniken ausprobiert habe.

Die Luft aus den Säcken zu entfernen ist eh ein echt nerviges Geduldsspiel und die Taschen so zu entlüften, dass wirklich nur noch der Inhalt drin ist eigentlich unmöglich. Spätestens, wenn die Beutel in der eigentliche Fahrrad-Packtasche liegen, ist wieder Luft drin.

Eine nützliche Erfindung sind da Kompressions-Beutel, die ich ehrlich gesagt erst jetzt richtig schätzen lerne (ich habe sie vorher leichtfertig als Spielerei / Marketing-Gag verurteilt).

Es ist tatsächlich so, dass diese Beutel äußerst nützlich sind, um beim Packen die Luft aus dem Beutel draußen zu lassen und den Platz in der Packtasche besser zu nutzen.

Wie funktionieren Kompressions-Beutel?

Man hat einen nach Außen recht unscheinbaren Beutel, den man wie gewohnt mit Kleidern füllt (Feste Gegenstände eignen sich nicht). Das besondere dieser Beutel ist das kleine Ventil am Boden und das Luft-undurchlässige Material.

Hat man den Beutel fertig gepackt, dreht man am Boden ein kleines Ventil auf, so dass die Lust entweichen kann. Am besten kniet man sich hin und hält den Beutel zwischen den Beinen. Nun rollt man die obere Falz drei bis viermal soweit zusammen. Jetzt kann mit beiden Händen Druck auf den Beutel ausüben und so viiiiel Luft rausdrücken.

Das macht man, bis kein Zischen mehr aus dem Ventil zu hören ist. Dann dreht man das Ventil schnell mit einer Hand zu und verschließt den Beutel.

Der Inhalt ist nun fest komprimiert und wesentlich kompakter als vorher. Natürlich hat das auch einen kleinen Nachteil: ist ein Loch im Beutel, bleibt der Inhalt trotz Kompressionsbeutel aufgebläht. Hat man dann die Packtasche schon ans Limit verpackt, kann das zu Platzproblemen führen. Für den Notfall ist den Beuteln Flickmaterial beigelegt.

Wie sich die Kompressionsbeutel in der Praxis bewähren, wird sich zeigen. Bis jetzt bin ich recht angetan.


Später erreiche ich durch rollen der Kleider ein optimales Verhältnis von Inhalt und Stauraum.

Die Vakuumtaschen werden sehr hart und füllen die Taschen wie große Steine. Dadurch entstehen wieder Hohlräume, die ich ja ursprünglich vermeiden wollte.

Somit erweist sich der lockere Umgang mit meinen Kleidern bei luft-durchlässigen Taschen und das Rollen als optimal. Gleichzeitig bildet die Kleidung dadurch einen guten, weichen Schutzmantel um sensible Dinge wie z.B. Bierflaschen, wie ich später im heißen Russland zu schätzen lerne.

Date:    8 May 2009 20:43
Tags:    Blog, Deutschland, Reise

Im Namen des Fahrrads

Schon mal Gedanken über einen Namen für ein Fahrrad gemacht? Ich auch nicht. ;)

Dennoch fand ich die Idee letzte Woche irgendwie schön romantisch und hab mir ein paar Vorschläge auf der Zunge zergehen lassen.

Noch bin ich nicht ganz entschieden und werde die richtige Taufe daher auch noch etwas hinauszögern.

Ort und Zeitpunkt werde ich hier bekannt geben.

Übrigens: momentan gefällt mir Rondolf Rosinante Atlas I. ganz gut.

Für die Technik Freaks unter euch: hier alle Details vom Rad.

Ich habe grossen Wert darauf gelegt, dass ich alles am Rad selbst auseinander nehmen kann und jedes Detail verstehe.

Jeglicher technischer Firlefanz ist tabu. Auf alles was anfällig für Stösse, Kratzer oder Hängenbleiben ist habe ich verzichtet.

Sovereign Lite R 14
Gewicht 14.7 kg
Größe 52, 55, 58?
Farbe(n) Anodized Black
empf. VK 2.299,00 €
Stand 09.02.2009 22:24 Uhr

Beschreibung

Die hochwertigsten und anspruchsvollsten Reise- und Trekkingräder gehen keinen Kompromiss ein, wenn es um Qualität geht. Perfekt ausgestattet, extraleicht und versehen mit einer Speziallegierung. Das Sovereign belegt: Fahrfreude und Solidität sind keine Gegensätze.

Ausstattung

Chassis

  • Steuersatz FSA Ahead Integrated Orbit Z 9, 1 1/8"
  • Bremsen Magura HS 33 Hydraulik mit Booster
  • Beleuchtung Bumm IQ LED Fly+ | D Toplight XS+ | durchgeh. Kabel
  • Rohrmaterial Aluminium 7005TB Superlite
  • Gabel STEVENS Alu C-Blade Integrated, LR-Ösen, Aluschaft
  • Zubehör Tubus Logo Gepäckträger | SKS Rookie XL Pumpe | Pletscher Ständer

Antrieb

  • Kurbelsatz FSA V-Drive ATB CK-7050BS 44 Z, Hosenschutzring
  • Schaltung h Rohloff Speedhub 500-14 CC EX
  • Umwerfer v ohne
  • Kette Rohloff SLT-99
  • Cassette Rohloff 15 Z
  • Pedale Shimano Dual PD-M324
  • Entfaltung 1.8 – 9.5 m

Laufräder

  • Naben Rohloff Speedhub | DH-3N80 Dynamo
  • Felgen Mavic A319 geöst, CNC side 32 L
  • Speichen DT Swiss Competition 2.0-1.8mm
  • Reifen Continental Contact Extralight, 700x42C, faltbar

Cockpit

  • Lenker Oxygen Vista Riser Alu 2014, 63 cm
  • Vorbau Oxygen Scorpo, 25.4mm, 6°, stainless bolts
  • Sattel Selle Royal Lookin Sport Xsenium VLL
  • Sattelstütze Oxygen Scorpo 300mm
  • Schalthebel Rohloff R14 Drehgriff
  • Bremshebel Magura HS 33 Hydraulik

Daten

  • Gewicht 14.7 kg
  • Größen 48, 52, 55, 58, 61cm
  • Farbe(n) Anodized Black

Highlights

  • Highlight 1 Anodisierte Rahmenoberfläche: Langlebig und haltbar
  • Highlight 2 Lenkdirekte leichte Aluminiumgabel mit Aluschaft
  • Highlight 3 Innovatives Super-Frontlicht IQ-TEC, Standlicht v+h
  • Highlight 4 Tretlager-Excenter zur Verstellung der Kettenspannung
  • Highlight 5 Als Deore XT- und Rohloff 14-Gang-Nabenschaltungsmodell

http://www.stevensbikes.de/2015/index.php?bik_id=66

Date:    12 May 2009 19:28
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Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany
Weather:    13° Mostly Cloudy

Der "Ketten, Speichen, Ventile"-Workshop

  • Ersatzteile
  • Werkzeug

[https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/4617194390](https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/4617194390)

Die letzten beiden Tage habe ich in der Werkstatt verbracht und mein Fahrrad einmal komplett auseinander und wieder zusammen gebaut.

Unter fachmännischer Leitung vom Radfachmann meines Vertrauens konnte ich jede Schraube persönlich kennen lernen, prüfen und festziehen. Außerdem habe ich die Bremse entlüftet, neue Bremsklötze montiert, die Kette gewechselt, neue Reifen auflegt und eingespeicht.

Da die Reifen eine besondere Schwachstelle sind, bin ich hier keine Kompromisse eingegangen: es gab neue Felgenbänder aus Kunststoff und extra stabile Reise-Reifen.

Die kommenden Rad-Inspektionen kann ich nun mit gutem Gewissen selbst in die Hand nehmen.

Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt war, dass ich auch gleich mein Werkzeug testen konnte.

Das Kompakt-Tool "Alien II" habe ich schon nach wenigen Minuten bei Seite gelegt, da es sich als völlig ungeeignet herausgestellt hat. Es ist für meine Zwecke zu schwer und klobig. Zudem wären 95% der Werkzeuge für mich nicht von Belang (Stichwort: Feature-Bloat)! Auch die anderen "Kombi-Werkzeuge" brauche ich nicht, da sich das Rad mit 6 Inbus-Schlüsseln und einem Torx-Schlüssel wunderbar reparieren lässt!

TODO ct 2011-10-10 Definition "Torx"?

Die Alternative zu den Multi-Tool sind kleine, spezialisierte Inbus- und Torx-Schlüssel, die kaum was wiegen und dazu noch super in der Hand liegen.

Das Bild zeigt meinen aktuellen (überschaubaren) Werkzeugkasten vorher...

…und nachdem ich alles in der Box verstaut habe.

Mit an Bord sind nun

Ersatzteile

8 Bremsgummis 75g
1 Ersatzkette 350g
2 Ersatzschläuche (Autoventile) 350g
2 Faltmäntel 1324g
2 Flickzeug 30g
1 Kettenstück inkl. Ersatznieten 125g
1 Ritzelabzieher + Ersatzritzel 125g
1 Schaltungszüge 40g
16 Speichen 120g

Werkzeug

1 Bindedraht (rot) 42g
1 Entlüfterset für Bremse 235g
2 Felgenband 3g
1 Fett 92g
6 Inbusschlüssel 6 / 5 / 4 / 3 / 2,5 / 2 90g
5 Kabelbinder 5g
1 Kettennietdrücker 250g
1 Leatherman 290g
1 Luftpumpe groß 800g
1 Luftpumpe klein 200g
1 Lupe 23g
1 Lüsternklemme 9g
1 Nähmaschinenöl 100g
1 Nähzeug (+Rundnadel) 50g
1 Öl 63g
1 Phasenprüfer 17g
1 Putzlappen 100g
3 Reifenheber 35g
1 Schnur / Seil (3,00m) 68g
4 Sicherheitsnadeln 5g
1 Speichenschlüssel 20g
1 Torx-Schlüssel Torx TX20 6g
2 Ventiladapter Autoventil 16g
1 Waschbenzin 130g
1 Zahnbürste für Kettenreinigung 13g

Bei den Reifen habe ich mich - wie bei meiner Budapest-Reise auch - für Schwalbe entschieden: (Marathon Extreme und als Ersatz- bzw. Ausweichprofil Marathon XR)

Ich bin gespannt, wann und wo mich mein erster Platten erwartet. ;)

Noch ein kleiner Nachtrag:

Ich kann jedem, der eine Reise plant, empfehlen, vor dem Kauf vom Werkzeug das Rad genau zu prüfen. Welche Schrauben sind vorhanden? Und in welcher Größe? Dann mit der Liste in den Laden gehen und nur das Werkzeug kaufen, das man wirklich benötigt. Alles andere ist nutzloser Ballast!

Date:    13 May 2009 07:20
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Mobiltelefon wird abgestellt

Morgen Mittag 12 Uhr werde ich mein Mobiltelefon ausstellen. Ich habe keine Umleitung eingerichtet und bin dann mobil nicht mehr erreichbar!

Date:    13 May 2009 11:00
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Location:    Dieburg, Dieburg, Hesse, Germany
Weather:    16° Mostly Cloudy

Die letzte Waschung

Gerade habe ich zum letzten Mal vor der Abfahrt meine Hosen, Hemden und Trikots in der Waschmaschine gewaschen. Nun werde ich sie in den Packtaschen verstauen und das Rad beladen.

Möge der Duft von frisch gewaschener Wäsche lange anhalten! Ab jetzt ist Handwäsche angesagt.

Date:    21 May 2009 10:55
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Location:    Bamberg, Bamberg, Bavaria, Germany

Läuft!

Liebe Leute,

die ersten Tage waren super. Das Radl schnurrt vor sich hin, die Beine sind fit und das Wetter ist traumhaft (und der Boppes tut nur wenig weh.). Jede Steigung wird mit 6 km/h erklommen. Bin mal gespannt, wie sich die Steigungen mit einer 1 oder 2 vorne anfühlen ;)

Der Radweg ist ein Traum. Gut ausgebaut, flach und sehr wenig Verkehr. Schmetterlinge begleiten mich.

Noch befinde ich mich auf dem Main-Radweg in Würzburg. Das morgendliche Gewitter verzieht sich und es klart auf. Gut ausgeruht geht's jetzt aus Rad.

Auf bald!

Date:    21 May 2009 17:55
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Location:    Mainblick Campingplatz, Schwarzenau, Bavaria, Germany
Weather:    18° Mostly Cloudy

Jetzt noch mal langsam

Da es heute morgen doch etwas kurz ausgefallen ist, noch mal in Ruhe ein paar Eckdaten: Abfahrt war Montag vormittag, nachdem ich das Wochenende intensiv mit packen, optimieren und organisieren beschäftigt war.

Bildlich gesprochen: Meine Packtaschen haben jetzt eine YSlow-Wertung "A". Oder anders: wäre ich wie geplant losgefahren, wäre ich spätestens am Sonntag wieder frustriert nach hause gefahren.

Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, die abfahrt noch mal zu verschieben, aber das war's wert.

Nun sitze ich nach einer heißen Tour auf dem Campingplatz "Mainblick", hab mein erstes "Schäufele" (=FLEISCH!) intus und genieße die sanften Wogen des nahenden Fresskomas.

Die Tour ist mit knapp 40km absichtlich etwas kürzer ausgefallen:

  1. zu viele Leute auf dem Radweg. Allein heute habe ich zwei Unfälle mitbekommen.
  2. Gehirn auf Pflaumengröße ausgedörrt. Trotz regelmäßigen Biergartenbesuchen (50 von 50) war es einfach zu heiß und voll…
  3. Leichtes ziehen im linken Knie. Da bin ich seit Budapest sehr vorsichtig geworden.

Dafür ist der Zeltplatz spitze und ich kann euch endlich mal in Ruhe schreiben!

Es passieren so viele Dinge, hinter jeder Kurve sieht es anders aus, kommen andere Gedanken, dass es echt schwer ist, dies alles bis zum Abend "aufzuheben". So eine Art Fahrrad-Twitter währe vielleicht hilfreich ;)

Es ist oft viel Situationskomik dabei. Manchmal einfach nur ein Graffiti oder das zankende Pärchen, das mir entgegenkommt und mit versteinerter Miene an mir vorbei düst. Ansonsten sind sehr viele sympathische Radler und Wanderer unterwegs (wobei ich den Altersdurchschnitt kräftig nach unten drücke).

Morgen peile ich Bamberg an und bin gespannt auf die Nacht in Kleinholland. Hoffe euch geht's gut!

PS: Dieser Text wurde mit der iPod-Tastatur geschrieben und ist auch ohne Rechtschreibprüfung gültig. PPS: Ja, ich hab den iPod-Touch doch mitgenommen… Nach dem Schreiben des Textes sind nur noch 20% Batterie übrig. Luxus-Ballast ;)

Date:    22 May 2009 23:16
Tags:    Blog, Deutschland, Reise
Location:    Campingplatz, Baggersee, Sand am Main, Bavaria, Germany
Weather:    9° Clear

Donnerwetter! So viele Hügel?

Um kurz nach 4 Uhr morgens wache ich schlagartig auf, fange - in bereits vertrauter Routine - an meine Taschen zu packen und aus dem Zelt zu steigen, als ich merke, dass mir die Morgenröte von einer Laterne vorgegaukelt wird.

Erschöpft falle ich zurück in einen unruhigen Schlaf, der jäh von einem tiefen Donnergrollen unterbrochen wird. Dazu gibt es auch die erste Regentaufe für mein Zelt. Meine geplante Abfahrt muss ich verschieben.

Um kurz nach 10:30 Uhr geht es dann endlich weiter Richtung Bamberg.

Der Weg zieht sich. Der Regen scheint mir vorauszueilen. Das Ergebnis sind knöcheltiefe Pfützen und meterlange Schlamm-Schikanen. Es ist unheimlich schwül - die Straße dampft. Zudem wird das Streckenprofil zunehmend hügliger.

In Schweinfurt verschmause ich zu Mittag einen halben Hefezopf und eine Karotte. Auf dem Weg nach Haßfurt merke ich, dass ich zuwenig Wasser dabei habe. Wassermangel schlägt mir sehr aufs Gemüt. Dazu kommt, dass in der nächsten Stadt die Haßfurter leben. Wie mögen die wohl auf Fremde reagieren? Leichte Beklemmung macht sich breit.

Das neue Kennzeichen HAS im Nummernschild ist eines der ersten Dinge, die mir in Haßfurt auffallen.

Welcher Spaßvogel wohl HASS oder HASI fährt? Wenige Meter später schneidet mich auch schon der erste HASI im silbernen Mercedes SLK Cabrio, hält an und stöckelt in irgendein billiges Mode-Lädchen. Kurz darauf verlasse ich HAS wieder.

Trotz dieses amüsanten Zwischenfalls bleibt der Tag für einen Freitag ungewohnt unlustig, so dass ich nach knapp 73 Kilometern den nächsten Campingplatz anfahre und mein Zelt zum Trocknen in die warme Abendsonne stelle.

Mit einem kühlen Radler in der Hand sende ich Grüße und ein zünftiges Prost gen Heimat und hoffe, dass euer Freitag lustiger wahr ;)

Date:    24 May 2009 21:15
Tags:    Blog, Deutschland, Reise
Location:    Kurcampingplatz, Bad Staffelstein, Bavaria, Germany
Weather:    19° Clear

Rauchbier und 105 Grad Celsius

Der Weg schlängelt sich durch schöne Täler - mal nah mal fern vom Main. Das Wetter ist wieder prächtig und die Sonne brennt unaufhörlich.

Der Tag fängt entspannt an: ich habe seit langem mal wieder gut geschlafen und packe in Ruhe um 8 Uhr meine Taschen. Anders als sonst fülle ich heute alle Wasserflaschen, denn der Schweiß rinnt jetzt schon unter meinem Trikot.

Dann trete ich beherzt in die Pedalen, um auch gleich nach der ersten Kurve die erste Steigung meistern zu dürfen. Der Weg wird spürbar hügliger. Auch die Landschaft wird weitläufiger. Ich erreiche Bamberg gegen Mittag und kann so in aller Ruhe ein paar Erledigungen machen, Rauchbier trinken und die Stadt erkunden.

Es gibt frische Batterien für meine Stirnlampe, Iso-Pulver für die Trinkflaschen, Ladegerät für iPod und Gummibärchen "Obstsalat" aus dem Bärenland.

Das Rauchbier klingt ganz gut an und die restliche Strecke geht's leichtfüßig durch's Coburger Land.

Kurz darauf erreiche ich Bad Staffelstein und schon bald steht für mich fest: hier bleibe ich länger. Es gibt hier nämlich eine traumhafte Sole-Therme mit Saunalandschaft, in der ich die geschundenen Muskeln wieder auf Vordermann bringen kann.

Und so verbringe ich den Samstag-Abend und Sonntag an diesem herrlich Ort. Unter anderem lerne ich hier die Maa-Sauna kennen, die über ein Kaminfeuer geheizt wird und bis zu 105 Grad heiß wird.

Falls ihr euch fragt, ob es denn ratsam ist, sich trotz Sonnen-Schrumpfkopp diesen Temperaturen auszusetzen: ich habe es als sehr angenehm empfunden. Nur das Nachschwitzen hat sich über die ganze Nacht hingezogen. Hab dennoch sehr gut geschlafen.

Der Main ist jetzt nur noch ein kleines Flüsschen, das sich durch die Weite des Coburger-Vorlands schlängelt.

Ich fühle mich dank Ruhetag und Sauna frisch und freue mich auf morgen.

Date:    26 May 2009 07:26
Tags:    Blog, Deutschland, Reise
Location:    Grunau Hotel Bayreuth, Bayreuth, Bavaria, Germany
Weather:    16° Clear

Nach Bayreuth mit 200 Puls (bald)

Nach einem kurzen Plausch mit meinem Camping-Nachbarn über Start und Ziel meiner Radreise pedaliere ich gegen 9 Uhr sehnsüchtig nachmal am Thermal-Bad vorbei. Schnell wird mir klar: der Tag wird kein Zuckerschlecken. Von der Entspannung ist schon nach fünf Kilometern nichts mehr zu spüren. Es geht auf und ab, nach links und rechts wie in einer Achterbahn.

Oft muss bei der Abfahrt stark abbremsen, weil der Wegweiser zu spät sichtbar wird. Später vertraue ich darauf, dass es einfach immer geradeaus geht und nehme so viel Schwung wie möglich mit zum Berg. Es ist jedoch erstaunlich, wie schnell die Energie verpufft. Bei jeder (!) Steigung muss ich in den ersten Gang schalten und dann mit 5-6 km/h die Kuppe erklimmen. Das gibt fast schon Blasen am Schaltdaumen und mein Puls steigt an die 160bpm. Das ist weit außerhalb meines aeroben Bereichs = mehr Hunger!!

Im Gegensatz zur vorherigen Strecke ist jedoch weit und breit kein Biergarten zu sehen - dafür eine Menge LKW und Autobahnbrücken. Und so strample ich leicht angesäuert durch die Landschaft. Zum Glück nimmt der Verkehr später etwas ab, aber Nahrungsaufnahme ist erst fast kurz vor Bayreuth möglich. Dort lädt der Gasthof "Moreth" zum Verweilen ein. Ich verschl… verspeise genussvoll zwei große Teller Kartoffelsalat und zwei Radler Halbe.

Drei weitere Anstiege später erreiche ich dennoch völlig leer um kurz vor 18 Uhr Bayreuth. Die Stadt erscheint mir voll mit Schildern und Wegweisern. Der Verkehr drückt sich um die Innenstadt. Instinktartig fahre ich zum Brunnen vor der Oper, wo ich kurz verschnaufe und mir von einem Ortskundigen (und ebenfalls leidenschaftlichen Reisenden) die historischen Eckdaten Bayreuths auffrischen lasse.

Er schwärmt von Prag, Krakau, der Ukraine und Russland und gibt mir wieder Kraft. Der Kopf ist wieder frei und ich schaffe es sogar hinauf zum Wagner-Festspielhaus, wo ich eine spontane Siesta auf der Parkbank halte.

Es ist kurz nach 18 Uhr und ich habe noch keine Unterkunft in Aussicht. Bayreuth hat wohl (nur) Platz für die schönen Künste, Golfplatz und Therme... Hotels habe ich in der Stadt nicht gesehen.

Nach einigen Aufs und Abs finde ich im Grunau-Hotel etwas außerhalb von Bayreuth eine Bleibe - sogar mit kostenfreiem WLAN, weshalb ich euch das auch endlich alles schreiben kann.

Ab jetzt verlasse ich den wohl behüteten Main-Radweg und betrete die weite Welt der Euro-Velo-Radnetze. Wenn alles gut geht werde ich schon bald tschechischen Boden befahren. Bauchkribbeln

Date:    28 May 2009 12:57
Tags:    Blog, Deutschland, Reise, Tschechien
Location:    Cheb, Cheb, Karlovy Vary, Czech Republic
Weather:    12° Overcast

Von BT nach CZ

Ahoj!

Die Fahrt nach Czech hat sich gezogen wie Kaugummi. Die Berge haben einiges an Kraft gekostet. Dazu kam noch das Unwetter mit kräftigem Sturm... aber das Fichtelgebirge ist echt sehr sehr sehenswert! Der Streckenabschnitt durchs Fichteltal gehört mit Abstand zu den schönsten, die ich je gefahren bin. Am rauschenden Bach ging es durch herrlich duftenden Mischwald, immer leicht bergauf.

Die Beine sind fit und so ging es gestern wie im Flug über die grüne Grenze nach Tschechien. Ich habe es nur an der anderen Radbeschilderung gemerkt.

In Cheb habe ich eine sehr nette, günstige Pension gefunden. Heute geht es nach Karlsbad.

Es gibt die ersten Bilder auf Flickr!

Date:    28 May 2009 21:10
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Carlsbad, Carlsbad, Karlovy Vary, Czech Republic
Weather:    8° Partly Cloudy

Höllenfahrt zu Karlsens Bad

Auch in Tschechien sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben.

Nachdem der Tag äußerst gemütlich und amüsant bei ausgiebigem Frühstück mit dem tschechischen Hausherren Milan begann, kam um 16 Uhr die dicke Keule von oben: es schüttete aus allen Kübeln, die Petrus tragen konnte. Zudem zog der Wind deutlich an. Kein Spass auf den recht schmalen Straßen hier. Zumal am Fahrbahnrand öfter mal tiefere Schlaglöcher lauern.

Dabei verlaufen die ersten Meter auf ungewohnten Terrain recht unspektakulär: Dank Radkarte finde ich mich schnell zurecht. Die Beschilderung der Radwege ist durch das kräftige Gelb der Schilder gut zu erkennen. Auch sind die Schilder oft weit vor der Abbiegung angebracht, so dass man das Abbiegemanöver rechtzeitig einleiten kann. Es gibt für Radler wohl kaum etwas frustrierenderes, als in voller Fahrt an einem Radschild vorbei zu huschen, das einem zum Abbiegen rät (so mehrfach geschehen in Deutschland).

Anders als in Deutschland gibt es hier für jeden Radweg eine Nummer.

Der erste Teil der Tour führt durch die hügligen Straßen vor Karlsbad. Der zweite Teil führt durch tiefen Zauberwald an der Eger entlang. Ich überquere abenteuerliche Brückchen (kaum breiter als mein Lenker) und meistere Waldwege, die bei uns locker als Single-Trails durchgehen würden.

Um kurz vor 19 Uhr kehre ich - fünf Kilometer vor Karlsbad - triefend und angenehm erschöpft im Hotel "Prima" ein, beziehe mein Zimmer und genieße ein 300g Pfeffersteak mit Kartoffelknödel, diverse Hopfenkaltschalen und das kostenfreie WIFI.

Der Himmel klart auf - der Blick nach draußen lässt mich auf einen angemessenen Tag für Karlsbad hoffen. Ick freu mich drauf!

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3609813227/

Date:    29 May 2009 18:57
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Egerlander Hof, Czech Republic
Weather:    10° Mostly Cloudy

Hotel-Hopping im Egerland

Was für eine Nacht: Kurz nachdem ich im Hotel "Prima" eingeschlafen bin fällt eine Horde tschechischer Sängerknaben samt Begleitung ins Hotel ein. Stark alkoholisiert geben sie auf dem Flur und im Nebenzimmer noch eins, zwei Balzständchen zum Besten, bis sie erschöpft einschlafen (weitere Balzaktivitäten bleiben zum Glück aus - die dünnen Wände hätten jedes Detail durchgelassen).

Ich liege dennoch bis halb fünf wach, höre Musik und schlendere gegen halb zehn zu Frühstücks"buffet".

Das Frühstück war nicht so prima und liegt mir wie ein Stein im Bauch. Zudem haben sich wieder Regenwolken vor die Sonne geschoben. Der Weg ist sehr verwirrend ausgeschildert und um ein Haar wäre ich an Karlsbad vorbeigefahren. Wie das geht? Man achtet stur auf den Radweg 372, versucht gleichzeitig auf der Karte seine aktuelle Position herauszufinden (um ja nicht die Stadt zu verpassen) und weicht dabei noch lächeln den Hunden, entgegenkommenden Radfahrern und Skatern etc aus (die gar nicht so entgegenkommend sind...).

Dazu kommt noch das üble Gefühl im Bauch, das sch**ß Wetter und einfach nur Frust, das Karlsbad gar nicht so dolle ist.

Wie sich später herausstellt, bin ich durch das Karlsbader Randgebiet gekurvt…

Ich fasse mir ein Herz und verlasse den Radweg in Richtung KB-Stadtmitte. Leider können heute weder die feinen Karlsbader Pralinen noch die Karlsbader Waffeln meine Stimmung aufhellen und ich falle nach nur knappen 15 Kilometern im Gasthof Egerländer ein.

Das Zimmer buche ich gleich für zwei Nächte und hoffe, dass ich so mal ordentlich regenerieren kann. Vielleicht zieht der Regen ja auch vorbei.

Date:    30 May 2009 19:42
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Chebsky dvur - Egerlander Hof, Carlsbad, Karlovy Vary, Czech Republic
Weather:    9° Light Rain

Chill-Out in Karlsbad

Im "Egerländer" findet jeden Freitag und Samstag ein zünftiger Tanzabend statt, der sehr gut besucht ist. Auch das Lokal ist von oben bis unten "zünftig" und mit Bierkrügen, alten Bildern und allerlei bayrisch/egerländerischen Firlefanz ausgestattet.

Ich wohne im Zimmer "Axel" - ein Stockwerk tiefer liegt das Tanzparkett, auf dem sich alt und jung die Ehre geben. Mein Zimmer wird von der Lichtorgel abwechselnd in rotes, dann mal blaues Licht getaucht. Das ist zwar alles sehr authentisch und der Musikant ist wirklich gut (er holt echt alle Hits aus dem Keyboard! Sensationell!), aber an erholsamen Schlaf ist leider nicht zu denken. Ich pack die Gelegenheit beim Schopfe und nutze die Lichteffekte für meine eigene Party. Und so feier' ich dann bis spät in die Nacht zu alten Omen-Hits, 80s usw.

Trotz der kurzen Nacht starte ich den neuen Tag frisch und ausgeruht. Zum Ruhetag ziehe ich mir die Wanderstiefel an und erkunde das Karlsbader Land. So langsam bekomme ich ein klareres Bild von KB und entdecke wunderschöne Ecken und Ausblicke. Ein paar Meter von meinem Hotel entspringt in Form einer Fontäne das berühmte Karlsbader Thermalwasser. Und das Wetter ist heute erheblich milder.

Um 16 Uhr wird "Ave Maria" in der sehr hübschen Kirche "St. Mary Magdalene" aufgeführt.

Die sowieso schon ergreifenden Gesänge gipfeln darin, als das Ave Maria plötzlich auf deutsch erklingt (Version von Schubert?). Das Gefühl, das mich schon seit gestern immer mehr beschleicht, wird wieder deutlicher spürbar: jetzt bin ich Ausländer, jetzt beginnt ein weiterer Abschnitt der Reise. Schilder werden schwerer lesbar, Gespräche oder Plaudereien mit den Menschen um mich herum werden rar bzw. gibt es nicht mehr. Wie gut, dass ich etwas russisch kann: viele Schilder sind in kyrillischer Schrift und manche Tschechen verstehen (noch) etwas руссй. Das gibt etwas Sicherheit.

Als ich aus der Kirche gehe regnet es dicke Tropfen und ein eisiger Wind zieht durchs Tal. Morgen fahre ich weiter nach Plzen - komme was wolle!

Date:    31 May 2009 20:39
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Betlém, Betlém, Hradec Kralove, Czech Republic
Weather:    12° Mostly Cloudy

Sonnentag?

Der Blick aus dem Fenster zeigt blauen Himmel! Rasch packe ich meine Sachen und sage um kurz nach 9 Uhr "Adieu" zum Karlsbader Tal.

Die ersten Meter kann ich mich locker einrollen, aber schon bald ziehts wieder knackig an und die Steigungen gehen wieder gegen 16, 20 Prozent. Ebenso schnellt mein Puls auf über 150, 160... Auch das Wetter verschlechtert sich mit jedem Meter. Es zieht feuchtkalt durch alle Nähte.

Nach 45,7 Kilometern ist Schicht im Schacht und ich baue mein Zelt am wunderschön gelegenen Camping-Platz "Betlém" direkt am Seeufer auf. Beiläufig kommt mir der Ohrwurm "Haus am See" ins Ohr und ich falle total erschöpft und glücklich auf meine Isomatte. Während ich mein Abendessen aus Erdnüssen, Salzstangen und pappsüßem Iso-Getränk genieße, zwitschert im Nachbarbaum mein Lieblingsvogel. Wie schön! Das habe ich im "Axel" vermisst.

Mein komatöser Erholungsschlaf wird jäh von lautem Bassgewummer unterbrochen. Eine Gruppe Jugendlicher verbringt ein paar Zelte weiter das lange Wochenende - mit Schnaps, Bier, lauter Mucke, Kettensägen-Wettsägen, Nägelklopfen etc.

Ich döse weiter, zähle die Karos in meiner Zeltdecke (viele!) und versuche, den nächste Hit aus der Jukebox zu erraten, als sich auf einmal das ganze Zelt sonderbar erhellt und eine kosmische Farbe annimmt. Zudem wird mir schlagartig ungewohnt heiß. Ich denke "jetzt gehen Deine Meditationsübungen aber etwas zu weit!", als ich realisiere, das gerade die Sonne hinter den Wolken hervorgekrochen ist!

Schnell springe ich auf und genieße die wärmende Abendsonne mit dem sanften See vor meinen Füßen. Ich spüre förmlich, wie sich der innere Akku auflädt und meine müden Knochen die Wärme genießen. Alles andere verschwimmt in diesem Moment und ich falle kurz darauf in einen tiefen Schlaf.

Morgen geht's mit frischem Schwung weiter Richtung Plzen.

Date:    1 Jun 2009 22:00
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Štěnovice, Štěnovice, Pilsen, Czech Republic
Weather:    14° Mostly Cloudy

Wellness, WLan und was für Bier!

Vom Zeltplatz Betlèm starte ich den sonnigen Tag in Richtung Plzen.

Auf verschlungenen Landsträßchen geht es im ZickZack-Kurs durch das Plzener Vorland. Eine direkte(re) Verbindung wäre über die Bundesstraße E49 auf der Karte denkbar. Da jedoch kein Seitenstreifen vorhanden ist und viele LKW die Strecke befahren, ist mir das jedoch zu gefährlich.

Statt dessen genieße ich die Fahrt durch verschlafene Dörfer, schöne Kornblumen-Felder und herrlich duftende Wälder. Das alles bei sehr sehr wenig Verkehr und angenehm milden Temperaturen. Die Beine sind topfit und es rollt heute sogar den Berg rauf echt gut. Eine traumhafte Radtour, bis ich die Vorstadt von Plzn erreiche.

Der Verkehr nimmt erheblich zu und die Landschaft wird von Hochhaussiedlungen und Einkaufscentern dominiert. Kurze Zeit später erreiche ich die sehr hübsche Innenstadt, wo ich an einem Brunnen Brotzeit mache und mich von dem unweit errichteten Partei-Werbestand (Europa-Wahl!) beschallen lasse.

Auch hier dominiert der stumpfe 4/4-Takt und es scheint alles (von aktuellen Hits bis hin zu klassischen Stücken) durch die Dumm-Dumm-Dance-Maschine gezogen zu werden.

Nach dieser Pause fahre ich weiter nach Kôzel, meinem Tagesziel. Kôzel habe ich in Cheb in Form von mild-würzigem, dunklen Bier kennen gelernt. Dies allein rechtfertigt schon den Besuch. Außerdem ist dort auf der Karte ein Campingplatz eingezeichnet.

Leider wird mir der Weg durch Polizeiautos versperrt. Offenbar hat sich vor mir ein schlimmer Unfall ereignet. Fix suche ich nach einer Alternativroute und entdecke dabei ein Hotelschild, dem ich kurzentschlossen folge.

Es geht steil den Berg hinab (= kein Zurück mehr!) und wie sich herausstellt, erwartet mich ein 4-Sterne Hotel in einem alten Bauernhof mit eigener Brauerei, kostenlosem WLan. Das alles zu einem fairen Preis.

Nach über 80 Kilometern durch Berg und Tal beziehe ich mein luxuriöses Zimmer, nehme ein Bad und lasse mich anschließend von den Braukünsten überzeugen.

Ich probiere ein dunkles, ein halb-dunkles und ein Weizenbier. Alle perfekt! Ich meine gar, das halb-dunkle übertrifft das halb-dunkle Export im Ratskeller (Darmstadt). Auch das Steak ist super und ich falle anschließend in einen ruhigen, erholsamen Schlaf.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622701722892

Date:    2 Jun 2009 07:16
Tags:    Blog, Reise, Tschechien

Ein Hunde-Leben

Vor der Reise macht man sich ja Gedanken über alle möglichen Gefahren.

Meine Top3 sah bis jetzt so aus:

  1. Autos
  2. Hunde
  3. Keime im Wasser / Krankheiten

Nach zwei Wochen auf dem Sattel sieht die Liste nun so aus:

  1. kleine Hunde
  2. große Hunde
  3. Autos

Schon in Unterfranken hat mir ein Köter fast am Unterarm geknabbert.

Ich fahre - nichts böses ahnend - durch ein kleines Dörfchen und sehe aus sicherer Entfernung, wie sich ein Hund mit langen, schwarzen Haaren zum großen Geschäft niederkniet. Just in dem Moment sieht er mich, heizt auf mich zu und wird zu seinem Glück von Frauchen zurückgeschrien.

Ähnliche Situation heute in einer tschechischen Kurve: aus dem Nichts rast ein kleiner, brauner Hund mit kurzem Fell auf mich zu. Nur der sehr laute Schrei der Besitzerin führten dazu, dass die Bestie kehrt machte.

Die regelmäßigen - äußerst lautstarken - Bell-Attacken, die mich beim Vorbeifahren von Vorgärten o.ä. aufschrecken lassen, sind fast schon normal.

Kaum auszudenken, was passieren würde, wenn die Tiere frei herumlaufen (die Länder, in denen das stärker der Fall sein wird, liegen noch vor mir).

Echt beängstigend, wie fixiert die Tiere vom Rad sind.

Klar, dass ich mir da Gedanken über den Ernstfall mache… Habt ihr einen Tipp für mich?

Erste Maßnahme wäre momentan: anhalten, evtl. Luftpumpe/Stein/Trinkflasche in die Hand nehmen und zurück schreien.

Könnte jemand mal herausfinden, warum (manche) Hunde so dermaßen aggressiv auf Radfahrer reagieren?

Gibt's Hundepsychologen oder vielleicht weiß es die Supernanny?

Nachtrag vom 11.06.2009 nach weiteren Beobachtungen:

Danke für eure Tipps und Anregungen! Bis jetzt gab es keinerlei Zwischenfälle.

Im Gegenteil: es gab sogar lustige Situationen mit Hunden. Sie scheinen hier meist sehr brav und treu zu sein.

  • Es gibt ein paar Hunde, die sowieso bellen. Egal wer oder was, auf Rad oder nicht, bellen. Meist sehr kleine Hunde oder speziell dafür ausgebildete Wachhunde.
  • Manche Hunde schauen interessiert und wachsam hinter mir her, sind aber ruhig.
  • Es gibt viele Hunde, denen ist es schnurz-piep-egal, was an ihnen vorbei geht. Ich bin gespannt, wie sich die Situation entwickelt und halte euch auf dem Laufenden, welche Methode am Besten funktioniert.
Date:    2 Jun 2009 22:54
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Štěnovice, Štěnovice, Pilsen, Czech Republic
Weather:    12° Mostly Cloudy

Ruhetag (macht hoffentlich müde Muskeln wieder stark)

Heute verordne ich mir einen Ruhetag, höre ein Hörbuch ("Ausgebrannt") und lasse mir die Decke auf den Kopf fallen.

Draußen wird es nach einem recht sonnigen Vormittag plötzlich finster und dicke Regentropfen prasseln gegen mein Fenster. Ich dreh mich zur Seite und höre dem Sprecher wieder voll und ganz zu. Als ich erneut aufrichte, scheint wieder die Sonne.

Zum Abschluss des Tages drehe ich noch eine kleine Runde um den Block. Ohne Gepäck fährt es sich wie auf Kaugummimasse.

In der Ferne sehe ich, wie eine Regenfront nieder geht. Sie kommt schnell näher. Der Wind frischt auf und ich muss mich beeilen, damit ich nicht doch noch nass werde.

Das war tatsächlich das spannendste, was heute passiert ist. Morgen mag ich weiter - bei welchem Wetter auch immer. Diesen Stillstand beenden und wieder Weite atmen.

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3610822362/

Date:    3 Jun 2009 23:22
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    hotel panorama, Czech Republic
Weather:    8° Partly Cloudy

4-Sterne Stechmücken, super Sonnenschein und viel Wind

Endlich wieder radeln. Die Nacht war kurz und geprägt vom spannenden Hörbuch, einer summenden Stechmücke und deren juckenden Saugstellen. Ich finde es erstaunlich, dass das gerade im teuersten Schuppen meiner Reise passiert (im Zelt hatte ich die kleinen immer fein draußen gehalten).

Mit ordentlich Rückenwind sause ich gen Osten Richtung Brno. Beim Frühstück erfahre ich, das in der Nähe das Städtchen "Nepumuk" liegt. Kindheitserinnerungen kommen hoch "Hallo Spencer" und ich würde gerne ein Bild von dem Städtchen machen. Vielleicht treffe ich ja auch Kasimir? Leider liegt es nicht auf meiner Route.

Schnell finde ich eine Radwegnummer, der ich mich anvertraue. Das Streckenprofil ist gewohnt hüglig. Dank Ruhetag überhaupt kein Problem.

Was mich heute viel mehr nervt ist: ich merke immer öfter, dass meine Landkarte überhaupt nicht für Radtouren geeignet ist! Die meisten Orte, die auf den Radschildern stehen, sind nicht auf meiner Karte zu sehen. Dafür bekommt man eine gute Übersicht über Tschechien und die Slowakei - zudem noch in der Landessprache - weshalb ich mich für diese Karte entschieden hatte.

In der Praxis erweist sich die Karte als Flopp und landet fast im nächsten Mülleimer. Sie erlaubt höchstens ein grobes Anpeilen der größeren Städte, was aber durch die völlig andersartig vernetzten Radwege eher verwirrt. So verlasse ich mich auf Kompass und Instinkt, was sich als sehr viel präziser herausstellt.

Es wird eine sehr abwechslungsreiche Fahrt durch Feldhügel mit extremen Fernblick - ich meine gar die Spitze vom Steffl erspäht zu haben ;) - über tiefe Wälder mit Flussüberquerungen und Schmodderwegen.

Auch die Adrenalinrampe "LKW Landstraße" ist wieder dabei: 16-20% Steigung - ich klebe mit meinem vollgepackten Rad auf der Stelle. Anstatt Standstreifen geht's diesmal direkt abwärts in den Graben und schon der Wind von den entgegenkommenden LKW ist so intensiv, dass ich mit dem Lenker feinfühlig ausgleichen muss. Zum Glück überholen mich nur PKW.

Nur damit ihr wisst, dass ich das nicht einfach so mache: es führt tatsächlich eine Radwegnummer auf diese Straße.

Diese Anstrengung hat einige Energie gekostet und so langsam sehne ich mir das Ziel herbei. Laut Plan und Gefühl müsste ich dort auch in Kürze ankommen, als ich an einem Wegweiser Nepumuk 2km" vorbeikomme.

Wie konnte das passieren? Ich ringe um Fassung. Völlig unterzuckert und mit schweren Beinen stelle ich mir vor, dass ich die ganze Zeit im Kreis gefahren bin. Am liebsten würde ich in der Erde versinken - oder besser noch: direkt heimfahren...

Auf meiner tollen Karte ist in der Nähe von Nepumuk ein Zeltplatz eingezeichnet. Ich fasse Mut und fahre nun doch nach Nepumuk. Dort ankommen, stelle ich nach einigen Minuten fest, dass keine der Umgebungsorte auf der Karte zu finden sind. Nicht bei dem Nepumuk, das auf der Karte ist. Ich begreife: Nepumuk hat einen Zwillingsbruder. Ich bin richtig und es kann weiter gehen.

Nach 93 Kilometern erreiche ich das Hotel "Panorama" in Solenice. Ich verleihe mir nach dieser Bergetappe das gepunktete Trikot und falle wie ein Stein ins Bett. Alles ist gut, Galaktika.

Date:    4 Jun 2009 21:46
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Solenice , Solenice, Solenice, Czech Republic
Weather:    8° Mostly Cloudy

Tiefpunkt im Stauseetal

Die gestrige Tour fordert ihren Tribut. Trotz ruhiger Nacht und gutem Frühstück geht heute erstmal gar nichts. Die Beine machen bei der ersten Belastung dicht. Zudem hab ich keinen blassen Schimmer, wie ich aus diesem (überaus trostlosen) Tal jemals herauskommen soll.

Außer einer "Non-stop-Dancing"-Bar (Puff), einer als Hotel getarnten Spielhölle und unzähligen verlassenen Gebäuden ist hier nichts. Wie mag der Ort in besseren Zeiten dagestanden haben? Ein Schauer durchzieht mich und ich fühle mich gefangen.

Ich mache das, was ich bis jetzt immer in solchen Momenten gemacht habe: ich suche mir einen möglichst windgeschützten sonnigen Sitzplatz, stelle das Rad sicher ab, trinke und schaue in die Gegend. Über eine Stunde sitze ich da, schaue den Autos, Bussen und Kleintransportern zu, die an mir vorbeiflitzen und warte.

Der Kopf ist leer? Voll? Keine Ahnung. Die Gedanken kreise hauptsächlich darum: wie bin ich bloß hierher gekommen? Wie komme ich hier wieder raus? Wo liegt der Weg, dem ich folgen soll? Wie komme ich nach Prag? Will ich da überhaupt hin?

Ich spüre, dass ich einen waschechten inneren Konflikt austrage: es hat viel mit Prag zu tun und damit, dass ich die ganze Zeit über wie verrückt versuche, dort hinzukommen. Andererseits bin ich fast schon zu weit weg. Irgendein magisches Band scheint zwischen mir und dieser Stadt zu liegen. Ich fasse den Entschluss, diese Stadt nicht weiter zu berücksichtigen und weiter Brno anzusteuern, was ich schon eh intuitiv die ganze Zeit über schon tue.

Mich durchfährt ein Ruck. Ich schieß ein Foto von mir und Rondolf und fahre den Weg, der plötzlich wieder klar vor mir liegt.

Langsam und kontrolliert nehme ich die Steigung, die gar nicht mehr weh tut, und finde auf einer ruhigen Straße schnell aus dem Tal heraus. In kleinen Gängen pedalliere ich Kilometer für Kilometer ab - stur nach meinem Rhythmus - und überwinde so die erste, zweite und dritte Schmerzgrenze, bis sich so was wie ein "Runners-High" einstellt.

Der Fettstoffwechsel läuft auf vollen Touren und es macht sogar wieder Spaß. Dennoch bin ich froh, als ich das Schild zum Campingplatz entdecke, auf dem ich völlig fertig binnen Sekunden tief einschlafe.

Date:    5 Jun 2009 22:37
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Orlík nad Vltavou, Orlík nad Vltavou, South Bohemia, Czech Republic
Weather:    8° Partly Cloudy

Hat das jemand für mich bestellt?

Der tiefe Schlaf wird gegen 19 Uhr von einer tiefen Bassline unterbrochen. Soundcheck für die bevorstehende Beachparty. Ich muss spontan lachen und richte mich auf.

Der Platzwart hatte mich vorhin darauf hingewiesen, dass heute Abend "Musik da oben gespielt wird". Bei meiner Platzwahl habe ich auf solche Nebensächlichkeiten nicht geachtet. Nun liege ich mit meinem Zelt wenige Meter hinter dem Wagen, auf dem die recht ansehnliche Musikanlage thront.

Heute findet hier offenbar ein Sportfest statt. Der Campingplatz liegt direkt am Stausee und bietet eine Menge Möglichkeiten, sich sportiv zu betätigen. Zur Orientierung: den für diesen See verantwortlichen Staudamm samt Tal durfte ich ja heute morgen durchfahren. Ein recht schönes "Bild", wie ich finde. Hier tobt das Leben und alle sind ausgelassen fröhlich. Und unten im Tal...

Nach dem Soundcheck ist dann erstmal wieder Ruhe und ich döse weiter. Die Musikauswahl lässt jedenfalls Großes erwarten!

Gegen 20 Uhr geht's dann richtig los: Der Boden bebt und ich bin mitten "IN DA CLUB"!! Es ist echt richtig laut und der DJ (!) gibt das beste aus den 70ern, 80ern, 90ern, Autoscootern und heute. Nach einer halben Stunde ist dann die Preisverleihung (?) und ein paar Moderatoren bringen die Leute mit offenbar saftigen Schenkelklopfern zum Jubeln. Zumindest versuche ich mir das so herzuleiten.

Dann geht's bei bester Laune mit der Musik weiter. Der DJ lässt (fast) alle Stücke durchlaufen. Nur bei Lautstarken Beschwerden (mach mal hädda!) wird sachte ausgeblendet und die nächste Scheibe - inkl. Mikrofonfiebsen - angesagt.

Schon nach kurzer Zeit ist beste Feierei auf dem Platz angesagt. Kopfnickend löse ich ein paar Kreuzworträtsel und hoffe "hoffentlich pinkelt mir kein Vollhorst ans Zelt!". Nichts dergleichen passiert. Stattdessen tut es um halb elf einen lauten Knall und ein prächtiges Feuerwerk prasselt hoch droben am Himmelszelt - direkt über mir. Ich habe freie Sicht und kann's kaum glauben.

Danke für dieses schöne Geschenk! Mit einem Schmunzeln drehe ich der Partycrowd den Rücken zu und genieße noch ein paar Schmankerl aus der tschechischen Plattenkiste. Das besondere in der Musikauswahl: fast jedes Lied wird mit tschechischen Liedtext gesungen. Höhepunkt ist finde ich "Chery Chery Lady" auf tschechisch. Grandios!

Um vier Uhr ist Schluss und alle gehen gesittet nach Hause.

Was für ein Tag. Im wahrsten Sinne eine Berg und Tal-Fahrt mit allem was dazu geröhrt.

Date:    5 Jun 2009 23:32
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Tabor, Tabor, South Bohemia, Czech Republic
Weather:    8° Clear

Auf milden Hügel Richtung Tábor

Die Nacht wird durch ausgiebigen Schlaf bis kurz nach 11 Uhr nachgeholt. Der Zelt Auf- und Abbau und das Packen funktioniert schon recht routiniert und so geht's um kurz vor 12 Uhr Richtung Melisov. Hierzu muss ich erstmal fünf Kilometer vom Zeltplatz zurück auf die ursprüngliche Strecke.

Meine Beine sind wesentlich entspannter als gestern und auch die Moral ist wieder voll da. Und ab und zu kommt sogar die Sonne hinter der dichten Wolkendecke hervor.

Beim Pit-Stop in Melisov gibt's frisches Bargeld, ne Menge Radkarten und zwei handliche deutsch-tschechische Wörterbücher (ein reines Wörterbuch und eine Sammlung von praktischen Sätzen aus dem Alltag). Plötzlich wird die Welt wieder greifbarer. Das Gefühl, mit beiden Beinen durch die Welt zu marschieren ist wieder da.

Der Rest des Tages vergeht wie im Flug. Schnell finde ich den Radweg, der mich aus der Stadt hinausführt und gen Tábor katapultiert.

So erreiche ich um kurz vor sieben die hübsche Táboer Altstadt in schönstes Abendlicht getaucht und finde rasch eine günstige Pension in der Nähe vom schmucken Marktplatz.

Nach einem Kartoffell-lastigen Abendessen mache ich mich auf die Pirsch nach WIFI. Im sympathischen "Cafe MP7" werde ich fündig und genieße bei guter Musik noch einen Absacker.

Mit Phill Collins im Ohr sende ich ganz liebe Grüße in die Heimat!

Date:    6 Jun 2009 22:51
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hotel Laguna, Netvořice, ČR, Czech Republic
Weather:    12° Mostly Cloudy

Reisen wie ich es Prag...

... ja, ich glaube, Alfred Biolek würde den heutigen Tag so betiteln.

Als ich mich heute morgen endlich auf den Sattel geschwungen hatte und aus Tabor hinaus finden wollte, sehe ich ein neues Radwegschild mit grünen Signet vor meiner Nase nach links zeigen.

Greenways Praha-Wien

Ich zögere nicht lange und folge diesem Schild. Am Bahnhof wird sogar die Entfernung nach Prag angezeigt. Es sind 109 Kilometer. Also könnte ich am Sonntag dort ankommen. Wie schnell sich die Reise ändern kann. Ganz nach meinem Geschmack.

Nach dem (sehr dürftigen) Frühstück habe ich noch ein bisschen die Beine auf dem Táboer Marktplatz baumeln lassen und komme erst gegen 13 Uhr aus der Stadt heraus. Dazu kommt, dass ich wieder eine Abzweigung übersehen haben muss, denn auf einmal ist kein Greenways-Schild mehr zu sehen.

Nach gut 10 Kilometern Stadtrundfahrt bin ich dann endlich auf dem richtigen Pfad und folge der ansonsten hervorragenden Beschilderung.

Den ganzen Tag über ist es stock duster. Dicke Regenwolken hängen vor der Sonne und dem Gemüt. Es ist so ein Tag, an dem man sogar auf den flachen Stücken kräftig treten muss. Aber es gibt auch Abfahrten, bei denen ich fast meine Rekordgeschwindigkeit von 61 km/h überbiete.

Gegen Mittag schüttet es wieder sehr stark und völlig durchnässt falle ich in einen chinesischen Supermarkt ein. In meinem Behelfs-Englisch frage ich nach Wasabi-Erdnüssen. Schulterzucken. Er versteht nur tschechisch. Sehr ungewohnt. Doch dann zeigt er auf ein grosses Einmachglas mit den grünen Knöllchen. Ich lasse mir einen kleinen Sack abfüllen und fahre weiter.

Leider verliere ich danach den Greenways-Radweg und bin total angenervt. Zudem noch extrem unterkühlt und einfach nur fertig mit der Welt.

Dass Wetter und die Hügel nagen an der Geduld und die letzten Meter bis zum Hotel ziehen sich wie eine Ewigkeit. Zudem erweisen sich die Werbeschilder der Hotels als grob fehlerhaft. Die angepriesenen 3 Kilometer sind in Wahrheit über 7. Zumindest die Schilder vom Hotel "Laguna", das ich mir als Ruhestätte ausgesucht habe.

Das Hotel liegt am See und es geht ständig bergab. "Das muss ich morgen alles wieder zurück fahren, um wieder auf den Radweg zurück zu kommen", denke ich und versuche mich dennoch auf die warme Dusche zu freuen.

Im Restaurant gibt's leckeres Essen und ich sehe tschechisches Fernsehen. Die Wetteraussichten sind schlecht. Genauso wie der nachfolgende Actionfilm mit Nicolas Cage.

Jedoch ist beim Radeln erstmal kein Abschalten drin. Morgen versuche ich mein Zelt in Prag aufzuschlagen und dann ein paar Ruhetage einzulegen. Ich

Date:    6 Jun 2009 23:28
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hotel Laguna, Netvořice, ČR, Czech Republic
Weather:    12° Mostly Cloudy

Neue Bilder – fast!

In dem Hotel gibt es einen Rechner, den man als Gast nutzen kann. Juhu!

Nachdem ich meine Bilder per USB 1.0 auf den Rechner übertragen habe (direkt von der Kamera geht aus welchem Grund auch immer NICHT), muss ich feststellen, dass der Flash-Uploader von Flickr den Firefox zum Absturz bringt und es über die normale Uploadfunktion ewig dauert. OJE!

Daher: Sorry, aber so hat das keinen Sinn. Ich muss das nochmal an einem schnelleren Rechner versuchen.

Date:    6 Jun 2009 23:38
Tags:    Blog, fun, Reise, Tschechien
Location:    Orlík nad Vltavou, Orlík nad Vltavou, South Bohemia, Czech Republic
Weather:    11° Mostly Cloudy

Das beste Bier der Welt!

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3610067259/

Vorgestern durch Zufall in einem kleinen Supermarkt entdeckt:

Kristián, das Bier

Hat einen vollmundigen Geschmack und eine feine Malznote. Sehr süffig.

Wichtiger Hinweis: Die roten Augen kommen vom Blitzlicht und nicht vom Bier ;-)

Date:    7 Jun 2009 12:11
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hotel Laguna, Netvořice, ČR, Czech Republic
Weather:    18° Mostly Cloudy

Das etwas andere BUMM BUMM BUMM

An die Bässe auf den Campingplätzen habe ich mich ja dank Dauer-Disco schon gewöhnt. Anders dagegen die Schläge, die ich heute Nacht - mal im 4/4, mal im 16/16 Takt - miterleben durfte.

Das Hotel Laguna liegt in absolut ruhiger Lage am See "Slapy" (Schlappsi! :). An der Rezeption erfahre ich, dass ich der einzige Gast bin. Gute Voraussetzungen also für einen erholsamen Schlaf.

Als ich um kurz nach 0 Uhr in mein Zimmer gehe, nehme ich laute Schläge und Möbelrücken wahr. Was ist denn jetzt los?

Das geht auch noch eine ganze Weile und ich unterbreche öfter mein Hörbuch, da mich der Tumult weiter beunruhigt. Ab und zu schreit auch jemand etwas auf tschechisch. Es wird doch kein Brand oder ähnliches ausgebrochen sein? In mir macht sich Unruhe breit und ich versuche mich aufs Hörbuch AQUA tm von Jean Marc Ligny zu konzentrieren.

Kurz darauf realisiere ich, dass in meinem Nachbarzimmer eine heftige Liebesnacht entbrannt ist und die Schläge durchs ganze Haus dringen. Das Bett quietscht, sie quietscht, er brummt. Dann Ruhe. Ein paar Momente später wiederholt sich das Ganze. Zu allem Überfluss geht es in meinem Hörbuch auch gerade richtig zur Sache.

Bis um 4 Uhr zieht sich der Akt hin und ich habe große Mühe einzuschlafen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Beiwohnung (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Beischlaf) und ich wache völlig gerädert um kurz vor neun auf.

Nach dem Frühstück lege ich mich nochmal kurz aufs Ohr und genieße einen wunderschön ruhigen Schlaf. Als ich wieder aufwache, ist es fast 13 Uhr und für mich steht fest, dass ich heute weder aufs Rad steige noch sonstige sportliche Aktivitäten über mich ergehen lasse.

In der Hoffnung, dass das Pärchen heute Nacht ruhiger oder gar abgereist ist, buche ich noch einen weiteren Tag ein.

Jetzt gehe ich eine Runde um den See und vertrete mir die Beine. Draußen scheint die Sonne und es verspricht schöner zu werden.

Date:    8 Jun 2009 19:37
Tags:    Blog, erfolg, Reise, Tschechien
Location:    Vodácká krčma u Sváry, Prague, Hlavní město Praha, Czech Republic
Weather:    20° Mostly Cloudy

Es gibt keine Abkürzungen … und auch keine Umwege

Der Tag beginnt mit packen und Frühstück. Ich freue mich, nachher wieder auf dem offiziellen Radweg zu fahren.

Etwas Bauchschmerzen machen mir jedoch die Hügel, mit denen der Weg beginnt. Bildlich: Um ein Haar hätte ich die Schlaglöcher mit meinem Müsli zugepflastert. Es bleibt jedoch bei dem vollmundigen Geschmack von Nutella, Schokopops und Orangensaft. O-Saft morgens = grober Fehler, aber ich musste es ja wieder besser wissen ;)

Gestern habe ich mir den heutigen Tagesplan (!) wie folgt angesetzt:

  • Berge bezwingen
  • zurück zu dem Ort fahren, in dem ich den Pfad verloren habe
  • Geld bei der Bank holen
  • Wegbeschilderung finden und fröhlich die letzten Meter nach Prag rollen.

Punkt 1 wird erfolgreich abgearbeitet. Aber schon beim zweiten meine ich, wieder schlauer zu sein als mein Plan: just als ich die Stadt erreiche, sehe ich das Radwegschild. Super! Das ging schnell. Ich war also tendenziell richtig und muss nur anstatt nach rechts nach links weiterfahren.

Ich mache auf der Stelle kehrt. Nach einigen Kilometern wieder kein Radwegschild. Das kann doch nicht sein, fluche ich (die vorbeifahrenden Autofahrer denken wahrscheinlich, Rumpelstilzchen höchstpersönlich steht am Wegesrand und hat wieder ne Wette verloren).

Nach erneuter Kehrtwende fahre ich diesmal weiter zurück bis zum Marktplatz/Sparkasse (Tagespunkt 2!) und hole Geld (Punkt 3!!).

Dann fahre ich nochmal ganz in Ruhe den Weg ab und sehe plötzlich DAS SCHILD! Es hängt genau über der Stelle, die ich im Verdacht hatte. Kaum zu übersehen. Wie konnte das passieren? Ich erinnere mich: gestern hatte ich hier ein Auto vorbei gewunken und habe sogar unter den Schild eine kurze Rast gemacht. Danach kam dann einfach eins zum andern und ich hab mich verfahren.

Schwamm drüber: ab jetzt läuft alles wie am Schnürchen. Der Weg ist prima und Prag nähert sich schnell.

So kann ich auch den letzten Tagespunkt zur vollsten Zufriedenheit abhaken. Um kurz nach drei überquere ich die Prager Stadtgrenze und fahre anschließend gemütlich durch die Vorstadt und schönen Stadtwald.

Dann geht's viele Kilometer am Ufer der Moldau entlang. Die Wolken über Prag verziehen sich und es scheint die Sonne! Die Uferpromenade ist voll mit Radlern, Joggern und Inline-Skatern. Sehr entspannt!

In diesen Stunden erhalte ich mehr "Ahojs", "Hellos" und freundliche Blicke als auf der bisherigen Fahrt zusammen. Die Atmosphäre ist beeindruckend. Ebenso die Gebäude, die ich bei meiner kleinen Stadtrundfahrt gesehen habe.

Im Norden Prags (bei Troja) nehme ich mir ein Zimmer in einem YouthHostel direkt am Fluss. Hier ist eine Trainingsstrecke für Kajakfahrer und Treffpunkt für Radler, Inliner etc. Es herrscht sportive Biergartenstimmung bei bestem Wetter.

Nach leckeren Gnocchi und fünf "Kolfola" (tsch. Variante von Cola) habe ich nun die nötige Bettschwere. Morgen geht's in die Stadt.

Merke: auch im Urlaub und auf Reisen gelten die Projektweisheiten aus der Berufswelt (oder ist es umgekehrt?). Dazu aber mehr in einem separaten Post. :-p

Date:    9 Jun 2009 12:35
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Prague, Prague, Prague, Czech Republic
Weather:    21° Mostly Cloudy

Entdeckung der LANgsamkeit - 2% abgeschlossen

Der Tag beginnt um kurz vor 7 Uhr mit einem tiefen Brummen, der das Haus vibrieren lässt. Ich denke, ein Zug fährt durchs Zimmer und wache aus meinem Schlaf auf. Es ist die Baustelle nebenan, wie ich später herausfinde.

Gegen halb neun wachen dann auch die jungen Wilden auf, toben durchs Haus und bereiten die Kajaks vor, mit denen sie sich kurz darauf auf dem Fluss tummeln. "Jugendherberge", denke ich, "hach wie schön :)". Ich fühle mich tatsächlich jung, frisch und irgendwie magisch zurückversetzt in meine Jugend.

Ich beschließe eine weitere Nacht hier in diesem Jungbrunnen zu verbringen. Mein Rad ist sicher angeschlossen, mein Zimmer günstig, das Restaurant um die Ecke. Zudem komme ich schnell in die Stadt. Rasch verstaue ich meine sieben Sachen und mache mich auf den Weg.

Mit der Tram 14 geht es gemütlich erst durch Troja, dann an der Moldau entlang und schließlich mitten durch die Innenstadt (Platz der Republik, Museum). Mit großen Augen blicke ich gespannt links und rechts in die Häuserschluchten und erfahre so nochmal die Stadt - ganz ohne Stress und Beinarbeit.

An der Haltestelle "Karlovo namesti" unterbreche ich meine Stadtrundfahrt, steige aus und laufe den Hügel hoch zur Kirche.

Auf dem Weg dorthin entdecke ich ein Internet Cafe, indem ich endlich meine Fotos hochladen mag. Das Cafe ist abgedunkelt und sehr voll. Die Luft erinnert mich an frühere LAN-Parties.

Mit vielen anderen Geeks sitze ich hier, starre auf den Bildschirm und warte, bis die schnarch-lahme Verbindung endlich meine Daten überträgt. Ich übe mich in Geduld und hoffe, dass euch die Bilder gefallen.

Date:    9 Jun 2009 20:55
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Prague, Prague, Prague, Czech Republic
Weather:    19° Partly Cloudy

Internetsucht gefunden und Prag erlebt

Die Zeit im Internetcafe verging wie im Flug! Ich habe endlich mal die wichtigsten Meldungen der letzten Wochen aus den Newsgruppen, meinen abonnierten Blogs und Twitterchannels gelesen, ach was: aufgesaugt! Zum Glück war auf den Rechnern Windows installiert. So konnte ich meine starke Computer-Sehnsucht ENDLICH wieder besänftigen und die Geek-Akkus aufladen.

Leider hab ich dadurch nichts von der Stadt mitbekommen - außer auf meinem Rückweg, den ich zu Fuß gehen musste, weil ich mein ganzes Geld im Internetcafe gelassen habe und es für die Bahn nicht mehr gelangt hat.

Die nötigen Bilder, Infos und Eindrücke über Prag habe ich mir unter www.prag-kompakt.cz besorgt und bin zudem noch trocken geblieben, denn draußen hat es wieder wie verrückt geschüttet. Geeks leben einfach schlauer. :)

Pah! Verarscht!!

So wars wirklich: Ich war heilfroh, als ich aus dieser Brutstätte entsteigen konnte. Nachdem sich meine Augen wieder an Sonnenlicht gewöhnt hatten, bin ich auf Entdeckungstour gegangen.

Draußen schien den ganzen Prag über die Sonne (ich mag dieses Wortspiel einfach). So konnte ich mit meinen Wanderstiefeletten eine wundervolle Stadt entdecken und mir dabei noch die Beine vertreten. Das Schuhwerk war genau richtig. Hier geht es ganz schön bergauf.

Die Atmosphäre ist trotz der zahlreichen Touristen sehr angenehm. Es gibt allerhand zu sehen. Da kommt sogar der alte Kulturmuffel Christión ins Schwärmen.

Zum Abendbrot habe ich mir eben - unter den Augen aller Gäste - zwei Teller Pasta gegönnt. Die zwei Teller kamen gleichzeitig. Nacheinander wäre vielleicht schlauer gewesen. Hab es trotzdem geschafft.

Nun geht's wohlgenährt in die Heia und morgen gen Brünn. Da werd' ich wieder dünn.

Date:    10 Jun 2009 23:00
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Lysá Nad Labem, Lysa Nad Labem, Central Bohemia, Czech Republic
Weather:    16° Partly Cloudy

Zäher Abschied von einer großen Stadt oder: Kein Plan ist auch ein Plan

Pünktlich klingelt der Wecker und ich starte gut ausgeruht in den Tag.

Nach der gestrigen Kartenstudie plane ich, heute auf die "EuroVelo"-Strecke 4 zu gelangen und diesem Weg dann bis nach Krakau (über Brno) zu folgen. Dazu muss ich laut Grafik, die ich gestern im Netz gefunden habe, ein Stückchen aus Prag heraus zurück fahren. Nur auf welchem Radweg?

Im Tourist-Information-Center in der Stadt erhalte ich eine Menge Infomaterial über offizielle Radwege in Tschechien. Nur meiner ist nicht dabei.

Etwas geknickt suche ich das nächste Restaurant mit WiFi auf, um nochmal zu recherchieren. Nichts zu finden.

Dann mache ich aus der Not eine Tugend und entschließe mich, den ElbeLabe-Radweg aufzusuchen.

Hierzu habe ich ausreichendes Infomaterial (inkl. Radwegnummern) erhalten. Zudem wollte ich den Elberadweg sowieso schon immer mal befahren.

Nach einer weiteren aufschlussreichen Fahrt durch Prag geht es dann Richtung Elbe. Ich fahre glaub ich fünf Mal die selbe Strecke durch die Stadt und sehe immer wieder was Neues!

Die Fahrt aus dem Prager Osten ist jedoch der reinste Horror. Zäh wie Kaugummi, schlecht ausgeschildert und landschaftlich ganz und gar nicht attraktiv.

Kilometer für Kilometer zieht sich das von MegaShoppingCentern verseuchte Gewerbegebiet. Als ich in eine Seitenstraße abbiege und auf die Nebenstraße wechsle, ist es, als würde mich die Stadt endlich ausspucken.

Der Wechsel von Staub und Lärm zur plötzlichen Idylle ist so intensiv, dass ich kurz schlucken muss.

Als wäre vorher nichts gewesen, radelte ich nun mit herrlichem Weitblick durchs nahende Elbetal, um mich herum Vögelgezwitscher und frische, weite Luft.

Der Weg an der Elbe entlang ist schön. Vor allem schön flach. ;)

In "Lisa an der Elbe" finde ich eine hübsche Pension, mit einer noch hübscheren Bar um die Ecke, in der mir eine noch viel viel hübschere Bedienung lecker Kofola und Kozel-Pivo serviert.

Ich bin gespannt, wie die Reise weiter geht und sende ein Prosit gen Elbe, Rhein, Main, Isar, Donau, Spree, Perlfluss und natürlich die Dibbojer Gersprenz!

Date:    11 Jun 2009 19:34
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Penzion U Rabína, Kolín 2, Středočeský, Czech Republic
Weather:    16° Breezy and Mostly Cloudy

Kolín, Kolín! Christiòn fährt nach Kolín!

Der Tag beginnt um kurz nach sieben ungewohnt früh mit Frühstück. Laut Portier gibt es dies nur von 7-8 Uhr (was sich als falsch herausstellt).

Das leckere Roggenmischbrot mit Kümmel entschädigt das und vertreibt die Morgenfalten schnell. Das Brot ist wie immer frisch und bekömmlich.

Nach einer kurzen Radinspektion mache ich mich auf gen Nymburk. Mit frisch geölter Kette gehts auf eigene Faust weiter. Den Weg zurück zum Radweg 24 spare ich mir, da ich auf kurz oder lang sowieso wieder auf diesen Weg stoße. Zuversichtlich folge ich dem Weg Nummer 0019.

Die vierstellige Nummer verrät schon, dass mich hier wieder eine Strecke der vierten, "untersten" Kategorie erwartet. Das bedeutet, die Wege verlaufen meist auf unbefestigtem Grund, sind recht schmal und führen eher von Dorf zu Dorf.

Der Weg ist anfangs auch nicht mehr als ein Trampelpfad und außer Pferdehufen sehe ich keine anderen Spuren. Oft sind zwischen Elbe und mir kaum mehr als ein handbreit Abhang und das Adrenalin schießt eins, zweimal gut in die Höhe.

Aber gerade deshalb ist es wunderschön. Ein anspruchsvoller Weg ohne Verkehr in absoluter Ruhe. Links Fluss, rechts Wald. So geht es mehrere Stunden an der Elbe entlang. Wie sehr ich das vermisst habe. Hier gibt es zwar keine Punkte für die Bergwertung, aber jede Menge Regeneration und Fahrspaß. Rondolf fährt sich herrlich und meistert alle Hindernisse 1A!

Der Bodenbelag wechselt später auf perfekt ausgebauten, asphaltierten Radweg, der sich romantisch durch die Auenlandschaft windet. Auf der linken Seite erscheint eine Pferdekoppel und ich sehe, wie sich die Pferde vor einer tiefschwarzen Wolkenwand instinktiv zusammenstellen.

Da ich die ganze Zeit im Schutz der Bäume geradelt bin, hatte ich den Horizont nicht im Blick. Zudem empfand ich den Rückenwind als recht angenehm. Ich schlucke und hoffe, dass mich die Regenwolken verschonen, als ein Platzregen niedergeht, der sich (mich) gewaschen hat. Ich spurte zu dem nahen Bauernhof - vielleicht ein Unterschlupf, bis das Gröbste vorbei ist.

Zum Glück drückt der Wind den Regen stark von Westen gegen das Haus, so dass ich im Windschatten des Hauses kaum einen Tropfen abbekomme. Rasch ziehe ich mir die Regensachen an.

Nachdem ich vollständig eingepackt das Rad besteige, tröpfelt es nur noch. "Wie immer!" spotte ich, behalte jedoch die Klamotten an. Es hat deutlich abgekühlt, zahlreiche Pfützen haben sich gebildet und unter den Bäumen regnet es noch spürbar nach.

Wenige hundert Meter weiter höre ich ein lautes Rauschen. Ich vermute ein Auto, das hinter mir auf einen günstigen Moment für das Überholmanöver wartet. Ich drehe mich um und sehe in der Ferne, wie sich die Bäume biegen. Der Himmel ist noch dunkler. Zudem zucken Blitze aus der rabenschwarzen Masse.

Man sieht förmlich die Sturmfront übers Land wüten, dennoch überlege ich noch: "ob der Wind auch hier her kommt?" denn plötzlich ist es seltsam windstill.

Natürlich tut er das. Plötzlich bricht das Chaos los. Ein Orkanböe packt mich fest und reißt mich mit. Ich fahre aus dem Stand 17 km/h. Dicke Regentropfen peitschen in mein Gesicht, mäandern durch jede Ritze meiner Kleidung. Diesmal ist kein Unterschlupf in Sicht. Also Flucht nach vorne! Schnell folge ich dem Radweg und biege zur Elbe ab.

Dort breitet sich mir das ganze Ausmaß der Situation aus: die Elbe tobt. Sonst - mit 13cm Gefälle pro Kilometer - ein ruhiger Zeitgenosse, preschen nun Wellen den Strom hoch, Äste fliegen durch die Luft, tiefes Donnergrollen über mir und ich bin mittendrin.

Die erste Rast mache ich dann gegen 14 Uhr weit hinter Nymburk. Der Donner zieht weiter.

Um 16 Uhr beende ich nach 70 Kilometern und 5:30 Stunden im Sattel die heutige Tour in Kolín, genieße den Schnitzelabend im "Rabiner" und gehe zufrieden ins Bett.

Date:    12 Jun 2009 19:48
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Pardubice, Pardubice, Pardubice, Czech Republic
Weather:    10° Drizzle

Adieu Elbe!

Um fünf Uhr werde ich vom Regen geweckt. Er prasselt lautstark an meinem Fenster. Als der Wecker klingelt, scheint die Sonne.

Bei meinem Aufbruch ziehen sich wieder Wolken zusammen und ich starte in voller Regenbekleidung.

Nach wenigen Kilometern kommt dann auch der erwartete Wolkenbruch und es stürmt diesmal kräftig von der Seite. Fast hätte der Wind Rondolf und mich ins Feld abgedrängt. Schwerstarbeit für die Arme.

Es regnet heftig, jedoch nicht vergleichbar mit gestern.

Der Weg nach Pardubice zieht sich ohne besondere Ereignisse. Nur das Wetter nervt, da es so wechselhaft ist. Kaum ist die Regenjacke verstaut, fängt es zu regnen an. Lüfte ich die Sauna unter dem Helm, zieht der Wind wieder an. So geht es den ganzen Tag. Das kostet Kraft und ich bin froh, als ich die unscheinbare Stadt erreiche.

Das Hotel, das ich mit Bauchgrimmen beziehe, erinnert mich von der Innenausstattung her ans Prisma (80s!) und das Bett quietscht. Ich bete, dass ich heute der einzige Hotelgast bleibe ;)

Aus Verzweiflung schaue ich TV. Es kommt der Film über die "Huber Buam" (Freiklettern), ein Reisebericht über die Waldkarparten und ein Reisebericht über Vietnam.

Das zu teure Hotel ist vergessen und ich schlafe mit dem Gefühl ein, auf dem richtigen Weg zu sein.

Date:    13 Jun 2009 20:26
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Camp Borová, Borová, Pardubický, Czech Republic
Weather:    14° Clear

Das Rad ist geschwind mit mächtig Rückenwind

Mit großen Tritten geht es Richtung Brünn, das noch etwa zwei Tage entfernt ist.

Die Landschaft wird zunehmend bergiger. Der Höhepunkt ist der abgesperrte Abschnitt durch unfassbar ruhigen Wald. Das lauteste ist mein Atem und wenn ich über Kieselsteine fahre. Ansonsten pure Waldidylle.

Als ich kurz Rast mache, fliegt ein sonderbarer Vogel aus dem Gebüsch: er ist groß, storchenähnlich mit langen Beinen und hat einen knall-roten Schnabel. Der rote Bauch wird von schwarzen Federn umschlossen. Da ich meinen Parays' nicht zur Hand habe, taufe ich ihn spontan "Clown-Storch". Weiß jemand mehr?

Pünktlich erreiche ich den Campingplatz "Borova" und schlage unweit eines hübsch daher fließendem Bächlein mein Zelt auf. Welch harmonischer Tag - als plötzlich ein derbes DeathMetall-DoubleBassdrum-Inferno über den Platz ausbricht. Eine Horde Jugendlicher hat es es sich auf der gegenüberliegenden Seite gemütlich gemacht. Zum Glück sind noch kleine Häuschen dazwischen. Dennoch ist es extrem laut und die Musik ganz und gar nicht lustig.

Als ich vom Zähneputzen zurück zum Zelt laufe, stelle ich fest, das vor jeder Hütte ein kleines Feuer prasselt. Das kann ich auch! Ein paar herumfliegende Äste sind schnell gefunden und der kleine Hobo ist im Nu aufgebaut.

Schon nach wenigen Minuten knistert dann auch vor meiner Tür ein herrliches Feuer.

Das Ganze zieht sich bis spät in die Nacht und macht höllisch Spaß. Bei sternenklaren Himmel lasse ich die Gedanken um die Flammen kreisen und sammle neues Holz, bis ich keins mehr finde. Die Feuerprobe hätte ich dann also auch bestanden. ;)

Der Lärm in der Ferne verstummt und ich ziehe mich zufrieden in den Schlafsack zurück.

Date:    14 Jun 2009 21:01
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Doubravník, Doubravník, South Moravia, Czech Republic
Weather:    19° Mostly Cloudy

Teigwaren mit der Soss aus dem Flur

Der kleine Hobo hat alles sauber abgebrannt. Es ist kaum Asche entstanden und nach zweimal klopfen ist das Gestell wieder sauber verstaut.

Um kurz nach 10 Uhr fahre ich ab. Nach 850 Metern gibt's Frühstück aus Pivo und Pizza "Picanti" in einer sonnigen Waldhütte. Ja! Sonnig!! Es ist brüllend heiß und der Körper verlangt nach Stärkung.

Danach geht's schleppend durch die Berge. Immer wieder mache ich Rast ("Ein Kofola geht immer!") und lasse den Tag sehr ruhig angehen.

Als ich durstig meine zweite Trinkflasche anbreche, stelle ich entsetzt fest, dass mir ein fauliger Geruch in die Nase steigt.

Das Wasser hatte ich bis jetzt immer nur nachgefüllt und nie ausgetauscht. Zusammen mit dem Iso-Pulver und der Hitze entsteht dann ungenießbares Wasser. Schweren Herzens schütte ich den unnützen Ballast weg.

Nach einer weiteren Rast sind die Speicher wieder aufgefüllt und "et läuft!".

Schnell erreiche ich Jimramov. Bei Dalečin dann die Überraschung des Tages: der Weg wird mittels Schranke für motorisiertes Gefährt gesperrt und schwingt sich wunderschön am Ufer des Stausees entlang. Bei den folgenden Anstiegen zeige ich den Tschechen, was eine Harke ist und sprinte förmlich den Berg hoch. Der Zucker der Kofolas ist jetzt genau da, wo er sein soll und es ist einfach herrlich, sich bei dem Panorama die Lunge aus dem Hals zu hecheln.

Nach einer etwas langwierigeren Suche für die Nachtruhe gibt es lecker Essen mit lustiger "deutscher" Speisekarte (siehe Überschrift).

Wie sich ein Tag wenden kann, denke ich und schlafe erschöpft ein.

Date:    16 Jun 2009 15:57
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Brno, Brno, South Moravia, Czech Republic
Weather:    21° Mostly Cloudy

Brünn war schlümm

Ihr Lieben, ich bin geknickt.

Die Fahrt nach Brünn war schön, aber bereits die (lang herbei gesehnte) Ankunft in der Stadt war, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt. Sengende Sonne vermischt mit Frittenfett und Autoscooter, dann eine halbe Ewigkeit an der stark befahrenen Strasse entlang zum Zentrum.

Als ich in die Innenstadt komme, trifft mich dann endgültig der Schlag. Es ist noch heisser, extrem stickig und brechend voll. Zudem bin ich total unterzuckert und das Blut sackt mir mit einem Mal in die Beine.

Kreidebleich schlurfe ich - zombie-artig - durch die engen Gassen auf der Suche nach einem Schlafplatz.

Mit Schrecken stelle ich fest, dass es weit und breit nur Vier-Sterne-Hotels gibt. Keine Pension, keinen Camping-Platz. Die Preise gehen von 2000 Kc aufwärts (fast 100 EUR).

Verzweifelt flüchte ich mich in einer Art Übersprungshandlung in einen Kartenladen und kaufe mir Radkarten von Krakau bis zur Ukraine... Aber auch danach habe ich noch keine Unterkunft.

An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken, also kehre ich in eines der nächsten Etablissements und lasse die erniedrigenden Blicke an mir abprallen. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich mit abwertendem Blick "empfangen" werde.

Freundlichkeit wird hier winzig klein geschrieben. Ich erkenne sie während meines gesamten Aufenthaltes in dieser Stadt nicht.

Das Hotel, in das ich dann einkehre, ist ein Hohn, den ich auch am heutigen Tag noch nicht ganz verkraftet habe.

Ich bezahle 2090 Kc für ein schäbiges Zimmer - mit direktem Blick auf die Baustelle gegenüber, die mich nebenbei bemerkt pünktlich um kurz nach 7 Uhr aus dem Schlaf holt. Als ich mich duschen möchte, werde ich erstmal mit dunkelbraunem Wasser begrüsst. Ebenso beim Zähneputzen.

Das Bett ist noch muffiger als das Zimmer und ich kann mir gut vorstellen, wie hier einst Spitzel und Spitzelinchen ihr Stelldichein gaben.

Mein Plan, diese Frechheit spätestens beim Frühstück zu rächen wird offenbar vom Hotelmanagement durchschaut, und so gibt es zu dem bescheidenen Buffet vom Personal weder ein Echo zu meinem "Dobre den!" (Guten Morgen) noch frisches Besteck oder irgendeine sonstige emotionale Regung.

Alles in allem eine recht ernüchternde Angelegenheit.

Nach 15 Kilometern verlasse ich Brünn auf dem hervorragend ausgebauten Greenways-Weg "KRAKOW-MORAVIA-VIENNA" und fahre gemütlich Richtung Blansko.

Mein heutiges Ziel ist Sloup, wo ein Campingplatz eingezeichnet ist.

Date:    17 Jun 2009 20:30
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    kemp relaxa sloup, Czech Republic
Weather:    18° Clear

Relaxa und tiefe Ruhe

Die Sonne scheint! Das Wetter ist herrlich und der Weg teilweise so schön, dass ich kaum Worte dafür finde.

Als ich die überaus unattraktive Stadt Blansko verlasse, mündet der Weg nach wenigen Minuten in ein Naturschutzgebiet. Dort gibt es zahlreiche Höhlensysteme, dunkle Grotten starren aus den dichten Wald. An steilen Klippen hängen Freikletterer und die Vögel zwitschern um die Wette. Die Luft ist angenehm kühl und duftet nach frischem Moos. Ein ziemlicher Kontrast zu den staubigen, unwirklich wirkenden Städten Adamov, Blansko und Brünn.

In meinem Zielort Sloup liegt der Campingplatz "Relaxa", auf dem ich inmitten von Wald und Vogelgezwitscher mein Zelt aufbaue und in unglaublicher Ruhe die Nacht verbringe.

Der Wind säuselt leicht ums Zelt. Ab und an sägt ein leise Schnarchen aus dem Nachbarzelt durch die Luft. Sonst nichts. Welch Harmonie. Das ist mit Sternen nicht aufzuwiegen.

Date:    17 Jun 2009 22:58
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Prostějov, Prague, Prague, Czech Republic
Weather:    15° Partly Cloudy

Blaues Wunder auf Abwegen

Frisch erholt eröffne ich den Tag und fahre erstmal zum Frühstücken in den Laden im Ortskern. Danach fahre ich zu einem schönen Platz vor einer Höhle und genieße die frischen Brötchen.

Anschließend folge ich dem perfekt ausgebauten Radweg Richtung Prostějov. Leider erweist sich der Radweg als Finte und mutiert ziemlich plötzlich zu einem Wanderweg. Ich habe mich verfahren.

Dank Karte finde ich meine Position und erkenne, dass ich auf dem Wanderweg "Blau-Weiss" bin. Zurückfahren ist nicht drin und ich folge dem immer schmaler werdenden Weg.

Der "Weg" hat alles zu bieten, was ein ordentlicher Wanderweg braucht. Steile Abhänge, Flussüberquerungen, quer liegende Bäume. Mehrfach muss ich die Packtaschen abmontieren und Rondolf über dicke Baumstämme heben. Einmal bleibe ich in einem tiefen Schlammloch stecken und brauche gut fünf Minuten, um mich zu befreien.

In jenen Minuten bin ich der glücklichste Mensch auf Erden. Schlammverschmiert kehre ich nach Stunden auf den hellen Feldweg zurück und mache eine Rast, bei der ich Schwalben bei der Nestpflege beobachte. Dank neuem Fernglas kann ich das Schauspiel hautnah verfolgen.

Wenige Meter weiter kreuzt dann der Wanderweg wieder den offiziellen Radweg und ich biege wehmütig ab. Das war echt herrlich!

Kurz darauf rasen wieder LKW und Sportwagen an mir vor bei. Als Entschädigung gibt es die bisher längste Abfahrt meiner Reise. Über eine halbe Stunde geht es talwärts.

Schnell nehme ich von meinem ehrgeizigen Vorhaben Abstand, meine bisherige Maximalgeschwindigkeit zu überbieten. Es sind zu viele Schlaglöcher auf der Fahrbahn und die Abfahrt erfordert alle Konzentration.

Wenig später erreiche ich dann den Campingplatz bei Prostějov und baue unter Beobachtung der tschechischen Jugend mein Zelt auf. Offenbar kampiert hier eine Schulklasse und die Nacht wird wieder laut.

Date:    18 Jun 2009 21:16
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Přerov, Prerov, Olomouc, Czech Republic
Weather:    21° Mostly Cloudy

Radfahren auf walisisch

Um 10 Uhr ist das Rad fertig gepackt und ich fahre gemütlich zum frühstücken nach Prostějov.

Auf dem Campingplatz haben sich gut und gerne zwanzig Knaben zum Frühsport versammelt und spielen unter lautstarker Anleitung des Lehrers um mein Zelt Frisbee, was den Abbau erheblich beschleunigt.

Der Weg nach Olomouc ist angenehm unspektakulär und ich nehme mir alle Zeit der Welt, um mich warm zu fahren und meinen Gedanken nachzuhängen.

Über die bunt gestalteten Hochhaus-Vorstadt erreiche ich schnell die Olomoucer Innenstadt. Dort fülle ich meinen Vorrat an Riegeln und Iso-Pulver auf.

Bei einem Bananenmilch-Shake im Eiscafé am Markt sprechen mich zwei Waliser an, die mit dem Rad von Venedig nach Krakau reisen.

Nachdem wir ein paar Eckdaten ausgetauscht haben, verwandeln wir unsere Tische kurzerhand in ein kleines Reisezentrum und breiten einander hocherfreut unsere Karten und gesammelten Eindrücke aus. Die beiden sind auch hellauf begeistert von Tschechien ("it's soooo lovely!") und bereisen das Land noch mehr "frei Schnauze" als ich.

Als Orientierung dient ihnen eine Autokarte 1:1000 000. Weder das System der Wegnummerierung noch die speziellen Radkarten sind ihnen geläufig. Das kommt mir äußerst bekannt vor und ich bin froh, meine Tipps weitergeben zu können. Dankbar machen die beiden auf den Weg in den nächsten Kartenladen.

Ich fahre weiter Richtung Přerov, wo ich eine schöne Pension finde und meinen Hunger nach 69 Kilometern und genau 4:40 Stunden im Sattel schnell stillen kann.

Date:    19 Jun 2009 19:33
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Palačov, Palačov, Moravia-Silesia, Czech Republic
Weather:    16° Rain

Trauer für einen Unbekannten

Im Halbschlaf schließe ich das Fenster. Es klemmt. Draußen schüttet es und der Verkehr zischt über die nasse Straße. Es ist 4:33 Uhr und mein Kopf voll mit halb fertigen Träumen.

Unaufgeräumt schlurfe ich um halb neun zum Frühstück und nutze kurz darauf die Regenpause, um schnell das Rad zu packen und trockenen Fußes die Tour zu beginnen.

Nach 12 Kilometern holt mich der Regen jedoch ein. Dann ein Blitz. Ich zähle eins, zw... schon tut's vor mir einen lauten Knall und wie auf Kommando prasseln jetzt extra-dicke Tropfen vom Himmel. In Nullkommanix bin ich pitschepatsche nass. Feucht bis auf die Knochen.

Dank meiner optimistischen Lebenseinstellung (!) hatte ich vorerst auf die wasserdichten Überschuhe verzichtet, die ich jetzt fluchend versuche über die nassen Schuhe zu ziehen. Mit nassen, klammen Händen auf einem schlammigen Feldweg ist das kein Spaß. Zumal dann nicht, wenn zusätzlich noch dreckige LKW an einem (in Greifnähe) vorbei düsen.

Der Tag ist eigentlich nach knapp zwanzig Kilometern schon gelaufen. Die Beschilderung ist mies, der Regen gnadenlos und das Streckenprofil saugt innerhalb weniger Kilometer meine Beine leer.

Ich nutze die Zeit, um neue Flüche und Schimpfwörter auszuknobeln und mache mir Moral mit "in der nächsten Gaststätte sauf ich den Getränkevorrat leer". Leider ist die nächste Trinkmöglichkeit über 15 Kilometer entfernt.

Dort angekommen stelle ich lustlos mein Rad ab und setze mich mit triefenden Klamotten in die gute Stube. Es bleibt bei zwei Kofola, denn irgendwie ist die Stimmung hier seltsam. Unangenehme Blicke treffen mich. Schon draußen sind mir uniformierte Männer aufgefallen. Und hier tragen alle schwarz.

Kurze Zeit später ertönt Trauermusik und in einem langen Marsch wird ein Sarg durchs Dorf getragen. Im Gasthaus stehen alle am Fenster. Nur ich sitze und nippe benommen an meinem Glas. Irgendwie "passt" heute alles. Die ganze Glückseligkeit der letzten beiden Tage ist wie weggespült.

Im Laden um die Ecke fülle ich meine Keks-Rationen wieder auf und mache mich auf die Suche nach einer Pension. Ein paar zähe Kilometer weiter werde ich fündig und trage meine sieben Sachen in mein Zimmer und nehme ein warmes Bad. Über mir prasselt der Regen aufs Dachfenster und im Nebenraum trocknen die Klamotten.

Der Tag endet nach vier Stunden und gut 62 Kilometern im strömenden Regen in Palačov, unweit von Nový Jičín. Ich nehm' mir noch einen Keks und bin gespannt, wie's weiter geht.

Date:    20 Jun 2009 16:40
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hukvaldy, Hukvaldy, Moravia-Silesia, Czech Republic
Weather:    11° Drizzle

Kurze Statusmeldung: Bin fix und alle in Hukvaldy angekommen

Der Name der Stadt sollte HULKvaldy heissen, denn so fühle ich mich.

Es war ein knochenharter Tag mit Dauerregen. Schon die erste Steigung hat mir den Rest gegeben und ich wollte nach 10 Kilometern in Nový Jičín das Handtuch werfen.

Dort hat mich ein älterer Herr angesprochen und zu einem Hotel geführt. Auf dem Weg hat er einiges zur Geschichte der Stadt erzählt - vor allem im Dritten Reich.

Ich bin dann doch weiter gefahren, da das Hotel noch geschlossen hatte.

Die Landschaft verändert sich merklich. Die Karpaten rücken näher beziehungsweise bin ich schon in den westlichen Ausläufern.

Date:    21 Jun 2009 09:26
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hotel Steel 3*, Czech Republic
Weather:    8° Mostly Cloudy

Music sounds better with you

Heute bin ich zum ersten Mal mit Knopf im Ohr gefahren. Ein seltsames Gefühl, die fremde Landschaft mit seinen Lieblingsstücken im Ohr vorbei rauschen zu sehen.

Bei "The Riddle" habe ich fröhlich mitgepfiffen und die Regenwolken vergessen, die den Himmel nahtlos ausfüllen. Als ich Bonos Stimme lauschte, sprang plötzlich ein wilder Hund hinter mir her (absteigen hilft wirklich!!). Bei "Ding!" von Seed habe ich im Wald zurück zum Weg gefunden. Und Luciano machte die Ankunft im tristessen Třinec erträglich.

Dennoch fahre ich lieber ohne Musik. Die Umgebung wirkt doch intensiver, wenn Vögelgezwitscher und Schaafblöken ungefiltert ans Hirn drängen.

Vor allem die Abfahrten verlangen höchste Konzentration. Da die Straßen kaum breiter als ein PKW sind, muss ich bei Gegenverkehr häufig anhalten.

Als ich lange Zeit hinter einer Pferdekutsche fahren muss, da die Straße zum Überholen zu eng ist, mag ich auch gar nicht überholen. Es ist so schön harmonisch und entspannend, hinter dem Wagen. Der Pferdeduft, das Klick-Klack und ein leichtes Gefälle verwöhnen Beine und Seele. Schweren Herzens biege ich an der nächsten Kreuzung ab und folge dem Radweg in die Stadt.

Die Steigungen nehmen deutlich an Prozenten und Häufigkeit zu. Da lenkt die Musik dann oft eher ab, als dass sie Kraft gibt.

Es gibt einen neuen Rekord im Uphill fahren: Ich hab nicht genau auf die Uhr geguckt, aber es waren gefühlte Stunden bei über 16%. Die längste und intensivste Steigung bis jetzt.

Nach 72,59 Kilometern und 5:14 Stunden auf der Hügelpiste ziehe ich im Städtchen Třinec im Hotel meine feuchten Sachen aus. Es will einfach nicht trocknen und der Wetterbericht verspricht auch eher mehr Regen und Kälte.

Zeit für "Don't worry be happy" - ich fahre morgen trotzdem weiter und besuche zum ersten Mal in meinem Leben unseren Nachbarn Polen. Bin sehr gespannt!

Date:    22 Jun 2009 23:37
Tags:    Blog, Reise, Tschechien
Location:    Hotel Steel 3*, Czech Republic
Weather:    10° Drizzle

Fernsehen mit Fernwehen - Ruhetag, Regen und Seele baumeln lassen

Schon morgens prasseln die Regentropfen gegen das Fenster meines Zimmers im 9. Stock vom Hotel "Steel". Ich mag gar nicht den Vorhang öffnen.

Draußen ist es grau und nass. Dazu die Industrie-Idylle von Třinec.

Ich optimiere meine Packtaschen, schneide unnötige Kartenteile aus und werfe zwei Bücher über Bord.

Pfeifend fahre ich durch den Regen. Es scheint, als ob mir die Kälte und der Regen nichts ausmachen. Aber schon bei der ersten Abfahrt drückt sich das Wasser auf die Haut und es zieht unangenehm am Oberkörper. Die Regenhose klebt am Bein.

Nach 20 Kilometern ist Schicht im Schacht. Ich nehme die erstbeste Gelegenheit und steige in der Pension "Bela" ab. Nach einem ausgiebigen Abendessen falle ich in einen tiefen Schlaf, der nur am nächsten Morgen durch ein kurzes Frühstück unterbrochen wird.

Die restliche Zeit liege ich im Bett, blende das Plätschern in der Regenrinne aus und schaue TV. Tausend Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Mal rasend schnell, mal quälend langsam.

Morgen geht es weiter ins Unbekannte. Irgendwie bin ich froh, Tschechien zu verlassen. Die meisten Menschen hier sind mäßig zuvorkommend. Ein "Guten Appetit" oder "Guten Morgen!" ist eine echte Seltenheit (kann ich an einer Hand abzählen). Irgendwie fühle ich mir hier seltsam gehetzt. Ich hoffe in Polen auf mehr Freundlichkeit.

Date:    24 Jun 2009 13:01
Tags:    Blog, Polen, Reise, Tschechien
Location:    Ustroń, Ustroń, Silesian, Poland
Weather:    17° Mostly Cloudy

Von CZ nach PL war toll

Ich bin gut in Polen angekommen. Bis nach Krakau sind es noch knapp 200 Kilometer.

Kurz vor der Grenze habe ich mir - unter anderem auch wetterbedingt - zwei Tage Ruhe in einer schönen und günstigen Pension gegönnt.

Danach ging es über die Hügel rüber nach Polen.

Der Wechsel war spürbar. Nach einer schnellen Abfahrt kam die Grenze und ich bin in voller Fahrt nach Polen gerauscht. Die Verkehrsschilder ändern sich, der Radweg wird anders benannt und alle reden plötzlich polski.

Nach einigen anstrengenden Aufstiegen kam eine laaange Autoschlage. Vor einer Baustellenampel muss 14 Minuten gewartet werden. Ich fahre vorsichtig an der Schlange vorbei und geniesse die ruhige Abfahrt nach Wisła, wo ich dann erstmal ordentlich Fleisch tanke.

An einem hübschen Gasthof am Fluss wird richtig gegrillt! Einen Liter später rolle ich zufrieden weiter. Die dicke Wurst und der halbe Breuler geben Kraft.

Der Weg folgt direkt dem Fluss und ist sehr schön flach. Schnell finde ich einen Campingplatz, wo ich herzlich empfangen werde.

Die Stimmung ist ausgelassen und sehr familiär. Kurze Zeit später haben sich alle vom Campingplatz unter der Laube versammelt, trinken Wodka und lauschen gespannt meinen Reiseplänen. Eine junge Frau aus Koeln-Hürth-Efferen übersetzt.

Der Regen prasselt auf die Laube und Blitze erhellen den Abendhimmel. Es ist unglaublich romantisch. Gute Freunde der Campingplatzbesitzer kommen aus Gundernhausen bei Dieburg und so ist das Eis schnell gebrochen. Begeistert wird mein Fotoalbum aus der Heimat herumgereicht.

Später wird nochmal der Grill angeworfen und ein kleiner Mitternachtssnack serviert. Der Schaschlik-Spieß ist super! Dazu gibt es frischen, gegrillten Knoblauch. Tipp für die nächste Grillparty!!

Ein herrlicher Abend geht zu Ende und ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes "herzlich Willkommen"!

Date:    25 Jun 2009 23:59
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Bielsko Bialla, Racibórz, Silesian, Poland
Weather:    16° Mostly Cloudy

Punktlandung in Bielsko-Biała

Man hab ich heute einen hängen! So viel Wodka und Bier hatte ich schon lange nicht mehr intus. Aber schön war's.

Nachdem ich mich von allen verabschiedet habe, geht es dennoch pünktlich los und zum Glück wunderschön flach an der Wisła entlang nach Skoczów. Dort verliere ich (wieder) den Greenways Radweg und fahre auf eigene Faust (wieder) auf stark befahrener Landstraße, die in äußerst schlechtem Zustand sind.

Besonders tückisch sind die Bodenwellen, die erst beim Überfahren spürbar werden (Jumpstyle!). Von Weitem sind sie nicht auszumachen. Radweg Fehlanzeige! Bei dem starken Verkehr ist das äußerst gefährlich und macht überhaupt kein Spaß.

Dazu kommt, dass mit überschreiten der polnischen Grenze der Respekt (= Abstand) vor Radfahrern spürbar abgenommen hat. Dafür nimmt die Zahl der schwarzen Rußwolken deutlich zu.

Angenervt und bedröppelt erreiche ich Bielsko-Biała, wo ich nach 50 Kilometern und 3:44 Stunden im Hotel "President" unterkomme.

Als ich die Packtaschen vom Rad ins Hotel trage, donnert ein Gewitter nieder, das binnen Sekunden die staubige Luft reinigt und die schwüle Luft endlich abkühlt.

Gut, dass ich im trockenen Zimmer meine Sachen ausbreiten kann.

50km 3:44h

Date:    27 Jun 2009 21:09
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Chrzanów, Chrzanów, Lesser Poland, Poland
Weather:    17° Partly Cloudy

Geduld

Um kurz vor 6 Uhr wache ich auf und packe. Nach dem ausgedehnten Frühstück fahre ich in die Touristen-Information und erkunde mich, wie ich aus der verwirrenden Stadt herausfinde.

Nach wenigen Minuten regnet es wieder. Sehr zur Belustigung der anderen Touris ziehe ich meine Regenmontur an und fahre im strömenden Regen los.

Ein paar Kilometer weiter treffe ich auf den Greenways-Radweg. Die Freude darüber lässt mich kurz die erniedrigende Nässe vergessen, in der ich mich seit Tagen befinde.

Dank Ruhetag sind die Sachen endlich mal wieder vollständig getrocknet. In wenigen Minuten ist dieser Luxus jedoch Geschichte. Als kleiner Trost ist es relativ warm und der Wind angenehmer als die letzten Wochen.

Die Pfützen sind riesig und heimtückisch. Hellgelbe Schlammbrühe verdeckt so manches Schlagloch und Rondolf muss einige Schläge einstecken.

Schon nach wenigen Kilometern schmatzen die Schuhe bei jedem Tritt und ich spüre wie meine Füße langsam aufquellen.

Als plötzlich ein Hund ohne Vorwarnung aus einer Einfahrt schießt, platzt bei mir der Geduldsfaden. Er ist sofort an der Pedale und knurrt. Ich steige schnell ab, lande mit dem rechten Fuß in einer knöcheltiefen Pfütze und sehe, wie der Köter das Weite sucht.

Langsam und fluchend schiebe ich das Rad weg. Wenige Schritte später klebt das Gebiss des Hundes wieder weit geöffnet an meinem Hinterreifen.

Ein Urschrei folgt und ich jage den Hund in seine Einfahrt zurück. Dort bleibt er dann auch und bellt mir "nur" noch dumm nach.

Für alle, die immer noch nicht nachvollziehen können, dass man diesen Kläffern in solchen Situationen gerne umgehend das Fell über die Ohren ziehen möchte: der Schreck-Moment und die pure Aggression, die einem in diesem Moment entgegen schwappt, lässt Urängste und dann auch Aggressionen frei. Da ist nichts von "Bester Freund des Menschen" mehr erkennbar (Katzen machen das übrigens wesentlich intelligenter und ducken sich leise weg).

Nun sind meine Füße endgültig nass. Bedröppelt fahre ich weiter.

Nach ein paar Metern spüre ich, dass mein Hinterrad seltsam eiert. Als ich anhalte, sehe ich noch die letzten Luftblasen seitlich aus dem Reifen blubbern.

Da ist er also: mein erster Platten, mitten in der Pampa, rings herum nur Feld und Matschpfützen. Über mir Regenwolken. Schnell suche ich mir eine Stelle, auf der ich meine Sachen ablegen kann und beginne, den Reifen zu flicken.

Der starke Wind macht die filigrane Handhabung von Reifen und Flickzeug unmöglich. Wasser sammelt sich im Reifen. Frustriert breche ich den Versuch ab und schiebe zur nächsten Straße. Vielleicht gibt es dort eine Möglichkeit, mich unter zu stellen.

Auf dem Weg fällt mir ein, dass es viel schlauer wäre, einfach den Schlauch zu tauschen und den Reifen später zu flicken. Gesagt getan und 20 Minuten später rolle ich wieder.

Im Wald beginnt der Reifen jedoch wieder zu eiern. Ich fluche. Hab ich doch tatsächlich den Verursacher bei meiner Kontrolle "überfühlt"!

Die restlichen Meter bis nach Auschwitz ziehen sich unglaublich. Ich komme einfach nicht voran. Immer wieder pumpe ich den Hinterreifen auf und hoffe, dass er bis zum Ziel hält.

Er hält und überglücklich ziehe ich im Hotel "Centrum" ein. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zum Museum Auschwitz, das ich mir morgen anschaue.

Der mit Abstand härteste Tag geht nun doch gemütlich zu Ende. Unglaublich.

Date:    28 Jun 2009 20:31
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Chrzanów, Chrzanów, Lesser Poland, Poland
Weather:    19° Partly Cloudy

Verflickst und zugenäht

Bis zum Frühstück um 7:30 Uhr verbringe ich zwei Stunden mit Aufräumen und Sachen packen.

Das Zimmer sieht aus wie eine Trockenkammer. Im Schrank hängen Trikot und Regenjacke.

In der linke Ecke liegt ausgebreitet über dem Sessel die Regenhose, davor die Überschuhe mit Innenseite außen. Rechts über Stuhl und Schreibtisch Radhose, Geldgürtel, Armlinge und Handschuhe. Dazwischen Packtaschen, die weiß-baun marmorierte Hotelhandtücher und - mit polnischen Käseblatt ausgestopfte - Radschuhe.

Trotz aller Bemühungen sind die Sachen noch feucht. Als kleiner Trost scheint es draußen freundlicher als gestern zu sein. Mit leiser Hoffnung geht's zum Frühstück. Als ich danach meine normale Radbekleidung anlege, nieselt es gegen das Fenster. Also: Regensachen wieder an.

Nach einem kurzen Plausch mit der Dame an der Rezeption (Herkunft, Ziel, Wetter) trete ich aus dem Haus hinein in eine intensive Schwüle.

Sofort öffnen sich die Schweißporen und das warme Nass rinnt am Rücken runter. Unter dem Dach der Camping-Duschen flicke ich die beiden Reifen. Zwei polnische Radler schauen mir dabei interessiert zu.

Wie sich herausstellt haben die beiden Löcher nichts miteinander zu tun. Das zweite Loch ist erheblich kleiner als Nr. 1 und wohl durch ein eingeschlossenes Sandkorn entstanden. Kurz darauf rollt Rondolf wieder und ich fahre mit mulmigen Gefühl ins nahe gelegene "Museum Auschwitz".

Am Eingang herrscht Hochbetrieb. Zig Busse kommen an oder fahren wieder ab. Ich stelle Rondolf an einem Infoschild ab und bin kurz darauf auch schon umgeben von den Häuserblöcken des Konzentrationslagers.

Trotz der vielen Touristen bin ich plötzlich wieder ganz alleine. Die anfängliche Unsicherheit, ob ich mit meinen Rad- bzw. Regenklamotten passend gekleidet bin, verfliegt schnell, als ich die anderen Besucher sehe: knallbunte Röckchen, Stöckelschuhe und rücksichtsloser Einsatz von Mobiltelefon und Fotoapparat. Dennoch gehe ich ruhig durch diesen Ort, der noch lange lange nachwirkt.

Um kurz vor 14 Uhr breche ich wieder auf. Als ich losfahren will springt ein Spanier von der Seite auf mich zu und wir unterhalten uns einen Moment über unsere Reisevorhaben. Nachdem er in den Shuttlebus nach Auschwitz-Birkenau gestiegen ist, kommt mit einem Schlag die Sonne hinter den Wolken hervor und es wird brüllend heiß.

¡Que grande! ¡Gracias amigo!

Ich reiße mir die Regensachen vom Leib und genieße die Weiterfahrt in kurzer, luftiger Kleidung. Kurz schaue ich noch dem Spanier hinterher und überlege, nicht doch auch noch den restlichen Teil anzuschauen.

Bewusst verzichte ich auf die Besichtigung von Auschwitz-Birkenau. Ich spüre, dass es jetzt an der Zeit ist, weiter zu fahren und das gesehene zu verarbeiten. "Hierher komme ich noch einmal", sage ich mir und trete mit gemischten Gefühlen den Weg an.

Einerseits freue ich mich total, dass die Sonne scheint und meine feuchten Sachen endlich mal wieder so richtig trocknen können, andererseits pochen die eben gesehenen Bilder im Kopf. Ich konzentriere mich auf den Weg, der bis auf zwei Flussüberquerungen ("Abpacken!") unspektakulär verläuft.

Der Tagespunkt "Unterkunft suchen" versaut mir dann wieder den Tag.

Just in dem ich feststelle, das weit und breit keine Unterkunft zu finden ist, kommt das Gewitter runter, von dem ich gehofft hatte, dass es an mir vorbeizieht. Binnen Sekunden bin ich wieder triefend nass.

Als ich das merke, versuche ich gerade mit einem Wachmann zu klären, wo die nächste Pension ist. Sie liegt im 11 Kilometer entfernten Chrzanów - wo genau, müsse ich dann nochmal vor Ort fragen. Nach fast 50 Kilometern und 3 Stunden sehne ich mich nach Ruhe.

Statt dessen geht's jetzt nochmal richtig zur Sache. Es wird dunkel, die Landstraße ist stark befahren und mit Pfütze und Schlaglöcher gesäumt. In diesen Momenten ist es unglaublich schwer, die Nerven zu bewahren. Leichte Panik macht sich breit.

Wieder hilft nur die Flucht nach vorne und so heize ich die nasse Landstraße entlang. Am Ziel frage ich ein junges Pärchen nach dem Weg. Sie eskortieren mich zum Hotel, wo ich freundlich (und auf deutsch) empfangen werde. Nachdem die Formalitäten geklärt sind, falle ich in einen langen, tiefen Schlaf.

Date:    29 Jun 2009 19:25
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Hotel Daisy, Krakow, Województwo Małopolskie, Poland
Weather:    22° Partly Cloudy

Ankunft in Krakau

Rührei am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Wenn dann noch Speck dabei ist und es hübsch garniert daher kommt, sind alle Sorgen vom Vortag und der Nacht vergessen.

Gut gestärkt fahre ich zurück zum Greenway, der heute eher "Highway" heißen sollte, denn nach wenigen Metern geht's dermaßen steil nach oben, das Rondolf bockt und ich schieben muss.

Der Weg ist durch den Regen nicht befahrbar. Ständig dreht das Hinterrad durch. Auch das Schieben treibt den Puls ins Maximum. Der Weg ist zunächst asphaltiert und stark bemoost, so dass ich immer wieder mit den Füßen wegrutsche. Wieder in den Sattel steigen ist unmöglich.

"Auf den Fußspitzen laufen" stellt sich als die beste Taktik heraus und so strappel ich langsam und keuchend den Berg hinauf.

Nach diesem grandiosen Anfang verläuft der restliche Weg - bis auf eins, zwei Hunde-Intermezzo - ruhig und durch wunderschönen dichten Wald.

Als ich so vor mich hin radel, überquert vor mir eine Elch-Familie den Weg. Erst denke ich, ein Pferd kommt aus dem Dickicht. Dann aber erkenne ich den eigenartig schlaksigen Gang. Dann folgt das Junge, dann der größere Vater. Ein schönes Gefühl, diese Tiere in Natura zu sehen. Ich kannte sie bis jetzt nur "mit Gehege".

Um 17 Uhr erreiche ich Krakau. An einem kleinen Straßenladen decke ich mit Obst inklusive 1/4 Wassermelone und einer Karotte ein und fahre in den nächsten Park, um den ersten richtigen Sonnentag seit langem zu feiern!

Dank Opinel wird das ein wahrer Festschmaus und ich genieße (!) jeden Bissen - und jeden Tropfen Schweiß, der mir beim Essen über die Stirn läuft. Endlich Sonne!

Im Hotel "Daisy" steige ich ab und lasse die unruhige Nacht vergehen. Das Zimmer ist kleiner als mein Zelt. Platzangst macht sich breit. Zudem knallen bis um kurz nach eins die Türen auf dem Flur.

Mit Musik im Ohr schlafe ich irgendwann ein. Mein letzter Gedanke: Morgen geht's direkt in die Stadt. Ohne Frühstück. Schnell weg hier.

Date:    30 Jun 2009 13:25
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Hotel Floryan, Krakow, Województwo Małopolskie, Poland
Weather:    27° Partly Cloudy

Johannes Paul im Park und Feiern mit einem Fremden

Nach dem Milchshake schlendere ich etwas gestärkt weiter durch Stadt und Park. Dennoch habe ich riesigen Hunger und plane, in dem Restaurant unter meinem Hotel eine Pizza zu essen und mich dann auch schon bald abzulegen.

Um den Stadtkern herum gibt es einen Grüngürtel, der zum Spazierengehen einlädt.

Am Wegesrand ist eine Fotostrecke über Johannes Paul II installiert, die ich langsam und interessiert ablaufe. Zahlreiche Momente aus seinem Leben sind hier dokumentiert und auch bei mir kommen einige Bilder aus jungen Jahren wieder in Erinnerung.

Bei der letzten Tafel fragt mich ein junger Mann nach der Uhrzeit und holt mich abrupt aus dem Tagträumen. So richtig Lust auf reden habe ich nicht und antworte bewusst knapp auf die Standardfragen zu meiner Herkunft und wie ich Krakau finde. Doch schon kurze Zeit später erfahre ich allerhand über sein Verhältnis zu Deutschland und der Welt und spüre, dass er unheimlich Lust am Reden hat.

Nachdem ich ihm meinen Weg von und bis Krakau skizziert habe, lädt er mich zu einem Bier ein. Nach kurzem Abwägen sage ich ja und folge ihm in ein uriges Kellergewölbe einer Studentenkneipe tief unter Krakaus Straßen.

Er heißt auch Kristian und erweist sich als wirklich kurzweiliger Gesprächspartner. Humor und Trinkgeschwindigkeit passen und so geht es nach zwei Bier in die nächste Kneipe.

Ich bin plötzlich wieder in bester Feierlaune.

Hochverdient, wie ich finde, denn ich bin gesund in Krakau angekommen und habe somit ein wichtiges Etappenziel ohne Schaden erreicht. Zudem bin ich sooo weit im Osten, wie noch niemals zuvor und… ja, ich bin auch äußerst dankbar, die Gedanken und Eindrücke der letzten Wochen mal mit jemanden von Angesicht zu Angesicht und ohne das Klicken des Gebührenzählers auszutauschen.

Leider nimmt der Abend eine überraschend schnelle Wendung, als ich plötzlich auch seine Zigaretten und das Taxi bezahlen soll (ich hätte ihm schließlich vorhin versprochen, ALLES zu bezahlen).

Da dies sicher nicht der Fall war und auch meine Gegenargumente nicht zu ihm durchdringen, beende ich dem Abend, indem ich mein Hotel aufsuche.

Ziemlich geknickt versuche ich meine Gedanken zu ordnen, was mir jedoch erst am nächsten Morgen beim ausgiebigen Frühstück gelingt.

Einerseits könnte ich mir jetzt vorwerfen, wieder nicht meinen ursprünglichen Plan verfolgt zu haben. Andererseits habe ich so viele interessante Ecken von Krakau gesehen, die normalen Touris verborgen bleiben. Und die paar Sloty extra waren mir die netten Stunden vorher allemal wert.

Als Lektion nehme ich - zusätzlich zum Brummschädel - mit, nie wieder ohne gescheite Grundlage einen trinken zu gehen und bei Fremden noch etwas reservierter zu werden.

Date:    30 Jun 2009 20:07
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Hotel Floryan, Krakow, Województwo Małopolskie, Poland
Weather:    22° Partly Cloudy

Auf neuen Wegen unterwegs in Krakau

Trotz Sommer-Wetter herrscht heute Gewitter im Kopf.

Die unruhige Nacht steckt mir in den Knochen. Zudem trägt die unfreundliche Art des Hotelpersonals nicht gerade zu einem heiteren Start in den Tag ein. Was mir jedoch am meisten Sorgen macht, ist mein Zeitplan.

Irgendjemand - wahrscheinlich ich ;) - hat für den Start des Russland Visums den 23. Juli angegeben. Das wird ganz schön eng, wenn ich bedenke, was noch vor mir liegt. Im Kopf gehe ich Lösungsansätze durch, finde aber keine klaren Lösung.

Und so fahre ich mit schweren Gemüt in Krakau ein und bekomme fast nicht von dem schönen Stadtpanorama mit, das sich vor mir präsentiert. Die Wisła schlängelt sich harmonisch gen Krakau und der Radweg ist breit und ruhig. Über mir strahlt die Sonne in blauem Himmel. Wie auf einer Postkarte breitet sich die Stadt vor mir aus.

Ein paar Meter weiter endet der Greenway von Wien nach Krakau und der nächste beginnt: The Amber Trail. Von Krakau nach Budapest. Diesem werde ich über das Tatra-Gebirge bis in die Slowakei folgen. Jetzt ist aber erstmal Erholung angesagt.

Kurze Zeit später checke ich in ein Hotel im Zentrum ein und lasse mir auf dem Marktplatz einen großen Schoko-Milchshake schmecken.

In dem Moment komme ich richtig in Krakau an. Eine sehr schöne Stadt und eine tolle Stimmung. Ich fühle mich rundum wohl.

In der Ferne ertönt der berühmte Trompetenspieler und ich bin mir sicher, dass sich alles regelt.

Date:    2 Jul 2009 14:44
Tags:    Blog, Polen, Reise
Location:    Krakow, Krakow, Lesser Poland, Poland
Weather:    25° Partly Cloudy

Polnische Butterkekse und fette Hunde

Heute ist Ruhetag.

Etwas außerhalb habe ich einen schönen Campingplatz gefunden und mein Zelt mit Blick aufs Tal aufgestellt. Über meinem Zelt brummen dicke Käfer im Obstbaum.

Der Weg hierher war gestern - trotz bescheidenen 15 Kilometern - ein kleines Abenteuer für sich:

Auf der Karte Luftweg maximal vier Kilometer. Wäre da nicht dieser eine Hügel dazwischen. Kombiniert mit der Falschaussage der Stadtkarte, auf dem der Weg so klar und deutlich geradeaus eingezeichnet ist, kommt dann wieder eine groteske Tour bzw. "Suche nach dem Weg" heraus.

Als der Weg plötzlich zu einem schmalen Waldweg mit 45% Steigung mutiert, packt mich der Ehrgeiz, es trotzdem zu versuchen. Als dann Rondolf und ich trotz angezogenen Bremsen auf dem rutschigen Boden wieder nach unten schlittern, gibt es im wahrsten Sinne des Wortes kein Halten mehr und ich gebe alles, den (lächerlichen) Berg zu bezwingen.

Kurz darauf kreuzt der Trampelpfad einen asphaltierten Weg und ich steige aus den mannshohen Gräsern in die zivilisierte Welt zurück.

Zufrieden und klatschnass erreiche ich den Gipfel des 285 Meter hohen Hügels. Man muss sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können ;)

Es ist absolut ruhig hier. Nur der sanfte Wind streicht leicht über die Graslandschaft. Und es riecht schön intensiv nach Sommerwiese.

Auf der nächsten Bank falle ich in einen tiefen Mittagsschlaf und wache eine knappe Stunde später schweißgebadet auf. Die Sonne brennt.

Ich folge dem Weg zu einem alten Gemäuer, besteige den dortigen Aussichtspunkt und genieße den Blick ins weite Krakauer Umland.

Eine halbe Stunde später bin ich dann auch auf dem Campingplatz, wo ich herzlich empfangen werde. Die junge Dame an der Rezeption hat russisch studiert. Mein Zeltnachbar kommt mit dem Rad aus Helsinki und die Familie gegenüber aus Litauen. In der Ferne nehme ich das Gejaule von Hansi Hinterseher wahr. Deutsche sind also auch nicht weit.

Den heutigen Tag verbringe ich auf der Sonnenterrasse mit Zywiec (Bier), polnischen Butterkeksen und dem iPod.

Während ich schreibe, wuseln immer wieder die kleinen, fetten Hunde vom Campingplatz um mich herum, betteln um einen Keks.

Gleich muss ich wieder den Akku bei der Rezeption aufladen lassen. Zeit, weiter russisch zu lernen. ;)

Date:    17 Jul 2009 20:27
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Odessa, Odessa, Odessa, Odessa, Ukraine
Weather:    27° Overcast

Ruhepause in Odessa

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3727363915

Ich gönne mir einen weiteren Tag Odessa.

Das Schlemmen am Frühstückstisch tut richtig gut!

Am Tisch nebenan sitzt ein Pärchen aus Norwegen, die mit dem Zug über Polen hier her gekommen sind und heute mit dem Bus nach Moldawien reisen. Sie können kein Wort russisch, hatten aber bis jetzt überhaupt keine Probleme und sind begeistert von der Ukraine. Neuer Mut keimt auf!

Frisch gestärkt lege ich mich dann nach dem Frühstück nochmal kurz aufs Ohr. Als ich wieder aufwache ist es fast 18 Uhr! Die letzten Tage waren wirklich anstrengend.

Ich kläre an der Rezeption die Weiterfahrt zur Krim. Eine Verbindung mit der Fähre gibt es offenbar nicht und die Wahl fällt wieder auf den Zug.

Diesmal lasse ich mir die wichtigsten Floskeln für den Kauf von der jungen Dame auf ein Stück Papier schreiben. Dennoch bin ich gespannt, wie die Aktion diesmal verläuft.

Bei meinem anschließenden Stadtbummel entdecke ich - wie erwartet - ein ganz anderes Odessa als gestern. Es ist wieder wunderbar warm und durchs nahe Meer sehr mild. Viele schöne und skurrile Gebäude und große Parkanlagen machen das Flanieren angenehm.

Leider verhindert der Stress beim Radfahren viele solcher schönen Eindrücke - zeigt aber auch gleichzeitig die ganz anderen Seiten einer Stadt. Es ist OK beide Seiten zu kennen und ich habe nun das Gefühl, die Stadt auch wieder verlassen zu können.

Morgen versuche ich, ein Ticket für den Nachtzug nach Simferopol zu ergattern.

Date:    18 Jul 2009 19:19
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Odessa, Odessa, Odessa, Odessa, Ukraine
Weather:    30° Partly Cloudy

Was'n Kwas'n?

Um 23:29 Uhr geht der Zug nach Simeropol. Nun ist es kurz nach 10 Uhr. Die Sonne scheint. Ich hab gut gefrühstückt und liege nun noch etwas im Bett. Eigentlich alles bestens.

Obwohl ich erst um 12 Uhr auschecken muss, fühle ich mich dennoch seltsam gehetzt. Das Poltern der Putzkolonne kommt immer näher.

Gegen Mittag mache ich Rast in einem Park und versuche mich an zwei Kreuzworträtseln. Kurze Zeit später setzt sich eine waschechte Babuschka (Omi) direkt neben mich.

Ich zucke leicht zusammen, starre weiter aufs Rätsel und hoffe insgeheim, dass sie bald wieder weitergeht. Ich hab keine Lust auf oberflächliches Gebrabbel, das bisher leider zu oft mit betteln endete.

Sie heißt Luba, ist 70 Jahre alt und ein durch und durch herzlicher Mensch!

Sie spricht hervorragend Englisch und wir reden viel über ihr Leben, die Ukraine und meine Reise.

Gespannt lausche ich ihren Erzählungen über Taschkent in Usbekistan, wo sie lange gelebt hat. "Odessa ist viiiiel schöner!" lacht sie.

Als meine Finger auf der Karte über Kasachstan wandern, rät sie mir dringend, diesen Abschnitt zu überfliegen. Zu der angepeilten Jahreszeit wäre die Reise über Land durch Sandstürme und die Hitze lebensgefährlich.

Ich glaube ihr und als sie aufbricht, um ihren obdachlosen Hunden Essen zu bringen, tut es einen kleinen Stich. Danke für das schöne Gespräch Luba! Ich werde Deinen Rat befolgen.

Wenig später begebe ich mich zum Bahnhof. Das Thermometer zeigt 38 Grad Celsius.

Der Zug fährt eine gute Stunde vor Abfahrt in den Bahnhof ein. Genügend Zeit also, in Ruhe einzuladen und meine Kabine zu suchen. Dank Juri habe ich meine Strategie bzw. mein Lächeln für Zugbegleiterinnen optimiert und so fährt Rondolf diesmal kostenlos mit. :)

Zu meinem Schrecken beziehe ich eine Kabine mit vier Betten! Meine Hoffnung auf ein nettes Zwiegespräch im komfortablen Zweibettabteil als Geburtstagsgeschenk schwindet.

Auch der Zug ist deutlich älter und abgenutzter als bei meiner Premiere. Kaum sitze ich, umzingeln mich auch noch drei Ukrainer und eröffnen über mir ein Sprachgewitter. Der eine ist mir mit seinem markigem Gesicht schon beim Warten aufgefallen. Ich bin klatschnass geschwitzt.

Eigentlich ist der Fall ganz einfach, beschäftigt uns aber dank der Sprachbarriere fast den ganzen Abend:

1) Der Vater möchte mit Sohnemann in dem Abteil liegen. 2) Die zwei Freunde möchten zusammen mit dem Vater sein, um zu plaudern.

Ich bin "zuviel". Nach langem hin und her teilen wir uns die Kabine zu fünft bis zur Schlafenszeit. Dann verschwindet der eine in seine Koje.

Als es zwölfe schlägt, sitze ich zwischen drei halb nackten Ukrainern, die ordentlich Brotzeit feiern, Vodka trinken und mich mit Fragen durchlöchern. Mit meinem Bier stoße ich mit an. Die Einladung zum Mitessen und -trinken schlage ich aus.

Bis spät in die Nacht versuche ich ihre Fragen zu beantworten und lausche ihrer Sprache. Vor allem aber lachen wir viel.

So langsam glaube ich, dass man die Ukraine wunderbar im Zug kennenlernen kann.

Um kurz vor sechs Uhr steigen sie aus und es wird nochmal laut.

Simferopol erreichen wir kurz vor zwei Uhr mittags bei traumhaftem Wetter. Es ist heiß. Aus den Lautsprechern dröhnt laute Marschmusik. Routiniert lade ich aus und bemerke stolz: Auch die zweite Fahrt wäre hiermit gut überstanden.

Ich fühle mich trotz langem Schlaf etwas unausgeschlafen. Dennoch fahre ich direkt weiter auf der recht stark befahrenen N 06 Richtung Sebastopol.

In Bachčisaraj mache ich Rast in einer kleinen Bar mit hübschen Außenbereich. Im Angebot: квас (Kwas).

Diesmal wage ich den ersten Schluck vom mysteriösen Getränk, das an fast jeder Straßenecke in großen gelben Tanks ausgeschenkt wird.

Aus Angst vor Darmproblemen o.ä. mit dem einheimischen Gebräu hatte ich mir den Genuss dieser Spezialität untersagt. Versuch macht kluch: Der Geschmack ist sensationell und schlägt Kofola bei weitem!

Mit einer großen Flasche квас bepackt finde ich drei Gläser später ein günstiges Hotel, wo ich sofort nach der Dusche mein Schlafdefizit ausgleiche.

Ps: Bis jetzt verspüre ich übrigens keinerlei Probleme im Verdauungstrakt - im Gegenteil! Das vergorene Schwarzbrot gibt Kraft und schmeckt sogar warm noch recht gut!

Date:    19 Jul 2009 11:35
Tags:    Blog, me, Reise, Ukraine

Поздравляю с днем рождения!

Lieber Weltenpummler,

wir alle wünschen Dir alles, alles Gute zum 33. Geburtstag und hoffen, dass Du den Tag gebührend feiern kannst! Passend zur Schnapszahl kannst Du ja vielleicht einen kleinen, feinen russischen Wodka auf Dich trinken. Wir trinken im Geiste mit! :-)

Herzlichen Glückwunsch und auf ein weiteres aufregendes Lebensjahr!

Deine Zuhausegebliebenen


Liebe Worte von Riki. Sie hatte die Zugangsdaten zu meinem Blog. Danke!

Date:    20 Jul 2009 21:57
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Yalta, AP Крим, Yalta, AP Крим, Ukraine
Weather:    23° Overcast

Jalta - und das in meinem Alta!

Erstmal VIELEN DANK für eure lieben Glückwünsche!

Das eine Jahr mehr auf dem Papier geht spurlos an mir vorbei. Ich fühle ich mich taufrisch und jung - denn heute geht's ans Meer!

Als Beweis wähle ich die Route über die Berge. Ein Volltreffer, wie sich schon nach den ersten Metern herausstellt:

Guter Straßenbelag und Fahrverbot für LKW und Busse!

Auch landschaftlich wirft mich die Strecke aus den Latschen. Ich bin nur am Knipsen, was mir bei dem anspruchsvollen Bergprofil auch die ein oder andere Rast ermöglicht.

Nach 98 Kilometern und 5:55 Stunden Serpentinen abspulen komme ich übervoll mit Eindrücken in Jalta an.

Der Wechsel in der Umgebung ist unbeschreiblich ergreifend. Es gibt oft Momente absoluter Ruhe im schattigen Wald.

Ein starker Rückenwind treibt mich über die weite Hochebene. Fast zu schnell, um die Landschaft zu genießen. Dann der Blick von der Hochebene direkt aufs weite Meer! Gänsehaut pur!

Auch die Abfahrt runter zu Normalnull sucht ihresgleichen. Über 25 Kilometer geht es rasant bergab. Umgeben von duftendem Nadelgehölz und dem fantastischen Blick aufs Meer.

Ich sende euch Sonnenschein vom Strand!

Date:    21 Jul 2009 15:38
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Alushta, AP Крим, Alushta, AP Крим, Ukraine
Weather:    27° Clear

Verstrahlter Geek und Bierfrühstück

Die Weiterfahrt von Jalta zögere ich so weit es geht raus, schlendere auf dem Markt und erhalte dort eine ukrainische Flagge, die ab sofort mitfährt.

Ich hab zum ersten Mal nen büschen Schiss weiterzufahren, denn Monstersteigungen und eine stark befahrene M14 erwarten mich. Zudem hat mich die gestrige Tour ganz schön geschlaucht.

Ich fülle meine Wasservorräte auf und starte. Die erste Steigung ist die schlimmste. Danach läuft es deutlich runder. Die Strecke ist fast durchgängig mit einem Seitenstreifen ausgestattet und der Verkehr ist moderater als befürchtet. An der ersten Tanke leiste ich mir eine 2-Literflasche VanillaCoke, die mich mit Brennstoff versorgt.

Zudem gibt es als Belohnung fantastische Aussichten auf Berge und das Meer.

In Alušta finde ich durch Zufall einen Campingplatz direkt am Meer.

Die schöne Aussicht aufs weite Blau hält leider nur kurz, denn als ich vom Baden zurückkomme, hat eine ukrainische Familie ihr Zelt vor meinen Eingang gestellt.

Wir kommen kurz darauf ins Gespräch. Er kann etwas englisch und macht einen recht sympathischen Eindruck.

Die Sympathiewerte sinken jedoch rapide, als ich mitten in der Nacht von seinem Zigarettenrauch und Gelalle geweckt werde: "Hello my german friend, are you awake?". Zuerst stelle ich mich schlafend, versuche ihn dann aber zu erklären, dass ich dringend Nachtruhe brauche.

Nach langem hin und her torkelt er dann davon.

Er kommt noch drei Mal und ich erfahre allerhand über sein Leben. Er ist Software-Entwickler in Tschernobyl und kann SQL und Delphi.

Das alles erzählt er mir am nächsten Morgen nochmal. Diesmal stehe ich jedoch mit einem Bier in der Hand auf dem Platz.

Als ich aufs Rad steigen will, werde ich von einem anderen Ukrainer abgefangen, der mir ungefragt eine Flasche in die Hand drückt und mir zuprostet.

Eine Stunde später als geplant verlasse ich gut gelaunt und mit viel WinkeWinke den Platz. Neu dabei: ein Armband, das mir Glück und eine starke Hand bringen soll, sowie eine Adresse einer Werkstatt in Volgograd, für den Fall dass...

Date:    22 Jul 2009 16:10
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Sonyachnohirs'ke, AP Крим, Sonyachnohirs'ke, AP Крим, Ukraine
Weather:    28° Partly Cloudy

Dänische Delikatessen

Total erschöpft mache ich Halt an einem Minimarkt. Die Strecke hat mich an meine Leistungsgrenze geführt. Die kurze Nachtruhe führt auch dazu, dass ich auf halben Weg einen kurzen Mittagsschlaf halten muss. Marke "Embryostellung im Nadelwald".

Um mich herum ist buntes Strandtreiben. Überall stehen Zelte. Da hab ich wohl zufällig einen Zeltplatz gefunden. Als ich so überlege, ob ich weiter fahren soll, springt plötzlich ein mir nicht ganz unbekanntes Pärchen in den Tunnelblick. Es ist das dänische Paar, das mir in Jalta an einer Kreuzung aufgefallen ist. Sie sind mit einem knallroten VW-Bus unterwegs und erläutern mir die Platzordnung:

Man kann sein Zelt aufstellen wo man möchte. Bezahlt wird später.

Ich stelle mein Zelt an ihren Bus und genieße ein Bad im Schwarzen Meer. Das Wasser ist herrlich. Das Meer gleicht eher einem großen See, denn es gibt kaum Wellen.

Als ich zurück zum Zelt komme, werde ich zum Abendessen eingeladen. Es gibt Hackfleisch mit Kartoffel-Karotten-Gatsch. Sehr lecker!

Bis spät in die Nacht plaudern wir übers reisen, schauen Fotos und tauschen unsere Eindrücke aus. Sie sind echte Globetrotter und haben mit dem Bus schon extreme Reisen unternommen.

Später hüllt uns die Milchstraße in ein funkelndes Sternengeflecht und wir blicken lange stumm in den Nachthimmel.

Rund und satt gehen wir ins Bett.

Date:    24 Jul 2009 16:34
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Lenine, AP Крим, Lenine, AP Крим, Ukraine
Weather:    32° Clear

Abschied 2.0?

Bis zur russischen Grenze sind es nur noch wenige Kilometer. In Kerč' muss man dann mit einer Fähre aufs Festland übersetzten.

Gestern habe ich mit den Dänen einen Ruhetag eingelegt und die Energiespeicher aufgefüllt.

Heute Morgen haben wir dann folgenden Plan ausgeheckt: ich genieße meine Frühstückstour durch die Berge und sie holen mich dann irgendwann ein. Dann laden wir Rondolf in den VW-Bus und fahren zusammen über die Berge bis nach Ленiне, wo sich unsere Wege wieder trennen.

Ein weiser Entschluss, denn die Straße wird ziemlich schlecht und extrem steil. Die Tour gleicht eher einer Achterbahnfahrt; oft haut es uns aus den Sitzen.

Mit dem Rad hätte ich für diesen Abschnitt sicher viele Tage gebraucht, die mir dann in Russland gefehlt hätten (das Visum läuft bereits ab gestern, den 23.07., für nur 30 Tage).

Die weiteren Kilometer bis nach Керч fahre ich auf breiter und relativ ruhiger M17 (Seitenstreifen fast durchgehend vorhanden). Es geht schnurstracks geradeaus. Nach den vielen Eindrücken der letzten Tage macht sich quälende Langeweile breit. Außerdem setzt die Hitze ordentlich zu.

Morgen wage ich einen weiteren großen Schritt gen Osten: Russland!

Man spricht von fünf bis sechs Stunden Wartezeit an der Grenze. Ich hoffe, dass ich diesmal direkt durchkomme.

Auch die "Internet-Dichte" wird spürbar geringer. Internet-Cafes sind kaum noch vorhanden - und dabei würde ich euch sooo gerne die Bilder von der Krim zeigen!!

Mit einem БАЛТИКА proste ich gen Westen und hoffe, dass ich mich bald wieder melden kann.

До свидания!

Date:    24 Jul 2009 23:44
Tags:    Blog, Reise, Ukraine
Location:    Керч, Kercz, AP Крим, Ukraine
Weather:    23° Partly Cloudy

Wiedersehen macht Freude

Nach der kurzen Zwischenmahlzeit im WiFi-Cafe beschließe ich, den Hafen Port Krim aufzusuchen. Von dort setzt eine Fähre alle zwei Stunden nach Russland über.

Die Strecke dorthin zieht sich ewig. Zahlreiche Russen heizen an mir vorbei. Es ist kurz vor halb acht. Offenbar geht noch eine Fähre. Ob ich sie noch bekomme?

Ich trete mit letzter Kraft gegen die letzten Krim-Hügel und komme mit hochrotem Kopf doch noch im Hellen am Port Krim an.

Dennoch erscheint mir die Aktion äußerst planlos. Denn selbst wenn ich die nächste Fähre erreichen würde, käme ich am andern Ufer nachts irgendwo in Russland an. Meine Karte zeigt keinerlei Städte, Hotels oder Campingplätze in Reichweite.

Schon aus der Ferne sehe ich die lange Schlange vor einem Häuschen, der ich mich erwartungsvoll anschließe. Die Leute gaffen mich an, tuscheln und laufen um mich herum, um ihre Warterei abzukürzen. Ich versuche derweil, möglichst selbstbewusst aus meinem Wasserbeutel zu trinken, denn ich bin durch die Pizza sehr durstig.

Ich habe keine Ahnung, wie hier der Hase läuft und hoffe einfach, dass alles gut geht. Über dem Häuschen steht "Kassa" - ein Lichtblick. Außerdem laufen viele Grenzbeamte herum und innen sieht es nach Passkontrolle aus.

Leider ist die Eingangstür so schmal, dass ich Zweifel habe, mit dem Rad einfach so durchzukommen. Ich sehe den riesigen Akt wieder vor mir, wie ich Rondolf durch die Eingänge quetsche. Die Welt ist einfach nicht für Radreisende ausgelegt.

Als ich so auf den Eingang starre und mir den optimalen Einfallswinkel fürs Rad überlege, schlendert eine mir bekannte Gestalt aus dem Gebäude.

Es ist der dänische Fahrer des roten VW! Überglücklich begrüßen wir uns. Er wollte den Port auch vorab erkunden und hat schon einige Tipps gesammelt. Man muss sich zuerst ein Ticket in der Kassa kaufen. Erst dann ist es sinnvoll, sich in der Schlange für die Passkontrolle anzustellen. Plötzlich ist alles klar und einfach.

Nach Rücksprache mit seiner Frau laden wir Rondolf erneut ins Auto und suchen zusammen ein Nachtquartier.

Solche Momente sind sehr schwer zu beschreiben. Der wahnwitzige Entschluss, zum Hafen zu fahren, die Schweißperlen auf den letzten Hügeln, der Verzicht auf eine weitere Rast vor dem Hafen... alles ergibt auf einmal wieder Sinn und erscheint richtig und leicht.

Nach langer Suche im schwülen Kerc finden wir ein Hotel. Beim Abendessen beschließen wir, die Grenze zu dritt zu überqueren.

Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen und ich gehe zuversichtlich ins Bett. Zu dritt meistern wir den Grenzübergang mit Sicherheit!

Date:    25 Jul 2009 07:32
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Novorossiysk, Novorossiysk, Region of Krasnodar, Russia
Weather:    28° Clear

Russland ist da da da!

Der Tag verläuft schemenhaft: um kurz nach fünf wache ich auf, packe meine Sachen um, hole die wichtigen Dokumente für die Passkontrolle hervor, prüfe nochmal alles auf Vollständigkeit. Ich bin sehr nervös.

Nach dem mauen Frühstück füllen wir im nahen Supermarkt unseren Reiseproviant auf.

Dann fahren wir zum Hafen. Ruckzuck bekommen wir unser Ticket und sind eine Stunde später auch schon in der ersten Passkontrolle.

Dort läuft auch alles glatt und wir sind knappe zwei Stunden später auf dem Schiff. Die Fahrt dauert nur 20 Minuten und lässt keine Zeit für Entspannung. Kaum hat die erfrischende Meeresbrise unsere Schweißtropfen getrocknet sind wir auch schon auf der russischen Seite. Dort geht es direkt weiter mit Zollerklärung, Passkontrolle, Sicherheitscheck und Autoversicherung.

Der Schweiß tropft wieder - das Thermometer zeigt 37 Grad Celsius.

Die Zollerklärung ist vollständig auf russisch und bereitet uns einige Kopfzerbrechen. Zum Glück greift uns eine Russin unter die Arme, die Deutsch spricht und uns die Begriffe übersetzt. So meistern wir auch diese Hürde.

Bei der Passkontrolle treten wir geschlossen als "Team Roter Flitzer" vor den Schalter und bekommen ohne Probleme unseren Stempel.

Nachdem auch die Versicherung fürs Auto abgeschlossen ist, verlassen wir winkend die Grenze und gehen erstmal an den nächsten Strand: frühstücken und baden.

Das Meer hat Badewannentemperatur und ist lange sehr flach. Stille Minuten sitze ich im warmen Wasser und blicke nach Westen, auf die Krim, auf den bisherigen Weg. Die Eindrücke sind gigantisch. Irgendwann kann ich sie vielleicht auch noch mehr "verarbeiten". Momentan bin ich viel zu hippelisch und irgendwie läuft alles so schnell, dass ich gar nicht recht zum reflektieren komme:

Zum ersten Mal betrete ich russischen Boden, bade in russischem Wasser... ich bin über die Grenze! Ein riesen Stein fällt von mir ab. Den anderen geht es ähnlich.

Wir waren ein prima Team und es war sogar teilweise sehr lustig.

Das Auto ist eine echte Attraktion und die Grenzbeamten haben ein Faible für den Wagen. Wir mussten jedenfalls mindestens genauso viele Fragen zum Auto beantworten als zu unseren Personalien.

Als wir am Strand den Tisch aufbauen, hält ein Pärchen neben uns und mag den Wagen fotografieren. Ganz aufgeregt filmen sie uns mit dem Wagen beim Frühstück und sind überglücklich.

Danach geht es gestärkt über den Kaukasus Richtung Novorossijsk. Die Landschaft ist bzw. bleibt beeindruckend, der Zustand der Straßen verbessert sich sogar noch etwas.

Jedoch flößen mir die Berge ordentlich Respekt ein. Ich fühle mich plötzlich sehr schwach. Die Fahrt mit dem Auto hat ein trügerisches Gefühl für Entfernungen aufkeimen lassen, dass ich ab morgen wieder wohl oder übel reduzieren muss.

Morgen trennen sich unsere Wege. Die Dänen möchten den Ruhetag zu zweit verbringen. Und auch ich möchte wieder Asphaltluft schnuppern.

Date:    26 Jul 2009 18:10
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Abinsr, Abinsr, Region of Krasnodar, Russia
Weather:    28° Partly Cloudy

Eine weitere Lektion Hotelisch und LKWisch

Um kurz nach 9 Uhr steht die Putzfrau im Zimmer und ich falle vor Schreck aus dem Bett.

Mit wehender Mähne fauche ich sie aus dem Zimmer. Sie hat mich brutal aus dem Schlaf gerissen.

Merke: Immer gleich das rote Schild an die Tür hängen!

In der Nacht war ich lange am Computer im "Business Center" und habe versucht, die neuen Bilder hochzuladen und euch zu schreiben.

Plötzlich wird die Verbindung gekappt und meine Texte können nicht mehr gespeichert werden. Auch das Hochladen weiterer Bilder ist nicht mehr möglich (ohne Flash-Plugin übrigens echt nervig!). Jedes Bild muss einzeln hochgeladen werden. Kein Spaß bei über 100 Bildern.

Wie ich nach Rücksprache mit der Rezeption erfahre, ist mein Account nur eine Stunde gültig. Ich werfe für heute das Handtuch und gehe frustriert ins Bett. Zum Abschluss des Tages genieße ich beim Blick auf den nächtlichen Hafen noch einen Trinkjoghurt, der mir die Nacht über wie ein Stein im Bauch liegt. Ich schlafe wieder sehr unruhig.

Dann noch dieser unsanfte Weckservice! Im Lift sehe ich dann, dass das Frühstück nur bis 10 Uhr serviert wird - anstatt wie gedacht bis 11 Uhr.

Also steige ich ohne Frühstück aufs Rad und verabschiede mich von den Dänen.

Die ersten Meter führen durch ruhigen Stadtpark, vorbei an dem Restaurant, wo wir gestern Abend hervorragenden Schaschlik genießen durften. Dann geht es weiter durch starken Stadtverkehr Richtung Berge.

Die Sonne brennt und ich habe auch heute meinen 4 Liter-Wasserschlauch auf dem Gepäckträger. Das hat sich auf der Krim sehr bewährt. Auf dem Standstreifen ist es gewohnt holprig, aber ich komme gut voran.

Als plötzlich ein LKW ohne Auspuff direkt an mir vorbei fährt, denke ich, mein letztes Hämmerchen hat geschlagen. Die Kolben dreschen direkt in meinem Gehörgang und es ist brutal laut. Die schwarze Abgaswolke bläst mir ungedämpft ins Gesicht.

Merke: Als Radfahrer musst man auf alles gefasst sein!

Nach dem Schock und ein paar Höhenmeter mehr beruhigt sich die Straße und die Steigungen werden flacher. Es läuft super!

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehe ich, wie ein Polizist einen LKW-Fahrt kontrolliert. Hinter dem LKW eine Schlange weiterer LKW, Busse und auch PKW. Nach 8 Kilometern höre ich auf zu messen. Wisu denn blus?

Um kurz nach 16 erreiche ich Abinsk und finde ein schönes Zimmer bei einer russischen Familie. Die Babuschka ist nett und ich kann sie mit meinen Russischkenntnissen herrlich zum Lachen bringen. Als Dank schenkt sie mir ein paar Brombeeren aus ihrem tollen Garten.

Kurz darauf falle ich in einen komatösen Schlaf und verpenne das schöne Wetter draußen vollständig. Erst in der Nacht werde ich von einer (!) Stechmücke dermaßen doll geplagt, dass ich erst wieder um halb fünf Schlaf finde.

Mit Sorge blicke ich auf das restliche Stück nach Krasnodar. Wie soll ich so Kraft für die morgige Tour schöpfen?

Date:    27 Jul 2009 18:56
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Интурист / Intourist, Krasnodar, Krasnodarskiy Kray, Russia
Weather:    19° Mostly Cloudy

Druckreifes Wechselbad deluxe

Matt und gar nicht satt trete ich meine Fahrt gen Krasnodar an.

Der Himmel ist bewölkt, der Wetterumschwung drückt auf die Seele. Ich fühle mich mies.

Auch die Straße ist völlig verändert. Hat sie mich gestern noch sanft und gut gebaut durch die Landschaft getragen so keift sie mich heute mit groben Schlaglöchern an und erschwert mir die Weiterfahrt mit fehlenden Standstreifen.

Glasscherben und Dreck liegen überall herum. Nach einer halben Stunde fallen dann auch noch die ersten Tropfen, die Schlaglöcher sind voll mit Wasser.

Die Mischung aus Abgasen, Hupen, grauem Himmel, Dreck und Gratis-Duschen von links ist einfach schrecklich. Wie oft sehne ich mir den kuscheligen VW-Bus herbei! Einige Male bleibe ich stehen und blicke zurück, um ihn vielleicht zu sehen. Es sind mit die brutalsten Meter meiner Reise.

Nach zwei Stunden ist die Moral gebrochen und ich verlasse die Hauptstraße auf die vermeintlich ruhigere Landstraße gen Severskaja, wo ich mich in einem kleinen Laden mit Wurst, Käse und Brot eindecke.

Als ich aus dem Laden trete entlädt sich ein Wolkenbruch. Noch bevor ich meine Regensachen an habe, bin ich und mein Einkauf nass.

Zum Glück konnte ich diesen Fall in Tschechien gut trainieren und so lege ich ruhig den Fokus meines Blickes ins Leere und kaue genügsam mein Brot. Ich denke an den Duft der Krim und die Sonne.

Die schönen Bilder wecken wieder Lust und wenig später rolle ich ins Zentrum. Die Weiterfahrt ist aber eher ein planloses Umherirren.

Da es immer noch regnet beschließe ich die Zeit in einem Internet-Cafe zu verbringen. Und welch Zufall: Kurz darauf finde ich ein großes Schild "Internet-Club". Doch welch Schreck: Das Netz funktioniert nicht.

Kurze Zeit später befinde ich mich in einem Gebäudeeingang mit lauter Frauen umgeben. Auf der Suche nach dem Internetz bin ich einem Schild gefolgt, dass vom Design an solche Einrichtungen erinnert.

Die Frauen sind außer sich und total entzückt. Sie stellen allerhand Fragen und notieren sich meine Antworten. Ich werde stutzig, packe aber auf bestem Kauderwelsch russische Floskeln aus: Ich suche Internet-Cafe oder wenigstens eine Karte von der Gegend.

Wie sich herausstellt bin ich direkt in die Redaktion der hiesigen Lokalzeitung gestolpert. Ruckzuck ist das Gruppenfoto geschossen. Auch wenn ich auch eine Stunde später weder Internet noch Karte habe: das ist Balsam für meine geschundene Moral!

Als die Chef-Redakteurin mir dann noch mit ihrem Lada den Weg zur Autobahn zeigt, erreicht meine Lust aufs Weiterfahren wieder annähernd Normalniveau.

Sie führt mich auf den Weg, den ich direkt am Anfang eingeschlagen habe - und wo ich wieder umgekehrt bin, da er mir falsch erschien...

Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diesen "Umweg" und total gespannt, wie sie die Geschichte um den Fremden aus der Ferne ausschmücken.

Gestärkt trete ich die letzten 25 Kilometer an, merke aber, dass heute keine großen Sprünge mehr zu erwarten sind. Ich bin mental und körperlich leer.

Als ich beschließe, bei der nächsten Tankstelle mein Gemüt mit Süßigkeiten zu besänftigen, ertönt hinter mir ein Hupkonzert.

Die Dänen fahre lachend und winkend an mir vorbei. Mir schießen Freudentränen in die Augen und ich muss Rassmus vor lauter Überschwang sogar als Begrüßung drücken (im Nachhinein etwas unhöflich, denn meine Kleidung ist nass und ekelig).

Ich stammele etwas vor mich hin und wir laden kurzerhand das Rad wieder ein. Wärme! Danke!

Auch heute bewährt sich unser Teamwork. Wir finden uns gut in der hektischen Stadt zurecht und beziehen gute Zimmer im Intourist Hotel Krasnodar.

Morgen werden sich unsere Wege jedoch endgültig trennen. Sie versuchen mit dem Zug nach Volgograd zu fahren, denn ihre Zeit wird knapp. Ich werde auf der Nebenstrecke meine Radtour fortsetzen, in der Hoffnung, dass die Fahrt dort ruhiger wird.

Die Gespräche mit ein paar russischen Autofahrern stimmen optimistisch: der Weg, den ich nach Volgograd gewählt habe, sei sehr ruhig und schön.

Date:    29 Jul 2009 15:25
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Интурист / Intourist, Krasnodar, Krasnodarskiy Kray, Russia

Zwangshospitalismus

Meine Stimmung ist mies. Beim Frühstück wird es mir mulmig. Der Hals kratzt. Das Herz wummert kräftig gegen die Brust. Ich fühle mich schlecht. Alles k*cke.

Also lege ich noch einen Tag Pause ein und verbringe den ganzen Tag im Zimmer.

Meine ursprünglichen Pläne, die Stadt zu erkunden, werden abwechselnd von der Lust und dann vom Wetter umgeworfen:

Morgens mag ich noch etwas ausruhen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Als ich mich zum Spaziergang aufraffe, blitzt und donnert es draußen. Dazwischen immer wieder heftiger Regen, der sogar meine Sachen, die ich gestern zum trocknen auf dem Balkon gehängt hatte, wieder durchnässt.

Ich versuche, solche Tage gelassen zu nehmen und denke nach, esse esse esse und schlafe viel. Die Hörbücher und Spiele auf dem iPod helfen, die Zeit tot zu schlagen. Keinen Fuß setze ich heute vor die Tür!

Diese Intensivkur "Stillstand" weckt in mir wieder die Lust aufs Radfahren - so hoffe ich. Und ja, ich habe Lust, Rad zu fahren, die Gegend zu entdecken, aber ich spüre auch, dass ich eine mittelstarke Blockade habe.

Heute Morgen nehme ich daher auch dankend das Angebot der Dänen wahr und fahre erneut mit Richtung Rostov.

Während der Fahrt stoße ich mehrfach tiefe Seufzer aus: die Straße ist übervoll, sehr eng und das Wetter scheußlich.

Es wäre eine sehr gefährliche Fahrt hinaus aus Krasnodar geworden und ich bin froh, im Roten Flitzer gen Norden düsen zu können und mit den beiden reden und lachen zu können.

Die Landschaft ist Steppe = seeeehr weit und unspektakulär. Vom Beifahrersitz bekomme ich so einen Eindruck, was mich landschaftlich die nächsten Tage erwartet, denn ich plane von Rostov über die Nebenstrecke wieder etwas süd-östlicher an der Don entlang zu fahren und dann nach Norden Richtung Volgograd zu.

In einem Rasthof an der Autobahn kehren wir ein. Rasmus bestellt und das ganze Lokal schaut und hört uns dabei zu. Wir sind gespannt, was wir bekommen.

Stimmung: Gleich geht die Tür zu und Vampire fallen uns an. Aber nichts dergleichen passiert und wir bekommen von der freundlichen Bedienung kurze Zeit später die gewünschten Speisen.

Unter heftigsten Lachkrämpfen essen wir unseren Schaschlik und verlassen dann mit Tränen in den Augen und bestens gelaunt die Spelunke.

Kurz vor der Stadtgrenze werden unsere Papiere geprüft. Ein bürokratischer Akt, der immer wieder vorkommt und ganz normal ist. Die Polizei ist omnipräsent und prüft intensiv. Lange Staus sind keine Seltenheit. Dennoch ist die Stimmung stets gelassen und freundlich. Es ist eben normal.

Allein in der Stadt werden wir dann bei der Suche nach unserem Hotel noch dreimal (!) innerhalb einer halben Stunde kontrolliert... dafür erhalten wir dann wertvolle Tipps, wie wir zum Hotel kommen.

Das Hotel sprengt mal wieder mein Reisebudget und ist extrem nobel. Ab morgen weht mir in der Reisekasse ein ganz ein anderer Wind, schwöre ich, als mein Kopf auf das flanellweiche Kopfkissen fällt.

Date:    31 Jul 2009 11:53
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Arpachin, Arpachin, Province of Rostov, Russia
Weather:    28° Mostly Cloudy

Traumhafter Schlafplatz an der Don

Ich schlafe so ruhig und entspannt wie schon lange nicht mehr! Frisch und erholt wache ich am Ufer der Don auf. Um mich herum Stille, herrliches Blau und sattes Gras.

Der Abschied gestern von den Dänen war kurz und herzlich. Am Frühstücksbuffet gab es Sekt und wir haben ordentlich auf unsere Reise angestossen und gut geschlemmt.

Danach ging es auf einsamen Wegen aus der Stadt. Zuerst auf stark befahrener Strasse, dann auf Feldwegen über Stock und Stein am Ufer der Don entlang. Der Weg ist so glatt, dass er sich sehr gut fahren lässt. Die Ruhe und Abgeschiedenheit sind eine echte Wohltat für meine LKW-geplagten Ohren.

Weit und breit ist über Stunden kein Auto zu sehen. Ab und zu fahre ich durch ein kleines Dorf, wo ich Aufsehen errege und sehr lustige Situationen erlebe. Hupkonzerte, winkende Kinder und herzlich lachende Babuschkas am Strassenrand.

Um 17 Uhr ist Bettchenzeit und passend dazu finde ich am Ufer einen schönen Platz und schlage ohne lange zu überlegen mein Zelt unweit von Arpatschin auf.

Der weitere Weg nach Semikarakorsk zieht sich dann wieder wie Kaugummi. Zudem endet der ruhige Feldweg abrupt und mündet in eine Hauptverkehrsstrasse, die über die einzige Brücke weit und breit führt.

Wie durch ein Wunder erwische ich eine ruhige Phase und komme gesund auf der anderen Seite an. Nachdem ich Rast mache, um meinen Puls zu beruhigen, donnern wieder LKW und Ladas an mir vorbei.

Es ist echt seltsam: der Verkehr ist sehr unregelmäßig. Er kommt eher wellenartig. So gibt es selbst auf Hauptstrassen Minuten der absoluten Ruhe, die dann aber umso heftiger von der nächsten Verkehrswelle plattgewalzt werden.

Diese Unregelmäßigkeit macht die Fahrt so anstrengend. Kaum hat man etwas entspannt, kommt die nächste Stressphase. Dazu kommt der immer schlechter werdende Zustand der Strassen.

Gegen Abend finde ich nach stundenlangem Herumfragen eine Gastiniza. Die Babuschka macht auf mich einen freundlichen, aber verstörten Eindruck. Schnell beziehe ich mein Doppelzimmer, dusche und ziehe mir die Kopfhörer auf. Für heute habe ich genug Verkehrslärm im Ohr.

Als ich kurz vorm Eindösen bin, öffnet sich die Tür und ein grosser, stämmiger Mann steht im Zimmer.

Die Babuschka zeigt aufs Bett. Der Mann willigt ein, legt seine Sachen ab und verschwindet wieder. Ich bin verwirrt, stelle mich jedoch höflich vor. Wir kommen schnell ins Gespräch und tauschen Gedanken zur Reise aus. Er kommt aus dem Süden Russlands (bei Georgien) und empfiehlt mir eindringlich, einen Abstecher dorthin zu machen.

Mit neuen Reiseplänen schlafe ich ein.

Date:    1 Aug 2009 12:40
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Semikarakorsk, Semikarakorsk, Province of Rostov, Russia
Weather:    31° Mostly Cloudy

Freie Melonen-Marktwirtschaft

Meine Hoffnung auf eine ruhige Nacht wird um kurz nach drei Uhr von meinem Zimmergenossen mit leichtem, aber konstantem Schnarchen zersägt.

Dennoch behalte ich die Ruhe, wache am nächsten Morgen frisch auf und starte auf der gut ausgebauten Autobahn meine Fahrt nach Volgodonsk.

Der Weg ist unspektakulär, laaaange und flach. Einzig der unerwartete Besuch auf einem (Melonen)Markt bedeutet Abwechslung. Nach stundenlangem Strampeln auf ruhiger Landstrasse wechselt die Strasse mit einem Mal in wildes Markttreiben. Ich verlangsame meine Fahrt und bin die Attraktion des Marktes. Ich spüre, wie die Blicke mir nachgehen, als ich langsam und genussvoll durch die engen Gassen rolle.

Ehrlich gesagt geniesse ich dieses Gefühl nach der öden Fahrt sogar und habe echten Spass daran, mit meiner ungewohnten Erscheinung zu spielen. Zumal die Reaktionen überaus positiv und herzlich sind. Auf dem Markt gibt es neben Paprika und Kwas vor allem eines: Wassermelonen. Überall! An jedem Stand türmen sich die hellgrünen Bälle meterhoch auf.

Selbst im ältesten Lada findet sich im Kofferraum Platz für ein paar Melonen, so scheint es, denn alle paar Kilometer steht ein Auto am Strassenrand und bietet diese Früchte feil.

Aus Gewichtsgründen habe ich mich bis jetzt nur zu einem Kauf einer Honigmelone hinreissen lassen.

Als es dunkel wird, ist noch immer keine Gastiniza in Sicht. Im Gegenteil: ich befinde mich zwischen tiefem Schilf auf einem Damm entlang der Don.

Links von mir verläuft in einiger Entfernung die Strasse. Dazwischen sind ab und zu Baumgruppen. Rechts direkt der Fluss. Von Zeit zu Zeit kommt ein Strassenmarkt oder eine Menschenansammlung, die im Fluss baden. Sonst passiert nichts.

Bis nach Volgodonsk sind es noch über 20 Kilometer. Das schaffe ich heute nicht mehr. Daher suche ich nach einem günstigen Zeltplatz am Ufer.

Um mein Zelt aufzuschlagen sind mir noch zu viele Menschen unterwegs. Auf ein Interview a la "Hello my German Friend" habe ich nach fast 110 Kilometern und 6:30 Stunden radeln keine Lust. Will einfach nur in Ruhe meine Beine ausstrecken und schlafen.

Als der Weg von einer Schleuse versperrt wird, kommt mir auch noch ein Hund laut bellend entgegen. Ausserdem ein Mann.

Ich gestikuliere, dass ich weiter fahren müsse, wovon er mir abrät. Der Weg geht hier nicht weiter. Aber wenn ich wolle, könne ich mein Zelt hier aufschlagen.

Gesagt getan und ich schlafe sofort nachdem Zeltaufbau am rauschenden Bach ein.

Date:    2 Aug 2009 13:01
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Tsimlyansk, Tsimlyansk, Province of Rostov, Russia
Weather:    26° Mostly Cloudy

Regeneration in Cimljansk

Die Nacht ist kurz. Um kurz nach sechs weckt mich der Hund mit wildem Gekläffe.

Mein lauter Urschrei und STOI! vertreibt ihn. Mit eingezogenem Schwanz zieht er Leine.

Derart gestärkt vergehen die letzten Kilometer nach Volgodonsk wie im Flug. Leider lädt die Stadt nicht gerade zum Verweilen ein. Der Verkehr und der Lärm führen dazu, dass ich es bei einem kurzen Frühstück am Fluss belasse.

Danach geht es in lockerem Tritt Richtung Cimljansk, wo ich schnell einkaufe und mich in eine Gastiniza zurückziehe. Die gestrige Fahrt hinterlässt Spuren und ich döse bis zum Abend im Zimmer.

Dabei ist die Aussicht hier herrlich. Wenige Meter von der Gastiniza beginnt der See und von der Steilküste habe ich einen herrlichen Blick bis weit weit ins Blaue hinein. Mit einem kühlen Kwas begiesse ich diesen Moment und hänge allen möglichen Gedanken nach.

Ein Hauch von Heimweg macht sich die letzten Tag immer mal wieder breit. Der Wunsch nach Selbstverständlichkeit. Ohne viele Worte verstanden werden. Alles hier ist mit Aufwand verbunden, was mir vor allem in den Zeiten der Regeneration ziemlich auf den Geist geht.

Dennoch überwieget die Lust aufs Neue und ich fühle mich stärker als die miesepetrige Bedienung an der Theke.

Beim Einschlafen kommen mir erstmals auch Bilder und Situationen meiner Reise in den Kopf. Bilder aus Tschechien, Polen und der Slowakei. Der Duft der Krim. Der süße, warme Fahrtwind in absoluter Ruhe.

Tief ein- und ausatmend falle ich in einen schönen Schlaf.

Date:    3 Aug 2009 13:16
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Tsimlyansk, Tsimlyansk, Province of Rostov, Russia
Weather:    27° Mostly Cloudy

Gutes Gewittergefühl

Gute vier Stunden dauert es, bis ich meine Quittung für mein Zimmer erhalte. Die gute Dame von der Rezeption weigert sich beharrlich, mir die Quittung ohne Registrierung zu geben.

Hierzu muss man wissen, dass man sich in Russland binnen drei Tagen registrieren muss, wenn man an einem Ort verweilt. Da das bei mir jedoch nicht zu trifft, brauche ich keine Registrierung. Bei allen anderen Gastinizas war das auch überhaupt kein Problem. Nur heute ist der Wurm drin.

Ihre Kollegin macht die Situation mit ihrem hysterischen Lachen noch eine Spur schlimmer.

Dank einer jungen russischen Frau, die sehr gut Deutsch spricht und übersetzt, klärt sich das ganze dann auf und ich kann endlich losfahren.

Ich fahre lange mit Rückenwind auf wunderbar ausgebauten Strassen ohne ein Auto zu sehen. Das erste Auto hält auf einem Feldweg inmitten riesiger Kornfelder neben mir.

Nachdem ich dem Fahrer mein Ziel erklärt habe, erfahre ich, dass ich mich total auf dem Holzweg befinde. Der Weg führe seiner Meinung nach nicht dorthin und ich solle besser umkehren.

Also geht es die schönen Kilometer zurück. Diesmal mit Gegenwind und Steigungen.

Der gesuchte Weg entpuppt sich als wahre Feldautobahn. Der Untergrund ist so festgefahren, dass er sich sogar besser fahren lässt als die Strasse! Der Rückenwind treibt mich wie auf einer Holzachterbahn durch die Felder (Holzachterbahn weil genauso sanft und rasant, wie im Heidepark).

Der weite Blick über die Felder zeigt eine dunkle Wolkenfront, in der sich riesige Blitze tummeln. Ich bleibe stehen und beobachte. Wie gut dass der Rückenwind das Unheil vor mir hertreibt, denke ich, als ich bemerke, dass sich der Wind gedreht hat.

Der Donner kommt immer näher und die Luft verdichtet sich, wie ich es aus den vorherigen Gewittern kenne. Eine ganz tolle, eigenartige Stimmung. Dennoch mag ich diesmal trocken bleiben und suche in der Weite krampfhaft nach einer geeigneten Stelle.

Bei der Platzwahl heisst es Abwägen zwischen Blitzgefahr und Unterschlupf vor ungewolltem Besuch. So finde ich ein paar Kilometer entfernt eine schöne Baumgruppe mit innenliegender Rasenfläche.

Dort baue ich in Rekordzeit mein Zelt auf, schmeisse die Taschen unter die Plane und sammle schnell noch trockenes Holz. Kurz darauf prasseln schon die ersten kräftigen Tropfen herunter und ich bin angenehm abgekühlt, als ich mich ins Zelt verkrieche.

Zufrieden geniesse ich mein Abendbrot und schlafe inmitten von Grillengezirpe und leiser werdendem Donnergrollen ein. Genau richtig reagiert!

Date:    4 Aug 2009 13:37
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Ternovskaya, Ternovskaya, Region of Krasnodar, Russia

Ich geb' Gas, das macht Spass

Die Fahrt auf dem Feldweg macht echt enorm Spass. Schnell und unverhofft erreiche ich die asphaltierte Strasse nach Termonskaja. Plötzlich ist der Feldweg zu Ende und es geht auf der hervorragenden Strasse weiter.

Meine anfängliche Euphorie biegt nach zwei Stunden dann doch langsam nach unten. Es geht schnurstracks geradeaus und ewig lang bergauf.

Die Hügel haben es echt in sich. Weniger durch ihre Steigung sondern durch die unglaubliche Länge der Steigung. Kaum habe ich Mut gefasst, noch die letzten Meter bis zur Kuppe zu fahren, erkenne ich, dass es danach wieder weiter bergauf geht.

Die Steigung ist so gemein, dass man ständig im Glauben bleibt, gleich den Scheidepunkt des Hügels zu erreichen, um dort jedoch enttäuscht feststellen zu müssen, dass es immer noch weiter geht.

Das zerrt an den Nerven. Dazu wird mein Wasservorrat schnell weniger. Die Sonne brennt gnadenlos und ich fühle, wie mein Mund immer trockener wird.

Durst ist ein sehr unangenehmes Bedürfnis. Jeder LKW transportiert plötzlich trinkbares, die auf der Karte eingezeichneten Flüsse sind unfassbarerweise leer (!) und auch die Melonenverkäufer am Strassenrand sind verschwunden.

Zum Glück finde ich einen Fluss, der noch Wasser trägt und fülle dort mit Hilfe des Filters meinen Vorrat auf.

Im Magazin in Loschnoj fülle ich meinen Getränkepeicher wieder auf und blase mit 155 Puls die letzten Kilometer gen Popov. Wahnsinn!

Nach 88,5 Kilometern rolle ich rechts in Feld und baue mein Zelt auf. Die kleine Baumgruppe erscheint mir für meine Unterkunft heute ideal.

Date:    6 Aug 2009 13:48
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Surovikin, Surovikin, Volgograd, Russia
Weather:    24° Mostly Cloudy

Der Weg zu meinen Grenzen

Heisser, trockener Wind bläst mir heute ständig ins Gesicht. Es geht immer bergauf. Selbst wenn es mal bergab geht, muss ich in die Pedalen treten.

Das ist sehr frustrierend. Warum tue ich mir das eigentlich an, nagt es ständig. Wie gerne würde ich jetzt eine Melone essen!

Fast 70 Kilometer geht es so voran und irgendwann erreiche ich die T-Kreuzung zur Autobahn, an der - welch Freude! - sogar ein Melonenstand aufgebaut ist.

Die Honigmelone ist super und gibt Kraft für die letzten Meter. In einem Motel wasche ich mir den Staub der letzten Tage vom Körper.

Zu allem Übel stirbt bei der Abendlektüre auch noch Josef Knecht aus dem Glasperlenspiel in einem eiskalten Bergsee. Wie traurig!

Ich kann vor Hitze kaum schlafen. Ich habe mindestens einen mittelschweren Sonnenstich und kühle mich mit feuchten Tüchern.

Unruhig wälze ich mich im Bett, denke an das Buch zurück und versuche meine Nachbarn zu ignorieren.

Morgen plane ich, Volgograd zu erreichen!

Date:    8 Aug 2009 13:58
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Volgograd, Volgograd, Volgograd, Russia

Volgograd

Ich bin gut in Volgograd angekommen!

Die Fahrt hierher war der pure Horror - keinem Radfahrer der Welt wünsche ich solche Strassen! Der Verkehr ist brutal, kein Seitenstreifen vorhanden. Oft muss ich halb im Feld fahren. Der Terror um mich herum lässt mich dennoch überraschend kühl.

Die Stimmung in mir ist aus anderen Gründen sehr angespannt. Ständig kreisen die Bilder im Kopf herum, welcher Wahnsinn sich hier abgespielt hat. Die Landschaft ist unfassbar weit. Schön, aber auch mental sehr zehrend.

In Volgograd komme ich in einem Hotel unweit der Gedenkstätte unter. Ich buche gleich für zwei Tage, denn ich möchte die Stadt näher kennen lernen.

Am Abend wandere ich durch den Park und gedenke der Toten in der goldenen Gedenkhalle.

Heute habe ich ein grosses Ziel erreicht, dass doch vor dieser Kulisse fast unbedeutend klein wird.

Das Telefonat mit der Heimat muntert mich wieder etwas auf. Ich spüre, wie unheimlich schwierig es ist, all die Eindrücke durchs Telefon zu pressen. Ausserdem spüre ich, wie gereizt meine Stimme vom ganzen Strassenstaub ist. Höchste Zeit für eine Pause!

Von hier aus plane ich, nächste Woche entweder mit dem Zug oder Schiff in den Süden gen Astrachan zu fahren. Eine Radtour über Land habe ich fast abgeschrieben. Mal sehen, wie sich die Dinge letztendlich fügen. ;-)

Seid gegrüßt!

Date:    10 Aug 2009 11:20
Tags:    Blog, Reise, Russland
Location:    Volgograd, Volgograd, Volgograd, Russia
Weather:    19° Partly Cloudy

Weiter Wolgograd

Kurzer Statusbericht: ich bleibe noch ein paar Tage hier in Volgograd. Fühle mich zunehmend wohler hier und suche gerade Flugverbindungen (!) nach Kirgistan.

Nach langem (!!) Überlegen habe ich mich dazu entschlossen… alles andere wenig Sinn bzw. reizt mich wenig. Dazu aber später mehr. Meine Zeit im Internet läuft jeden Moment ab. :-5

Date:    18 Aug 2009 09:59
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Bishkek, Kyrgyzstan
Weather:    33° Partly Cloudy

Hohe Berge, ein eiskalter Silberfluss und viel Tee

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3832731475

Der Ausflug in die Ala-Archa Schlucht war unbeschreiblich schön - und viel zu kurz!

Meine Pläne, noch einen Tag länger in der Schlucht zu bleiben und das Bergpanorama zu geniessen, werden jedoch verworfen, als ein Trupp Kirgisen mit Kleinbussen anreist und unseren Zeltplatz regelrecht überflutet.

An Entspannung ist nicht mehr zu denken. Lesley hat das anschliessend passend umschrieben: es ist ein seltsames Gefühl, mitten in diesem herrlichen Naturpark plötzlich die Hauptattraktion zu sein.

Zelt und Fahrrad werden aufs genaueste untersucht. Tausende Fragen gestellt. Ein Kirgise wagt sogar eine Fahrt auf dem vollbepackten Rondolf! Seine Bitte, fünf Minuten fahren zu dürfen schlage ich ab und weise ihn an, nur hier im Kreis zu fahren. Mit trauriger Miene steigt er aufs Rad.

Nach knapp 10 Sekunden ist das Spektakel vorbei und er steigt mit weichen Knien vom Rad. Klein duckt er sich in Richtung Gipfel davon.

Die Fahrt mit Ben und Lesley ist sehr angenehm, das Tempo genau richtig. Die dünne Höhenluft ist deutlich spürbar. Durch die vielen Pausen und das ruhige Tempo haben wir jedoch keine Probleme.

Wir machen sehr oft Rast und geniessen die Landschaft. Ausblicke, die selbst mich Bergmuffel echt umhauen.

Dazu rauscht ein eiskalter Fluss durchs Tal, dessen milchig-weisses Gletscherwasser in der Sonne wie ein schimmernder Silberstreifen scheint.

Auf dem Weg gibt es viele kleine Magazine und Teestuben. Für den Mittagstisch erstehe ich auf einem Markt in Bischkek eine zuckersüße Honigmelone, die dann inmitten der hohen Berge geniessen. Zum Abendbrot gibt es lecker Lagman und als Mitternachtsschmaus Tai-Nudeln von Christians Hobokocher.

Leider war durch den Sonntag ziemlich viel los, was den Fahrspass vor allem auf der Strasse etwas gemildert hat. Das Gehupe nervt ziemlich, auch wenn es oft nett gemeint ist.

Die Rückfahrt war dafür um einiges rasanter. Es geht ständig bergab bei sehr wenig Verkehr. Der Strassenbelag ist überdurchschnittlich gut. Teilweise gibt es sogar Flüsteralsphalt!

Abends finden wir eine schöne, geräumige Gastiniza, in der wir unser 3er-Appartment beziehen. Bei gutem Essen, Tee und Kwas feiern wir anschliessend mein 3-Monats-Jubilat in unserem Stammrestaurant.

Seit genau drei Monaten bin ich unterwegs! Der erste beherzte Tritt in die Pedalen scheint mir gestern gewesen zu sein.

Wie geht es weiter?

Für die Weiterfahrt Richtung China sind einige bürokratische Hürden zu klären. So ohne weiteres kann man den Torugart-Pass als Radfahrer leider nicht passieren.

Dennoch bleibe ich bei meiner geplanten Route, ueber Naryn nach Kashi / Kaschgar zu reisen.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622570936827

Date:    19 Aug 2009 10:18
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Bishkek, Bishkek, Bishkek, Kyrgyzstan
Weather:    28° Partly Cloudy

Ein halbes Kilo Schweinsöhrchen bitte, und das schnell!

Das Gefühl kam heftig und unerwartet: Als ich aus dem InternetCafe hinaus auf die Straße, trete fühle ich mich hilflos und plötzlich mächtig überfordert.

Die Situation kenne ich (zum Glück) aus den Erzählungen und Büchern anderer Radreisender, die ich vor meiner Reise gelesen habe: die Erde tut sich auf und man mag nur noch versinken. Eine fiese Mischung aus Heimweh und purem Stress fegt durchs Gehirn.

Angepeitscht werden die Gedanken durch Straßenlärm, tausende neue Gerüche und den Blicken völlig fremder Menschen. Mir ist das erste Mal etwas übel, die Nacht über lag ich mir Bauchkrämpfen im Bett.

Dazu keine Ahnung, wo ich heute Nacht schlafen soll und der nur langsam nachlassende Abschiedsschmerz von den Walisern. Völlige Hilflosigkeit gaaanz weit weg von zuhause. Ich stehe kurz vor einer waschechten Panik.

Wäre da nicht das kleine Flämmchen Hoffnung und das Vorwissen, dass diese Situation während meiner Reise irgendwann (und immer wieder mal) eintritt - ich wäre wohl der Panik verfallen.

Statt dessen suche ich mir Fixpunkte, vertraute Orte in der neuen Welt. In der Nähe ist ein kleiner Lebensmittelmarkt, wo wir gestern unser Abendbier gekauft hatten.

Dort kaufe ich ein Baltika 0% und ein halbes Kilo Schweinsöhrchen und andere süße Kekse. Dann kurz den Zuckerspiegel besänftigen und zur Ruhe kommen. Wasser trinken. Durchatmen. Weiter machen.

Kurz darauf steige ich wieder aufs Rad und rolle zur Hauptstraße runter, biege in den Park und finde mit Hilfe von zwei netten Polizisten ein günstiges Hostel in der Nähe.

Dort verbringe ich den Abend und den gesamten nächsten Tag im Bett, lese, höre Musik. Ich habe leichte Temperatur und bin froh, ein Klo in der Nähe zu haben.

Jedoch ist die Klosituation sehr seltsam. Es gibt auf meiner Etage Klos und Waschbecken, die offenbar jedoch nur abends geöffnet sind, was mir fast zum Verhängnis wird, als ich zur Morgentoilette schreiten möchte.

Es bleibt alles im Grünen Bereich. Es ist auch nichts schlimmes. Kein richtiger Durchfall sondern nur eine leichte Verstimmung, die ich auf das (viele) leckere! fette Essen und die Hitze zurückführe. Eventuell ist auch die mysteriöse scharfe Paste dran schuld, die ich gestern im Tal zum Frühstück zu meiner Nudelsuppe erhalten habe, denn bei Lesley und Ben ist alles in bester Ordnung. Sie hatten auf das Experiment verzichtet.

Ich trinke fleißig ORS-Lösung und habe endlich mal wieder das Gefühl, erholsam zu schlafen.

Date:    19 Aug 2009 14:00
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Bishkek, Bishkek, Bishkek, Kyrgyzstan

Unverhoffte Routenplanung in der Nacht

Im Hostel treffe ich zu später Stunde auf dem Weg zur Toilette eine junge Frau. Sie kommt aus St. Petersburg und kann sehr gut deutsch.

Sie und ihr Reisepartner aus Augsburg arbeiten gerade am Reiseführer "Usbekistan, Kirgistan" für den ReiseKnowHow-Verlag und haben sich gerade heute umfassend in Sachen "Torugart-Pass" informiert.

Welch wunderbarer Zufall! Ich kann's kaum glauben. Weit und breit ist kein Deutscher zu sehen. Auch sie versichern mir, dass in diesem Hotel eher Einheimische unterkommen und dass sie sehr erstaunt seien, mich hier anzutreffen.

Sie reisen mit Rucksack und bereiten sich gerade auf ihre Weiterfahrt vor. Um 7 Uhr geht's mit einem Bus weiter. Ich mag daher nicht lange stören.

Dennoch erhalte ich so zu später Stunde sehr umfassende Infos, Tipps und Antworten auf meine Fragen. Ad-hoc planen wir meine Route um: Ich fahre nun von Bischkek über Naryn nach Osh. Bei Sary-Tash fahre ich links und folge dem Weg bis zur grünen Grenze nach China.

Dadurch sehe ich zum Einen mehr vom Land und spare zum Anderen auch noch bares Geld, denn eine Überfahrt ist offenbar nur mit unglaublichem bürokratischen Aufwand und per Auto möglich. Per Rad hat man keine Chance. Zumindest habe ich auch einfach keine Lust, den Bürozirkus mitzuspielen.

Zahlreiche Touristen-Büros bieten einen Transfer-Service von Bischkek oder Naryn nach Kashi an. Er nennt Preise von 400 USD und man muss (!) auf den Tag genau die Überfahrt angeben. Ein "Zusteigen" in eine Fahrgelegenheit ist nicht möglich, da der Fahrer und alle Mitfahrenden registriert sind. usw.

Der Weg über den Torugart-Pass ist hiermit für mich kein Thema mehr.

Das gestrige Tief ist wie weggeblasen. Ich freue mich total, durch diesen "Umweg" noch mehr vom Land sehen zu können.

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3839494286

Date:    20 Aug 2009 10:00
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Bishkek, Bishkek, Bishkek, Kyrgyzstan
Weather:    25° Partly Cloudy

Weiterfahrt nach Naryn - oder auch nicht

Die Nacht ist laut und ich kann kaum schlafen. Im Stundentakt ertönen in der Nähe arabisch-orientalische Gesänge. Vorbereitung für den nahenden Ramadan?

Immer wieder stelle ich mir vor, wie ich nachher mein Päckchen von der Post hole. Dazwischen die Angstgedanken, dass es "verschwunden" ist. Die beiden Autoren von gestern Nacht haben mir eindringlich geraten, wichtige Post nur per DHL zu versenden. Der normalen Post kann man (leider) nicht trauen. Ich werde etwas unsicher, glaube aber weiter, dass alles gut geht.

Päckchen Nummer 2 ist seit fast zwei Wochen unterwegs und soll mir ein wichtiges Werkzeug, um meine Kette zu spannen, sowie Ersatzschrauben und Karten für die kommenden Länder bringen.

Hoffentlich, hoffentlich kommt es heute an!

Als die Sonne günstig steht, mache ich mich schnell auf zum Postamt. Nach langer Suche hatte ich vor ein paar Tagen auch den richtigen Schalter gefunden - jedoch war das Päckchen dann noch nicht da.

Nach wenigen Minuten halte ich das Päckchen in der Hand! Es ist da! DANKE!

Aufgeregt fahre ich zurück zum Hostel (wobei mir dank der Holperpiste noch die Kette runterfällt), packe Rondolf und schwinge mich zum nächsten Park, wo ich in Ruhe endlich meine Kette spanne und die Karten verstaue.

Voller Freude kann ich jetzt wieder beherzt in die Pedalen treten! :)

An einer Kreuzung spricht mich ein junger Mann aus NL an und fragt, ob ich neu in der Stadt bin und zurecht komme. Selbiges frage ich ihn und wir kommen ins Gespräch.

Anschließend schlendern wir durch die Gassen und ich zeige ihm das Restaurant, die Touristen-Info, den Kartenladen, DHL und so weiter.

Um kurz vor 15 Uhr beschließe ich, noch eine Nacht in Bischkek zu bleiben und ihm in das Hostel zu folgen.

Das Hostel ist offenbar sehr bekannt, gepflegt und sympathisch. Vor allem im Vergleich zu der Bruchbude, in der ich die Nächte zuvor genächtigt habe (fürs gleiche Geld).

Im Garten essen wir Wassermelone und plaudern über unsere Reise. Später stößt noch ein Franzose hinzu. Die Pläne sind fast identisch. Jedoch wartet er noch auf sein chinesisches Visum, weshalb ich auf jeden Fall alleine weiterfahre.

Das Gästebuch liest sich spannend. Sehr viele Menschen aus unterschiedlichsten Ländern. Auch eine junge Deutsche ist gestern eingetroffen.

Mal sehen was der Abend bringt. Wenn alles gut geht, mache ich mich morgen in Richtung Naryn.

Viele liebe Grüße aus dem schwülen Bischkek!

Date:    25 Aug 2009 12:48
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Naryn, Naryn, Naryn, Kyrgyzstan
Weather:    23° Overcast

Song-Köl - der Tragödie erster Teil

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3883301281/

Die Zivilisation verabschiedet sich rapide. Schon nach Kemin gibt es keine Melonen mehr am Straßenrand. Sary-Bulak ist kaum mehr als eine kleine Ansiedlung von ausrangierten LKW-Anhängern, in denen Menschen leben und ein paar Kleinigkeiten verkaufen.

Ich habe noch genug zu trinken und essen, weshalb ich den fragenden Menschen schnell entkomme und meinen nächsten Anstieg vorbereite.

Nachdem ich rechts auf die Straße zum Sog-Köl abbiege wird die Straße unglaublich schlecht. Ich hoffe auf eine kurze "Schwachstelle" und trete kräftiger in die Pedalen. Die Reifen drehen durch, ich hebe vorne ab und muss all mein technisches Können unter Beweis stellen, um heil oben anzukommen.

Der Ausblick entschädigt für die Strapazen, zeigt jedoch auch, was auf mich wartet. Das war erst das Vorgeplänkel. Der Weg schlängelt sich durch ein trockenes Tal. Die richtigen Berge sind noch weit weit weg.

Kaum dass ich das atemberaubende Panorama in mir wirken lassen kann halten auch schon zwei Kleinbusse hinter mir. Kurz darauf spanisches Geplapper und der Gestank billiger Zigaretten.

Kurzerhand steige ich aufs Rad und folge dem Weg ins nächste Dorf. Trotz der Hitze ist es dort befremdlich kühl. Die Menschen grüßen nicht, tuscheln in meine Richtung und blicken finster hinter mir her. Ich bin froh, als ich wieder draußen bin. So wird auch meine letzte Hoffnung auf eine Versorgung vor den Bergen zunichte gemacht.

Als ich über diese Situation nachdenke und den nächsten Hügel erklimme, steht wie aus dem Nichts ein kleiner Junge am linken Straßen der Anhöhe. Er hält einen Grashalm hoch. Ich fasse es als Spaß auf und ducke mich unter der imaginären Ziellinie hindurch, als er mich anbrüllt: STOI! (=HALT!).

Ich trete weiter gelassen in die Pedalen. An Halt ist keinesfalls zu denken. Mit einem tiefen "Kak stoi?! Nitschewo niet!!" (=Wie "Halt!"?! Nix gibt´s!) winke ich ihn weg und hab kurz darauf wieder meine Ruhe. Was war denn das?, frage ich mich, als auch ein paar Meter weiter nichts passiert.

Als es dunkel wird, suche ich mir auf einer Anhöhe einen sicheren Zeltplatz. Was, wenn der Flegel mit seinen Bauernjungs auf Treibjagd nach Touristen geht? Ich mache mich aufs schlimmste Gefasst und träume von wilde Verfolgungsfahrten.

Morgen geht es hinauf zum Pass, in der Hoffnung, dass dort irgendwer was zum Essen hat. Ich fühle mich äußerst unwohl.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622695360288

Date:    27 Aug 2009 13:11
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Naryn, Naryn, Naryn, Kyrgyzstan
Weather:    24° Clear

Vitalgebäck auf 3000 Metern Höhe

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3884178434/

Die letzten beiden Tage waren absolut schrecklich. Selten auf der Reise habe ich mich so alleine, so gefangen und so ausgeliefert gefühlt.

Total ausgepowert kämpfe ich mich stundenlang gegen brutalen Gegenwind über Ödnis um den Song-Köl-See, vorbei an Jurten, in denen geldgeile Kirgisen auf Touristen lauern. Das Bergpanorama um den See langweilt mich.

Ich mag nur weg und vor allem runter! Bei weit über 3000 Meter, den Anstrengungen bei der Auffahrt bei mehr als 160bpm Herzfrequenzen und mehr als 500 Metern Unterschied zur gestrigen Schlafstätte habe ich Sorge, dass mein Körper die Strapazen gut wegsteckt. Irgendwo muss doch die Abfahrt sein!

Zudem habe ich mitten in der Wildnis den zweiten Platten für heute. Die Straßen sind zuviel für die Marathon XR. Heute morgen hat sich ein kleines Drahtstückchen eingebohrt und jetzt gibt es einen astreinen Snakebite (=Schlangenbiss) - ein Loch auf jeder Seite des Reifens.

Ein kirgisischer, einäugiger Bauer leistet mir "Gesellschaft" und starrt mir bei jedem Handgriff auf die Finger. Ich erschrecke, als er auch noch anfängt, ein traditionelles Lied anzustimmen. Meine Stimmung ist eisig, wie der Wind, der mich seit Tagen umwirbt. Ich kann kaum noch lachen, denke an Heimflug, ein warmes Bett, Geborgenheit.

Schnell ziehe ich einen nagelneuen Hinterreifen auf. Bloß weg hier. Aber durch die Kälte ist der neue Reifen noch steif und ich reiße mir beim Stülpen tief die Seite vom Daumennagel ein. Jetzt blute ich auch noch!

Der alte Mann hilft mir fürsorglich und ich kann bald weiterfahren. Kurze Meter weiter winkt mir eine Frau zu. Ich zögere, fahre dann doch den Weg zu ihrer Jurte und genieße beim warmen Bollerofen süßen, schwarzen Butter-Tee, Kumis und Fladenbrot mit lecker Fetttunke! Eine Wohltat nach den Strapazen, denn es schmeckt LECKER!

Dat Kumis ist etwas gewöhnungsbedürftig, etwa wie flüssiger Kefir. Noch etwas saurer und mit mehr "Tier-Aroma". Unbedingt probieren, denn es ist sehr erfrischend! Habe es sehr gut vertragen!

Danach fahre ich etwas gestärkt weiter. Es geht immer flach gerade aus. Mal rechts, mal links eine Jurte. Sonst Pferde, Schafe und Ziegen. Und fade Weite. Vor mir zieht ein Gewitter auf und ich stelle hektisch mein Zelt auf. Kaum steht das Zelt, quietscht auf dem Hügel über mir eine Kinderstimme "Tourist!". Ich hasse es!

Kurz darauf erscheint auch Vater und Mutter, die mich etwas finster anschauen und verdeutlichen, dass ich besser zu ihnen an die Jurte komme. Ich nehme das gastfreundliche Angebot an, baue mein Zelt ab, wobei meine Zeltunterlage einreißt und fast davon fliegt, so sehr stürmt es.

Als ich die Jurte erreiche, packt der Mann mit an. Schneller als ich gucken kann - vor allem schneller als ich nach dem Preis fragen kann - liegt mein Gepäck im Innern der Jurte. Umständlich wiegelt er sich um eine Antwort, bis schließlich seine Frau das Wort ergreift und 375 SOM fordert.

Das erscheint mir für einen Zeltplatz zuviel und ich mache klar, dass ich nur 200 SOM habe. Die Frau bleibt stur und ich reise benommen weiter.

Zum Glück tröpfelt es nur etwas und ich erreiche 10 Kilometer weiter völlig leer eine weitere Jurtensiedlung. Dort bietet mir man den Zeltplatz für 100 SOM an, was mir fairer erscheint.

Kaum habe ich Rondolf abgestellt, werde ich in die Gaststuben-Jurte gedrängt. Das Zelt kann ich auch später aufbauen, versichert mir der Mann - man warte auf mich mit dem Essen!

Obwohl ich überhaupt keinen Hunger habe, folge ich der vermeintlichen Einladung und trete in die warme Stube, in der ein rauschendes Fest im Gange ist.

Vier Kirgisen und eine Frau sitzen am gedeckten Tisch und heißen mich herzlich willkommen. Ein Sprachgewirr bricht über mich herein. Die Situation überfordert mich völlig und erst jetzt spüre ich, wie unterkühlt ich bin.

Zitternd löffle ich die Suppe, in der ein grob gehacktes Stück Wirbelsäule liegt. Dabei beantworte ich so gut es geht Fragen und schlürfe dabei mein zweites Kumis für heute. Es hat keine Kräuter beigemischt und schmeckt nochmal ganz anders.

Als der Wodka gereicht wird, wird die Stimmung immer penetranter. Ich komme kaum noch zum Essen, werde gedrückt, habe Angst um mein Hab und Gut, aber alles verläuft am Ende friedlich.

Die Jungs haben ordentlich einen im Tee und laden mich ein, bei ihnen in der Jurte zu schlafen. Draußen fegt ein fieser Sturmregen mit Blitz und Donner übers Land und es ist stockdunkel.

Unter diesen Bedingungen mag ich kein Zelt aufbauen und mache es mir mit den anderen in der Jurte so bequem wie möglich. Die Jurte ist übervoll und wir schlafen auf engstem Raum.

Der Ofen stinkt mehr als er wärmt, es wird gerülpst und gefurzt, dass es eine Freude ist. Mir wird kalt und allmählich hundeelend.

Als um kurz vor 1 Uhr aus dem Rülpsen und Schlucken meines Bettnachbarn echtes Kübeln wird, pocht mein Herz noch wilder an die Brust. Ich ringe um Fassung und frische Luft. Noch nie habe ich solche Laute gehört. Die Ladung geht voll nebens Bett IN der Jurte.

Einzige Frage in diesem Moment: Wann kommt der Gestank? Der typische Gestank nach Buttersäure bleibt aus, statt dessen riecht es nach halb verdautem Hammelfleisch, Stutenmilch und Kot.

Im Halbschlaf höre ich, wie sich um 3 Uhr nochmal die grüne Gallenflüssigkeit nach draußen befördern will. An Schlaf ist nicht mehr zu denken und ich erwäge ernsthaft, die Zeche zu prellen und abzuhauen.

Meine Müdigkeit und der Anstand verhindern jedoch eine frühzeitig Flucht und so komme ich noch in den Genuss des Frühstück-Brecherchens um 6 Uhr morgens - diesmal VOR dem Zelt.

Als ich abreise, werden 400 SOM fällig. Für eine solche Nacht und eine Suppe, bei der ordentlich Salz gefehlt hat.

Ich fühle mich verarscht und richtig mies. Auf den ersten Metern würgt es mich auf der Holperpiste bei jedem Schlagloch. Meine Kleider stinken noch lange nach dieser Nacht und der Klang des langen, elenden Würgens verfolgt mich noch bis tief ins Tal.

Hände weg vom russischen / kirgisischen Wodka. Ich habe von vielen Reisenden gehört, dass selbst nach wenigen Gläsern übelste Probleme auftreten, die bis zu zwei Tage Kotzerei nach sich ziehen können!

Meine Stimmung ist jetzt endgültig auf dem Tiefpunkt. Wenn mir jetzt noch irgendein Kirgise dumm kommt, wird es körperlich. Kilometerlang wüten schlimme Gedanken durch meinen Kopf. Dieses Land kotzt mich im wahrsten Sinne des Wortes an.

Auch die Kinder am Rand nerven, das Gepfeife geht mir vollends am Hinterrad vorbei und ich düse so schnell ich kann davon. Der Stich zum Pass ist kurz und heftig. Dank mehrerer Pausen komme ich dennoch heil oben an und kann es kaum glauben.

Der Ausblick ist gigantisch, wird jedoch von einem Jeep gestört. Als dann noch ein kirgisischer Mann mit Fotohandy aussteigt, ballen sich meine Fäuste und ich wende mich ab. Der fehlt mir gerade noch!

Aber es bleibt ruhig. In der Ferne höre ich sogar deutsche Stimmen. Jetzt drehe ich total durch, sage ich zu mir und drehe ich um. Es sind tatsächlich zwei Frauen aus Deutschland, die mit einem kirgisischen Reiseleiter das Land erkunden (weise Entscheidung!). Ich muss schmunzeln.

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3883350775/

Schnell kommen wir ins Gespräch und sie bauen mich nach allen Regeln der Kunst wieder auf. Als Abschiedsgeschenk erhalte ich eine Packung VitalGebäck! Mit Sonnenblumenkernen!! Aus Deutschland!!!

Danke für diese leckeren Kekse! Sie haben mir bis jetzt jeden Pass versüßt!

Als der Jeep um die Ecke biegt, sind meine Sorgen wie weggeblasen und ich kann den herrlichen Ausblick richtig genießen.

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3884184982/

Die Natur ändert sich wieder völlig. Bäume und sattes Grün säumen den Weg. Ein klarer Bach springt in der Mitte und ich finde einen traumhaften Zeltplatz, wo ich meine Reifen flicken kann und zwei Nächte sehr ruhig schlafe.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622603443916

Date:    29 Aug 2009 14:57
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Naryn, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    26° Clear

Der letzte Pass ist echt kein Spass

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3884375340/

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich von einem Laib Brot und Wasser gelebt. Nur selten gab es in den Siedlungen Einkaufsmöglichkeiten. Kekse sind der kulinarische Höhepunkt.

Auf dem Pass zwischen Song-Köl und Kazarman kommt mir Mario mit seiner amerikanischen Freundin Sheri entgegen. Wir finden zusammen einen blick-geschützten Zeltplatz und errichten vor einem herrlichen Bergblick unsere Zelte auf.

https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/3883962346/

Heute gibt es zum ersten Mal seit langem wieder richtig echt gekochtes Essen: Nudeln mit Tomatensauce! LECKER! Danke dafür!

Die beiden sind mit dem Rad auf den Weg zu den Philippinen und wollen dort nächstes Jahr heiraten.

Wünsche euch eine gute Reise und schöne Flitterwochen!

Zum Glück hatte ich noch Energieriegel aus Deutschland, sonst wäre es am Berg eng geworden. Dieser Reiseabschnitt ist bis jetzt das härteste, was ich je auf dem Rad erlebt habe. Und der nächste große Pass Kazarman- oder auch Kaldama-Pass steht mit über 3000 Metern noch bevor.

Wir sind alle entsetzt über den Zustand der Wege und unterhalten uns bis tief in die Nacht und zählen die Sternschnuppen. Es ist ansonsten absolut still. Mario versichert mir, dass die Straße besser wird.

Die nächsten Tage kämpfe ich mich durch wüstenähnliche Landschaften und finde kurz vor dem Pass den Zeltplatz am Fluss, wo ich zwei Tage übernachte. Danach geht es hinauf.

Ich bin total aufgeregt. Schon nach wenigen Metern schießt der Puls unangenehm in die Höhe. Mein Bauch meldet sich zu Wort und mir ist wieder elend.

Fast mit Freude sehe ich, dass sich in der Ferne ein Unwetter zusammenbraut. Ich flüchte ins nächste Blumenfeld, baue das Zelt auf und schlafe tief und fest, während der Regen aufs Zelt prasselt. Zwei Stunden später werde ich von Hitzewallungen geweckt. Die Sonne brennt wieder vom Himmel.

Ich mag heute den Pass besiegen - daher fahre ich weiter, wobei jede Muskelfaser sich nach Ruhe sehnt.

Der Weg wird tatsächlich besser bzw. gleichmäßiger und fester im Untergrund. Er führt durch ein verwunschenes Tal mit verlassenen Häusern und verwackelten Brücken, oft wäscht der Bergfluss die Straße aus.

Mit Energiegels peitsche ich Meter für Meter hoch. Ab der Hälfte kommen mir vor den Kurven meterhohe Staubtürme entgegen. Als ich um die Kurve biege, schlägt mir orkanartiger Wind ins Gesicht. Da ich darauf nicht gefasst bin, falle ich samt Rondolf einfach um.

Das (ernste) Spielchen wiederholt sich ab jetzt bei jeder Kurve. Bei Rückenwind kann ich manchmal sogar im vierten Gang die Steigung hochfahren. Bei Gegenwind ist schieben und schreien in der innersten Kurve angesagt - denn der Wind kann einen problemlos auch ins Tal befördern.

Meter für Meter komme ich dem Pass näher. Der Blick ist stur, teils auch über Kreuz. Die Höhe macht mir heute echt zu schaffen.

Der Himmel wird immer dunkler und die Strommäste ächzen drohend im Wind, staub prasselt gegen meine Skibrille, die ich extra für solche Extremsituationen eingepackt habe. Alles andere würde einfach vom Gesicht geweht.

Zum Glück ist das letzte Stück recht windgeschützt, so dass ich gut und sicher vorankomme. Auf dem Pass selbst bleibt mir kaum Zeit für romantische Bilder. Außer Wolken ist sowieso kaum was zu sehen und beim Erreichen der Passhöhe fängt es hinter mir an zu donnern. Schnell weg hier!

Marios Aussage bewahrheitet sich zum Glück. Angetrieben von dem Wolkenungetüm über mir lege ich der Abenddämmerung eine rasante Abfahrt hin und brettere mit fast 40 Sachen an den schreienden, pfeifenden Jurten vorbei.

Bald darauf finde ich einen sicheren Zeltplatz unter einer alten Birke. Es duftet herrlich nach Holz und Kräutern. Kaum steht das Zelt, fängt es heftig an zu regnen. Blitz und Donner zerreißen die Nacht. Die Stromleitungen über mir geben Schutz.

Ich habe heute echt Schwein gehabt! Ab jetzt geht es runter Richtung Jalalabad, brummel ich und falle in einen tiefen Schlaf.

Date:    2 Sep 2009 14:44
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Jalal-Abad, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    27° Partly Cloudy

Entdeckungstour durch Kirgistan

Bin gesund und munter in Jalalabat angekommen. Das ist fast direkt an der usbekischen Grenze in der Nähe von Osh und die erste richtige Stadt seit fast zwei Wochen.

Der Kontrast der letzten Tage zur lebhaften und lauten Stadt ist ziemlich heftig. Jetzt merke ich noch mehr, wie einsam, ruhig und schön es war!

Die Tage waren übervoll mit krassen Eindrücken, Emotionen und Herausforderungen. Ich hoffe, in Osh ein besseres Internet-Cafe zu finden und die Tage dann nochmal im Detail zu beschreiben. Daher vorerst nur die Kernfakten:

Bin einmal quer durch Kirgistan geradelt, habe auf katastrophalen "Wegen" drei 3000er Pässe und einen 2800 Pass erklommen und bin dabei mehrfach über mich selbst gewachsen.

Es war äußerst brutal, die Natur gnadenlos was Wind, Hitze und Streckenprofil angeht.

Landschaftlich ist Kirgistan sehr abwechslungsreich. Von milden, grünen Hügeln über Wüstenlandschaft ist alles dabei. Der Landschaftswechsel - vor allem nach den Pässen - umwerfend, hochemotional.

Fast immer habe ich mein Zelt an wilden, kristallklaren Flüssen aufgeschlagen. So konnte ich mich und die Kleidung waschen und regelmäßig meinen Wasservorrat füllen.

Nur einmal haben mir des nachts drei Trekker aus der Slowakei Gesellschaft geleistet. Sonst war ich - bis auf drei überneugierigen Kirgisenkinder - immer alleine und bin auch tagsüber stets solo durch die Landschaft geradelt.

Die häufigsten Straßenteilnehmer sind Kühe, Schafe und Esel. Autos sind auf diesen Straßen nur wenige unterwegs - jedoch genug, um einen mit Gedrängel und Gehupe gehörig auf den Geist zu gehen oder mit lustigen Gesten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Der Kontakt mit der Bevölkerung war oft mehr als mühsam und zum Teil äußerst anstrengend. Zum Glück sind die Reaktionen auf Fremde regional sehr unterschiedlich, weshalb die positiven Eindrücke (zum Glück) doch überwiegen - das sah vor ein paar Tagen (vor allem rund um den Song-Köl-See) noch ganz anders aus.

Heute übernachte ich in einem katholischen Hort und versuche morgen weiter Richtung Osh zu fahren. Mal sehen, ob ich hier noch einen Tag länger verbringe, um ein paar Leckereien einzukaufen und die Energiespeicher zu füllen oder ob ich das in Osh mache.

In Osh mache ich sehr sicher eine länger Rast. So lange bis ich wieder Lust auf Berge habe ;) Denn der Pass nach Kitai (China) ist mit über 4000 Höhenmetern ausgezeichnet.

Ganz liebe Grüße!

Date:    3 Sep 2009 10:56
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Jalal-Abad, Jalal-Abad, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    25° Mostly Cloudy

Jalalabad - wo isn dat?

Kurz zur Info: ich bin in diesem Jalalabad und nicht in Afghanistan!

Nach der gestrigen Entdeckungstour habe ich beschlossen, hier noch einen Tag zu bleiben und die orientalische Atmosphäre zu genießen. Osh soll nach Rücksprache mit einem Ortskundigen noch schrecklicher sein... andere behaupten Gegenteiliges. Daher werde ich mir am besten selbst ein Bild machen.

Die Unterkunft ist sehr angenehm und super zentral. Internetcafes gibt es auch viele und frisches Geld konnte ich auch erwerben (nur über VISA-Karte! Bankomats sind schwer zu finden).

Gestern war ich zum ersten Mal auf einem echten Basar. Das ist ja echt unglaublich spannend und eindrucksvoll! Fast hätte ich den frisch gehäuteten Ochsenkopf erstanden - hatte leider keine passende Tüte dabei :)

Außerdem habe ich dort auch die Fahrradecke gefunden. Sie liegt rechts an direkt der Leninskaja. Ist kaum zu verfehlen.

Date:    10 Sep 2009 11:58
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Osh, Osh, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    22° Clear

Willkommen in der Steinzeit

Durch den (zugegeben etwas übermäßige) Melonenkonsum von drei Stück pro Tag (diverse Sorten) verlängert sich meine Aufenthalt in Jalalabad auf eine Woche.

Vor allem die Wasser-Melonen werden hier oft mit einem Mittel behandelt, damit sie schneller reifen. Das Mittel löst - auch bei den Einheimischen - heftige Probleme im Magen-Darm-Trakt aus. Bildlich: Es sind dann eher "Wasserfall-Melonen" und der Geschmack ist leicht pelzig und unnatürlicher. Von Außen kann mal das leider nicht feststellen und auch der seltsame Geschmack ist vor allem nach der wochenlangen Abstinenz erst zu spät wahrnehmbar.

So verbringe ich eine gute Woche in Jalalabad, immer in sicherer Reichweite des WC.

Da die Unterkunft auch als Sprachschule für Einheimische dient, lerne ich in dieser Zeit viele Kirgisen kennen, erkunde die Stadt und Umgebung und gebe sogar zwei Studentinnen Unterricht in Englisch und Deutsch. Mein Fotoalbum wird dabei zu einem hübschen Bilderbuch ("Da! Schal!... Da! Frau!"). Ich bin mir sicher, dass ihnen Deutschland in sehr guter Erinnerung bleiben wird :)

Trotz der Beschwerden vergeht die Zeit wie im Flug und ich werde Jalalabad - vor allem durch die herzliche Aufnahme von Bruder Damian und Bruder Vladimir - in sehr guter Erinnerung behalten.

Zudem genieße ich dort die bislang besten Manti (Teigtaschen mit Kürbis- oder Fleisch-Füllung), in einem Lokal, dass mir von einer Studentin empfohlen wird!

Als Abendmahlzeit probiere ich an Tag 5 "TAN". Irgendwie lacht mich die weiße Flasche an. Da Experiment entpuppt ein tolles Milch-Getränk, dass wie flüssiger Feta-Käse mit viel Sprudel-Wasser schmeckt. Genau mein Geschmack! Es ist total (!) erfrischend und lindert meine Beschwerden umgehend.

Mein Zustand bleibt auch die nächsten Tage stabil, aber trotz ruhiger, unbeschwerter Nächte beginnt die Fahrt nach Osh mit butterweichen Knien und zittrigem Kreislauf. Zum Glück sind die ersten Kilometer recht flach, dennoch komme ich kaum richtig in Fahrt.

Die erste Steigung des Tages fühlt sich sehr seltsam an: die Beine sind wie Gummi und der Puls nervös. Der fiese Gegenwind zwingt mich dazu, meinen Schal immer weiter ins Gesicht zu ziehen. Zum Glück ist die Straße gut ausgebaut, dafür aber stark befahren und es geht ständig auf und ab.

Die Menschen sind (wieder) sehr "anhänglich": pfeifen, rufen, grölen mir hinter her. Wie immer versuche ich das mental so gut es geht auszublenden, doch heute wird es zunehmend "körperlicher" und aggressiver. Ich komme mir vor wie ein Stück Vieh, dass von ihnen vorangetrieben wird.

Zwei Kinder rasen lachend mit dem Rad auf mich zu, schneiden mir den Weg ab und fahren dann - als wäre nichts geschehen - eine zeitlang neben mir her "Wettrennen machen". Heute habe ich für solche "Späße" weder Kraft noch Nerven, mein sonst gut ausgeprägtes Mitlachen und Lächeln verschwindet in der hintersten Ecke und meine Stimmung verdüstert sich zunehmend.

Passend dazu ist das Wetter sehr unbeständig. Mal dunkle Wolken und eiskalter Wind, mal plötzlicher Sonnenschein und eine Wand aus warmer Luft. Sofort rinnt Schweiß aus den Poren, der dann Minuten später die Kälte bis auf die Knochen transportiert.

Kaum packe ich den Fotoapparat aus, hastet eine Horde kleiner Kinder auf mich zu ("Tourist! Tourist!"). Es ist wie in einem Zombiefilm - kaum hat man seine Position preis gegeben, kommen sie und holen dich!

Der Zwischenstopp an einer Tankstelle endet fast in einer Schlägerei, als ein total besoffener Kirgise mein Rad befummelt und offensichtlich umschmeißen will. Seine Freunde drängen ihn ins Kassenhäuschen und ich mache mich fäuste-schwingend davon. In einem anderen Dorf versucht ein Hirte mit seinem Stock mein Vorderrad zu blockieren… Zum Glück ist gerade kein Auto in der Nähe, weshalb ich ausweichen kann.

Der Weg ist gesäumt von Menschen, die mir auf die Nerven gehen und offenbar auch ans Leder wollen. Kaum ein Streckenabschnitt, der unbewohnt ist und eine richtige Rast ermöglicht.

Meine Oberschenkel sind steinhart und schmerzen jedes Mal stärker, wenn ich von einer Pause weiter fahren möchte. Es dauert Minuten, bis der Schmerz nachlässt. Auch in meinem Kopf verkrampft sich alles.

An Unfreundlichkeit sind diese Kilometer mit Abstand das heftigste, was ich auf meiner Reise erlebt habe. Die Gegend und die Menschen sind durch und durch aggressiv und spätestens als der erste Stein haarscharf meinen Helm verfehlt und auf meine Lenkertasche knallt habe ich nur noch einen Gedanken: weg aus diesem verfluchten Land!

Ich fühle mich zu keiner Zeit durch die Anwesenheit der Kirgisen gut, eher bedroht als aufgemuntert und will einfach nur weg, weg von diesen Bauerndeppen, zurück in die Zivilisation.

Erstes positives Erlebnis am Tag ist der Wegweiser nach Osh, der weit weniger Kilometer anzeigt, als ich erwarte. Und in der Tat erreiche ich wenig später die Stadt.

Die Hoffnung auf Besserung wird bereits an der ersten Ampel dünn: wellige Straßen, Dreck, bettelnde Kinder strecken mir die Hand entgegen, nach wenigen Metern erhalte ich aus einem schwarzen Mercedes ein herzhaftes "F*ck off!" und das dazu passende Handzeichen, das eindeutig mir gilt. Danke dafür!

Ich schüttele nur noch den Kopf und versuche zu lachen. Ich stelle mir meinen Tag aus der Vogelperspektive vor. So viele groteske Situationen an einem Tag sind fast schon filmreif.

In der Stadt folge ich dem geringsten Widerstand und fließe mit dem Verkehr irgendwo hin. Keine Ahnung, ob ich Richtung Guesthouse fahre...

Irgendwann sehe ich rechts ein Restaurant und esse eine Portion Manti. Ich bin durchgefroren, am Ende. Die Bedienung deutet mir, dass ich auf der Straße zurück fahren muss. Echte Kommunikation ist leider Fehlanzeige, dennoch versuche ich mein Glück und fahre zurück.

Als ich die Straße Richtung Basar rolle sehe ich vor mir ein Rad mit einem blauen Radschild als Aufkleber - so wie wir es in Deutschland (!!) haben.

Mit letzter Kraft trete ich in die Pedale, versuche den Radler einzuholen und mich hinter ihm bemerkbar zu machen.

Es ist Chris aus Schottland, der mit seiner Freundin auch auf dem Weg nach China ist. Wenige Minuten später sitzen wir zusammen mit einem weiteren Pärchen aus Australien / Neuseeland im warmen Guesthouse.

Schnell wird die Küche zum Reisezentrum. Wir hängen über den Landkarten, tauschen unsere Geschichten aus den bisherigen Ländern aus und ich kann endlich mein TAN genießen, dass ich an der Tankstelle gekauft habe.

Meine Erfahrungen vom heutigen Tag lösen bei allen Bestürzung aus. Das Land gibt uns allen zu denken und bis lange in die Nacht liege ich mit heftigem Herzrasen wach und denke über den Tag nach.

Was für ein Kontrast: Der Chef vom Guesthouse kann Deutsch, ist sehr sympathisch und ich fühle mich sofort willkommen. Die Unterkunft günstig, zentral, sauber und vor allem ruhig! Ich habe es geschafft! Ein ganz großes Danke an den Kameramann da oben!!

Date:    11 Sep 2009 13:52
Tags:    Blog, Kirgistan, Reise
Location:    Osh, Osh, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    25° Partly Cloudy

Oh my GOsh!

Ich habe mich in Osh weitestgehend akklimatisiert und sogar Gefallen an der Stadt gefunden. Es ist laut und dreckig, aber es gibt viele Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Bankomaten. Die Unterkunft ist super zentral gelegen und angenehm.

Die Gefühle sind wieder leicht besänftigt. In Osh gibt es bisher weitaus mehr positive Erlebnisse zu verzeichnen, als vom Lande - wobei viele Reisende meinen bisherigen Gesamteindruck teilen und von der Gastfreundschaft der anderen "*TAN"-Länder schwärmen.

Die Tage hier sind gefüllt mit essen, schlafen, einkaufen. Heute morgen habe ich mein kirgisisches Visum um einen Monat verlängert, so dass ich nun ohne Zeitdruck noch ein paar Tage länger regenerieren kann.

Ich bin noch immer nicht 100% fit und vor mir liegt eine Serien von Pässen, die alle bisherigen übertreffen. Der Grenzübergang zu China soll sogar über 4000 Meter hoch liegen.

Das Wetter ist für die Jahreszeit ungewohnt kalt. Ich rechne fest mit Schnee und Kälte. Außerdem wird die Straße - vor allem am letzten Berg - wieder sehr schlecht.

Daher fahre ich erst dann weiter, wenn ich auch mental wieder voll da bin. Die Reise ist momentan extrem anstrengend und hart. So muss sich Frodo vor Saurons Festung gefühlt haben: klein, unbedeutend. Umgeben von den großen Bergen, aber in der Hoffnung, es irgendwie zu schaffen und nach den Strapazen Friede und Erholung zu finden.

Lichtblick sind die Erzählungen von Kashi / Kaschgar in China, das touristisch gut erschlossen sein soll. Es gibt sogar Massage und viiiel gutes Essen... Auf der chinesischen Seite sollen auch die Straße wieder besser werden.

Es scheint dort wirklich alles zu geben, was das Reiseherz begehrt, außer freie Kommunikation, denn die chinesische Provinz ist kommunikativ abgeschottet. Das bedeutet:

  • kein Internet, nur bestimmte chinesischen Webseiten sind abrufbar
  • keine Telefonate oder SMS ins Ausland

Daher rechne ich mit einer langen Funkstille. In der nächsten Provinz sollte dann alles wieder etwas freier sein...

Ich plane, so schnell wie möglich nach Osten zu kommen. Entweder mit dem Zug, Nachtbus oder eben mit dem Rad. Dann würde ich über Myanmar nach Thailand reisen.

Wie immer kann sich das täglich ändern, aber diese Route kann ich mir momentan gut vorstellen - vor allem, wenn ich das Visum für Myanmar erhalte und den Urlaubsbonus von Thailand einrechne. Tibet, Indien und Nepal habe ich von der Reiseliste gestrichen.

Drückt mir die Daumen, dass alles klappt und macht euch keine Sorgen, wenn die nächsten Tage hier etwas ruhiger werden ;)

Salam Aleikum!

Date:    20 Sep 2009 09:42
Tags:    Blog, China, Kirgistan, Reise
Location:    Gora Sary-Tash, Osh, Kyrgyzstan
Weather:    29° Clear

Auf nach China!

​16. bis 20. September

Pünktlich verlassen Noel und ich Osh Richtung Guelchoe. Die Strasse ist bis zum Pass gut ausgebaut und wir kommen gut voran.

Am meisten halten die Viehherden auf, die von den Bergen ins Tal gescheucht werden. Eine lustige Abwechslung zur recht oeden Landschaft.

Ich bin aufgeregt und spüre nach der langen Pause bei jedem Anstieg den Puls im Hals.

Im Tal ist es schwül-warm, auf dem Pass sehr frisch. Dunkle Wolken umgeben uns.

Die rasante Abfahrt wird durch die Baustelle unterbrochen. Von einem Meter auf den anderen verschwindet der gute Strassenbelag und weicht steinigem Staubweg.

Bei einer kurzen Rast beschliessen wir, so schnell wie möglich unsere Zelte aufzubauen. Über uns hängen schwarze Gewitterwolken. Die laute Baustelle hat das Donnergrollen verschluckt und uns bleibt nur noch wenig Zeit. Zum Glück ist ein paar Meter weiter ein hübsches Plätzchen in Sicht und wir schieben unsere Räder von der Strasse.

Als ich den ersten Hering in den Boden drücken will, fegt mit einem Mal ein Sturm durchs Tal, dass ich mein Zelt mit beiden Händen festhalten muss. Noel ist von seiner Zeltplane eingewickelt. Regen peitscht auf uns herab. Dann schlagen erbsengrosse Hagelkörner auf uns ein.

Nach 10 Minuten geben wir unser Vorhaben auf, brechen im wahrsten Sinne unsere Zelte ab und suchen Unterschlupf im hundert Meter entfernten Schäferhaus, wo wir bei Tee und Brot am warmen Ofen unsere durchnässten Kleider trocknen. Als Dank bieten wir unsere Riegel, Nüsse und Trockenfrüchte an.

Leider ist die Kommunikation schwierig. Die älteste Tochter kann etwas englisch. Dennoch lachen wir viel und wärmen so auch unsere Herzen.

Es regnet noch lange in die Dunkelheit hinein. Als es aufhört, verabschieden wir uns und gehen zurück zum Zeltplatz.

Noels Sachen sind total durchnässt. Mein Zelt ist innen trocken geblieben und so beschliessen wir, die Nacht gemeinsam in meinem Zelt zu verbringen. Gut, dass ich ein Zweimannzelt mitgenommen habe :)

Am Morgen laeuft alles viel besser. Trotz der feuchten Nacht bin ich ausgeruht und habe Lust auf Bewegung. Heutiges Tagesziel ist das 60 Kilometer entfernte Sopu-Korgon.

Ich habe etwas Sorge, dass ich die Kleidung nicht mehr trocken bekomme und alles gefriert, wenn es draussen kälter wird. Zum Glück siegt ab und zu die Sonne über die Regenwolken, so dass die wichtigsten Stellen etwas trockener werden können.

Auf der Strecke gibt es mehrere Teestopps und traumhafte Konfitüre mit frischem Brot. So können wir für kurze Zeit unsere nassen Sachen vergessen, den Strassenstaub abschütteln und neue Energie tanken.

Was heute richtig nervt sind die Kinder. In Sopu-Korgon komme ich mir vor wie im Affenhaus. Schnell raus hier ist die Devise.

Die Strasse wird spürbar schlechter und wir drücken uns mit schwerem LKW-Verkehr über die engen Wege.

In der Abendsonne finden wir unweit der Strasse eine Buschgruppe, wo wir uns verstecken können. Der Regen und vorbeilaufende Kirgisen machen leider unser Vorhaben "Lagerfeuer" zunichte. Daher geht es nach dem Abendessen früh in den warmen Schlafsack.

Der Morgen des 18. September läd zum Feiern ein. Ich bin heute vier Monate unterwegs und befinde mich auf dem Pamir-Highway! Heute geht es hinauf zum Pass! 3615 Meter hoch über den Taldyk Pass Richtung Sary-Tash (http://en.wikipedia.org/wiki/Sary-Tash / http://en.wikipedia.org/wiki/Alay_Valley).

Die Morgensonne setzt die Berge um uns herum in ein warmes Licht und nach ein paar Aufwärmübungen treten Noel und ich auch schon fröhlich in die Pedalen. Es geht sofort bergan und die klirrende Kälte ist schnell kein Thema mehr.

Die ersten Kilometer fahre ich staunend durch faszinierende Bergformationen. Immer wieder gucken die grossen Berge des Pamir-Gebirges aus dem Hintergrund hervor. Respekteinflößend. Atemberaubend. Schön!

In einem Truckstopp vertilgen wir einen grossen Teller Lagman. Anschliessend nutzen wir die kräftige Sonne, um unsere Sachen zu trocknen. Der Wind hat wieder Sturmstärke angenommen. Vor der Rast war es windstill, nun zieht es wieder meisterlich und unsere Sachen sind im Nu trocken.

Nach dem letzten Dorf geht es hoch zum Pass. LKW und Wind wirbeln Staub auf, dass die Sicht auf wenige Meter schwindet.

Bei einer Rast treffen wir Markus aus Leipzig. Er ist mit seiner Freundin aus Japan unterwegs nach Deutschland.

Nach der Rast wird die Strasse zum Staubsumpf und die Steigung nimmt deutlich zu. Bis übers Ventil versinken die Räder in feinstem braunen Staub. Beim Ausweichen für stärkeren Verkehr bleibt das Rad mehrfach im zentimeterhohen Staub stecken. Bei mancher Kurve hebt das Vorderrad ab. Das Atmen wird beschwerlich. Jeder Meter tut weh.

Auf dem Pass feiern Noel und ich die Ankunft wie ein Fest. Unser Jubel ist sicher weit über Kirgistan hinaus zu vernehmen und wir freuen uns vom ganzen Herzen, trotz der Umstände den höchsten Pass unserer Reise bezwungen zu haben. Trotz Abenddämmerung machen wir so viele Fotos wie möglich.

Dann beginnt die Abfahrt. Ab jetzt geht es laut Karte die letzten Meter bergab Richtung Sary-Tash. Leider wird aus dem "Katzensprung" eine kleine Nachtfahrt ins Ungewisse, denn es sind weit und breit keine Lichter zu sehen. Zu allem Überfluss geht es auch noch mal stramm den Berg hoch.

Am Ende unserer Kräfte halten wir dann an einem Lehmgebäude an und fragen, wie weit es noch bis Sary-Tash ist. Durch unsere helle Erscheinung (Rad- und Stirnleuchten) verscheuchen wir die Kirgisen erstmal, erfahren dann aber mit grosser Erleichterung, dass wir uns am Zielort befinden.

Wenige Minuten später finden wir in der warmen Stube der Gastiniza Aida Unterschlupf und geniessen ein festliches Abendmahl. Am Ofen wärmen wir unsere durchfrorenen Glieder und fallen in einen langen Schlaf.

Der Morgen des 19. September ist geprägt von Aufbruchstimmung. Morgen ist Ende des Fastenmonats Ramadan und allerorten werden Ziegenböcke geschlachtet und die Wohnung geputzt.

Als wir unsere Räder packen, zuckt wenige Meter der Bock unseres Hausherren. Bei Abfahrt ist er schon gehäutet und ausgenommen. Der Hund erfreut sich am Rest.

Die Nacht war erholsam und wir beschliessen, das Wochenende zu nutzen, um mit wenig Verkehr die chinesische Grenze zu erreichen (am Wochenende ist die Grenze geschlossen).

Der Blick vom Dorf Richtung Berge ist umwerfend. Schneeweisse Berge stehen vor uns. Nach einer längeren Suche nach dem Einkaufsladen im Dorf biegen wir auf die Strasse Richtung Narbu.

Nach wenigen Kilometern wird die Strasse 1A und wir gleiten lautlos mit leichtem Rückenwind an den weissen Riesen vorbei. Pures Radfahrerglück. Emotional kaum zu verarbeiten.

Später wird die Strasse wieder extrem schlecht und sehr Kräftezehrend. Meine Kopfschmerzen verschlimmern sich. Beim Zelten passen die Gestänge nicht richtig und der Wind spielt mit mir.

Durch die guten ukrainischen Schokowaffeln aus Osh verbessert sich meine Stimmung dann beim Abendessen wieder erheblich. Beeindruckend, wie nahe Höhepunkt und Tiefpunkt beim Reisen beisammen liegen.

Das Bergpanorama nehme ich mit in den Schlaf und wache am nächsten Morgen gespannt auf. Ist es wirklich wahr, dass ich es bis hier hin geschafft habe? Sind die Berge wirklich da?

Beim Frühstück falle ich beim Blick auf diese Kulisse in eine tiefe Meditation und werde erst Minuten später von Noels Freudentaumel wieder ins Jetzt geholt.

Ein Schaefer ist mit seinem Sohn herbei geritten und lässt uns reiten! Und so geniesse ich meinen ersten Ritt vor dem Traumpanorama.

Nach dem sanften Ritt auf dem treuen Pferd folgen knallharte Kilometer auf der Seidenstrasse. Der Weg ist mit spitzen Steinen gespickt und extrem anspruchsvoll.

Nach 42 Kilometern erreichen wir dann den kirgisischen Grenzposten und fahren weiter Richtung Irkeschtam (http://de.wikipedia.org/wiki/Irkeschtam). Morgen können wir die Grenze passieren. Heute geniessen wir noch mal einen schönen kirgisischen Zeltplatz, wenige Kilometer vor der Grenze am roten Fluss.

Date:    27 Sep 2009 06:00
Tags:    Blog, China, Kirgistan, Reise
Location:    Kashi, Kashi, Xinjiang, China
Weather:    22° Mostly Cloudy

Welcome in China - Von Irkeschtam nach Kaschgar

​21. bis 27. September - Von Irkeschtam nach Kaschgar

Der letzte Tag in Kirgistan beginnt mit reichlich Frühstück und Tee. Die letzten SOM haben Noel und ich gestern in Essen und Bier investiert.

Es ist windstill. Der Fluss plätschert und die Sonne wärmt. Die Berge um uns herum sind in rosa-rotes Licht getaucht. Es scheint, als ob uns Kirgistan einen besonders angenehmen Abschied bereiten mag.

Etwas Sorge machen mir die "Öffnungszeiten" der Grenze. Durch die Zeitverschiebung auf chinesischer Seite (Bejing-Time) ist kurz nach dem Öffnen der Grenze auf kirgisischer Seite auf der chinesischen Seite Mittagspause. Hoffentlich sind wir rechtzeitig dort.

Wir sind optimistisch und rollen anschließend mit Tempo 60 über den Hügel zur Grenze. Unter den Augen dutzender LKW-Fahrer rollen wir gelassen aus und passieren den 2., 3. und letztlich auch den 4. kirgisischer Kontrollpunkt (den 1. Kontrollpunkt haben wir schon seit 20 Kilometern hinter uns). Bei jedem Kontrollpunkt wird das selbe geprüft: Reisepass, Ein- und Ausreise-Stempel, Visa. Durchschnittliche Aufenthaltsdauer pro Kontrollpunkt: 20 Minuten inkl. Smalltalk mit Beamten.

Danach geht es einem kleinen, engen und staubigen Anstieg an einer weiteren LKW-Schlange vorbei, bis uns ein Schild "Welcome in China" anzeigt, dass wir uns auf chinesischem Boden befinden. Stiller Jubel, denn die Atmosphäre ist steif und kühl. Geprägt von Militärdrill, Staubmasken und LKW-Lärm. Völlig anders als auf der kirgisischen Seite.

Aus dem Passhäuschen winkt uns eine Hand herbei. Kaum liegt der Pass in chinesischer Hand, brüllt uns aus dem Hinterhalt ein Beamter zusammen und jagt uns wieder vor das Welcome-Schild.

"First Check Luggage, then Passport!!!" erklärt er uns und wir müssen alle unsere Taschen öffnen ("You open - I see!!"). Jedes Ausrüstungsteil muss erklärt werden. Mehrfach weht der Wind unsere Papiere weg, was dem Beamten völlig egal ist.

Danach geht es zum 2. chinesischem Grenzposten. Schnell drücken wir unsere Räder über die rutschige Treppe ins Innere des Gebäudes, füllen die Immigrationskarte aus, lassen Fieber messen und unser Gepäck durchleuchten, noch mal Reisepass kontrollieren...

Als ich meine Taschen wieder aufs Rad montiere, stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass ich alleine bin. Wo ist Noel? Seine erste Fiebermessung war positiv, die Zweitmessung dann OK. Es gab etwas Diskussion, weshalb es bei ihm etwas länger gedauert hat.

Dann werden wir - schnell schnell schnell! - aus dem Gebäude gewunken. Der Magen der Beamten knurrt und wir sind - pünktlich vor der Mittagspause - wirklich echt in China! Direkt nach uns werden die Türen der Grenze verschlossen.

Die Freude ist gross und wir feiern unsere reibungslose Einreise ins neue Land mit einem grossen Teller Lagman direkt im Grenzort Sumhana. Diesmal nicht still, sondern mit echt authentischem Geschmatze und anderen chinesischen Tischlauten (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/irkeshtam/)

Fazit: Der beste Lagman bis jetzt! Völlig neue Geschmacksknospen werden stimuliert. Ich freue mich auf die neue Küche, obwohl die Speisekarte voll mit unbekannten Zeichen ist. Keine englische Übersetzung, nichts!

Erfreulicherweise gibt es neben dem Restaurant auch ein paar Lebensmittel zu kaufen. Mit Händen und Füßen ersteigern wir Obst, Gemüse und Wasser für die Weiterfahrt. Der Verkäufer lacht und schenkt uns eine Zwiebel und eine Melone für die Weiterfahrt. Danke!

Der Wechsel ins neue Land ist massiv: braune Berge, perfekte Straßen, neue Schrift und kein russisch mehr. Die Schilder sind zwar weiterhin zweisprachig: vorher kyrillische und lateinische Schrift, diesmal arabische und chinesische Schrift.

Kenntnisse sind in keiner dieser Sprachen vorhanden. Also erstmal null Orientierung und eine gewisse Unsicherheit. Zum Glück geht die Straße immer schnurgerade aus Richtung Ulugqat, so dass wir die Schilder erstmal ignorieren können. Dennoch ein interessantes Gefühl.

Mit über 75 Sachen heizen wir durch die neue, lehm-braune Landschaft. Es geht auf und ab. Vor der Dunkelheit steht das Zelt hinter Sandhaufen am Straßenrand. Wenige Meter weiter brummen die LKW vorbei. Die erste Nacht in China ist daher recht laut. ()

Als wir das erste Dorf erreichen bin ich besonders gespannt auf die Menschen. Wie reagieren sie auf die seltsamen Menschen auf Rädern?

Es ist erstaunlich: Mit dem Grenzübergang scheinen sich auch die Menschen verändert zu haben. Es gibt kein wildes Gekreische mehr, kein unfreundliches "Hey Tourist! Tourist!". Statt dessen freundliches Lächeln und leises Winken. Toll! Danke!

Die weitere Strecke ist geprägt von interessanten Felsstrukturen, Lehmhütten, Kamelen und dem Roten Fluss. Der Rückenwind ist stark und wir fegen gemeinsam mit Höchstgeschwindigkeit die Berge runter Richtung Kashgar (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/ulugqat/).

Vor Kashgar wird die Straße eine echte Autobahn (). Der Verkehr wird durch die zahlreichen Kontrollpunkte schön ausgedünnt, so dass wir die Fahrbahn fast für uns alleine haben. Das Fahren macht richtig Spaß. So viel Platz!

In Kashgar-Stadt gibt es leider mehrere brenzlige Situationen mit Mofafahrern. Die meisten Mofas haben Hybrid-Motoren und fahren in der Stadt mit dem Elektroantrieb. Nur am Berg knöttern sie los. Gepaart mit der (für uns) äußerst rücksichtslosen Fahrweise ist das ein echter Schock und verdammt ungewohnt und damit gefährlich.

Ich wünsche mit ein extra-lautes Hup-Horn, kann aber nirgends eins finden.

Ja, die Großstadt überfordert uns (Einheimische werden darüber schmunzeln). Erste Versuche, Einheimische zwecks Orientierungshilfe zu Rate zu ziehen, scheitern völlig. Sie verschlimmern die Orientierungslosigkeit noch mehr.

Wir folgen unserem Gefühl und finden auch kurz darauf einen Buchladen, in dem ich eine Karte kaufe und Ron wieder treffe. Wir hatten uns in Bischkek getroffen. Außerdem hatte Noel ihn in Georgien kennen gelernt.

Ron führt uns in sein Hotel. Beim anschließenden Festessen feiern wir unsere Ankunft und das Wiedersehen.

Am nächsten Tag wechseln wir in das günstigere YouthHostel am anderen Ende der Stadt, wo wir eine gute Woche verbringen wollen, bevor es in die große weite Wüste geht.

Date:    17 Oct 2009 11:36
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Qinghai, Qinghai, China
Weather:    7° Mostly Cloudy

Lebenszeichen - Alles OK!!

Bin gut in China angekommen und gerade in Huatogou - mitten im Nirgendwo der Provinz Xinjiang.

Mir geht es gut!!

Seit Osh reise ich zusammen mit Noel (USA). In Kashi ist Ron (Niederlande) mit von der Partie.

Nächstes Ziel ist Xining, dann Kumning.

Hinter mir liegen unbeschreibliche Wochen:

Prachtvoller Abschied aus Kirgistan. Tagelang folgen uns auf der rechten Seite die schneeweissen Gipfel des Pamir Gebirges. Morgens taucht aus dem Nichts ein kirgisischer Schaefer auf und einen Augenschlag später geniesse ich meinen erster Ritt auf einem echten kirgisischem Pferd. Toll!

Dann wieder elend lange Holperpisten bis zur Ankunft im grosse Land China. Die Seidenstrasse ist echte Knochenarbeit!

Erste Tuchfühlung mit China während meiner Erholungswoche in Kashi inkl. Chinglisch-Highlights, unglaublichen Missverständnissen und echten kulinarischen Leckerbissen.

Anschliessend Durchqueren der zweitgrößten Wüste der Welt (http://de.wikipedia.org/wiki/Taklamakan) auf guter Strasse... leider mit unzähligen NERVIGEN Unterbrechungen wegen Brückenbauarbeiten.

Alles unter der Haube der längsten Kommunikationssperre seit Beginn meiner Reise.

Die Strecke war sehr anstrengend, prägend und wunderschön. Rondolf ist wohlauf.

Meine 2-Liter-Sigg-Alu-Flasche ist im Nachtfrost geplatzt. Sonst ist alles bestens!

Date:    21 Oct 2009 13:16
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Delingha, Delingha, Qinghai, China

Eiskalte Sandstrahler

Die letzten Tage sind vor allem eines: SEHR kalt!

Es sind sternklare Nächte. Morgens wache ich bei -10 Grad Celsius und weniger auf. Tagsüber steigt das Thermometer kaum über 10 Grad. Der Wind ist eisig. Im Windschatten wärmt die Sonne etwas.

Abends erlaubt ab und an ein kleines Feuer (ich habe ein paar Holzstücke im Sand gefunden) kurze romantische Minuten in der Wüstennacht, aber sobald die Sonne weg ist verkriechen wir uns rasch ins Zelt.

Ich fühle mich gut ausgerüstet - wusste ja dass es kalt wird - und friere dank der guten Kleidung kaum.

Der Schlafsack ist am Limit, aber noch ausreichend warm. Nachts lege ich meine Jacken drüber und stopfe den Fussteil mit meiner Radhose aus. Das Trikot lasse ich an. Morgens bin ich so mit wenigen Handgriffen warm angezogen.

Alle Körperteile sind in Ordnung und bestens intakt.

Dennoch habe ich durch diese Umstände beschlossen, auf weitere Berge zu verzichten und so schnell wie möglich in den wärmeren Süden zu ziehen.

In der Wüste ist tagelang ewig weit nichts ausser Sand und Fels zu sehen. Bin dadurch etwas ins Zweifeln gekommen, weil ich in dieser Ödnis mein China-Visum "verbrauche" und noch gar nicht viel von China gesehen habe.

Bin gerade in Delingha und versuche, mein Visum um weitere 30 Tage zu verlängern.

Da der Weg doch länger ist als ursprünglich angenommen, entscheide ich mich für die Fahrt mit dem Nachtbus. Ron begleitet mich. Noel fährt alleine weiter. Wir planen eine gemeinsame Weiterfahrt ab Delingha.

Und so warten Ron und ich fünf Stunden lang in einer kleinen Siedlung mitten in der Wüste auf den Nachtbus Richtung Delingha. Bis kurz nach 19 Uhr ist unklar, ob der Bus hier überhaupt hält und ob er uns mitnimmt.

Um 19:13 Uhr scheuchen uns zwei Frauen vom Esstisch und zeigen uns an, dass der Bus um 19:30 Uhr vor dem Laden stoppt. Schnell bezahlen wir unser Essen und Bier und bereiten unsere Räder auf die Fahrt vor.

Und tatsächlich: Pünktlich hält der Bus und ein paar Diskussionen später sind unsere Taschen verstaut und die Räder hängen zwischen den Betten. Das ganze wird von duzenden chinesischer Augen verfolgt, die uns verschlafen aus den Fenstern anstarren.

Als Trost sitzen wir ganz vorne beim Fahrer, geniessen bei ruhigem Motorenbrummeln den sternen-besetzten Wüstenhimmel, erhalten Obst und gute Ratschläge für die Weiterfahrt.

Gegen 23 Uhr wird die Stimmung ruhiger als mitten in der dunklen Nacht plötzlich ein grosser Sandhügel auftaucht - auf der Strasse! Ohne Ankündigung (!) ist ab hier die Weiterfahrt gesperrt. Kein Schild, keine Beleuchtung, nichts!

Beim Versuch auf die Nebenstrecke zu wechseln bleibt der Bus quer im Sand stecken. Mit vereinten Kräften hieven wir ihn wieder aus der Versenkung. Der Riss in meiner rechten Schuhsohle ist wieder etwas größer geworden. Total verstaubt und erschöpft fahren wir weiter.

Kurze Zeit später befinden wir uns auf der Nebenstrecke und tratschen so gut es geht mit den Mitreisenden über unsere Reise. Dann tut es einen Schlag und der Bus überfährt ein junges Reh. Es wird kurzerhand in den Bus gehievt und es geht weiter.

Durch diese Umstände erreichen wir Delingha leider erst gegen 2 Uhr in stockfinsterer Nacht. Eine Geisterstadt erwartet uns. Es wimmelt von blinkenden Hotels, doch keines mag uns aufnehmen - auch die "Touristen-Hotels" weigern sich.

Sehr nervig und trotz Erzählungen anderer Chinareisender schwer zu verdauen: selbst in den für Touristen "freigegebenen" Hotels spricht bis jetzt KEINER auch nur einen Brocken Englisch. Ein kleines Wörterbuch hilft uns zum Glück weiter.

In fünf Hotels winken uns verschlafene Rezeptionistinnen unmotiviert ab… bis Rons Geduldsfaden platzt. Durch sein etwas schrofferes Auftreten bekommen wir dann doch eine Luxus-Suite und können uns endlich duschen, aufwärmen und entspannen.

Morgens geht's gleich zum Polizeirevier. Zum Glück kann der Beamte etwas Englisch. Dennoch dauert alles elend lang. Der Drucker spinnt... wir sollen morgen wieder kommen.

Ausserdem macht uns der Beamte deutlich, dass wir uns hier in einem Bereich befinden, der für Touristen gesperrt ist. Die Recherche auf der englischen Wikipedia-Seite erklärt: "It is closed off to foreigners due to nuclear testing." (http://en.wikipedia.org/wiki/Delingha)

Wenn ich das neue Visum in der Tasche habe, fahre ich entweder mit dem Rad, Bus oder Zug über Xining Richtung Lanzhou (http://de.wikipedia.org/wiki/Lanzhou).

PS: Da ich meine Website nicht aufrufen kann (Blogger wird hier geblockt), kann ich auch keine Kommentare freischalten. Ich freue mich jedoch über jede Nachricht und natürlich auch über Bilder (am besten für iPod optimiert - also nicht zu gross)!

Date:    28 Oct 2009 07:57
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Xining, Xining, Qinghai, China

Wüste Pläne - Von Kashgar nach Xining

​27. September bis 28. Oktober

Der Basar der Stadt ist langweilig und doof, der Besuch auf dem Tiermarkt ernüchternd (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/livestockmarket/). Es gibt fast mehr Touristen als Tiere zu bestaunen. Zudem sind die Umstände, wie die Tiere behandelt werden, eigenartig, was aber jedem Besucher vor dem Besuch klar sein sollte. Ich bin jedenfalls froh wieder zurück zu sein, um den Dung von meinen Schuhen zu waschen und meine Sachen für die Abreise vorzubereiten.

Das YouthHostel verfügt über eine Waschmaschine und einen großen Duschraum, so dass ich dort das Rad putzen konnte (Nein, die Dusche wurde dadurch NICHT schmutziger! Es ist erstaunlich, wie wenig die Sanitäranlagen hier gereinigt werden).

Das Rad und meine Kleider sind picobello sauber, die Kette frisch geölt und die Reifen aufgepumpt. Ich bin bereit für die Abfahrt.

Bilder aus Kashgar: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/kashgar/

Am Montag, den 28. September geht es los Richtung Yengisar, dem ersten größeren Ort auf der Südstrecke durch die Taklamakan-Wüste. Im Gegensatz zur Ankunft finden wir schnell aus der Stadt, werden aber am ersten Kontrollpunkt zurückgewiesen. Die Südstrecke ist für ausländische Radfahrer gesperrt. Wir können entweder mit dem Auto oder Bus weiterfahren. Oder die Nordstrecke fahren...

Doch so schnell geben wir nicht auf und versuchen, den Kontrollposten zu umfahren (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/escapingkashgar/), was auch gut gelingt. Leider wartet nach 70 Kilometern ein weiterer Kontrollposten.

Dort erklärt man uns, dass eine Weiterfahrt unmöglich ist und wir zurück nach Kashgar müssen.

Nach einigen erfolglosen Erklärungsversuchen (too far, sleep, dark!) unsererseits machen wir kehrt und versuchen uns über eine schmale Brücke unbemerkt an dem Posten vorbeizuschleichen.

Im nächsten Dorf machen wir Rast, essen eine ordentliche Portion Lagman und wundern uns über die große Menschentraube, die sich um unsere Fahrräder bildet. Als wir die letzten Nudeln schluzeln, deuten uns zwei Männer an, ihnen ins Polizeigebäude zu folgen. Betroffen machen wir uns mit den beiden auf den Weg.

Ich befürchte schlimmstes, versuche mich an die Telefonnummer der deutschen Botschaft zu erinnern und bin überrascht, als uns als erstes ein großer Teller mit Melonenstücken spendiert wird.

Die Beamten sind sehr freundlich. Langsam verflüchtigen sich meine Befürchtungen. Lange Minuten später erscheint der Chef mitsamt Protokollant und fragt uns nach Sinn und Zweck unseres Aufenthaltes aus. Reisepässe werden begutachtet. Weitere Fragen gestellt.

Wir befinden uns in einem Sperrgebiet und müssen es so schnell wie möglich verlassen. Der Aufenthalt ist nur mit einer speziellen Genehmigung möglich, die mindestens drei Tage Bearbeitungszeit benötigt.

Immer wieder betonen wir, dass wir unbedingt so schnell wie möglich nach Yengisar müssen - nicht nach Kashgar! - was irgendwann auch verstanden wird. Um sicherzustellen, dass wir sicher aus dem Gebiet kommen, erhalten wir Polizeigeleit bis zur Stadtgrenze.

Und so folgen wir dem Polizeiauto bis aufs Feld irgendwo zwischen Kashgar und Yengisar. Dort angekommen lassen uns noch eine schriftliche Genehmigung ausstellen, dass wir bis nach Yengisar fahren dürfen. Die Genehmigung ist in zwei Minuten geschrieben. Mit festem Händedruck bedanken wir uns und machen uns auf ins Ungewisse.

Es ist schon dunkel, als wir die Suche nach einem Hotel aufgeben und links ins Feld flüchten. Die Straße ist gesäumt von Maisfeldern, die eventuell einen schönen Zeltplatz bieten.

Als wir unsere Zelte aufstellen wollen, entdecken wir einen Bauern, den wir um Erlaubnis fragen. Er verneint und führt uns zu seinem Haus, wo wir gemeinsam essen und auch einen Schlafplatz finden.

Dankbar und erschöpft schlafen wir ein, bis uns um kurz nach 1 Uhr lautes Geklopfe weckt. Die Polizei steht in der Hütte und wir müssen sofort raus. Unsere Räder werden unsanft in einen kleinen Bus gestopft und wir fahren mit zwei Polizisten nach Yengisar bzw. bis kurz vor Yengisar, denn als im Dunkeln ein weiterer Kontrollposten erscheint, bremst der Fahrer scharf und weist uns an, ab hier mit dem Rad weiter zu fahren.

Kaum sind die Räder ausgeladen, braust der Wagen mit quietschenden Reifen davon. Frierend stehen wir in der stockfinsteren Nacht mitten in der Wüste vor einem chinesischem Kontrollposten. Ungewiss, ob wir diesmal durchkommen überlegen wir, ob es eine schlaue Idee ist, ohne Licht an den Wachmännern vorbeizufahren.

Wir entscheiden uns, mit Licht und ganz selbstverständlich weiterzufahren, was auch bestens gelingt. Die Wachmänner grüßen freundlich und wir passieren den Kontrollposten ohne Schwierigkeiten.

Mein Herz schlägt bis zum Hals vor Freude und ich versuche meine erste Nachtfahrt auf der Reise zu genießen. Der Sternenhimmel ist traumhaft, die Temperaturen erträglich und kurze Zeit später erscheinen auch schon die Lichter von Yengisar.

Dort angekommen suchen wir ein Hotel, was zu dieser Uhrzeit sehr sehr schwierig ist. Hintergrund: Als ausländischer Tourist darf man nur in bestimmten (Touristen-)Hotels übernachten. Diese sind meist extra eingezäunt und bewacht.

Daher gibt es unter diesen Umständen mindestens zwei Barrieren mehr zu überwinden, um an ein warmes Bett zu gelangen:

  1. Wachmann wach machen
  2. Rezeptionistin wecken

Oft kommt auch noch ein dritter Punkt hinzu:

  1. Rezeptionistin überzeugen, dass man hier ein Zimmer beziehen MUSS, da sonst keine andere Schlafmöglichkeit in der Stadt existiert.

Das ist meist der schwierigste Punkt.

Zum Glück treffen wir auf der Straße einen Chinesen, der uns bei 1) hilft. 2) wird von uns höchstselbst erledigt, da sich die Eingangstür nur sehr lautstark öffnet.

Bei 3) hilft uns die Polizei, die von der völlig überforderten Rezeptionistin gerufen wurde. Es erscheinen fünf Polizisten. Ein Polizist kann gut englisch und übersetzt uns. Als die Sachlage allen klar ist, dürfen wir für eine Nacht in dem Hotel übernachten.

Auf dem Zimmer feiern wir unseren Triumph über die chinesische Sturheit in der Hotelbranche und trinken auf die netten Polizisten, die uns heute echt weitergeholfen haben. Auf unserem Tacho stehen 127 Kilometer und wir sind nur einen Steinwurf von Kashgar entfernt... erschöpft und sehr erleichtert schlafe ich ein.

Nach einer kurzen Nacht beginnt der restliche Tag des 29. September erstmal mit einem ausschweifenden Mittagstisch. Die 130 Kilometer bis nach Shache sind dadurch erträglich.

Meine erste Wüsten-Fahrt ist ernüchternd. Die Sicht ist durch aufgewirbelten Sand auf wenige Kilometer beschränkt. Man sieht weder die Berge des Himalaya-Gebirges noch die nächste Stadt. Dazu ist es schwül-heiß und windig. Und das für Wochen (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/taklamakandesert/).

Highlights der Wüsten-Zeit sind

  1. iPod hören. Per Zufallsmodus werden mir Lieder vorgespielt, die perfekt zur Situation passen und die Ewigkeit etwas verkürzen. Beispiele: Peter Licht - Gerader Weg oder Keep On Moving Isolee Rmx… Herrlich!
  2. Ankunft in einer Oase. Nach der langen sand-braunen Phase ist jeder Tupfen Grün Balsam für die Seele!
  3. Halbgefrorenen Eistee trinken. Anfangs gibt es noch regelmäßig Buden am Straßenrand, die kühle Getränke anbieten. Zum Teil sind die Flaschen gefroren, was der trockenen Kehle sehr gut tut.
  4. Toilette mit funktionierendem Abfluss. Plumsklos sind besser als europäische Klos ohne Spülung.

Miesepunkte:

  1. Sehr anstrengend sind die Brückenbauarbeiten an der Straße. Dadurch müssen wir den guten Belag verlassen und auf Staubpisten weiterfahren. Meist sind diese Abschnitte mehr als 40 Kilometer lang und es dauert Stunden, bis die Straße wieder durchgängig befahren werden kann. Zudem schmerzen die Handgelenke unangenehm, weil das Rad so oft durch knöcheltiefen Staubsand geschoben werden muss. Spurrillen im Staub führen zu leichten Um(n)fällen.

  2. Fehlinformationen auf unseren Landkarten. Ich führe drei Karten mit: eine chinesische Karte (Stand 2009), eine aus deutschem Hause (2008) und eine ungarische (2007?). Alle drei zeigen unterschiedliche Streckenverläufe und Städte an. Die chinesische Karte weißt sogar jedes Toilettenhäuschen als Stadt aus (weißer Punkt), was vor allem in der noch kargeren, wasserloseren Wüste von Qinghai fatale Folgen haben kann!

  3. Wind. Ab 11 Uhr bis 19 Uhr herrscht auf der Straße eine dermaßen steife Brise, dass trotz vollem Körpereinsatz die Geschwindigkeit weit unter dem Durchschnitt liegt. Einziges Rezept gegen diesen Krampf: Nachtfahrten.

So vergehen die Tage in der Taklamakan-Wüste und am 16. Oktober erreichen wir Qinghai über einen der längsten und kräftezehrendsten Anstiege. Die Muskeln sind nach der Wüste leer. Es gibt keine leicht verdaulichen Proteine, um die Muskeln zu stärken, die Mehlspeisen zu süß, um lange Energie zu liefern.

In Qinghai erwartet uns das Qaidam Basin (http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/qaidambasin/) mit einer grauen Sandwüste und NEU! interessanten Felsen. Sogar ein See ist in Aussicht! Es macht deutlich mehr Freude hier zu fahren!

Die erste größere Stadt Huatugou lädt mit ihren zahlreichen Restaurants und Internet-Cafes zu einem Rast-Tag ein. Die meiste Zeit verbringe ich mit Essen und dem Bildupload auf Flickr.

Am 18. September geht es wieder zurück in die Wüste. Ich bin heute 5 Monate unterwegs, dennoch ist mir nicht zum feiern zumute. Bei Temperaturen um -10 Grad Celsius geht es morgens aus dem Schlafsack. Tagsüber misst das Thermometer maximal 10 Grad und irgendwann ist auch die schönste Felslandschaft ... Felslandschaft.

Highlight dieser Tage ist mein Felgenbruch, den ich erst 100 Kilometer nach Huatugou bemerke und die Busfahrt nach Delingha (s.u.).

Wenn es in dieser Wüste mehr Versorgungsstellen gäbe, wäre es weitaus interessanter. Landschaftlich hat es mir hier besser gefallen als in der Taklamakan-Wüste.

Dennoch bin ich froh, dass sich die Landschaft wieder mehr mit grün füllt.

Ich fahre durch tiefgrüne Schluchten Richtung Xining und bin gespannt, wie sich die Landschaft um Chengdu – meinem nächsten Ziel – ändert.

Date:    28 Oct 2009 19:45
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Xining, Xining, Qinghai, China

Bin in Xining

Heute geht's bei bester Laune mitten rein ins chinesische Treiben!

Ich verlasse endgültig die ruhige, weite Landschaft Qinghais und stoße in strammer Talfahrt in die Provinzhauptstadt vor - die erste größere Stadt seit Wolgograd!

Dabei wurde es gerade richtig schön: Ab Delingha kommt wieder Leben in den Radleralltag. Die staubgraue Sandlandschaft verschwindet. Es wird wesentlich grüner und lebhafter um mich herum. Pferde, Schafe und Yaks säumen das Blickfeld. Eine echte Wohltat nach den langen, leeren Kilometern in der Wüste.

Dennoch hat die Ödnis Spuren hinterlassen. Nach Wulan empfängt mich der Mann mit dem Hammer: Ich bin völlig kraftlos, demotiviert, leer. Die Beine wollen nicht mehr treten und im Kopf sammeln sich die wildesten Ideen und Argumente, weshalb ich hier und jetzt sofort vom Rad steigen darf. Es muss doch einen Weg geben, wie ich irgendwie anders nach Xining komme - ohne mich durch den scharfen Wind Meter für Meter durchs Tal zu quälen.

Grausame Stunden vergehen bis zur Rast in einem kleinen Städtchen nahe des Kohlebergwerks. Der warme Tee in der zügigen Stube lässt kurz die eisigen Temperaturen vergessen. Dann geht es weiter bergan Richtung Tianjun.

Auf halbem Weg lädt eine buddhistische Gebetsstätte zur erneuten Rast ein. Die Extra-Portion Räucherstäbchen und die güldenen Statuen in der Felsgrotte setzen neue Kräfte frei und ich überrasche mich selbst mit einem sagenhaften Antritt am Berg.

Wie verwandelt verputze ich den folgenden 3843 Meter hohen Pass, lasse mich anschließend 30 Kilometer locker bis nach Tianjn ausrollen und genieße dabei überglücklich den bombastischen Blick ins weite, offene Tal.

Zahlreiche Yakherden grasen in der Abendsonne, vereiste Seen schimmern und die schneebedeckten Berge säumen den Horizont. Gänsehaut - diesmal nicht von den -1 Grad Celsius, sondern weil die Strapazen diesmal "belohnt" werden. Das erste Mal seit hunderten von Kilometern.

Den inneren Schweinehund lasse ich auf der anderen Seite des Berges liegen, esse ordentlich mit einem chinesischem Lehrer zu Abend und starte am nächsten Morgen ohne Schwierigkeiten gemütlich durch bis nach Gangcha.

Die weite Aussicht auf den tiefblauen See, viele lächelnde Menschen am Straßenrand und euphorisch jubelnde Motorradfahrer mit riesigen Brillen, langen Kutten und blauen Sturmmasken mit großem Bommel on-top machen das Radfahren zum Fest.

Den 3448 Meter hohen Hügel nach Gangcha spüre ich kaum. Dafür gibt es danach fast 70 Kilometer zackige Abfahrt durch das tiefgrüne Tal nach Huangyuan.

Die Ruckelpiste erfordert höchste Konzentration. Bodenwellen und Spurrillen zwingen den Blick auf die Fahrbahn. Dabei ist der Blick auf die Berge oft so schön, dass ich anhalten möchte.

Doch seit Huangyuan nimmt der Verkehr drastisch zu. Es wird soviel gehupt, dass mir fast die Sinne schwinden. Oft ist gar nicht mehr auszumachen, woher das Hupen kommt. "Stur Spur halten" hat sich da bisher sehr gut bewährt.

In Xining finde ich schnell ein gutes, günstiges YouthHostel - sogar mit WIFI und kleiner Lounge! Endlich kann ich neue Musik (und Spiele) auf meinen iPod laden! :)

Morgen ist Ruhetag = Wäsche waschen, Stadt angucken, Kräfte sammeln. ... und meine Weiterfahrt planen. Ein leidiges Thema, das ständig im Kopf rumwuselt.

Mit einem großen Glas Milch in der Hand sende ich ganz viele Grüße gen Heimat!

Date:    2 Nov 2009 10:31
Tags:    Blog, Orga, Reise

Info: Reisebilder auf Flickr neu sortiert!

Kurze Info für alle, die Interesse an meinen Fotos haben:

Unter der folgenden Adresse erscheinen alle Reise-Bilder nach Reiseland gegliedert

http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/collections/72157622603409566/

Eine weitere Möglichkeit, die Bilder zu erkunden, ist über meine Schlagwörter:

http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/

Freue mich über Kommentare und neue Flickr-Kontakte ;)

Viele Grüße

Christian

Date:    2 Nov 2009 19:42
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Xining, Xining, Qinghai, China

Zügig nach Chengdu

Hurra!

Auf den letzten Etappen konnte ich soviel Bonusmeilen sammeln, dass ich nun den Streckenteil bis Chengdu mit dem Zug fahren darf. ;-p

Ab Chengdu geht es mit dem Rad weiter bis Kunming.

Morgen früh um 9:24 Uhr Ortszeit (wenn ihr hoffentlich selig schlummert) geht es los. Mein Rad habe ich heute am Frachtschalter aufgegeben. War sehr abenteuerlich, hat aber reibungslos geklappt.

Warum Zugfahrt? Ich hoffe, dadurch etwas schneller in den südlicheren Teil Chinas zu kommen. Die Bilder und Erzählungen anderer Reisender lassen großes erwarten. Die Alternative per Rad ist mir schlicht zu riskant (Zeit, Kälte). Mag pünktlich in Kunming ankommen, um dort mein Visum weiter zu verlängern (2 Mal sollte gehen), Visa für weitere Länder zu beantragen und und und.

Die Fahrt dauert bis 10 Uhr ebbes am nächsten Tag... also gute 25 Stunden. Bin gespannt, wie die Chinesen Züge bauen und melde mich dann aus Chengdu wieder.

Viele Grüße und bis bald! Euer Chistrain

Date:    4 Nov 2009 09:21
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    老沈青年旅舍 Sim's Cozy Garden Hostel, Chengdu, Sichuan Sheng, China

Ein Chris namens Panda

Bin gut in Chengdu angekommen. Die Fahrt war kurzweilig und lustig.

Nach fast zwei Stunden Warten kann ich auch endlich mein Rad am "China Railway Express (!) Co., Ltd"-Schalter abholen. Mein Bart ist DIE Attraktion, was die Wartezeit etwas erträglicher macht. ;)

Mehr noch als die tausend Fragen interessierter Chinesen (wahlweise auf chinesisch, tibetanisch oder chinglisch) bringt mich aber das neue schwül-warme Klima hier ins Schwitzen.

Es gut 10 Grad wärmer als in Xining und die Straßen sind noch breiter, voller, lauter. Juhu!

In einem YouthHostel (www.gogosg.com) komme ich unter. Hier wimmelt es nur so von Backpackern und anderen Touristen.

Gehe jetzt erstmal frühstücken (Pandasteak?) und das Viertel erkunden. Bis bald!

Euer Christian aus Pandacity

Date:    7 Nov 2009 12:20
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Chengdu Research Base Of Giant Panda Breeding, Chengdu, Sichuan Sheng, China
Weather:    16° Clear

Pandamania

Chengdu, 4. bis 7. November

Der Wecker klingelt um 7 Uhr - Juhu Pandazeit! Ich mache einen Ausflug zur Panda-Brutstation in Chengdu!!

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622774200160

Das erste Mal auf meiner Reise nehme ich dazu eines dieser "Ausflugspakete" für Touristen an: Fast jedes Hotel oder Hostel organisiert Fahrten zu diversen Sehenswürdigkeiten im Umland.

Diese Art von Ausflug verabscheue ich eigentlich, denn a) komme ich an diesen Sehenswürdigkeiten mit dem Rad sowieso vorbei oder b) interessieren mich diese "Sehenswürdigkeiten" nicht, da zu überlaufen.

Diesmal steige ich jedoch - im wahrsten Sinne des Wortes - von meinem hohen Ross (Fahrrad) und lasse mich ein in den vermeintlichen Touristennepp. Zudem sind Rafael (Valencia, Spanien) und Elay (Israel) mit von der Partie - sympathische Mitbewohner im YouthHostel.

Das Paket kostet rund 5 EUR und beinhaltet Bustransfer und meine eigene PandaCard, was mir recht fair erscheint. Nachdem die PandaCard offiziell registriert ist (Ausweis, Telefonat mit Panda-Konsulat), erhalten wir das OK und die Reservierung für unsere Bus-Sitzplätze.

Dabei törnen mich die kleinen Pummel eher ab, als dass sie mich interessieren.

Faul, fett und langweilig - so gestaltete sich grob gesagt bis heute Vormittag mein Bild von Pandabären.

JEDOCH: Der Besuch und überhaupt die gesamte Organisation war toll, angenehm entspannt und vor allem SEHR LUSTIG!

Wir kommen um kurz nach 8 Uhr im Gehege an. Es ist ruhig, sehr grün und überraschend sauber.

Als wir eintreffen ist gerade Fütterung und der erste Panda jagt einem Apfel nach, der von einem Pfleger über ihm hin und her gehoben wird. Wow! Gar nicht faul.

Auch die anderen Bären sind überaus aktiv, balgen wie kleine Bengel im Dickicht, stupsen sich hinterhältig von der Schaukel und klettern übermütig in die Bäume, von wo sie kurz darauf wieder mit einem lauten Plumps herunter fallen.

Oft habe ich das Gefühl, dass uns hier kleine Kinder in Panda-Kostümen etwas vorspielen. Es ist herrlich!

Der Touristen-Trubel hält sich in Grenzen. Etwas ungewohnt ist das "OK let's go!", mit dem wir freundlich aber bestimmt zum nächsten Gehege geschoben werden. Als wir den Park verlassen, sehen wir die erste LAUTE chinesische Gruppe - mit Fähnchenträger und Megaphon ausgestattet. Glück gehabt!

Gegen Mittag kommen wir ausgelassen wieder im Hostel an und geniessen abends das leckere BBQ, wo ich Jessica aus Leipzig treffe. Sie war auch lange mit dem Rad in der weiten Welt unterwegs und besucht China diesmal für ihr Biologie-Projekt. Danke für den kurzweiligen Abend und viel Erfolg beim Projekt!

Am nächsten Tag plane ich meine Weiterfahrt und spreche lange mit Peter über China und die Gegend hier.

Tags drauf verlasse ich Chengdu mit gemischten Gefühlen. In der Stadt gibt es sicher noch sooo viel zu entdecken, andererseits zieht mich auch die Natur des Umlands mächtig an.

Mir ist erneut klar: in China kann man Jahre verbringen, wenn man möchte. Es gibt so viel zu sehen! Ich muss aber weiter, denn mein Visum lauft bald (wieder) aus. In Kunming versuche ich es nochmal zu verlängern.

Date:    9 Nov 2009 13:26
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Leshan, Leshan, Sichuan, China
Weather:    13° Partly Cloudy

Emei fuer Dich!

Heute starte ich von Heilongtan aus Richtung Leshan. Der grosse Buddha ruft!

Als ich aus dem Hotel steige, traue ich meinen Augen kaum: Nebel!

Die Sicht ist teilweise weit unter 25 Metern. Kurven, Mofas, Fußgänger erscheinen aus dem Nichts.

In den Bergen rings um mich herum hupt es im Nebelweiss. Irgendwie lustig aber auch sehr anstrengend.

Die Autos fahren meist ohne Licht - dafür aber mit Warnblinker und HUPE.

Nach Über 100 Kilometern erreiche ich Emei - bei einbrechender Dunkelheit.

Etwas beruhigt mich: Auch bei Tageslicht hätte ich von den umgebenden Bergen nichts gesehen. Es ist den ganzen Tag sehr diesig.

Date:    14 Nov 2009 09:19
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    老沈青年旅舍 Sim's Cozy Garden Hostel, Chengdu, Sichuan Sheng, China

Flotte Beats und Disco-Westling

Chengdu, 14. November

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622688889929

Heute versuchen Ethan, sein Bruder und ich ins chinesische Nachleben einzutauchen. Zur Auswahl steht das "Bar"-Viertel und die Bar 88 etwas weiter weg.

Wir besuchen alle uns empfohlen Clubs und alle sind schrecklich.

Vielleicht bin ich (doch) zu al... nervös wegen der Visa-Angelegenheit am Montag. Plane ständig Plan B, C, D und kann mich einfach nicht so richtig locker machen.

Fazit: Das Nachtleben lässt mich völlig kalt. Es ist eine Mischung aus Karneval, Budenzauber und zu viel Alkohol mit seltsamen Ritualen und Tanz-Trinkspielen. Smalltalk mit den interessierten (meist sehr angesäuselten) Chinesen ist bei der übersteuerten Musikanlage unmöglich und sehr lästig.

Als eine kleinwüchsige - rabenvolle - Chinesin mit knallbuntem Kunsthaar versucht mit uns zu feiern, geht meine Stimmung noch weiter in den Keller. Durch ihre unkoordinierten Bewegungen stößt sie unsere Gläser um und verschüttet ihr halbes Glas. Und schwups ist sie in der tobenden Menge verschwunden. Dank!

Zum Glück finden wir ein kleines Straßenrestaurant, wo wir uns bei einem guten, günstigen Bier einen Mitternachtssnack gönnen und unsere Kleider trocknen.

Kölner Lesern mag das Stichwort "Flotte" das passende Bild vors geistige Auge zaubern. Für alle anderen: Die "Flotte" ist ein Köllner Karneval-Lokal im Studentenviertel. Mit "auf den Tischen tanzen", viel zu vielen viel zu betrunkenen jungen Menschen und so weiter. Etliche Westler sehe ich beim Abspacken zu. Aliens, in der Tat.

Die Musik ist schief, laut und ach, einfach schrecklich schrecklich. Zudem verliere ich irgendwann Ethan und bin dann alleine.

Um vier Uhr steige ich ins Taxi, fahre zurück ins Hostel und hole mir vom Nachtportier eine verbale Abfuhr, weil ich ihn zu dieser Zeit aus dem Bett klingele.

Ich bin heilfroh als ich endlich im Bett liege und im Stillen das Fiepen im Ohr genießen kann.

Wenige Stunden später sitzen wir etwas verkatert, aber komplett im Taxi Richtung Süden, zu den Endspielen der World Cyber Games!

Date:    14 Nov 2009 17:23
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Emeishan, Emeishan, Sichuan, China
Weather:    11° Mostly Cloudy

Grün grün grün ist alles was ich sehe

Emei / Emeishan, 9. bis 14. November

Bilder: Die heiße Gute-Nacht-Dusche im Hotel macht den Kopf frei und die Beine schön schwer.

Ich schlafe so gut, dass ich am nächsten Morgen beschließe, noch einen weiteren Tag hier zu bleiben und die Umgebung des magischen "Emei" zu erkunden. Überall sind Schilder zu Naturdenkmälern aufgestellt. Um mich herum sehe ich jedoch nur den grauen Nebel.

Die Entdeckungstour beginnt im nahen Internet-Cafe. Es ist kurz nach 10 Uhr morgens und die Bude ist voll mit Mädels, die chatten. Aus jeder Ecke blubbern in kurzen Abständen die typischen Töne der Chat-Programme. Die Jungens schlafen wohl noch ihren Kampf vom Vorabend aus.

Ein YouthHostel in der Nähe ist schnell gefunden und wenige Minuten später sitze ich beim Frühstück in Teddybears YouthHostel. Die Atmosphäre ist OK und das Zimmer mit 2 EUR wesentlich günstiger als das Hotel (10 EUR).

Es ist einiges los und gegen Abend lerne ich Dennis aus Kiel, Ethan aus USA und seinen jüngeren Bruder aus Israel kennen. Gemeinsam gehen wir auf "Nightsnacking"-Tour. Eine energiereiche Mahlzeit an einem der vielen Fritierbuden der Stadt (Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/Nightsnacking/).

Bei einem kühlen Abendbier beschließen wir, morgen den Berg Emei gemeinsam zu besteigen.

Das Wetter ist mild. Dennoch rechne ich mit Schnee auf dem über 3000 Meter hohen Gipfel und packe entsprechendes Dämm-Material ein.

Es wird ein anspruchsvoller zwei Tagesausflug. Der Weg zum Gipfel besteht fast durchgehend aus Treppenstufen. Durch das feuchte Wetter ist es an manchen Stellen sehr rutschig. Trotzdem machen wir genügend Pausen, um die Landschaft zu genießen, denn die ist einfach unbeschreiblich romantisch, grün... toll!

Gegen Abend zieht ein Sturm auf und wir sind heilfroh, in einem buddhistischen Kloster einkehren zu können.

Dort lernen wir Christina aus der Schweiz und Steve aus Hawaii kennen. Zu fünft teilen wir uns ein Zimmer und haben die mit Abstand lustigste Nacht seit Beginn meiner Reise.

Ethan kommt auf die geistreiche Idee, als Absacker zwei Fläschchen Beijo (http://en.wikipedia.org/wiki/Baijiu) [JA, ekelhaft!] und Spielkarten zu kaufen. Der Plan geht auf: nach wenigen Minuten spielen wir Schweizer Kartenspiele und israelische Kinderspiele. Zwischendurch liegen wir gekrümmt vor Lachen auf den Betten.

Der Wind drückt am einfachen Holzdach der Hütte und es zieht durch jede Ritze. Das "eiskalt" der trockenen Wüste wird hier neu definiert: feuchtkalt zieht es bis auf die Knochen durch. Zum Glück gibt es in den Betten Heizdecken und so können wir etwas ruhiger Schlafen.

Nach gutem Frühstück (sehr einfach, dennoch / deshalb eines der leckersten bis jetzt) geht es weiter zum Gipfel. Die Temperatur liegt um die Null Grad Celsius. Das Wasser an den Pflanzenblättern ist in der Nacht gefroren. Ein Paradies für Fotografen!

Mit jedem Höhenmeter wird der Nieselregel eisiger und am Gipfel erwartet uns ein echtes Schneegestöber. Der Wind ist messerscharf und gespickt mit Eiskristallen. Die Sicht weit unter 15 Metern. Nach wenigen Minuten verlieren wir uns auf der Besucherplattform.

Die berühmte goldene Statue ist leider nur schemenhaft zu erkennen. Doch spürbar ist sie dennoch. Ihre Aura ist beeindruckend und die hunderten Chinesen um uns herum kurz vergessen.

Vergleich: vs.

Schon beim Aufstieg beschließen wir, dass ein Abstieg unter diesen Bedingungen weniger schön ist. Unsere Schuhe sind durchnässt, die Nase kalt und im Kopf schwingt nur noch ein Gedanke: Auf in die "Hot Springs" (=heiße Quellen in Emeishan)!

Die Hot Springs sind toll! Es gibt heißes, sehr heißes und kochend heißes Wasser, Massage, ja sogar eine Sauna ist vorhanden!

Nach über 6 Monaten Schwimmbad-Abstinenz lasse ich mich hier nach allen Regeln der Kunst aufquellen.

Der chinesischen Sauna zeige ich den anderen, was ein ordentlicher Aufguss ist und genieße dann - völlig ausgetrocknet - die anschließende Stunde beim Knetmeister, wo meine verspannten Radfahrer-Muskeln endlich mal wieder weichgedrückt werden.

Zum Abschluss suche ich dann noch mal das dampfende Sudbecken auf, wo sich fast alle Badegäste aufhalten. Bei leichtem Nieselregen stehen hier gut und gerne 50 Chinesen im heiße Wasser, essen Wurst und / oder Popcorn und plaudern. Ich bin der einzige Westler. Es ist herrlich!

Beim Ausgang entdecke ich ein "Fish-Therapy"-Becken, in dem ich kurze Zeit später von hunderten kleinen Fischen an- bzw. abknabbern lasse. Es ist einfach wunderbar. Selten habe ich so eine innige Naturverbundenheit erlebt. Leider sind die Chinesen in dieser Hinsicht weit weniger romantisiert. Nachdem ich tief entspannt im Becken treibe, stürmen vier chinesische Männer das Becken, quietschen und jauchzen bei jedem Knabberchen und zerstören somit jede Entspannung. Trotzdem: Auf jeden Fall mal ausprobieren!

Die Nacht über schlafe ich wie ein Stein und bin am nächsten Morgen wie ausgewechselt. Es ist Freitag und die anderen verabschieden sich Richtung Chengdu - und ich bin wieder alleine. Das ist jedes Mal wieder ein seltsames Gefühl. Nach der heiteren Runde wieder alleine zu sein ist hart.

Ich entschließe nach ewigem Hin und Her, mein Visum anstatt in Leshan in Chengdu zu erweitern. Die Bearbeitung soll in Leshan zwar binnen zweier Werktage abgeschlossen sein, aber es ist Wochenende und ich mag eigentlich weiter ODER die anderen noch mal sehen. Zumal in Chengdu am Sonntag die Weltmeisterschaft im Computerspielen stattfinden.

Schlaftrunken steige ich Samstag früh in den Schnellbus nach Chengdu und erreiche nach zwei Stunden die Stadt. Rondolf bleibt im Hostel. In einer Woche plane ich meine Rückkehr und dann die Weiterfahrt nach Kunming über Leshan.

Schon bei der Einfahrt in Chengdu fühle ich mich wohl, finde schnell das Hostel und genieße beim Donut-Frühstück die warme Gastfreundschaft.

Hoffentlich klappt am Montag alles wie geplant!

Date:    15 Nov 2009 09:51
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Chengdu, Chengdu, Sichuan, China
Weather:    8° Mostly Cloudy

Zocker of the World - Unite!

Chengdu, 15. November

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622688889929

Heute geht es zu den World Cyber Games in Chengdu. DIE Weltmeisterschaft für Computerspiele! Ich bin gespannt. Durch die kurze Nacht kommt mir das Spektakel noch etwas größer vor. %-)

Wir passieren die lange Schlange und sitzen wenige Minuten später zusammen mit tausenden anderen Asiaten zusammengequetscht vor der riesigen Leinwand in der übervollen Halle und warten auf das erste Spiel.

Monate vorher fanden in den jeweiligen Ländern die Qualifikationsspiele statt, diese Woche wurden die Qualifikationsspiele in Chengdu bestritten und heute ist "Final"-Tag! Heute treten die echten Zocker-Helden gegeneinander an. Die Luft ist bis zur Decke mit Spannung gefüllt.

Auf dem Spielplan stehen FIFA 2009 (=Fußballsimulation, Mann gegen Mann), CounterStrike (=Ballerspiel, 5er-Team gegen 5er-Team), StarCraft (=Strategie, MgM) und WarCraft (=Strategie, MgM).

Schon beim erstes Spiel eine Überraschung: Das Fußball-Finale wird von zwei Deutschen bestritten. 'Schland gegen 'Schland! Wie schön!

Das Spiel ist superspannend - fast wie ein echtes Spiel - und die Halle tobt wie im Fußballstadion. Toll!

Anschließend entscheiden die Stars aus Korea die StarCraft-Weltmeister unter sich.

Zum Abschluss gibt es ein chinesisches Doppelfinale in WarCraft. Die Halle wird immer voller und steht bei jedem Angriff oder Konter Kopf.

Die Spieler werden hier wie Stars gefeiert. Es gibt echte Fans, Plakate werden in die Luft gehalten, Reporter kommentieren die Spielzüge! Ein echtes Medienspektakel.

Sehr beeindruckt und verpuzzled verlassen wir gegen Abend die Hallen und erreichen ein paar Stunden später das Hostel.

Morgen fliegt Ethan mit seinem Bruder zurück nach Shanghai. Bei einem Bier in der Hostel-Lounge lassen wir die schönen gemeinsamen Tage ausklingen.

Update

Weitere Hintergrundinfos zur WCG 2009 http://www.sueddeutsche.de/computer/229/494564/text/

Date:    16 Nov 2009 12:01
Tags:    Blog, China, erfolg, Reise
Location:    Chengdu, Chengdu, Sichuan, China

Der schiefe Turn zum Visa

Chengdu, 16. November

Um 10 Uhr mache ich mich im strömenden Regen auf zum PSB, dem Public Security Bureau, um mein Visum zu verlängern. Es ist sehr ungemütlich, die Straßen mit Pfützen gespickt. Ein strammer Wind fegt durch die Gassen.

Mit dem Bus fahre ich in die Innenstadt und finde das Gebäude sofort, hüpfe in die zweite Etage und ziehe meine Nummer.

Nach wenigen Minuten bin ich dran und ich gehe zum Schalter, lege meine Dokumente vor und erkläre, warum ich die Verlängerung benötige. Diesmal werden folgende Dinge verlangt:

  1. Aktueller Kontoauszug bzw. einen Beleg, der beweist, dass ich über genügend Geld verfüge. Die Kopie meiner Maestro- und Visa-Karte scheint aber zu genügen.
  2. Kopie der Foto- und Visumseite im Reisepass
  3. Kopie des Hotelbelegs
  4. Visum-Antrag (Typ L, Maximal 30 Tage, 0-Entries, Expire-Datum 30 Tage ab dem heutigen Tag!)

Die Kopien soll ich im ersten Stock (=Erdgeschoss) anfertigen. Dort angekommen erfahre ich, dass die Kopierer defekt sind. Gegenüber auf der Straße gibt es aber einen Kopierladen.

Dort reihe ich mich in die Schlange ein und haste anschließend wieder zurück zum Schalter. Diesmal winkt mich eine andere Beamtin herbei.

Das geht ja alles ziemlich zackig heute, denke ich mir, als mir die Sachbearbeiterin beim Durchblättern des Passes zu verstehen gibt, dass ich für mein Visum KEINE Verlängerung erhalten werde. Ich muss binnen drei Tagen ausreisen.

Meine Erklärungsversuche, dass das mit dem Rad unmöglich ist, kann ich mir sparen. Sie steht auf und verschwindet zum Mittagstisch. Es gibt kein Pardon, ich erhalte keine Verlängerung.

Grund für ihre Entscheidung ist , dass ich damals in Delingha mein Visum vom Typ F (=Business-Visum) in ein L-Visum (=Touristen-Visum) umgeändert habe. Dieses L-Visum ist NICHT wie ein normales L-Visum verlängerbar. Schleierhaft ist mir auch, warum ich von der Visa-Agentur ein F-Visum erhalten habe. Wahrscheinlich, weil ich für meinen geplanten Hongkong-Besuch damals ein Multiple-Entry-Visum wollte, was man aber für Hongkong als EU-Bürger gar nicht braucht!! Ich bin stinksauer, für diesen "Service" auch noch viel Geld bezahlt zu haben.

Daher mein Tipp: Zeit für die Visum-Angelegenheiten nehmen! Noel hat z.B. sein chinesisches Visum direkt beantragt (mit kurzer Erklärung, dass es eine Radreise ist) und zurück kam ein L-Visum für 90 Tage!

Etwas bedröppelt fahre ich zurück zum Hostel. Auch wenn ich einen Plan B in der Tasche habe: es tut schon etwas weh, China auf diese Art und Weise verlassen zu müssen, denn gerade fühle ich mich richtig wohl hier.

Beim Mittagstisch beschließe ich, einen kleinen Turn nach Hongkong zu machen, dort ein neues Visum zu beantragen und dann hierher zurückzukommen. Alles andere hat keinen rechten Sinn. Alle Quellen, die ich für diese Entscheidung zu Rate gezogen habe, machen mir Mut an einen Erfolg dieser Mission zu glauben! Drückt mir dennoch die Daumen!

Ja, die Mission "Radreise nach Singapore" ist etwas ins Wanken gekommen. "Was wenn ich kein neues Visum erhalte?" und so weiter... aber auch dazu habe ich einen Plan B in der Hand. Alle wichtigen Dinge sind bei mir, zur Not werde ich halt Backpacker... :-/

Also keine Sorgen machen!

Die aktuelle Sachlage im Überblick:

  • Rondolf steht (ordentlich angekettet) im YouthHostel in Emeishan.
  • Ich bin in Chengdu und fliege morgen früh nach Shenzhen.
  • Von Shenzhen geht es dann rüber nach Hongkong, wo ich hoffentlich nächste Woche mein neues Visum in Empfang nehmen kann.
  • Dazwischen liegt das Wochenende, dass ich mit Daniel aus Gouanzhou verbringen werde, worauf ich mich sehr sehr freue!
  • Sobald ich das neue Visum habe, fliege ich zurück nach Chengdu, hole Rondolf in Emeishan ab und fahre (wie ursprünglich geplant) über Kunming nach Süden.

Noch Fragen? ;)

Date:    18 Nov 2009 13:03
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Hong Kong, Hong Kong, Hong Kong
Weather:    11° Mostly Cloudy

Hong Kong!

Ich komme gut aus dem Bett und verbringt die Zeit von 8:20 bis 9:20 Uhr mit einer spannenden Taxifahrt zum Flughafen. Pünktlich um halb elf hebt der Flieger ab. Ich bin der einzige Westler im Flieger.

Der Flug ist sehr angenehm. Es gibt was Gutes zu essen und kurz vor der Landung noch eine kleine Tanzaufführung von den Stewardessen. Im Hintergrund läuft das Werbevideo von Shenzhen-Airlines mit Pling-Pling-Musik und die Damen bewegen dazu asiatisch-gekonnt Hüfte und Hände im engen Korridor. Sehr anders, aber durchaus sympathisch. Versuche mir das in Deutschland vorzustellen. Mit Tuba-Mukke und Dirndl. :)

Nach kurzen zwei Stunden in der Luft zeichnen sich die ersten Fabrikgebäude von Shenzhen unter der dichten Nebeldecke ab. Und schwupp sitze ich auch schon im Bus Richtung Shenzhen-Bahnhof. Dort folge ich den Menschenmassen und erreiche die chinesische Grenze.

Am kompliziertesten gestaltet sich heute die Besorgung der "Health Declaration Form On Entry/Exit", die man im Zuge der Schweinegrippe etc. ausfüllen muss. Obwohl hier jeder mit solch einem Zettel in der Hand rumrennt, mag die Frau am Schalter mich nicht verstehen... Wo bekomme ich diesen Zettel? Nach einigem hin und her schnallt sie es dann und kramt zwei Zettel unter ihrer Ablage hervor.

GANZ anders wenige Meter später in Hong Kong: dort liegen diese Zettel direkt aus, man kann sich bedienen und es gibt einen Schalter, mit einem entsprechenden Schild. (Ja, man muss diesen Zettel bei der Ausreise von China und bei der Einreise nach Hong Kong ausfüllen. Die Zettel unterscheiden sich leicht voneinander, was Layout und Datenangaben angeht).

An der Passkontrolle gebe ich meine Ausreisekarte ab und erhalte meinen chinesischen Ausreisestempel. "Bye, bye China!", summe ich, da kommt unverhofft noch mal eine Sicherheitskontrolle auf chinesischer Seite!

Ich muss meine kleine Handtasche (Lenkertasche) öffnen, wobei dem Beamten der LonelyPlanet "China" in die Hand fällt. Mit kritischem Blick inspektiert er das Buch und mir zieht sich der Bauch zusammen: Ich meine mich zu erinnern, dass damals in Bischkek einige China-Reisende im YouthHostel über das Buch und die Grenzbeamten gesprochen haben. Irgendetwas war da...

Der Beamte erklärt mir: auf der Rückseite des Buches ist eine kleine Karte von China mit den Nachbarländern abgezeichnet. Chinesisches Territorium ist orange hervorgehoben. Taiwan ist NICHT hervorgehoben, weshalb die Karte - und damit das Buch - nicht in China eingeführt werden darf.

Ich argumentiere, dass ich mich ja auf der Ausreise befinde und der Beamte gibt mir mit einem leichten Schmunzeln zu verstehen, dass ich bei der Einreise aufpassen soll, sonst wird das Buch von den Grenzbeamten eingesackt!

Nach dieser kurzen Schrecksekunde folgt die finale Passkontrolle auf Hongkongs Seite, der Weg zum Zugbahnhof ist schon sichtbar!

Kurzes Tippen im Computer und zack! sitzt der Stempel für 90 Tage Aufenthalt im Pass. 90 Tage!! Die Welt kann so einfach sein! Ich bin happy!

Dann weiter, dem Menschenstrom nach, zum Bahnhof. Am freundlichen Ticket-Schalter erwerbe ich ein Ticket in die Stadt und steige in ein menschenleeres Abteil. Unglaublich: hier gibt es sogar "Quiet areas" und das aus London bekannte "Mind the gap!". Ich fühle mich rundum wohl. Alle können Englisch, Schilder sind zweisprachig chinesisch-englisch, der Zug sauber und ruhig.

Wenig später rollt der Zug durch die hüglige Landschaft in die Stadt ein. Während der Fahrt recherchiere ich nach einem Ort, wo ich mein Visum verlängern kann und finde auch ein Reisebüro fast direkt in Metro-Nähe.

Um kurz vor sechs Uhr setze ich meine Unterschrift unter den Visum-Antrag. Am Freitag Nachmittag kann ich das Visum abholen: 90 Tage, 1 Einreise (auf Wunsch auch zwei), gültig am 19.11.2009 für knapp 60 EUR. Ja ist denn schon Weihnachten? Das war mal einfach! Hoffentlich ist auch alles "China-konform".

Um die Ecke von dem Reisebüro finde ich ein Schild "Guesthouse". Mit 30 EUR ungewohnt teuer, aber für Hong Kong wohl OK. Die Straße ist recht ruhig und nicht so überlaufen wie die anderen.

Bei meinem kurzen Abstecher (300 Meter) an der Nathan Road entlang bin ich bestimmt 20 Mal angesprochen worden: Uhren, Hasch, "günstigere Unterkunft" und so weiter.

In meinem eigenen Zimmer kann ich hoffentlich zum erstmal für heute etwas durchatmen und meine Gedanken sortieren! Es war ein Wahnsinns Tag. Danke fürs Daumendrücken!

Liebe Grüße

Christian

Date:    25 Nov 2009 00:40
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Hong Kong, Hong Kong
Weather:    17° Foggy

Hong Kong kompakt

Wow! Jetzt bin ich schon eine Woche hier - unglaublich!

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/hongkong/

Die Tage vergehen so rasant, wie schon lange nicht mehr. Das Leben hier ist aufregend und schnell. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen - auch wenn man "nur" durch die Straßen schlendert. Zudem treffe ich Daniel (Bilder) und wir machen zusammen das Nachtleben unsicher! Es funktioniert noch!! :)

Hong Kong ist für mich wie London, nur "hoch". Die Hochhäuser sind omnipräsent. Ebenso der britische Touch. Es ist "very british" mit einer gehörigen Prise "Asien" - eine Mixtur, die ich sehr angenehm und erfrischend finde.

Die Nächte sind kurz, was auch am schnellen (!) Internet liegt. Endlich kann ich meine Bilder auf Flickr anständig verwalten und die Videos hochladen, die mich durch die langsame Verbindung in China fast zum Wahnsinn getrieben hätten. Zudem konnte ich ein Facebook-Konto erstellen und dort u.a. meine Reisekontakte einpflegen. Auch eure Tweets lesen sich ausgesprochen gut! Schön zu sehen, dass es zuhause ebenso rund läuft!

Alles in allem ist mein Ausflug nach Hong Kong wie ein kleiner Urlaub vom Urlaub. Die immerfort währenden Gedanken um Visa-Verlängerung, Routenplanung und Suche nach einer Unterkunft sind für eine kurze Zeit verschwunden und ich kann - trotz Smog - mal wieder wirklich westlich und tief durchatmen.

Ich befinde mich an einem Ort, an dem alles wunderbar einfach funktioniert und wo es soviel zu sehen gibt, dass ich gut und gerne mein 90-Tage-Visum aufbrauchen könnte. Das öffentliche Transportsystem ist ein Traum, ebenso das Essen und das Wetter. Trotz Sprachbarriere finde ich mich sofort zurecht und es gibt überall günstiges, sehr leckeres Essen. Als Dessert ist meist ein kleines Eis drin. Eine Stadt zum kugelrund werden!

Auch die Buchläden sind bestens sortiert und ich erhalte alle wichtigen Landkarten für meine Weiterfahrt.

Durch den Besuch hat sich mein Blick auf Hong Kong grundlegend geändert. Es ist weit mehr als nur eine große Stadt mit hohen Häusern! Vielmehr präsentiert sich hier eine wahnsinnig abwechslungsreiche Landschaft mit erstaunlich viel Grün, vermischt mit dem dunklen Blau der Südchinesischen See.

Besonders gut gefällt mir die Lamma-Insel (Bilder). Dort kann ich einen fantastischen Sonnenuntergang im Südchinesischen Meer bewundern. In einer nächtlichen Schifffahrt geht es, an der imposanten Skyline entlang, zurück nach Hong Hong Central.

Der heutige Ausflug auf Lantau Island ist leider nur kurz, da ich dort zu spät eintreffe (dennoch gibt es ein paar Bilder). Morgen werde ich einen erneuten Versuch wagen und dann weiter Richtung "New Territories" fahren (zur Übersichtskarte). Dort suche ich ein Hotel.

Hong Kong Stadt werde ich also morgen verlassen. Am Wochenende plane ich meine Ankunft in Guangzhou, wo ich Daniel noch mal treffe, bevor ich mich Richtung Chengdu bewege.

Adieu, Web 2.0! ;)

Date:    27 Nov 2009 05:25
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Guangzhou, Guangzhou, Guangdong, China

Ich bin in Guangzhou und wo bist Dou?

​26. bis 27. November

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622772498549 und

Meinen Hong Kong-Besuch schließe ich mit einer kleinen Trekking-Tour durch die "New Territories" ab. Im Wald von Brides Pool genieße ich den hübschen Wasserfall und die Ruhe ( ). Dann geht es frisch und erholt zurück ins laute China.

Der Grenzübertritt ist problemlos. Die Aufkleber auf dem LonelyPlanet-Cover bleiben trotzdem drauf (ich hatte Taiwan mit zahlreichen Preisschildern übergeklebt).

Auf der anderen Seite gibt es direkt einen herzlichen Empfang. Bis ich den Busbahnhof erreiche, muss ich mich von fünf "Maasaasch?"-hauchenden Frauen (Empfangsdamen) losreißen (der Masage-Service ist eindeutig zweideutig). Zum Glück finde ich schnell zum Bus nach Guangzhou und kann endlich meine Beine ausstrecken. Im BusTV kommt eine Mischung aus Karaoke zu chinesische Folklore und Naturbildern.

Während Leoparden Gazellen auseinander nehmen, säuselt die chinesische Sängerin irgendwas auf Chinesisch, im unteren Bildrand der Text zum Mitsingen. Zum Glück macht davon keiner der Reisenden Gebrauch und brummen ruhig über die Autobahn.

Den größten Teil der Fahrt träume ich von Hong Kong. Es war toll, hab viel gesehen und ein total neues Bild von Hong Kong. Den Kurzausflug bereue ich keineswegs, sondern fahre mit einem sehr guten Gefühl zurück.

In Guangzhou ist erstmal totaler Blindflug angesagt: Der Bus spuckt mich auf einem riesigen Busbahnhof aus und ich bin irgendwo in der Stadt angekommen.

Es ist stockdunkel. Ein Leitsystem oder Service-Schalter suche ich vergebens. Auch gibt es keine Menschen, die ich ansprechen könnte bzw. ansprechen mag. Um mich herum strömen dunkle Gestalten entweder irgendwo hin oder direkt auf mich zu.

So muss ich mich erstmal durch eine Menge von Moped- oder Taxifahreren kämpfen, die mir eine Fahrt zum "besten Hotel der Stadt" aufschwatzen wollen. Unter einer Laterne finde ich Licht und suche auf der Karte meine aktuelle Position. Vergebens! Es gibt mehrere Bus-Stationen, weshalb ich erstmal auf gut Glück die Richtung beibehalte - zurück zu den Abzockern will ich auf keinen Fall und mein Großstadtgespür sagt mir, dass ich richtig liege.

Ich folge weiter meinem Weg durch die dunklen Gassen, finde in einem Kiosk ein Telefon und rufe Daniel an. Er klärt mit dem Taxifahrer wo ich hin muss.

Dann geht alles sehr schnell: Taxi fahren, Daniel drücken, Hotel beziehen, Sushi essen, Stromberg gucken. Irgendwann falle ich übervoll an neuen Bildern und Cuba Libre ins Bett.

Für morgen plane ich moderates Sightseeing und einen Besuch am Perlfluss-Ufer.

Date:    29 Nov 2009 06:12
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Guangzhou, Guangzhou, Guangdong, China
Weather:    22° Clear

Das große Fressen - Guangzhou zeig mir Deine Küchen!

​27. bis 29. November

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622786987681

Die Stadt ist hektisch aufgekratzt - vor allem die Luft kommt mir sehr viel schmutziger vor, als in allen bisherigen Städten. Sie ist direkt spürbar, drückt und dampft, legt sich um einen. Wie eine Tiefgarage im Hochsommer.

Auch akustisch ist einiges los: es wird wieder gehupt, was die Tröte hergibt, viele Baustellen lärmen (auch nachts). Da heißt es entweder "dagegen halten" oder "Öhrstöpsel einlegen".

Mein kurzer (mehrstündiger) Trip vom Ufer durch die Stadt führt mich durch die Einkaufsmeile im Zentrum. Die Schildergasse in Köln ist dagegen - selbst am aller aller letzten Samstag vor Weihnachten - ein WITZ. Ich hab so was noch nie gesehen und bin froh, als ich wieder draußen bin.

Die U-Bahn ist - vor allem durch den direkten Vergleich mit Hong Kong - schmerzhaft eng und der Ticket-Kauf unverständlich und umständlich. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht...

Insgesamt ist alles herrlich chaotisch und mit einer Prise Humor und Gelassenheit kann ich das für ein paar Tage aushalten. Doch wehe der Magen knurrt! Daher verbringe ich die restliche Zeit mit der Erkundung kulinarischen Leckerbissen:

Am Freitag Abend gibt es Seafood. Das Restaurant liegt direkt am Perlfluss-Ufer und bietet einen guten Einblick in das Nachtleben.

Die Gerichte können nach Wunsch zusammengestellt werden. Dazu geht man mit der Kellnerin an großen Wasserbecken und Käfigen vorbei und zeigt dann auf den gewünschten "Inhalt". Von Muscheln, über Seeschlangen bis hin zu größeren Vögeln ist alles dabei. Als Snack kann man scharf-eingelegte Skorpione oder Schlangenhälften erhalten.

Am Samstag finden wir unweit vom Ufer ein deutsches Restaurant. Bei einem guten Maß Bier und deftiger Küche gedenke ich der Momente, als ich mit Noel in der Wüste diesen Moment herbei gesehnt hatte. Und jetzt bin ich hier, halte das Maß in der Hand, esse Fleischpflanzerl und Wiener Schnitzel. Unglaublich.

Sonntags erhalte ich eine weitere Lektion und genieße mittags Gutes aus der kantonesischen Küche - ein Traum! Das hoch gelobte - weil so abwechslungsreiche - Essen aus Sichuan (Sichuan cuisine) erscheint mir dagegen recht plump.

Um Missverständnisse vorzubeugen: Das Essen in Sichuan schmeckt mir sehr gut! Meist überwiegt dort jedoch die Chilli-Schärfe. Bei den hiesigen kantonesischen Gerichten wusste ich zum Beispiel gar nicht recht, wo die Schärfe herkommt. Es ist noch mehr ein Spiel mit den Geschmacksknospen. Ein Tanz auf der Zunge.

Das Abschiedsmahl: ein kleiner Sushi-Snack.

Das war's dann aber mit der Völlerei!

Morgen geht`s zurück nach Emeishan und dann über die Berge nach Kunming. Ich rechne mit eingeschränkter Versorgung und einem extra-harten Streckenprofil. Die paar Extrapfunde, die ich hier gesammelt habe, werden dann wohl wieder dahinschmelzen.

Ein weiterer Vorteil einer Radreise: man kann völlig ungeniert über die Stränge schlagen, sofern man die Kalorien danach wieder auf der Straße ablegt.

Date:    1 Dec 2009 06:36
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Guangzhou, Guangzhou, Guangdong, China
Weather:    21° Clear

Bye bye Guangzhou!

​30. November bis 1. Dezember

Die Tage in Guangzhou vergehen sehr schnell und am Montag fliege ich mit leichtem Abschiedsschmerz zurück nach Emeishan. Schön war`s! Danke Daniel für die tollen Tage!

Der Montag ist ein gutes Beispiel, wie unkompliziert man ohne Rad reisen kann:

Morgens mit dem Bus zum Flughafen, Last-Minute-Ticket am Schalter kaufen, vier Stunden später in Chengdu am Busbahnhof, sechs Stunden später bei Rondolf in Emeishan.

Klar ist das auch anstrengend - ich fühlte mich am Abend wie durchgespült - aber mit dem Rad ist sowas viel schwieriger. Schon alleine der Transfer zum Flughafen wäre um einiges nervenaufreibender gewesen. Ganz davon zu schweigen, die Strecke ganz mit dem Rad zu fahren. Vor allem in dieser Zeit!!

Nach dieser Episode aus "A Backpacker's Life" bin ich wieder froh bei meinem geliebten Rad zu sein und demnächst wieder in die Pedalen treten zu können.

Nach den aufregenden Tagen in Hong Kong und Guangzhou ist Emeishan regelrecht langweilig. Allein der Temperatursturz von "schwül-warm" zu "feuchtkalt" macht mir sehr zu schaffen. Nebenhöhlen zu, Kopfschmerz, Schnupfen.

Höhepunkt: ich treffe Ron wieder, mit dem ich durch die Taklamakan-Wüste geradelt bin. Wir planen eine gemeinsame Weiterfahrt nach Kunming voraussichtlich am Donnerstag.

Date:    3 Dec 2009 00:00
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Mount Emei, Emeishan, Sichuan, China

Gleich geht’s los

Bin am Montag wohlbehalten in Emeishan eingetroffen.

Die letzten Tage waren rasant. Der Szenen- und vor allem Temperaturwechsel "Hong Kong - Guangzhou - Emeishan" jedes Mal deutlich spürbar.

Heute geht's nach Ebian. Als nächste größere Stadt peile ich Xichang an.

Die Strecke führt am "Dafengding Natural Ecosystem Reserve" vorbei nach Meigu. Dort hoffe ich auf etwas Ruhe und Erholung vom chinesischen Trubel.

Die Chancen stehen gut, denn schon die "weiße Straße" auf der Karte (=Nebenstrecke) verspricht weniger Verkehr als die übervolle 213.

Date:    6 Dec 2009 10:06
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Xichang, Xichang, Sichuan, China
Weather:    19° Clear

Mit nassen Nikolausstiefeln nach Xichang

​3. bis 6. Dezember

Die letzten Tage zusammengefasst: Hardcore!

Durch Miesepeterwetter (trüb, nasskalt) geht es einmal über die ersten Vorläufer der Tibetischen Hochebene.

Dabei fängt es (wie so oft) entspannt und harmlos an: Ebian - die Stadt mit dem fehlenden D - erreiche ich frisch und fröhlich. Trotz langer Radpause läuft es gut. Ein Hotel ist schnell gefunden.

Das Verkehrschaos vor dem Hotel ist keine spontane Verstopfung - wie ich zuerst angenommen habe - sondern chronisch. Durch diese Gasse drückt sich offenbar der gesamte Verkehr der Stadt. Die Straße ist hoffnungslos verstopft und es wird gehupt wie verrückt.

Ich habe lange gesucht und es endlich gefunden: Hier, genau hier vor dem Hotel, liegt Chinas Epizentrum des Hup-Wahnsinns. Schlimmer geht es nicht mehr! Durch die enge Häusergasse wird der Schall noch mehr gebündelt und NOCH schmerzhafter. Mir ist es unbegreiflich, wie man hier länger als eine Minute auf der Straße stehen kann.

Besonders praktisch: das Zimmer liegt genau zur Straße und das Fenster bleibt immer einen Spalt offen - offenbar hat sich hier der Installateur verrechnet. Komplett geschlossen bekomme ich es jedenfalls nicht. Die Nacht ist daher laut, Auspuff-lastig und kalt.

Dennoch verläuft der erste Radeltag entspannt und gut. Straße und Landschaft sind OK. Das diesige Wetter versaut leider viele schöne Ausblicke ins Tal.

Am nächsten Morgen steigen wir nach kurzem Frühstück von 700 Metern üNN auf 3000. Es geht immer wieder am Fluss runter auf unter 1000 und dann wieder rauf, meist am Ende kleiner Dörfer, wo sich dann problemlos kleine Kinder oder Matcho-Mofafahrer an unser Hinterrad klemmen können.

Wenn ich eins auf meiner Reise gelernt habe, so ist es "ignorieren" bzw. "Tunnelblick optimieren". Es ist noch nicht perfekt, aber oft ausreichend.

Der Freitag, der so harmlos und entspannt angefangen hat, entpuppt sich als echte harte Nuss - Kategorie "eine der härtesten Etappen".

Das Tagesziel "Hongxi" mag und mag einfach nicht näher kommen. Immer noch eine Kurve, darauf noch eine Steigung - alles in stockdunkler Nacht.

Die kleinen Häusersiedlungen am Wegesrand sind gespenstig ruhig und dunkel. Und plötzlich wie aus dem Nichts: Schlammpiste. Der Asphalt verschwindet und große, glitschige Steine machen das Vorankommen zur Qual. Ab hier ist Absteigen angesagt.

Nach über einer Stunde schieben schmerzen meine Handgelenke. Der Schlamm an den Reifen wird immer zäher. Das Thermometer zeigt Minusgrade - er gefriert!

Gepaart mit Eisregen und tiefen Pfützen wird das mit jedem Meter eine größere Herausforderung. Die Schuhe sind nass, aber zum Glück bleiben meine Füße trocken.

Links die senkrechte Bergwand, rechts nach zwei, drei Metern steiler Abgrund - so jedenfalls meine Vermutung, denn die Sicht ist unter 10 Metern.

Nach zwei Stunden erschweren leichte optische Täuschungen die Orientierung. Plötzlich ist links wieder freie Sicht, so scheint es. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das aber als Schnee, der im fahlen Licht sehr anders aussieht.

Trotz der widrigen Verhältnisse bin ich relativ ruhig und zuversichtlich, dass der Tag gut ausgehen wird. Schließlich finden wir in einer kleinen Parkbucht Platz für unser Zelt und fallen um kurz vor zwei Uhr in tiefen Schlaf.

Um vier Uhr zieht ein heftiger Sturm übers Zelt hinweg. Bange Minuten. Haben wir die Heringe fest genug eingedrückt? Ja, es bleibt sicher stehen.

Am nächsten Morgen sehen wir zum ersten Mal unsere Umgebung richtig. Die Nähe zum Abgrund wird im schwachen Sonnenlicht doch um einiges deutlicher.

Der Wind hat den Nebel weitestgehend vertrieben und als kleine Entschädigung bietet sich ein schöner Blick ins Tal. Auch der Gipfel ist sichtbar!

Den letzten Kilometer geht es im Schatten des Berges nur in Minischritten voran. Die Straße ist spiegelglatt und nochmal extra-steil.

Als sich die Straße ebnet, entspannt sich auch Geist und Körper - das wäre geschafft!

Am Seitenrand tucker' ich langsam den Berg hinunter. Immer wieder muss ich anhalten, denn die neue, eingefrorene Landschaft mit dem gespenstigem Hochnebel ist herrlich bizarr.

Irgendwann kommt dann die Sonne raus und zeigt dem Trübsal, was eine Harke ist. Im Nu ändert sich das Wetter, die Straße und das Gemüt.

Rad und Straße sind nach wenigen Metern trocken, die letzten Eisklumpen verdampfen regelrecht oder fallen angewidert vom Rad. Endlich kann ich nach kirgisischer Manier den Berg runter "brettern".

Tatsächlich erinnert mich das ganze Szenario sehr an die kirgisischen Etappen (auch der "Nervfaktor" der Menschen ist annähernd gleich).

Im Tal wird der Belag wieder asphaltiert und laaangweiliger, dafür aber schneller, und eine gute halbe Stunde später erreiche ich das nächste Dorf.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Hongxi und entschließen, im hiesigen "Hotel" ein Zimmer zu nehmen. Die warme Dusche ist kalt und auf dem Gang feiern die Chinesen ihr Wochenende. Es ist durchgehend laut und ungemütlich.

Morgens um 6 Uhr rotzt ein Gast dermaßen laut auf den Gang, dass ich denke, er kotzt gleich gegen meine Tür. Unangenehm. Unnötig.

Dabei haben wir uns für den morgigen Sonntag ein besonderes Schmankerl ausgesucht: Wir wollen den Weg bis nach Xichang in einem Rutsch durchziehen. Gut 150 Kilometer - eine große Etappe mit anspruchsvollem Profil.

Um 8 Uhr sitzen wir im Sattel und treten in die Pedalen.

Der Weg schlängelt sich meist hübsch bergab flussabwärts Richtung Meigu. (Wichtig: "flussabwärts" ist nicht gleich "nur bergab"! Es kann durchaus der ein oder andere knackige Anstieg drin sein).

Die ersten vierzig Kilometer sind sehr schnell und leicht. Leider versteckt sich die Sonne hinter dichten Wolken. Ab Meigu ist es dann genau umgekehrt: ab jetzt geht es mal hoch, mal tief flussaufwärts Richtung Zhaojue. Die Straße wird eng und schlechter. Dafür knallt die Sonne. Ein fairer Tausch.

Besonders nervig ist aber wieder das ständige Gehupe.

Kleine und große Busse, 4-Radantrieb-Kollosse, Kleinwagen, Mofas und Dreirädern - alle hupen. Vor jeder Kurve, nach jeder Kurve, vor jedem Hügel, nach jedem Hügel, vor jedem Überholmanöver, bei jedem Überholmanöver und auch gerne einfach mal so, um mitzuteilen, das man "da ist". Man weiß ja nie, was passieren kann.

Besonders erwähnenswert sind die grün-weißen Kleinbusse (Dorf-Taxi). Ständig überholt mich eines dieser Dinger und zu 80 Prozent hängt mindestens ein Kopf aus dem Fenster und kübelt, hat gekübelt oder bereitet sich auf den nächsten Schub vor.

Die meisten Busse haben auf jeder Seite unter den Fenstern hellbraune Kotzflecken, . Auf der Straße liegen öfter kleine Häufchen und Spritzer. Unachtsamkeit wird bestraft: einmal länger ins Tal geschaut und schon hört man unterm Reifen "schwiff schwiff schwiff". Volltreffer!

Das ist NICHT lustig, denn bei den vielen Kurven und dem sehr aggressiven Fahrstil der Busfahrer es kann jeden treffen! Vor allem wenn man schön langsam rechts am Straßenrand fährt.

Sonst ist die Strecke langweilig. Die Dörfer unsympathisch und laut. Nur einmal machen wir Halt und frühstücken eine Nudelsuppe. Sonst ist Flüssignahrung das Mittel der Wahl.

Am Ende des Tages stehe ich irgendwie auf einem 3300 Pass und genieße die Abendsonne, wie sie hinterm Himalaya untergeht. Wahnsinn!

Bis nach Xichang sind es noch 40 bis 50 Kilometer, diesmal jedoch schööön bergab, so die logische Schlussfolgerung . Denn Xichang liegt an einem Fluss, also tiefer.

Wir entscheiden uns, diesmal auf Campen zu verzichten und das Vorhaben durchzuziehen. In der Stadt gibt es sicher ein Hotel und wenn alles gut läuft sind wir gegen 21 Uhr dort.

Wir rollen also bergab und nach wenigen hundert Metern ein Schreck: es geht wieder stramm bergauf. Oh weh!

War das doch nicht das Ende der Fahnenstange? Doch! Das war die letzte Steigung. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Und wie.

Mit allen Lichtern und Reflektoren ausgestattet brettern wir die Straße runter. Die Abfahrt dauert Stunden und geht mächtig auf die Konzentration. Trotz guter Lichtmaschine hat man trotzdem immer nur einen kleinen Ausschnitt geradeaus. Die Stirnlampe reicht kaum aus, um die Kurve ordentlich auszuleuchten.

Dazu ist die Straße in schlechtem Zustand und öfter müssen wir Steinen und Schlaglöchern ausweichen. Zum Glück ist die Straße kaum befahren, doch die wenigen Gegenlichter genügen, um jedesmal kurz zu "erblinden" und in die Bremsen zu gehen.

Sonst ist es stockdunkel. Wirklich kein Licht außer unseren. Der Sternenhimmel dadurch beeindruckend! Die Milchstraße zum greifen nah. Trotz leichtem Zeitdruck machen wir zweimal Halt und genießen die Ruhe und Dunkelheit. Schwer zu begreifen. Trotz oder gerade wegen der harten Arbeit wunderschön.

Um kurz vor 22 Uhr beziehen wir in Xichang unser warmes Hotelzimmer. Die Dusche ist super, nebenan gibt es ein Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten.

Wir klären noch an der Rezeption, wie wir am besten zum Bahnhof kommen, dann schlafen wir ein.

Am Morgen fahren wir zum Bahnhof, ich besorge zwei Tickets für den nächsten Zug und wir geben unsere Räder sowie das schwere Gepäck ab. Läuft alles wie am Schnürchen. Nur mit nötigstem Gepäck fahren wir dann zurück in die Stadt und schauen uns um.

Die Stadt ist unspektakulär, so dass wir die Zeit dort ohne schlechtes Gewissen mit Frühstück und diversen Mittagessen verbringen. Um kurz nach 20 Uhr steigen wir in den Zug, beziehen unser Hardsleeper-Appartement (2x3er Hochbetten) und schlafen dort recht bald ein.

Date:    8 Dec 2009 11:16
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Kunming, Kunming, Yunnan, China

Gedanken einer Zugfahrt

Morgen früh um kurz vor 6 kommen wir in Kunming an. Kunming - ein großer, wichtiger Meilenstein meiner Reise! Dort besorge ich die restlichen Visa für die kommenden Länder und mache mich auf nach Südostasien.

Sonst habe ich alles, was ich brauche und fühle mich gut ausgerüstet. Nur wenige Sachen / Kleinigkeiten habe ich bisher vermisst.

Neu gekauft habe ich:

  • 1 x Wanderssandalen
  • 1 x leichte Halbschuhe ohne Schnürsenkel (mit Sandalen durch die dreckige Stadt ist eklig)
  • 1 x Mehrweg-Essstäbchen
  • 1 x USB-SD-Kartenlesegerät. Schont den Akku der Kamera. Nur wenige Computer haben SD-Leseslot.
  • 2 x Mini-Thermometer
  • 1 x Mini-Kompass und LED-Licht für die Hosentasche (gut für Orientierung in der Stadt)
  • 1 x Mini-Lautsprecher für iPod
  • 1 x schwarze Sportsocken. Schwarz sieht einfach besser aus ;)
  • Diverse Landkarten (Wichtig: Landkarten in der Landessprache bevorzugen!)
  • neue Musik und Programme für den iPod-Touch

Wirklich SEHR schön ist, dass ich dank iPod-Touch neue Musik, Spiele und Wörterbücher laden kann. Das ist echt top! Wenn der Akku länger halten würde, wäre es noch etwas besser, aber ist bisher nur selten ein richtiges Problem gewesen.

  • Diverse Wörterbücher / Phrasebooks

Sehr vermisst, aber in keinem Buchladen Chinas gefunden, habe ich "Kauderwelsch Chinesisch". Das "Kauderwelsch Russisch" hat mir in Russland sehr weiter geholfen. Da habe ich mir oft gedacht: "Hätte ich dieses kleine Buch doch noch mitgenommen"... Diese Kommunikationsstütze wäre gerade am Anfang echt gut gewesen. Es macht unheimlich viel aus, wenn man etwas Chinesisch sprechen kann, echt unglaublich!

Kaum bis gar nicht genutzt habe ich bis jetzt:

  • Internationaler Stromadapter. Überall konnte ich bis her unsere 2-Pin-Stecker einstecken. Hat mich sehr überrascht.
  • Wanderschuhe (sind schon seit Kashgar in Deutschland)
  • Adressen-Stempel (alle Anträge muss man per Hand ausfüllen)
  • Geodreieck, Mini-Spiele, Tinte
    1. "warmes" T-Shirt. Die Winterklamotten und Zelt sind auf dem Weg nach Hause.
  • Multitool-Werkzeug, das Micro-Tool ist dagegen fast im Dauereinsatz (Schere, Flaschenöffner, Nagelpflege)
  • Rasierer :-D

Das Zelt ist im Nachhinein für eine Radtour eher ungeeignet, da zu groß, schwer und umständlich beim Aufbauen. Noels Zelt hat mir da besser gefallen (SeedhouseSL2) – schon deshalb, weil er es IMMER schneller aufgebaut hatte als ich :)

Allgemein spüre ich momentan sehr stark, wie wenig Lust ich auf diese ganzen Touristen-Attraktionen habe. Wo man überall gewesen sein MUSS… schrecklich.

Das zieht mich gar nicht an (es ist meist überlaufen, anstrengend und teuer). Irgendwie schade, denn gerade durch das neue, lange Visum hätte ich die Möglichkeit, mir viel anzuschauen. Dazu kommt, dass es halt auch Winter wird in China und damit kalt und unfreundlich.

Ich sehne mich nach mehr Grün und weniger Verkehr. Daher bleibe ich beim ursprünglichen Plan und sehe zu, dass ich runter in den Süden komme.

Fast sieben Monate bin ich nun unterwegs und immer noch habe ich oft das Gefühl, dass es jetzt erst richtig anfängt. Ich bin hochgespannt auf die neuen Länder, versuche aber, die Erwartungen möglichst weit unten zu halten (Kirgistan-Syndrom).

Abschließend noch ein Gedanke für alle, die einen Besuch in China planen: wenn ich nochmal nach China reise, dann über Hong Kong. Dort das 90-Tage-China-Visum besorgen und den Jetlag ausfeiern. Anschließend schön über die New Territories (Strand und Natur genießen!) hoch aufs Mainland oder nach Macau (habe leider auf einen Besuch dort verzichtet, soll aber interessant sein). In China dann links Richtung Yunnan reisen oder von Shenzhen oder Guangzhou nach Peking fliegen… oder oder oder.

Date:    10 Dec 2009 11:35
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    The Hump Youth Hostel 驼峰国际青年旅舍, Kunming, Yunnan, China
Weather:    15° Clear

This is your celebration! - Festtagsstimmung in Kunming

Die Stadt empfängt mich mit Sonnenschein und frühlingshaften Wetter. Wow! Raus aus dem Pelz!

Das Youth Hostel ist zentral gelegen und recht sympathisch, das 4er-Zimmer hell und freundlich.

Das erste Visum habe ich schon: Thailand. Gab es sogar kostenfrei. Leider weiß ich nicht, ob meinem Wunsch nach einem 60-Tage-Visum nachgekommen ist... wir sollen das dann nochmal vor Ort erfragen. Genau das wollte ich eigentlich vermeiden.

Heute habe ich den Antrag für Myanmar abgegeben. In einer Woche erhalte ich Bescheid, ob ich das Visum erhalte.

So lange werde ich mir hier die Zeit vertreiben, den Chinesen beim Weihnachtstreiben zuschauen und mein rechtes Knie kurieren, das seit Xichang etwas schmerzt. Es gibt sogar gutes deutsches Bier! Bilder: Zur Weihnachtslage: Überall in den Läden wird Weihnachtsmusik gespielt (war auch schon in Hong Kong so). An jeder Ecke stehen Weihnachtsbäume oder klettern Weihnachtsmänner.

"This is your celebration!" strahlt mich die Mitarbeiterin vom Hostel an, als ich das Treiben hier lachend bestaune. Verrückt!

Date:    15 Dec 2009 14:59
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    The Hump Youth Hostel 驼峰国际青年旅舍, Kunming, Yunnan, China
Weather:    11° Partly Cloudy

Abfahrt Richtung Laos!

Es gibt wunderbare Neuigkeiten aus Kunming:

Heute habe ich das Visum sowie das offizielle Einreise-Schreiben für Myanmar erhalten! Somit kann ich morgen weiter Richtung Süden reisen. Juhu!

Meine geplante Strecke führt über Yuangjiang, Jinghong, Mengla runter bis zur Grenze zu Laos.

Vorgestern Abend saß ich lange mit einen Israeli über der Landkarte von Laos.

Er liebt das Land und hat mich mit Reisefieber angesteckt, dass ich jedoch bewusst niedrig halten werde. Passend dazu habe ich festgestellt, dass mein Fieberthermometer in der Bergkälte seinen Geist aufgegeben hat. Das Quecksilber bewegt sich jedenfalls kein Stück mehr (Tipp: Digital- anstatt klassischem Thermometer mitnehmen!).

In Kunming hält mich nichts mehr. Der Weihnachtswahn ist kaum noch auszuhalten. Überall ist es "überdekoriert" mit kitschigem Weihnachtskack und wenn etwas dämlich aussieht, sind es kleine Chinesen mit knallroten Nikolaus-Baumelmützen.

Auch die chinesischen Versionen von "Jingle Bells" und "White Christmas" sind schön schief schrecklich!

Und richtig - nach Weihnachten kommt: Silvester! Wofür man sich hier auch schon schön westlich schmückt.

Was bin ich froh, wenn ich mich auf Elephantenpirsch im tropischen Regenwald machen kann! Denn das wird in der kommenden Gegend möglich sein.

Bilder: http://de.wikipedia.org/wiki/Xishuangbanna + http://www.flickr.com/photos/tags/xishuangbanna/clusters/china-yunnan-dai/

Wenn die Ergebnisse meiner Recherche stimmen, verlasse ich mit Kunming auch die letzte richtig große Stadt auf meiner Reise. Ab jetzt wird alles wieder "etwas kleiner". Die größten Städte – Bangkok und Singapore – haben weniger Einwohner als Kunming. Von den Städten in Laos mal ganz zu schweigen. Mal sehen, wie ich mich da zurecht finde ;)

Momentaner Planungsstand zur Radreise-Route:

Ich werde versuchen, Laos von Norden bis Süden zu durchqueren.

Städte:

  • Luang Nam Tha
  • Luang Prabang
  • Viangchan / Vientiane
  • Phonsavan
  • Pakxe

Bei Pakxe fahre ich rüber nach Thailand.

Wenn ich noch Zeit und Lust habe, fahre ich in Thailand einmal quer hoch bis hoch bis nach Mae Sai. In Mae Sai gibt es einen Grenzübergang nach Myanmar. In Myanmar fahre ich dann auf der "4" Richtung Inle See.

Vor dort hoch nach Mandalay und anschließend nach Minbu, Prome, Yangon und dann bei Mae Sot wieder nach Thailand rein.

In Thailand fahre ich strickt nach Süden - vielleicht mit einem kleinen Abstecher nach Bangkok, wenn ich Zeit und Lust auf Großstadt habe (also eher nicht). Ansonsten würde ich auf der "4" direkt runter fahren nach Malaysia.

In Malaysia fahre ich voraussichtlich die "3" an der Ostküste runter bis zur Fähre nach Singapore. Die Westküste soll eher langweilig sein. Und Kuala Lumpur et al interessieren mich nicht die Bohne.

Soweit der Planungsstand. Änderungen vorbehalten. Details über die genannten Städte gibt es auf Wikipedia.

Date:    15 Dec 2009 15:24
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    The Hump Youth Hostel 驼峰国际青年旅舍, Kunming, Yunnan, China
Weather:    10° Partly Cloudy

Weihnachten und so

Ich wünsche euch ruhige Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Lasst euch schön bescheren und genießt die Feiertage!

Um 0 Uhr eurer Zeit werde ich mithilfe von Ambiance (http://ambiance.urbanapps.com/about) ein ordentliches Feuerwerk auf meinem iPod abfackeln und an euch denken!

Date:    15 Dec 2009 20:18
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    The Hump Youth Hostel 驼峰国际青年旅舍, Kunming, Yunnan, China
Weather:    5° Clear

Silvester am Katzenberg

Man soll den Morgen nicht vor dem Abend loben:

Kaum ist der Post zu meiner weiteren Reiseroute abgeschickt, flattert eine E-Mail vom China Daniel ein: Silvesterplanung.

Kurz und gut: der Süden muss warten, ich fahre morgen erstmal weiter Richtung Osten - Fernziel Guilin.

Zum Jahreswechsel wird dann auf dem Li Fluss eine Flasche Schampus geköpft (je nach Kapazität des Kutters auch mehr). Nach dem Wochenende geht es dann per Velo zurück nach Kunming, wo ich meine ursprüngliche Route wieder aufnehme (siehe vorherigen Post).

Die Reisezeit nach Guilin wird in Radfahrerkreisen mit 3 Wochen angegeben, weshalb ich (mal wieder) die Zugverbindungen prüfe.

Den Großteil der Strecke mag ich unbedingt per Rad erfahren, denn was Landschaft und Ursprünglichkeit angeht, soll die Strecke besonders reizvoll sein...

Mehr dazu im neuen Jahr ;)

Date:    29 Dec 2009 21:16
Tags:    Blog, China, Reise
Location:    Guilin, Guilin, Guangxi, China
Weather:    8° Foggy

Silvesta in den sieben Bergen

​29. Dezember 2009 bis 3. Januar 2010

Bilder: http://www.flickr.com/photos/christian-trabold/tags/guangxi/

Noch zweimal schlafen, dann ist Silvester!

An meinem Bett gibt es jedoch schon heute ein kleines Feuerwerk: in meinem USB-Ladegerät brennt ein Kondensator durch. Popp! Als ich aufwache, funktioniert es nicht mehr und ich kann meinen iPod für die lange Zugfahrt wohl vergessen.

Die Suche nach Ersatz in Kunming und Guilin ist - nicht zuletzt wegen mangelnder Sprachkenntnisse - nervenaufreibend, aber schlussendlich erhalte ich in Guilin adäquaten Ersatz der sogar funktioniert.

Am Abend gehen Daniel und ich fein aus und genießen bei gutem Dornfelder das Essen.

Am nächsten Morgen geht es kurz nach 8 Uhr los: Berge gucken, Chinesen bewundern und den Touristen-Neppern ausweichen.

Trotz trübem Wetter und leichtem Kater ist die Fahrt auf dem Li Fluss nach Yuangsho schön und amüsant. Daniel und ich schließen uns einer chinesischen Reisegruppe an (weil günstiger und potentiell auch lustiger) und genießen die mehrstündige Bootsfahrt durch die herrliche Landschaft. Ständig gibt es was zu sehen.

Am Silvesterabend sind die Batterien durch die vielen Eindrücke bzw. Einflüsse leider etwas leer, was sich auch durch einen kleinen Erholungsschlaf kaum ändert.

Dazu kommt, dass in der Stadt so gar keine Silvesterstimmung herrscht. Ok - ein paar Ausländer feuern spontan ein kleines Feuerwerk ab und grölen den Countdown runter - was ich eher peinlich finde - sonst ist tote Hose in Sachen Silvesterstimmung. Seltsam.

Die kurzen Nächte vorher haben eine ungeahnte Bettschwere mit sich gebracht, der ich mich mit leichtem schlechten Gewissen füge. Um kurz nach 1 Uhr liegen wir im Bett.

Dafür geht es am Neujahrsmorgen frisch und munter mit dem Rad zum Moon Hill - einem AAAA-TOP-Scenic-Spot, der wirklich beeindruckend und für chinesische Verhältnisse sogar recht ruhig ist.

Am zweite Tag im neuen Jahr fegen wir mit Segways am Li Fluss entlang und genießen "schwebend" die tolle Landschaft. Nach einer kurzen Übungseinheit fährt sich das Segway beeindruckend leicht und intuitiv. Toll! Also wer noch kein Weihnachtsgeschenk für mich hat... :)

Abends schauen wir den Kormoranen beim Nachtfischen zu. Ultratouri, aber dennoch beeindruckend.

Dann geht alles sehr schnell: Sonntag ist Rückfahrttag und wir fahren mit dem Taxi zum Flughafen in Guilin. Dort verabschiede ich mich von Daniel und reise weiter Richtung Guilin Bahnhof, wo ich um kurz vor 17 Uhr in den Zug zurück nach Kunming sitze.

Die Rückfahrt ist wesentlich ruhiger als die Herfahrt. Mit R.E.M "Drive" im Ohr liege ich auf den Rücken meines Liegebetts, blicke in den sternenklaren Himmel und sehe die Schatten der Karsthügel an mir vorbei rauschen.

Ein schöner Abschied von China!

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